Vitamin-D-Haushalt der Helden

Elsurion

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Hallo zusammen!

Kürzlich bin ich über einen Artikel gestolpert, in dem eine Biologin darlegt, dass Hobbits und Zwerge wohl deshalb über die Orks triumphieren konnten, weil sie sich ausgewogener ernähren, mehr an der Sonne sind und somit ihr Vitamin-D-Haushalt besser aussieht: http://scienceblogs.de/meertext/201...erge-besiegen-orks-vitamin-d-machts-moeglich/

Ich bin jetzt einige Zeit aus dem Rollenspielgeschäft raus gewesen (und ein Neueinstieg soll jetzt mit Der eine Ring sein), aber "Essen" war jetzt nie das große Thema in den Spielen. Man hat gegessen, man hat Rationen auf Reisen mitgeführt, aber was das war, wie das geschmeckt hat, wie es zubereitet wurde, ob erst gejagt werden musste oder gar wie es sich auf den Körper ausgewirkt hat, wurde komplett ausgeblendet. Da ich -wie ca. 98% der männlichen Bevölkerung auch- "Hobbykoch" bin (oder eher Hobbyesser), finde ich das direkt etwas schade.

Mir würde so vorschweben, dass man mal detaillierter z.B. auf das Essen eingeht, das etwa in Wirtshäusern oder bei sonstigen Gastgebern serviert wird (evtl. haben manche Charaktere auch eine Abneigung gegen best. Speisen und der Gastgeber wird verstimmt?). Haben die Helden auf Reisen die Möglichkeit zu kochen? Führen sie Gewürze mit? Nach einem besonders üppigen Mahl kann man ja auch mal einen Bonuspunkt regenerieren oder auch in einem Kampf automatisch die Initiative bekommen. Freilich soll das jetzt nicht den eigentlichen Plot überdecken (die dämonischen Horden haben das Dorf niedergemetzelt, aber ich hab sowas von lecker gegessen... +20AP), aber so ein klein wenig davon, um für mehr Stimmung zu sorgen, wäre schon klasse.

Bevor ich jetzt einen gesundheitlichen Fragebogen für die Helden austüftle, um ihren Vitamin-D-Haushalt zu bestimmen (die Gesichter würde ich ja zu gerne sehen!) und einen neuen Charakterwert einführe;) , wollte ich mal bei Praktikern anfragen, ob jemand von euch die Essensfrage eingehender ausspielt. Wenn nein, warum blendet ihr es aus (Gründe abseits von "ist mir egal, ich will Orks metzeln")? Wenn ja, wie macht ihr es und auf was muss man achten, um sich nicht zu verzetteln oder den Spielfluss zu sehr in Stocken zu bringen)?

Und abseits dieser Fragen: Habt ihr evtl. Quellen für fantasytaugliche Rezepte? Dass man ein wenig Munition hat, wenn man das den Helden vorgesetzte Mahl beschreibt...

Vielen Dank für euren Input!
Elsurion
 
Bevor ich jetzt einen gesundheitlichen Fragebogen für die Helden austüftle, um ihren Vitamin-D-Haushalt zu bestimmen (die Gesichter würde ich ja zu gerne sehen!) und einen neuen Charakterwert einführe;) , wollte ich mal bei Praktikern anfragen, ob jemand von euch die Essensfrage eingehender ausspielt.
Auf keinen Fall. Die ausgewogene Ernährung unserer SCs ist mir genau so egal wie die von anderen fiktiven Figuren wie Captain Kirk oder Legolas. Es gibt vielleicht Situationen, in welchen durch besondere Charaktereigenschaften (Essensstörung, Allergie) oder Szenarien (Treck durch die Sahara) der Ernährung eine besondere Bedeutung zukommt, aber abgesehen davon ist es mir piep. Selbst in solchen Situationen versuche ich es aber mit ein Minimum an Komplexität zu handhaben.

Ich hab mal von einem GURPS Quellenbuch gehört, in welchem über die Ernährungsmenge auf Kilokalorie runtergebrochen buchgehalten wird. Das ist für uns ein Abschreckungsbeispiel und ein Witz.
 
Ich finde es gelegentlich ganz witzig, wenn man zB wie bei DSA auf so etwas wie Kochen würfelt. Da kommen dann ganz unterhaltsame Szenen zustande. Mein Thorwaler hatte ein paar wenige Punkte auf dem Talent, was er so zustande brachte entsprach in etwa der Beschreibung der thorwalischen Küche, was zu Magenverstimmungen der Mitreisenden führte...
 
Wenn es, wie Maeschda schon geschrieben hat, im Mittelpunkt steht, halte ich das für interessant und bereichernd. Andernfalls stört es wahrscheinlich eher.

Ein System, dass eine Nährwertressourcenkontrolle oder sowas einbaut wäre auf jeden Fall mal was (für mich) Neues. In einem Endzeitsetting oder einem mit extremen Lebensbedingungen (Eis, Wüste etc.) könnte das sicher auch spannend sein. Ich war immer einer der ersten, der bei Videospielen wie Skyrim Frostfall und Needs installiert hat, um ein bisschen survival-feeling zu bekommen. Das kann sicher auch am Tisch Spaß machen. Ich hab eh in letzter Zeit immer mehr Bock ein post-apokalyptisches Szenario zu spielen...
 
wollte ich mal bei Praktikern anfragen, ob jemand von euch die Essensfrage eingehender ausspielt. Wenn nein, warum blendet ihr es aus (Gründe abseits von "ist mir egal, ich will Orks metzeln")?
Mich persönlich interessiert weder essen noch kochen im größeren Ausmaß.
Das heißt meine Ernährung besteht zu meist aus Fertiggerichten - ein Bereich in dem Deutschland m.E. weit hiner Belgien zurück steht - und dementsprechend gering ist meine Motivation sich über die Ernährung meiner Charaktere mehr Gedanken zu machen als über die meinige. Ganz abgesehen davon das ein Großteil meiner Charaktere hinsichtlich der Ernährung eher eingeschränkt sind.

Ich persönlich finde auch Schilderungen von Essen in der Unterhaltungsliteratur (Lord of the Rings, Song of Ice and Fire) nicht spannend und tendiere dazu etwaige Beschreibungen derart schnell zu vergessen das ich mich fragte wieso man zu den zuvor genannten Werken überhaupt Kochbücher schreibt.

Daneben sehe ich auch nicht wirklich wie man Kochen, Essen und das Resultat daraus wirklich ansprechend umsetzen kann. Weniger das man einen Koch spielt, das kann ich mir durchaus vorstellen, als der Fokus auf dem Essen.
Vielleicht gibt es da bei Ryuutama die ein oder andere Anregung.

Ansonsten nehme ich an das der Bericht eher humoristisch gemeint ist. Wie auch in den Kommentaren herausgestellt wird. Lebt doch allein der normale Zwerg bei Tolkien eher unter der Erde.
 
Ich hatte mal eine Spielerin die jedesmal wenn sie auf "Überleben" gewürfelt hat um festzustellen wieviele Nahrungsrationen sie findet (und wieviele Rationen des Reiseproviantes weggestrichen werden mussten) beschrieben hat was sie gefunden hat und wie sie es zubereitet.
Hörte sich dann in etwa so an: "Mh, nur eine Ration.....ich backe aus einigen gefundenen Vogeleiern und ein paar frischen Pfifferlingen ein kleines Omelet, mit Speck aus unseren Proviant. Aus dem Mehl unserer Rationen gibt es dazu Brotbratlinge." Oder "Ha, vier Rationen für unsere Fünfer-Gruppe. Heute gibt es Kaninchenbraten, gefüllt mit den Trockenfrüchten unserer Rationen. Als Nachspeise eine Handvoll frischer Beeren."
Fand ich erstaunlich was sie immer aus dem Handgelenk geschüttelt hat. :)

Bei Savage Worlds hab ich schon mal eine Runde Bennies (Glückspunkte) verteilt wenn die Gruppe während der Zombie-Apokalypse eine gut organisierte Gruppe gefunden hat die genu Nahrung, Strom und Duschen hatte. "Erst jetzt, als ihr das erste Mal seit zwei Wochen frisch geduscht seit, und Zähne geputzt habt merk ihr wie sehr ihr gestunken habt. Das hervorragende Essen, Kaffe und Kuchen tut ein übriges, ihr schöpft neue Hoffnung. Ein Bennie für alle!"
 
Wenn nein, warum blendet ihr es aus (Gründe abseits von "ist mir egal, ich will Orks metzeln")?

Die Frage müsste doch anders herum sein: Warum sollte man sich damit beschäftigen?

Schauen wir mmal in andere Medien: Dort hat Essen häufig folgende Funktionen.
- Es veranschaulicht die Fremdheit einer Kultur.
- Es dient als stärkendes Heilmittel. (Wenn z.B. der halb erforene Wanderer Suppe bekommt.)
- Es dient als Transportmedium für Gift.
- Es kann zeigen dass eine Gruppe Zusammengehörigkeitsgefühl hat. Gerne in rustikaler Umgebung.
- Es kann zeigen, dass gewisse Figuren dekadent sind.
- Es kann als Erkennungsmerkmal einer Figur dienen. (Schokoladeneis mit Schokoladenmouse und Schokosträuseln für Frau Troi.)
- Es kann knapp sein und dadurch eine Notsituation bedeuten.

In all diesen Situationen habe ich es auch schon beim Rollenspiel erlebt.
 
Genau, man kümmert sich darum, wenn es spielrelevant wird. Um (wie 1of3 sagte) zum Beispiel die Andersartigkeit einer Kultur zu beschreiben oder wenn Char X Herzog Y mit einer Soße beeindrucken möchte.
By the way (weil es hier genannt wurde): Im realen Leben ist mir im Gegensatz dazu Essen und dessen Vorbereitung sehr wichtig. Und im LARP bin ich freiwillig der Koch der Gruppe-
 
Nanny Oggs Kochbuch. Bei der Larp-Reihe, in der ich SL war, gab es immer ein Rezept, das die Spieler irgendwo finden konnten, so als Running Gag.

Ich hatte mal eine Spielerin die jedesmal wenn sie auf "Überleben" gewürfelt hat um festzustellen wieviele Nahrungsrationen sie findet (und wieviele Rationen des Reiseproviantes weggestrichen werden mussten) beschrieben hat was sie gefunden hat und wie sie es zubereitet.

Das hatte eine meiner Gruppen mal ca. 2 Stunden gemacht - die waren nur damit beschäftigt, den Bauern die Vorräte wegzukaufen, damit die Gruppe unterwegs was Leckeres zu essen machen konnte und haben das dann genüßlich zelebriert. :)

Ansonsten dient Essen zur wunderbaren Veranschaulichung von Kultur, Gesellschaft und Sozialisation.
 
Es gibt Systeme, da gehört das einfach dazu. Ein DSA Abend, bei dem man sich NICHT Gedanken darüber macht was der Charakter so isst, wäre irgendwie verfehlt. Dazu liefert der Hintergrund ja auch zig Beispiele. Die Jagd nach dem letzten Fässchen Ferdoker Zwergenbier kann dabei durchaus ein Abenteuer für sich sein. Auf ausgewogene Ernährung achtet man dabei aber vermutlich im eigenen Interesse besser nicht.

Game of Thrones hat Essen sowieso als Vehikel für Stories vereinnahmt, das bedeutet, dass auch die Bankette der Adeligen gerne mit Menüfolge beschrieben werden.

Legend of the five rings hingegen hat aus dem Essen eine Waffe gemacht - wenn beim Essen bei einem Bayushi Höfling ein mit Krebsen gefüllter Kranich serviert wird, dann kann das schon ein eigenes Statement sein...

Bei D&D hingegen hat uns das Essen über "Rationen für X Tage" noch nie interessiert, da liegt aber auch der Fokus auf etwas ganz anderem.
 
Selbst als DSA-Spieler hab ich diese Hartwurst-Fuzzies gehasst, die ne halbe Stunde meines Abends damit wegfraßen, mit einem Händler über die Qualitäten von Raschtulswaller Rotwein zu palabern. Das kann man MAL in nem Nebensatz einstreuen. Aber dann ist auch Schluss. Wer mehr will, soll halt ein Buch Marke "Handelsherr und Kiebenkerl" schreiben.
 
In (Advanced) Fighting Fantasy sind gegessene Rationen das wichtigste Mittel, um Stärkepunkte (Hitpoints) zu regenerieren. Einige besonders kleine oder besonders wertvolle Nahrungsmittel regenerieren mehr HP als als die Standardrationen.

Mehr Details braucht es regeltechnisch nicht, und bei FF gefällt es mir auch nur aus Urigkeitsgründen. "Ohne Mampf kein Kampf!"
 
In manchen Fantasyrollenspielen können die Helden irgendwann auch selber Wasser (Getränke) und nahrhaftes Essen durch Magie erschaffen.

Selbst wenn ein Held irgendwelche Schäden durch eine Mangelernährung haben sollte, so hat er sie meist nur sehr kurz, nämlich so lange bis einmal Krankheit heilen oder eine andere magische Heilung auuf ihn gewirkt wurde und so der Schaden durch die Mangelernährung weg ist.
 
Vielen Dank für eure Einschätzung!

Zusammengefasst kann man also zur "Essensverwendung" im Spiel sagen: es kommt darauf an.

Man muss einfach mal antesten, ob die Mitspieler auf detailliertere Essensbeschreibungen anspringen. Wenn das kein Augenrollen verursacht, kann man sowas ja mal in Massen Maßen einbauen. Ich selber bin bekennender Fluffista und will in die Welt eintauchen, da finde ich es natürlich schöner, wenn ich einen Jahrgangs-Raschtulswaller einer bestimmten Lage vorgesetzt bekomme. Andererseits will man den Mitspielern auch nicht auf den Zeiger gehen mit Dingen, die die nur nerven. Ich werde es demnächst mal versuchen...

Zudem ist das Essen -ja sowieso- in manchen Situation sogar notwendig, wie 1of3 oben schreibt. Wenn jetzt dann mal DER ansteht und sich ein Hobbit in der Truppe findet, kann das ja durchaus ohne mein Zutun passieren, dass etwas mehr auf das Essen geachtet wird.

Im Antiquariat habe ich ein lustiges Kochbuch einer Gutshofköchin aus dem 19. Jahrhundert gefunden, ist ein tolles "Quellenbuch". Die Gute hat echt alles gekocht, was bei 3 nicht auf dem Baum war und beim Schütteln runtergefallen ist. Außerdem bin ich am überlegen, ob ich zum nächsten Spielabend Erdbeerwackler oder die Bananensuppenüberraschung kredenze;)
 
Bevor ich jetzt einen gesundheitlichen Fragebogen für die Helden austüftle, um ihren Vitamin-D-Haushalt zu bestimmen (die Gesichter würde ich ja zu gerne sehen!) und einen neuen Charakterwert einführe;) , wollte ich mal bei Praktikern anfragen, ob jemand von euch die Essensfrage eingehender ausspielt.
Natürlich! Sonst wäre das "Das perfekte Dinner"-Rollenspiel doch völlig abstrus.

Demnächst führen wir noch Bewertungen für die Abendgarderobe ein. Das "Shopping Queen"-Rollenspiel wird der absolute Renner werden.

Wenn nein, warum blendet ihr es aus (Gründe abseits von "ist mir egal, ich will Orks metzeln")?
Weil ich es als Zeitverschwendung empfinde. Ganz einfach.

Meine (Rollenspiel)Zeit ist begrenzt. Da gibt's für mich wichtigere Dinge auszuspielen, als die Ausgewogenheit der Nahrungszunahme.

Was kommt als Nächstes? Das Ausspielen des Stuhlgangs (natürlich in Abhängigkeit der Nahrung)? "Tja, du mußt deine Observation unterbrechen. Das Sauerkraut von gestern entfaltet seine Wirkung." - Hahaha, wie lustig...

Diese Einstellung hege ich aber in allen Situationen, die ich als nebensächlich erachte. Ich muß nicht in epischer Breite ein Besäufnis in einer Bar zelebrieren, sondern der Pegel an Alkohol ist dann entscheidend, wenn die Charaktere noch eine Herausforderung (Verfolgung, Verhandlung, Kampf, etc.) zu bewältigen haben. Die Reise von A nach B? Gerne ausspielen, wenn diese interessante (!) Begebenheiten bietet (und nein, damit meine ich nicht die völlig bescheuerten Heckenräuber). Beschaffung von Ausrüstung? Ja, wenn es sich um Gegenstände handelt, die man in dem Setting nicht an jeder Straßenecke findet.
 
Frage am rande: Gab es nicht bei irgendeinem PC-AD&D-Rollenspiel - Baldurs-Gate- oder Icewind-Dale-Reihe - ein orkisches Kochbuch (Joke-Item, Easteregg?) zu finden?

Nachtrag: Es war bei Baldurs Gate ;)

Für mittelalterlich angehauchte Fanatsy kann ich noch das hier empfehlen:
"Wie man eyn teutsches Mannsbild bey Kräfften hält: Die vergessenen Küchengeheimnisse des Mittelalters" von H. J. Fahrenkamp. Viele Rezepte lassen sich übrigens sehr gut nachkochen.

Was das Spiel betrifft: Da wo es angebracht ist und zur Geschichte, Dramatik etc. beträgt spiele ich solche aus, ansonsten gehe ich davon aus, daß die SC für diese Dinge selbstständig verrichten können und werden. Wobei z.B. bei D&D, wie bereits erwähnt, durch viele Zauber die Probleme eigentlich kaum entstehen können.
 
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