10er neu werfen lehne ich ab, das Poolsystem benötigt eh schon zu viel Zeit bei großen Pools oder im Kampf.
Wenn man eine Spezialisierung so regelt, dass geworfene 10er einen Bonus geben, dann bedeutet das, dass vor allem Würfe mit einer sehr hohen Schwierigkeit aufgewertet werden. Bei Schwierigkeit 9 ist jeder Erfolg zu 50% eine 10, man bekommt also relativ gesehen einen hohen Bonus (nämlich 50% falls 10er als 2 Erfolge zählen ) durch Spezialisierung, während es bei Schwierigkeit 4 relativ wenig ausmacht, ob man eine Spezialisierung hat oder nicht.
Doppelerfolge durch 10er bedeutet, dass für sehr hohe Schwierigkeiten die Wahrscheinlichkeit für eine größere Anzahl Erfolge deutlich höher ist. Schwierigkeit 9 oder 10, weil man jemanden mit entsprechender Willenskraft beherrscht? Zwei 10er und man hat 4 Erfolge und kann demjenigen fast alles befehlen!
Spezialisierungen machen den Charakterbau umständlicher ohne großen Mehrwert. Und auch wenn der Erzähler geheime Würfe für die SCs durchführt ist es umständlich auf Spezialisierungen zu achten. Daher würde ich auf Spezialisierungen komplett verzichten.
Ansonsten empfehle ich statt 10er doppelt zu werten einfach die Schwierigkeit um 1 zu senken, das hat fast den gleichen Effekt wie 10er doppelt zu zählen, sorgt aber zusätzlich dafür, dass Misserfolge unwahrscheinlicher werden und das sollte bei einer Spezialisierung doch der Fall sein, was es mit der offiziellen Regel aber kaum ist (es sei denn, der doppelte Erfolg der 10 sorgt dafür, dass der Wurf trotz eines Erfolgs Abzug durch eine 1 immer noch kein Misserfolg ist).
Die Regeln der V3 bzw. V20 kommen ja erst mit einer Spezialisierung überhaupt zum Tragen, sprich: Otto-Normal-Würfler hat im Grunde nie die Möglichkeit, etwas Außergewöhnliches zu erreichen. Denn ab dem Moment, wo er 10er nochmal würfeln darf oder die 10 doppelt zählt, ist er ja schon eine Koryphäe seines Fachs, sonst hätte er keine Spezialisierung. Deshalb hat die V5-Regel für mich ihren Reiz - sie gibt jedem die Möglichkeit, auch mal über sich hinauszuwachsen.
Etwas Außergewöhnliches (ein kritischer Erfolg) sind 5 Erfolge und die kann jeder erreichen, der einen Würfelpool aus 5 Würfeln hat (sogar 4 mit Willenskraftpunkt). Was zählt ist am Ende nur die Anzahl der Erfolg und nicht, wie sie regeltechnisch zustande gekommen sind! Dazu braucht man nur einen Beruf, in dem man Erfahrung und ein passendes Attribut, in dem man überdurchschnittlich ist, und schon hat man sogar 3+3 = 6 Würfel.
Also jemand, der lediglich Automatikwagen fahren kann (Fahren 1) und dazu noch ungeschickt ist (Geschick 1), der kann tatsächlich nie schön fahren (3 Erfolge), es sei denn er setzt Willenskraft ein. Er kann am Ziel sicher ankommen – aber seine Mitfahrer werden ordentlich durchgeschaukelt durch ruckartiges Bremsen und beim Anfahren am Berg säuft auch öfter mal der Motor ab.
Aber in seinem eigenen Beruf leistet jeder ab und zu Außergewöhnliches.
dann besteht die vage Möglichkeit, dass ich trotz meiner beschränkten Fähigkeiten mein Auto mit genau der richtigen Geschwindigkeit über eine Rampe jage, um ein 20m-Schlagloch zu überspringen.
Du würfelst gg. Schwierigkeit 9:
1 Erfolg: Auto überspringt das Schlagloch, gerät danach aber ins Schleudern und dreht sich um 180°
3 Erfolge: Auto überspringt das Schlagloch und lässt sich danach relativ schnell wieder unter Kontrolle bringen
5 Erfolge: Auto überspringt das Schlagloch elegant und kann nach dem Sprung ungebremst gerade weiterfahren
So wie ich das sehe, kannst du das Schlagloch also sogar mit einem Würfelpool von 1 schon überspringen. Klappt halt nur zu 10%. Oder mit Willenskraft klappt es zu 100%.
Und das ist für mich genau der springende Punkt (no pun intended): Wenn jemand eine Spezialisierung auf Sprinten hat, dann lässt es das Regelwerk niemals, never ever, zu, dass der Charakter beim Klettern oder Springen exorbitante Leistungen an den Tag legt - es gibt in dem Sinne keine Regeln für kritische Erfolge abseits von Spezialisierungen; klar, wenn wir jetzt mal einen Pool mit Geschicklichkeit + Sportlichkeit annehmen, dann kann da natürlich trotzdem eine erkleckliche Zahl an Erfolgen dabei rauskommen, wenn wir davon ausgehen, dass Sportlichkeit prinzipiell bereits auf dem Level der Spezialisierung angekommen ist (sprich: der Talentwert allein bringt schon mal minimum 4 Würfel auf den Tisch, und solche Charaktere haben in den meisten Fällen auch vom Konzept her den einen oder anderen Punkt Geschicklichkeit).
Und der Würfelpool, den man für eine Spezialisierung benötigt, ermöglicht in der Fähigkeit, exorbitante Leistungen auch in den Bereichen, in denen die Spezialisierung nicht vorliegt. 5 Erfolge sind nämlich exorbitant. Das sind 2 Erfolge mehr, als man mit 6 Erfolgen im Durchschnitt würfelt (das sind nämlich nur ca. 2,4 gg. Schwierigkeit 6.
Nur weil Vampire vielleicht recht oft exorbitante Ergebnisse haben, heißt das nicht, dass diese Ergebnisse nicht exorbitant sind.
Die V5-Regel ließe theoretisch die Möglichkeit zu, dass der Charakter im Eifer des Gefechts und getrieben von den Umständen über sich hinauswächst und mit einem gewaltigen Satz mal so locker flockig 4m weit springt.
Und tatsächlich springt der Charakter entweder 4m oder höchstens 2m. Niemals 3m.
Wenn ein Spieler mit zwei Würfeln 2x10 würfelt, dann ist das im Verhältnis zu seinem Würfelpool das beste Ergebnis und das sollte man immer auch miteinbeziehen.
Das solle man nicht. Denn jemand mit einem kleinem Würfelpool erreicht wesentlich öfter sein bestmöglichstes Ergebnis. Und derjenige, der einen Würfel mehr hat, sollte durch diesen zusätzlichen Würfel im Vorteil sein und nicht im Falle eines Misserfolgs schlechter dastehen, weil beide zwar gleich viele Erfolg haben, aber der eine sein Maximalergebnis gewürfelt hat.