AW: Umzug [02.06.06]
Meyye zieht ihre Jacke an, während sie rausgeht... die Tür lässt sie zufallen, sobald Tanja draussen ist. Sie schaut Tanja erwartend an bei der ersten Frage, hebt die Brauen bei der zweiten und wird gänzlich nachdenklich bei der dritten. Sie geht ein paar Meter schweigend, die Hände in den Jackentaschen. Na gut, dann also ihre Unlebensgeschichte... sie kann ja zumindest mal anfangen und schauen, wie es läuft.
"Tjaaa, wie ich reingerutscht bin..." Sie lächelt etwas schief. "Ungefähr so wie du, im Endeffekt. Aber die Vorgeschichte is komplizierter." Sie macht eine kleine Pause. "Weißte, wir haben in einem Vorort von München gewohnt... da gab's Wald in der Nähe. Da bin ich schon gern rumgewandert, als ich noch gelebt hab. Mit der Familie hatte ich nich mehr viel am Hut. Manchmal war ich dann eben auch nachts unterwegs, und naja, da hab ich irgendwann Karl getroffen... der sah aus wie ein Rocker, ein cooler Typ der sogar in der Nacht ne Sonnenbrille trägt, natürlich mit Motorrad und allem... zuerst hat er sich nur mit mir unterhalten, dann ist er öfters aufgetaucht und hat mir im Wald Sachen gezeigt, von denen ich keine Ahnung hatte... der kannte sich echt aus. Das hat mich beeindruckt. Genauso wie seine Lässigkeit. Das ging so ein paar Monate... dann hat er mir andere Sachen gezeigt... er hat sich in 'nen Wolf verwandelt, glühende Augen gekriegt, mit seinen Fingern meinen Namen in einen Stein geritzt... und hat mich gefragt, ob ich das auch können will."
Sie sieht Tanja an. "Natürlich hab ich Ja gesagt, blöd wie ich war... als nächstes hat er sich auf mich gestürzt, mich gebissen und mich leergetrunken. Ende vom Lied. Dachte ich da als letztes. Als ich wieder aufgewacht bin, war er weg und ich hatte einen Hunger wie noch nie vorher in meinem Leben. Ich war total von der Rolle und bin wieder in die Stadt zurückgestolpert, da hab ich ne Frau getroffen... und vorbei war's. Ich hab gar nich gewußt, was ich getan hab, ich hing einfach nur an ihrem Hals und hab getrunken... als ich fertig war, da war der Hunger weg... und die Frau war tot." Sie schaut weg.
"Ich bin nich mehr heimgegangen... hatte Riesenschiss, dass ich meiner Familie was antue. Übertagt hab ich in alten Fabrikgeländen und verlassenen Häusern am Rand und so... vier Nächte später kam Karl wieder. Viele Gangrel lassen ihre Kinder erstmal nen Monat allein um zu schauen ob sie zurechtkommen, aber ihm hat die Camarilla Druck gemacht, die wollte keinen ahnungslosen Vampir rumlaufen haben. Er hat mich mitgenommen und angefangen, mir die basics beizubringen."
Sie schweigt wieder eine Weile. "Das war alles nicht nett, aber ich hatte keine andere Wahl mehr... du wolltest wissen, ob ich es mag, Vampir zu sein... ich sag mal, ich hab mich damit arrangiert. Es gibt Sachen, für die denk ich mir manchmal, dass es das wert war..." Etwas abwesend denkt sie wohl kurz an solche Sachen. "Und ich kann immer noch was Besseres draus machen als nur ein kaltblütiges Biest."