Serie The Wheel of Time - Das Rad der Zeit

Durro-Dhun

Erklär(wer)bär
Teammitglied
Registriert
12. September 2003
Beiträge
17.595
Hallo zusammen,

voller Erschrecken ist mir aufgefallen, dass es hier noch keinen Thread zur Diskussion um Amazons (nennen wir es) "Interpretation" der Wheel of Time / Rad der Zeit Romanserie von Robert Jordan (die von Brandon Sanderson nach dessen Tod vollendet wurde) gibt.

Die Serie spaltet ja derzeit besonders auf /r/wheeloftime die Zuschauer in zwei drastische Lager. Die Fans der ursprünglichen Romanreihe werfen dem Showrunner vor, die Romandgrundlage sinnlos und vor allem unstimmig und ungeschickt abgeändert zu haben. Unbefleckte Zuschauer ohne Hintergrundwissen finden die Serie teilweise recht gelungen.

Wie sind Eure Eindrücke hierzu?
 
Habe Sie als Nicht-Leser der Bücher mit einem Leser geschaut und wir beide fanden die Serie einfach nur schlecht. Wirkte wie ein 90er-Jahre-Fantasy-Serien-Müll a la Conan oder Xena. Schlechte Kostüme, billige Effekte und wirre Handlung. Der Leser stellte bei jeder Folge fest, dass etwas verdreht oder vergessen wurde und ich war 10 Folgen lang gelangweilt. Sorry, da sind die Standards durch GoT und Mandalorian für Fantasy und SciFi einfach zu hoch geworden. Selbst Shannara war besser.
 
Kann meinem Vorposter zustimmen. Die Serie wirkt billig und belehrend. Als ob eine böse Lehrerin einen Haufen Schüler und andere Lehrer dazu genötigt hätte, eine Schulaufführung zu machen, in der die Dinge so geschehen, wie sie sich gewünscht hätte, das der Autor sie geschrieben hätt.
Ich hab allerdings auch einige Bücher vom Rad der Zeit gelesen, die ersten fünf, allerdings beendete ich die Serie nie, weil ich sie ehrlich gesagt garnichtmal so pralle fand.
Insofern ging mir nix verloren und es ist mir kein Idol in den Schmutz geworfen worden. Aber man hat es halt geschafft, eine für mich im unteren Mittelfeld hausende Buchserie, ins Untergrottenreich zu filmen.
Eigentlich schade.

LG Sam
 
Ich persönlich zähle zum Lager der Buchleser und muss einräumen, dass ich ein ziemlicher WoT Fanboy bin. Provokativ bezeichne ich die Wheel of Time Romane als beste Fantasyserie auf dem Markt. (zugegeben ist das englische Original aber bei weitem besser als die teilweise hinkende deutschsprachige Übersetzung).
Schreiberisch hat die Serie zwar stellenweise sehr langatmige Züge in denen Jordan viel Aufbauarbeit für folgende Inhalte zelebriert, bezüglich World-Building und Konsistenz ist die Welt von Wheel of Time aber in den Romanen die mit am besten konstruierte Welt die ich kenne. Gut, nicht jeder steht auf High-Fantasy oder eine Story die sich auf einen apokalyptischen Endkampf zwischen Gut und Böse zubewegt. Wen das aber nicht abschreckt, der hat tausende Seiten erfüllenden Lesespaß vor sich mit liebevoll charakterisierten Haupt- und Nebenpersonen und einer in sich so stimmigen Gesamtwelt, wie sie in anderen Serien einfach nicht auffindbar ist.

Dementsprechend war die Umsetzung in der Amazon Serie für mich erschreckend enttäuschend. Der Showrunner Rafe Judkins - selbsternennter "Hardcore Fan" der Bücher - hat beschlossen, eine an sich stimmige Gesamtwelt umzudesignen. Aus einem einzelnen Dragon Reborn wird eine junge Schar möglicher Kandidaten. Aus einer Welt mit vielen verschiedenen in sich geschlossenen aber über den Weltglobus sehr diversitären Ethnien wurde eine wild durchmischte Gesellschaft. Die Hintergründe des War of Power wurden komplett umgeschrieben. Charaktere haben komplett andere Hintergrundgeschichten, statt als unerfahrener Jüngling in die Welt hinauszuwandern ACHTUNG SPOILER tötet Perrin beispielsweise versehentlich seine geliebte Ehefrau. Statt einem spezifischen Charakter, der sich dadurch auch der Welt als Dragon Reborn offenbart werden Schlüsselhandlungen auf andere Charaktere, teilweise unbedeutende NPCs aufgeteilt.
Teils sind diese Änderungen nicht weiter wild und einem Versuch geschuldet, das ganze Setting deutlich mehr "woke" erscheinen zu lassen. Teilweise zerbrechen sie aber die Logik der Welt, stören die Immersion und sind noch dazu schrecklich schlecht und ohne Verständnis für das Gesamtwerk hingeschrieben. Das macht mich traurig und führt bei mir dazu, dass ich die Serie leider als den größten Flop einer wunderbaren Romangrundlage bezeichnen muss.
 
Wie sind Eure Eindrücke hierzu?
Ich bin kein Freund der Romane, hatte mich vor vielen Jahren durch den ersten gequält und fand diesen grottenschlecht, eine reine Qual zu lesen, einfach nichts, was ich weiterempfehlen würde.
Trotzdem hatte ich dieser neuen Serie eine Chance geben wollen. Diese wurde nicht genutzt.

Die Ausstattung sieht aus, als hätte sich eine Gruppe kalifornischer LARPer mit geringem Budget für Ausstattung kurz mal zusammengetroffen und dabei eine Kamera laufen lassen.
Die "Darsteller" agieren sowas von hölzern, daß man es ständig knirschen und knarzen hört. Das können sogar LARPer meist besser.
Bei der Besetzung wurde auf Heterogenität jenseits der Plausibilität geachtet - das ist zwar modern, wirkt aber wirklich gekrampft und völlig unglaubwürdig.
Von der Handlung her gab es natürlich einige Abweichungen zur Romanvorlage, aber das ist zu erwarten, weil es ja ein anderes Medium ist. (Wie man das gut macht, sieht man bei The Expanse.) Mich hat das nicht gestört, weil ich den ersten Roman einfach schlecht fand und nicht erwartete, daß es jetzt in der Verfilmung besser würde. Es wurde aber einfach bekloppt.

Insgesamt: billig produziert, schlecht runtergedreht, hölzern gespielt, bekloppte Handlung - KEIN Vergnügen. Zeitvergeudung ohne Unterhaltungseffekt.
 
Die Kurx an der Geschichte ist ja: man hätte ja echt viel rausholen können, aber wenn man sich halt einen verdammten Hochgeschwindigkeitsroboter holen muss, damit man die Kampfszene von Rands Mama drehen kann, dann fällt mir halt auch nix mehr ein.
 
Also wenn die Story so gut sein soll, dann hat mich die innere Logik der Welt und die Darstellung total angebiedert. Konnte nicht mal die erste Folge bislang zuende schauen.

Nicht noch eine Welt, in der das Böse gegen das Gute kämpft - so langweilig. Sollten wir seit den 90ern nicht weiter sein?
 
Viel Glück im Fantasy Bereich was anderes zu finden, Hare ;)
Game of Thrones war deshalb so bahnbrechend gut, weil es gut und böse als relativ betrachtet hat und es eben keine klare Seite gab. Aber gerade im Fantasy-Bereich ist das Ur-Thema "Gut gegen Böse" eines der verbreitetsten Grundmotive.
 
Viel Glück im Fantasy Bereich was anderes zu finden, Hare ;)
Ich glaube dazu muss man eher in den Anime-Bereich gehen um derzeit einigermaßen gute Fantasy zu finden:

Re:Zero = Isekai-Anime mit einer Fantasy Welt die erst fröhlich und glücklich wirkt, aber sobald der Protagonist hinter die Kulissen schaut so einige Seltsame Sachen findet. Ich fand ihn auch dahin gut da er den persönlichen Struggle des Protagonisten gut darstellt.

To Your Eternity = Fantasy-Setting in einem unbekannten Land. Alles sehr stark an alte Mayas und Inkas angelehnt. Protagonist ist eine sich entwickeltende künstliche Lebensform die absichtlich in diese Welt ausgesetzt wurde um zu lernen. Es geht oftmals um den Verlust und Gewinn um verschiedene Beziehungen.

So I'm a Spider, so what? = Lustiger Isekai-Anime bei dem der Protagonist als Spinnenmonster wiedergeboren wurde und nun in der Fantasywelt zurecht kommen muss. Ist eher auf der Comedy-Seite.

Dragons Dogma = Eher Mittelklassiger Anime nach dem gleichnamigen Fantasy Spiel.

Dragon Age: Absolution = Anime nach der gleichnamigen Computerspiele. Hat eher mittelwertige Bewertungen.

Mushoku Tensei: Jobless Reincarnation = Isekai Anime der auch viel World Building macht. Es gibt verschiedene Rassen. Das Magiesystem wird erklärt und durch spätere Ereignisse in der Serie sieht man sehr viel von der Fantasywelt. Man hat sich sogar eigene Fantasysprachen für die Völker einfallen lassen.

The Faraway Paladin = Auch wieder Isekai. Aber wie die vorherige Nennung wird hier viel Wert auf World Building gelegt. Hat einen sehr interessanten und ungewöhnlichen Start. Der später aufgedeckt wird und als weiterer Plothook verwendet wird. Im Grunde sieht man hier die Entstehung eines Paladins bzw. dessen Background Story.

Ansonsten gibt es noch die üblichen verdächtigen wie Overlord. Aber in Sachen Realverfilmung sehe ich halt schwarz für Fantasy.
 
Ich hab halt ein bissl ein Problem mit Animé. Es ist einfach nicht meine bevorzugte Medien-Form.
Vielleicht ist es aber auch nur väterlicher Information Overflow weil mein Sohn da gerade so seine Phase hat. Hab aber schon öfter gehört, dass manche vom Storytelling sehr ordentlcih sein sollen.
Wheel of Time ist halt vom Grundthema "vorherprophezeite Vorbereitung auf eine finale, epische Endschlacht Gut gegen Böse". Das Thema ist nicht das Bahnbrechende an der Buchserie (vergesst die Fernsehserie, die hat auf so vielen Ebenen versagt) sondern das World Building und die liebevoll gestalteten Charaktere sowie die Schlüssigkeit der Aktionen und Handlungen. Jordan hat seine Welt ganz konsequent durchdesigned und das macht einfach Laune beim Lesen.
 
Interessant. Wie schafft man es mit einem reichlichen Budget trotzdem alles extrem BILLIG aussehen zu lassen?
Das ist ja immerhin eine echte Leistung.
Hat das viel CGI?
Das ist immer noch vergleichsweise teuer

Hat man viele Schauspieler pro Folge wird das auch teuer

Transformers sind auch teuer und die Stories of Schrott
insofern...
 
Leider einweiteres Beispiel für "Geld schießt keine Tore". Momentan fehlt es an guten Fantasy-Serien, wo das gesamte Paket (Bild, Geschichte und Darsteller) stimmt. Willow war mMn. die Geschichte einfach zu platt. Hätte als zweiter Teil für 90-120 Minuten gereicht.
 
Naja, Willow ist für mich ein anderes Kaliber.
Es gibt keine ausführliche Buchvorlage nach der man sich richten oder (wie im Fall von Wheel of Time) die man ignorieren könnte, und sowohl der Film als auch ganz offensichtlich die Serie versuchen eher "slapstick Fantasy" zu erschaffen.

Das Erschütternde an der mangelhaften Umsetzung von Wheel of Time ist ja, dass die Buchvorlage alles komplett ausgearbeitet hat. Eine lückenlos durchkonstruierte Vorlage, man hat noch nicht mal die Entschuldigung wie bei Game of Thrones dass die Geschichte nicht zu Ende erzählt wäre und am Ende etwas improvisiert werden musste. Es war einfach nur maßlose Selbstüberschätzung des Schreiber-Teams hier eine runde, und perfekt abgestimmte Geschichte auch auf die Leinwand umzusetzen.
 
Das Erschütternde an der mangelhaften Umsetzung von Wheel of Time ist ja, dass die Buchvorlage alles komplett ausgearbeitet hat. Eine lückenlos durchkonstruierte Vorlage, man hat noch nicht mal die Entschuldigung wie bei Game of Thrones dass die Geschichte nicht zu Ende erzählt wäre und am Ende etwas improvisiert werden musste. Es war einfach nur maßlose Selbstüberschätzung des Schreiber-Teams hier eine runde, und perfekt abgestimmte Geschichte auch auf die Leinwand umzusetzen.
Ich kann mir nur vorstellen, dass die Serienautoren sich ein Hintertürchen aufhalten wollen, falls die Serie abgesetzt werden soll. Somit stehen sie nicht wie unfähige Schreiber da, die kein abschließendes Kapitel schreiben können. Ansonsten bin ich bei Dir mit Deiner Kritik.
 
Zurück
Oben Unten