Spielleiten Rezension

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Leitfaden zur Vorbereitung und Durchführung von Erzähl- und Rollenspielen

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m Deutschsprachigen Raum gibt es so für so ziemlich jeden Spieler und Spielleiter das passende Regelwerk und Genre, allerdings kaum ein Werk, das sich mit Rollenspiel* an sich befasst. Eine gute deutschsprachige Unterstützung für den Spielleiter fehlte bisher.

Zeit dies zu ändern …

Das dachte sich wohl auch Dominic Wäsch, der Autor des Buches „ Spielleiten”.

Mit Spielleiten ist nun ein Leitfaden zur Vorbereitung und Durchführung von Erzähl- und Rollenspielen bei RedBrick veröffentlicht worden. Spielleiten befasst sich mit der Theorie hinter dem Hobby Rollenspiel und greift dabei auf bestehende Diskussionen und Gedanken der Rollenspieltheorie zurück.

Rollenspieltheorie?

THE FORGE:

Die Forge ist ein Internet-Forum, dass eine der wichtigsten Quellen für die so genannte Rollenspieltheorie darstellt. Rollenspieltheorie ist der Oberbegriff für verschiedene Theorien und Modelle, die sich mit Abläufen und Elementen von Pen-&-Paper-Rollenspielen befassen. Es gibt bisher keine allgemeingültige Rollenspieltheorie, dafür aber diverse Ansätze und Modelle unser Hobby zu betrachten und zu verändern. Aus diesen Ansätzen und Modellen sind schon einige sehr empfehlenswerte Spiele auf den Markt gekommen.

Allerdings empfinde ich das Forgegeblubber als elitär und wenig wirksam. Was bringt es, wenn die Darreichungsform nicht stimmt? Ein Text der so staubtrocken geschrieben ist, dass einem die Lider am Augapfel entlang schaben, ist ebenso wenig zuträglich, wie die meist arroganten Predigten der Forge-Jünger.

Wer will da zuhören? Wer will das lesen? Ich nicht! Pure Neugier trieb mich teilweise hindurch. Ich kann mir vorstellen, dass da manche genervt aufgaben.

Dennoch hat die Rollenspieltheorie einige wirklich gute Ansätze das eigene Spiel zu verbessern zu bieten. Vorausgesetzt man möchte über den eigenen Tellerrand spähen oder ist unzufrieden am Spieltisch und kann sich nicht erklären woran es denn nun hapert. Einiges was die Rollenspieltheorie beschreibt, macht der ein oder andere erfahrene Spielleiter schon intuitiv aus der Erfahrung heraus. Manches wiederum kennt man so nicht. Dem Spielleiterneuling dürfte das alles relativ unbekannt sein.

Auch will nicht jeder über sein Hobby nachdenken. Wozu auch wenn eigentlich alles in Ordnung ist? Die Rollenspieltheorie betrachtet Dinge anders, ob besser, liegt im Auge des Einzelnen.

Natürlich ist eine Tütensuppe auch lecker und macht satt….

Ich bin gespannt, was mich in Sachen Schreibstil erwartet. Bedienungsanleitung? Leitfaden? Oder doch Predigten? Wie sehr ist der Inhalt auch von praktischem Nutzen?

Hey Ho, Let´s go:

Die Umschlaggestaltung lehnt sich leicht an das Aussehen eines Schulbuches an, ohne dabei allzu sehr an Hausaufgaben zu erinnern. Das Erscheinungsbild eines Lehrbuches für das Hobby ist perfekt umgesetzt ohne dabei bieder zu wirken. *Die Notizen und Pläne im Hintergrund des blauen Umschlages erinnern an das mir bekannte Tohuwabohu eines Spielleiters. Kathy Schad, verantwortlich für Satz und Layout, beweist auch hier mal wieder ein gutes Händchen und viel typografisches Bauchgefühl für die Gestaltung von Büchern.

Das Inhaltsverzeichnis gibt einen ersten Eindruck wieder, was mich* zu erwarten hat, und so werden Themen wie:

Die Aufgaben eines Spielleiters, seine Rechte und Pflichten, die Spieler, die Leitung einer Sitzung, die Vorbereitung des Ganzen, dem eigentlichen Inhalt eines Abenteuers und Spieltechniken auseinandergenommen und wieder zusammengefügt. Das Buch richtet sich in erster Linie an klassische Spielleiter, aber auch Spieler von spielleiterlosen Rollenspielen dürfte hier Interessantes entdecken.

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Im ersten Kapitel, „Die Aufgaben eines Spielleiters”, beleuchtet Dominic was ein Spielleiter überhaupt ist und wo seine Aufgaben liegen. Ganz Allgemeingültig. Was man als Spieler und Leiter schon längst intuitiv weiß, wird einem hier nochmal vor Augen geführt. Denn Manches gerät doch in Vergessenheit. Gute Basisarbeit für das Buch.

Im zweiten* Kapitel geht es um die Spieler. In diesem Kapitel nimmt Dominic Bezug auf Robin’s Law of Good Game Mastering und reflektiert sieben verschiedene Spielertypen und ihre Eigenheiten mit den möglichen Problemfaktoren. In einer Rollenspielgruppe ist das Miteinander nicht immer von Friede, Freude, Eierkuchen geprägt. Probleme gibt es immer wieder und vielleicht ist die Lösung in diesem Kapitel versteckt. Ein schwieriges Thema dem sich aber ,soweit möglich allgemeingültig genähert wird. Es werden Augen für Probleme geöffnet und Tipps angeboten wie ein Lösung aussehen könnte.
Befriedigte Spieler.

Aber zurück zu den Spielertypen.
Schubladen sind toll! Waren sie schon immer.
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Nicht jede passt. Ich selber finde mich auch nur mit einem Bein in der Einen und mit dem anderem in der Nächsten wieder, während eine Dritte gar nicht da ist. Wenn ich weiß welche Erwartungen meine Spieler haben, so kann ich diese auch erfüllen. Intuition und Menschenverstand vorausgesetzt. So erfahre ich von der Bedeutung der Erzählstruktur, von Perspektiven aus Spielersicht auf die Spielwelt und deren Spielweisen. Immer mit dem Focus auf Spielspaß und die Maximierung dessen.

Im dritten Kapitel „Leitung einer Spielsitzung” werde ich überrascht:
Sei langweilig!
Höre auf zu versuchen, raffiniert zu sein!
Tue nichts!

Bitte?

Die folgenden Erklärungen dieser Regeln hören sich im ersten Moment abstrus an, machen aber im Verlauf des Textes Sinn. Die eigene Erwartungshaltung zu senken ist ein wichtiger Schritt. Auf Biegen und Brechen tolle Ideen durchzudrücken endet meist darin, dass die Spieler nicht den erwarteten Spaß haben und der Spielleiter mit Gedanken - war doch ne super Idee- zurückbleibt. Spielerwille ist eben nicht planbar. Mit der Kraft der Improvisation wird dem Spielleiter hier ein tolles nicht ganz einfaches Werkzeug in die Hand gegeben mit dem er seine vorbereiteten Abenteuer immens befruchten kann. Am Ende des Kapitels geht Dominic auf eine der, in meinen Augen, besten SL-Technik ein: Sag Ja!

Ohne Vorbereitung geht es nicht. Und genau darum geht es im vierten Kapitel. Genauso wenig wie das eine Extrem - eine völlige Improvisation des Abends - auf Dauer glücken kann, wird ein völlig durchgeplantes Abenteuer nicht jedem Spieler gerecht werden. Hier werden zwei Seiten einer Medaille beschrieben, mit der Bitte sich seinen Cocktail selbst zu mixen! Auch hier finden sich wieder wertvolle Tipps für diejenigen, die nicht aus der Hosentasche heraus leiten wollen, sondern lieber planen was geschehen soll. Beide Kapitel stehen sich aber nicht im Weg. Dank des Schreibstils fühlt man sich ermutigt zu kombinieren und nach Gummibärchenmanier sich das Liebste raus zu picken. Auf den Leser warten hier, ähnlich den Spielleitertypen, Arten der Unterscheidung zu Abenteuern und Kombination dieser. Ich lese von möglichen inhaltlichen Strukturen, von Techniken wie Gedanken- und Beziehungskarten, die ein vollständiges Bild des Ablaufes projizieren aber auch von Konfliktnetzen. Zu guter Letzt geht das Buch auf die neben den Charakteren wichtigsten Faktoren für Abenteuer ein, die NSC. Der eigentlich bessere Begriff SLC ( Spielleiterchrakter) wurde hier an Stelle des gebräuchlichen Begriffes NSC eingesetzt. Wer Tipps zu seinen Charakteren sucht, um glaubhafte Antagonisten den Spielern entgegen zu stellen wird hier fündig werden. Nicht weniger wichtig sind die Schauplätze, die ebenfalls besprochen werden und so wird einem auch hier ein Leitfaden gereicht, wie die Umgebung interessanter gestaltet werden kann. Allesamt Techniken die ein Abenteuer immens aufwerten können.

Kommen wir zum 5. und letzten Kapitel, „Weitere Spieltechniken”. Hier erwartet Euch ein Potpourri an Techniken, wie etwa die Darstellung der Charaktere, das Anpassen des Spieltempos an Szenen und andere hilfreiche Methoden. Auch hier werden bekannte Probleme und Lösungsansätze vorgestellt.

Zu guter Letzt finden sich im Anhang noch Georges Poltis 36 dramatische Situationen, eine Klassifikation aller im Drama möglichen Situationen und Konflikten. Weiterführende Literatur, sowie Links in das www runden den Inhalt des Buches ab.

FAZIT:
Gefallen hat mir das Buch primär durch den Inhalt und die Art und Weise, in der Dominic durch das Buch führt, sekundär wegen der Struktur in der die Inhalte aufgebaut sind. Wer eine* Bedienungsanleitung* in der Lösungen stehen erwartet, wird enttäuscht werden. In dem Buch steht nirgends: So und so ist das zu machen! Das Buch wimmelt vor Möglichkeiten, die darauf warten ausgewählt und eingesetzt zu werden. Wer auf der Suche nach Anregungen ist. wird hier fündig! Und wer mit Hilfe dieses Buches an seinem Spielstil feilen will wird hier bestens bedient!* Selbst Neulingen können mit dem Aufbau des Buches etwas anfangen, da wirklich sehr viel erklärt wird.

Manches habe ich beim Lesen des Buches neu betrachtet, anderes überdacht und ein paar Aha-Erlebnisse blieben nicht aus.

Die angeführten Beispiele empfand ich als sehr hilfreich und auch die Zusammenfassung des Inhaltes an jedem Ende eines Kapitel als äußerst praktisch! Eine gute Idee sind die praktischen Übungen in jedem Kapitel. Wer sich tiefer mit der Materie des Buches auseinandersetzen möchte findet hier eine Möglichkeit dies zu tun.

Gut gefallen hat mir der goldene Mittelweg, der versucht wird zu beschreiten. Die Anführungen sind nicht ohne Kritik und es wird angeregt zu hinterfragen. Viel Interessantes stand in den Abschnitten „Auf den Zahn” gefühlt. Alles in allem ein rundes Konzept, das ich euch wirklich empfehlen kann.

Insgesamt finde ich es sehr schön, dass das ganze Buch unter der Prämisse „Du kannst!” geschrieben wurde. Und genau darin lag meine Hoffnung, die auch vollends erfüllt wurde. Die Vorschuss-Lorbeeren also gerechtfertig!

Wer möchte kann sich das gute Stück auf der Spiel08 einmal näher an Stand 6-68 in Halle 6 bei Red Brick betrachten.

Zu erwerben ist das Buch als E-book bei:
LuLu, DriveThruRPG und RPGNOW.

Ihr könnt Euch das gute Stück aber auch gern beim Roland bestellen zu einem super Preis von 19,95 mit angenehmer Zahlung per Rechnung!
Spielleiten beim Sphärenmeisters Spiele

Links:


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