SL-Konzepte hinterfragen #2: Die drei Säulen des Encounter Designs

Während ich mir über die Szene als Abenteuergrundbaustein Gedanken gemacht habe, fiel mir noch eines von diesen grundlegenden Konzepten auf, das ich hinterfragen möchte. Es handelt sich um die drei Säulen des Encounter Designs von D&D: kämpfen, reden und umschauen (Combat Encounter, Social Encounter und Exploration).

Es sind die drei Grundkonzepte für Begegnungen im Rollenspiel, wie sie von D&D beschrieben werden. In Kampfbegegnungen geht es darum, einen oder mehrere Gegner zu bekämpfen und zu besiegen. In sozialen Begegnungen soll mit anwesenden NSC gesprochen oder verhandelt werden. Normalerweise versucht die Gruppe entweder Informationen zu bekommen oder den oder die NSC von etwas zu überzeugen. In der letzten Art Begegnungen geht es darum, etwas zu erforschen, einen Raum zu untersuchen oder eine Gegend zu erkunden. Die Gruppe will die Geheimnisse des Ortes aufdecken oder etwas finden (eine Person, einen Gegenstand oder einfach nur den richtigen Weg).

Für Neulinge ist diese Einteilung durchaus von Nutzen. Sie verdeutlicht, dass es nicht nur darum geht zu kämpfen und zu siegen, sondern dass es weitere spannende Möglichkeiten zur Abenteuergestaltung gibt. Für jede Art gibt es Beispiele und Designtipps.

Diese drei Säulen des Designs helfen sicherlich bei den ersten Schritten. Dennoch bin ich auch hier nicht sicher, ob man mit ihnen beginnen sollte. Oder zumindest sollte man gleich bei der ersten Erklärung darauf hinweisen, dass sie nicht isoliert voneinander betrachtet werden dürfen. Was ist denn mit Unterhaltungen, die in Streit und schließlich in einen Kampf münden? Was ist mit Kämpfen, in denen es nicht allein darum geht, die gegnerische Seite zu töten?

Ich halte es für wichtig darauf hinzuweisen, dass Begegnungen meist interessanter werden, wenn die drei Typen miteinander vermischt werden. Oder sie werden von vornherein ignoriert und Situationen geschaffen, die viele Handlungsweisen zulassen. Die Orks im Dungeon sind auf der Hut, weil sie gestern von den Schraten aus der unteren Ebene angegriffen wurden und vermuten, dass die Schrate Spione aussenden und sie erneut angreifen wollen. Sie gehen zurzeit davon aus, dass alle Wesen, die ihren Raum betreten, mit den Schraten zusammenarbeiten könnten. Was ist das? Eine Kampfbegegnung? Eine soziale Begegnung? Gibt es vielleicht Spuren von dem Kampf gegen die Schrate im Raum, was es sinnvoll macht, sich umzuschauen (den Raum quasi zu erforschen)? Das ist nicht geklärt und auf jeden Fall ist es viel spannender als: „In dem Raum sitzen Orks. Sie greifen an.“

Wenn ihr findet, dass eure Kämpfe langweilig sind, liegt es vielleicht genau hieran. Gebt den Gegnern andere Ziele als Mord und schon verändert sich die Dynamik des Kampfes auf eine Weise, die ihn spannend macht.

Zum Abschluss hier noch ein paar Beispiele, wie man die Begegnungsarten mischen könnte:

Kampf und Erforschung: Aus einem Tor kommen fliegende Dämonen; um es zu verschließen, muss ein Schlüssel im Raum gefunden werden.

Erforschung und Soziales: Eine Familie in einem Haus hat Informationen, die die SC benötigen. Aber was hat es mit den vielen kleinen handgemachten Statuen und Puppen auf sich, die im Haus verstreut stehen? Die Gruppe kann Hinweise im Haus entdecken, die diese Frage beantworten, wenn sie sich während der Unterhaltung heimlich umschaut.

Kampf und Soziales: Ein Streit, der in einen Kampf münden kann. Oder ein Gegner, der beim Kämpfen viel redet und die SC versucht zum Aufgeben zu überreden.

Andreas Melhorn

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