Schadet ein Forumsdiskurs der Veröffentlichung?

Kage

Halbgott
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3. August 2017
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Hallo Blutschwerter,


da ich seit mittlerweile 4 Jahren an meinem eigenen System bastel, lese ich hier schon etwas länger mit, habe jedoch noch einige Bedenken zwecks der Vorstellung meiner Systemmechaniken im Internet.

Wie kann ich sicherstellen, dass der Mechanismus, den ich mir überlegt habe dann nicht im nächsten Regelwerk von einem Leser landet? Ich möchte, sobald ich meine Testrunden abgeschlossen habe und mit dem Ergebnis zufrieden bin, an Verlage herantreten um hoffentlich ein Regelwerk in Buchform veröffentlichen. Deswegen möchte ich natürlich mein Gedankengut schützen - andererseits brenne ich darauf, mit interessierten und erfahrenen Leuten über meine Regeln und die Gedanken dahinter zu diskutieren.

Hierzu würde mich natürlich interessieren, was ihr über meine Frage denkt und ob eventuell auch einige von euch bereits an Verlage herangetreten sind, beziehungsweise dies vorhaben.


Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen und eventuell meine Bedenken zerstreuen

Kage
 
Hi Kage,

hier einige ganz persönliche Gedanken, die mir beim Lesen Deiner Frage durch den Sinn gegangen sind.
Bitte nehme sie Dir nicht zu sehr zu Herzen, sie stellen lediglich eine, vermutlich unbedeutende, Einzelmeinung dar. ;)

Wie kann ich sicherstellen, dass der Mechanismus, den ich mir überlegt habe dann nicht im nächsten Regelwerk von einem Leser landet?
Im strengen Sinne des Wortes "sicherstellen" kannst Du das gar nicht. Sobald der Text auch für andere sichtbar ist, besteht immer eine Möglichkeit ihn zu reproduzieren. Zielt Deine Frage abgesehen vom rein technischen Aspekt auch auf die rechtliche Seite ab, so kann die Sache schon ganz anders aussehen.

Was den literalen Wortlaut betrifft, so ist jeder von Dir veröffentlichte Text, sofern ihm eine gewisse Schöpfungshöhe zugesprochen werden kann, in dem Sinne geschützt, dass er ohne Deine Erlaubnis nicht reproduziert werden darf.
Einen groben Überblick liefert der zugehörige Wikipedia Artikel (siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Urheberrecht_(Deutschland), über die genauen Details müsstest Du Dich im Gesetzeswerk schlau machen.

Schwieriger hingegen sieht es bei der Beschreibung von Verfahren wie etwa (Regel)Mechanismen aus, von denen Du schreibst. Diese fallen nicht unter das Urheberrecht.
Hier bin ich ganz ehrlich überfragt und kann Dir leider keine Auskunft darüber geben ob, und wenn ja welche Möglichkeiten Dir zur Verfügung stehen.

Hierzu würde mich natürlich interessieren, was ihr über meine Frage denkt und ob eventuell auch einige von euch bereits an Verlage herangetreten sind, beziehungsweise dies vorhaben."
Nein, an einen Verlag herangetreten bin ich bisher noch nicht und hatte das bisher auch nicht vor.

Gerade bei eigenem Gedankengut, das ich persönlich als besonders wertvoll erachte liegt meine Sorge weniger darin, es einem möglichst kleinen Kreis zugänglich zu machen, sondern vielmehr es möglichst ohne jegliche Einschränkung einer möglichst großen Zahl von Menschen verfügbar zu machen.
Bücher, an denen ich online schreibe, stehen unter freien Lizenzen. In Eigenregie produzierte gemeinfrei unter CC0/WTFPL, Bücher, zu denen ich nur kleine Beiträge leiste, wegen Stolz und Eitelkeit anderer beteiligter Autoren in der Regel leider nur unter CC-BY-SA.

Deswegen möchte ich natürlich mein Gedankengut schützen - andererseits brenne ich darauf, mit interessierten und erfahrenen Leuten über meine Regeln und die Gedanken dahinter zu diskutieren.
Was Deinen Wunsch betrifft mit anderen über Regeln und Gedanken dahinter zu zu diskutieren, so empfinde ich ihn - bitte sehe diesen Einwand nicht als persönliche Kritik - als unsymmetrisch.

Sowohl Rückmeldungen, als auch in der Diskussion entwickelte Ideen, dürften Deinen Wünschen entsprechend zwar in Dein Regelwerk einfließen.
In umgekehrter Richtung jedoch dürfte kein Informationsfluss stattfinden, würden im Rahmen einer Diskussion entstehende Konzepte und Ideen letztlich doch genau auf den Regeln basieren, von denen Du sichergestellt wissen willst, dass sie einzig auf Dein Regelwerk beschränkt bleiben.

Provokant formuliert: "Gebt mir alles und erhaltet nichts!"

Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen und eventuell meine Bedenken zerstreuen
Deine Bedenken kann ich dahingehend zerstreuen, dass ich Dir ganz fest zusichern kann, dass ich in dem Fall, dass Du Dein Regelwerk hier präsentierst, wissentlich keine darin vorgestellten Mechanismen reproduzieren werden.

Hinsichtlich erhoffter Hilfe muss ich Dich allerdings dahingehend enttäuschen, dass ich mich unter den gesetzten Rahmenbedingungen auch nicht an einer Diskussion darüber beteiligen werde.

Zumindest von meiner Seite dürfte somit weder mit einem großem Schaden, noch mit einem großem Nutzen eines Forumsdiskurses zu rechnen sein. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Frage ist halt, willst Du spielen oder willst Du Geld machen. Ich denke, der Autorenjob ist hauptsächlich deshalb ein einsamer, weil man halt seine "Pfründe" schützen möchte und ein Produkt vorstellen, dass niemand kennt, bevor es gekauft wurde.

Zur Diskussion alleine: Ich habe festgestellt, dass Leute Diskussionen wie Probleme behandeln und meiden. Die Ausstrahlung des Produktes leidet darunter bzw. es wird zu einer "Nichtigkeit". Das liegt vor allem daran, dass alles was erklärt wurde, als selbstverständlich und überflüssig erachtet wird, weil es verstanden und integriert wurde.

Frei nach Karl Valentin:

"Es ist schon alles geschrieben worden (gesagt), nur noch nicht von jedem (allen)."
 
Wie kann ich sicherstellen, dass der Mechanismus, den ich mir überlegt habe dann nicht im nächsten Regelwerk von einem Leser landet?
Menschen sind faul. Stinkfaul.
Auf 100 Menschen, die Ideen haben, kommt vielleicht einer, der anfängt sie umzusetzen und davon vielleicht ein weiteres Hundertstel zieht es bis zum Ende durch.

Wenn du eine neue Idee hast, die du bereits ausgearbeitet und in ein Konzept eingebettet hast, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwer die hier entdeckt und sie kopieren will vielleicht 5%.
Die Wahrscheinlichkeit, dass er es dann tatsächlich tut (und wirklich bis zum Ende durchzieht) ist nahe 0.

...jetzt mal ganz ehrlich:
Wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit überhaupt, dass du selbst die Idee finalisierst und letztendlich bis zur Buchform bringst? ;)
(das soll kein Angriff auf dich sein - ganz im Gegenteil: Ziehs durch!)


Ich selbst hab vor mehr als 3 Jahren ein Setting im Rahmen eines Wettbewerbs online gestellt, das in Buchform veröffentlich werden wird.
Das ist online immer noch frei zugänglich und es wurde immer noch nicht kopiert.

Und falls es doch passieren sollte?
Dann seh ich zu wie die Kopie groß wird, bedanke mich für das Marketing und mach dann lautstark im Internet drauf aufmerksam, das mein Original viel cooler ist - und mach dann aller Voraussicht nach damit sogar mehr Geld, als ich ohne diesen polarisiesierenden Werbeeffekt gemacht hätte.

Wir reden hier nicht über die Entwicklung neuartiger Medikamente, technischer Meilensteine oder neuer Waffensysteme...
Das viel realistischere Problem, als dass jemand deine Idee stiehlt, ist dass überhaupt niemand sich für deine Idee interessiert.
Also mach kein Geheimnis draus, sondern begeistere uns! Das Feedback wird dafür sorgen, dass das Thema bei dir aktuell bleibt und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass du es durchziehst.
Außerdem haben hier so manche Leute Kontakt zu Verlagen - d.h. wenn es jemand cool findet, ist die Chance auf Unterstützung vermutlich deutlich höher als die Gefahr einer Kopie.
 
Und falls es doch passieren sollte?
Dann seh ich zu wie die Kopie groß wird, bedanke mich für das Marketing und mach dann lautstark im Internet drauf aufmerksam, das mein Original viel cooler ist - und mach dann aller Voraussicht nach damit sogar mehr Geld, als ich ohne diesen polarisiesierenden Werbeeffekt gemacht hätte.
An @Kage s Stelle würde ich das lautstarke Auftreten aber an den Anfang stellen und nicht erst, wenn das Ding schon geklaut wurde.

Wenn du anfangs ne nennenswerte Medienpräsenz erreichen kannst, dann wird meiner Meinung das Werk zwar bekannter aber eher nicht geklaut. Einfach weil man sich da sehr angreifbar macht. Der Autor könnte sowas nach Möglichkeit auch weiter befeuern, damit der Brand schön verheerend wird.

Was Regelmechaniken schützen angeht: Es heißt, dass Regelmechaniken nicht schützbar sind. In der Annahme gehen Rollenspieler und Verlage in meinem Umkreis konform. Einen Gesetzestext habe ich dazu aber noch nicht gesehen.

Wenn ich ein Rollenspiel heute bei einem Verlag vorstellen würde, würde ich versuchen das als Crowdfinanzierung bei denen zu platzieren. Ich würde also gleich das Konzept zur Crowdfinanzierung mit vorlegen.

Man könnte sich jetzt fragen, warum man es dann nicht gleich alleine macht. Ich denke, dass die Verlage mit ihren Crowdfundingprojekten hier einfach deutlich mehr Strahlkraft haben.
Außerdem haben sie Erfahrung mit Crowdfundings und können auch mit Grafiken und Layout unterstützen.
 
Wie kann ich sicherstellen, dass der Mechanismus, den ich mir überlegt habe dann nicht im nächsten Regelwerk von einem Leser landet?
Nach meiner laienhaften Einschätzung der Rechtslage in Deutschland, allerdings auch Amerika, kann man einen mathematischen [Regel] Mechanismus nicht schützen. Dies gilt für [Program] Code, dürfte jedoch auch auf Spielregeln anwendbar sein.

Was schützbar ist, ist die exakte Formulierung, sowie Markenbegriffe.
Beispielsweise darf Dread einen Mechanismus nutzen, bei denen man einen Holzturm mit 3 nebeneinanderliegenden Blöcken verwendet. Wo man derlei rauszieht bis es umfällt. Es darf aber nicht sagen: Bau dir einen Jenga Turm, aus Jenga-Klötzchen und anstelle vom "Jenga"-Ruf geht ein Charakter hops.
Wegen des Umstands gibt es auch sehr viele D20 Spiele, welche effektiv die Regeln von Dungeons & Dragons 3rd Ed und 3.5rd Ed verwenden, aber peinlichst drauf bedacht sind nur "das größte RPG aller Zeiten" zu erwähnen und kein böses Wort wie "Mindflayer" zu benutzen.

Ich möchte, sobald ich meine Testrunden abgeschlossen habe und mit dem Ergebnis zufrieden bin, an Verlage herantreten um hoffentlich ein Regelwerk in Buchform veröffentlichen.
Dafür brauchst du ein vollständiges, idealerweise illustriertes & lektoriertes Regelwerk. So etwas klaut so schnell keiner.

Deswegen möchte ich natürlich mein Gedankengut schützen - andererseits brenne ich darauf, mit interessierten und erfahrenen Leuten über meine Regeln und die Gedanken dahinter zu diskutieren.
Hier würde ich auf die von Mikyra vorgebrachten Bedenken, die ich teile, verweisen.


Wenn ich ein Rollenspiel heute bei einem Verlag vorstellen würde, würde ich versuchen das als Crowdfinanzierung bei denen zu platzieren. Ich würde also gleich das Konzept zur Crowdfinanzierung mit vorlegen.
Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass man damit sein Rollenspiel bei dem Verlag populär macht.
Ein Crowdfunding benötigt in der Regel mindestens einen vollbeschäftigten Mitarbeiter sowie weiteren Aufwand hinsichtlich der benötigten Graphiken. Welche einerseits kosten, andererseits Erwartungen an das allgemeine Design wecken. Neben dem Umstand das es schwierig ist, einen Unbekannten, gekonnt zu platzieren und zu vermarkten.

Wenn ich ein Verlag wäre, und da würde jemand damit ankommen, würde ich wahrscheinlich erstmal wegrücken.
Es sei vielleicht den es wirkt so opulent wie Esteren, Symbaroum oder andere sehr hübsche Rollenspiele.

Mehr Sinn ergibt es da sich entweder direkt an eine Crowdfunding Plattform zu wenden wie z.B. GamesOnTabletop oder an Hybriden die fast eine Art Mischung sind wie Spieleschmiede.
 
Ich denke ja, dass die beste Strategie beim RPG die ist, dass man erst einmal eine Community aufbaut.
Es gibt so viele Gratis-RPGs - warum sollte ein Verlag Geld in die Hand nehmen und ein Projekt unterstützen, von dem nicht klar ist, ob es mehr Spieler findet als der nächstbeste Gratis-Eigenbau?

Da investiert der Verlag doch lieber Geld um den bewährten Gratis-Eigenbau mit bereits bestehender Community in Hochglanz mit professionellem Lektorat, Illustrationen und Vermarktungsstrukturen zu verbreiten - und im Worst Case kaufen es dann wenigstens die bereits bestehenden 500 Fans.

Diese bereits existierenden Projekte sind mMn erstmal die Benchmark die man übertreffen muss um finanziell(!) attraktiv zu sein. Alles andere ist dann eher Unterstützung eines Kleinverlags aus Liebe zum gemeinsamen Hobby.
Und die bekommt man vermutlich am ehesten ebenfalls über die Community, nämlich indem ein Verlagsmitarbeiter über ein Projekt stolpert, das ihm gefällt.

Wie mans auch dreht:
RPG lebt zu 99% von Community. Warum hat DSA so viele Spieler?
Weil es historisch den Markt erobert hatte und heute eine Spieler-Infrastruktur bietet, die kaum zu übertreffen ist.
Spielst du DSA, dann findest du notfalls selbst im Dorf noch ne Gruppe - willst du hingegen "Savage Fate Plus - DarkCyberWest in Space" spielen, dann musst du schon selbst die Infrastruktur aufbauen.
Und willst du als Verlag "Savage Fate Plus - DarkCyberWest in Space" unter die Leute bringen, dann ist vermutlich die erste relevante Frage: Spielt das überhaupt irgendwer?
 
Ioelet schrieb:
Wenn du eine neue Idee hast, die du bereits ausgearbeitet und in ein Konzept eingebettet hast, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwer die hier entdeckt und sie kopieren will vielleicht 5%. Die Wahrscheinlichkeit, dass er es dann tatsächlich tut (und wirklich bis zum Ende durchzieht) ist nahe 0.
und davon muss man noch die hohe Wahrscheinlichkeit abziehen, dass die Mechanismen nichts wirklich Neues machen. ;)
Ich rechne jedenfalls nicht mehr damit, dass ich in meinem Leben nochmal etwas Neues im RPG Bereich sehe.
Und das ist vrmtl. auch gut so.
 
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