Role Play Convention 2008
ie zweite Role Play Convention, kurz RPC, fand vom 26. auf den 27. April in Münster im dortigen Messekomplex statt. Das ist zwar schon etwas her aber dennoch wollen wir einen Rücklick starten. Ingo, dem ein oder anderen auch als „ Greifenklaue “ bekannt war für mich auf der RPC und hat euch folgendes zu berichten:
Nachdem es im ersten Jahr etwa 12.000 Besucher gab – 30.000 waren erwartet und geplant, war in diesem Jahr der Andrang deutlich größer, 23.500 Besucher sollen es gewesen sein.
Drei große Messehallen standen zur Entdeckung bereit, nur die eigentliche „Große Messehalle“ blieb ungenutzt. In der Halle Nord war der eigentliche Bereich der Rollenspielverläge. Herausstechend war in jedem Fall der Pegasusstand, allein von der Größe, der neben den eigentlichen Stand viel Platz für Supportrunden ließ und nach hinten von der Blutschwerter-Lounge vollendet wurde, wo es neben verschiedenen Munchkin-Demos auch Kaffee und Süßes gab. Ebenfalls auffällig war ein Gemeinschaftsstand von Feder & Schwert und Ulisses, wo auch das fusionierte Truant mit neuem Logo zu finden war. Ein weitereren Gemeinschaftsstand hatten der Neue Welten Verlag und Games In, was insofern erfreulich ist, dass die Games In-Rollenspiele sich oft nicht selbst präsentiert haben und das trotz interessanter Systeme wie Königreiche von Kalamar, Earthdawn oder Siebte See. Neuigkeiten waren dann aber eher bei den „Kleinen“ zu finden: Prometheus hatte erfolgreich Ratten am Start als auch eine überarbeitete Neuauflage von Elyrion, Erdenstern hatte die neue „Into the gold“ dabei – die sich noch während der Messe ausverkaufte, Assertpress mit Fluss das dritte Abenteuer für Nornis und bei Mephisto / Sighpress und Co gab es das limitierte Postmoderne Magie-Quellenbuch, Band 88 ist es bei mir geworden… Dazwischen tummelten sich weitere Verläge wie die Redaktion Phantastik, die auch wieder einiges an interessantes Zines da hatte, der 13 Mann-Verlag, wo es schon was zu Heredium gab, Himmelsstürmer mit einem ziemlich großen Stand (und einigen kostümierten Promotern), Nackter Stahl mit schönem Schriftzug aus nacktem Stahl und reichlich Ankündigungen zur Messe Essen (4 Arcane Codex-Quellenbücher und Frostzone) und ein Lodlandstand. Das ganze wurde dann von einigen Shops und Läden, LARP-Anbietern – hier wußte insbesondere Lederjoe mit sehr coolen Hüten zu beeindrucken – und einigen Ständen der Aktion Fandom ergänzt. So z.B. der Dorp-Stand, wo man sich über ihre Website, Dorp-TV oder ihr Filmprojekt Xoro informieren konnte oder ein GfR-Stand. Nackter Stahl hatte ein Stück seines Standes dem Fundus Ludi, dem Rollenspielarchiv, überlassen, über deren Projekt man sich ebenfalls informieren konnte. Zuguterletzt erwähnenswert ist noch der Lauschstand, der außer dem Punktown-Hörbuch keine Neuheiten hatte, dafür konnte man aber am Stand einige Nebenfiguren künftiger Drizztfolgen einsprechen. Als weitere Aktion gab es noch eine Massen-Orkgebrüllszene in der Nachbarhalle, die ich leider jedoch verpasst habe.
Die Halle Mitte fiel auf jeden Fall durch eins auf: unangenehmer Lärm. Die Großstände verschiedener Computerspielfirmen buhlten in voller Lautstärke um die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Live-Raids auf Großleinwand gehörtenebenso wie T-Shirt in die Menge-Schmeiß-Aktionen zum Programm. Dabei gab es da durchaus einige interessante Dinge für den Pen-& Paperrollenspieler und insbesondere für den LARPer. Am Eingang hatte eine Endzeittruppe mit Mad Max-tauglichen Gefährt Stellung bezogen, das“LARP-Aldi“ Mytholon bot allerley LARP-Taugliches und – Untaugliches feil ebenso wie die Lederrüstspezialisten Andracor. Wer genug Geduld mitbrachte konnte mal DSA Drakensang, Warhammer Online und Konsorten probedaddeln. In der unteren Ecke war die RPC-Aktionsbühne mit reichlich bestuhlten Bereich davor, wo ich mir u.a, den Kostümwettbewerb angeschaut habe. Da würden dann zwar neben den normal Gewandeten noch diverses verkleidetes Messepersonal eingesammelt, aber dafür gab es dann auch reichlich nette Kostüme.
Vor der Halle Süd befand sich eine der Spielflächen, die dann auch in der Halle zu finden waren. Reichlich Spieltische für Pen&Paper, Karten- und Brettspiele und Tabletops. Dort waren weitere Stände der Aktion Fandom untergebracht, so u.a. URPG oder der Indy-Stand, der mit dem spielleiterlosen Western City auch eine echte Premiere hatte. Die Tische waren nicht so recht voll – aber voller als im letzten Jahr. Dazu kam der Umstand, dass an den meisten Verlagsständen auch direkt Platz für Proberunden war und das zum Teil recht großzügig (Pegasus-Blutschwerter würde ich auf mindestens 20 Tische schätzen). Die waren eigentlich immer gut belegt.
Draußen hinter der Messehalle gab es dann einen kleinen mittelalterlichen Markt mit Musik und insgesamt vier Zelte, wo es Workshops und Lesungen gab. Der Mittelaltermarkt wurde von vielen als enttäuschend empfunden und in der Tat, allzuviel interessantes gab es nicht. Highlights waren einerseits der LARP-Ausrüster Dunkelart, wo es Fernrohre, mittelalterliche Wundbestecke oder zerbrochene Flaschen aus Schaumstoff und Latex gab, und andererseits die Bands: Hasenscheiße, Galgenvögel, Burn und Jan Hegenberg mit seiner WoW-Hymne „Die Horde rennt!“. Ich selbst hab mir nur letztere angehört und konnte feststellen, dass bis auf den Ohrwurm keine Songs dabei waren, die mir länger im Ohr oder im Gedächnis hängenblieben. Aber meine Schwester ist eigentlich nur deswegen mitgekommen und hat sich jede Band einmal mit Begeisterung angeschaut. Ach, und da es drinnen beim Catering zu längeren Schlangen kam, wichen viele hier auf’s mittelalterliche Essen auf.
Die Workshops und Lesungen waren teils schlecht besucht (man sah auch mal 3 Leute in einem Zelt), beim DnD 4te-Workshop allerdings reichten überraschenderweise (naja, eigentlich nicht) die etwa 20 Stühle bei weitem nicht. Aber nach Zusammenrücken und einigen Ausfällen gegenüber den Stühlen anderen Zelte konnte ausreichend Sitz- und Stehplatz geschaffen werden. Im Workshop selber gab es dann viel Informatives für diejenigen, die sich bisher noch nicht mit der neuen Edition beschäftigt haben, für diejenigen, die sich regelmäßig auf den einschlägigen Boards informieren, gab es hingegen im Prinzip nur wenig neues. Neu war mir jedoch folgende Konzeptidee: da Einsteiger bis zur 3.5 fast immer nicht-magische Klassen spielten, einfach weil die Magieanwender zu komplex in ihren Optionen waren, kam man auf die Idee in der 4ten die Komplexität der magischen Klassen zu senken und die der anderen zu erhöhen, um alle auf einen Komplexitätslevel zu haben. Ob das dann tatsächlich Einsteigerfreundlicher ist, ist die Frage, da einige der Powers jetzt noch taktischer eingesetzt werden müssen, aber den Ansatz fand ich doch recht interessant. Nebenbei gab es noch Erläuterungen zur RPGA und der Living Forgotten Realms-Kampagne in Deutschland, welche zur diesjährigen GenCon starten soll. Für viele große wie kleine Systeme wurden Workshops in dieser Art angeboten, welche die Grundlagen des Systems und kommende Neuheiten vorstellten. Daneben waren Lesungen im Angebot sowie ein Rezi-Schreib-Workshop von Michael „Scorpio“ Mingers und ein „Jeder kann Filme machen“-Workshop von Mr. DORP Thomas Michaski.
Berichtenswert ist noch ein Coca Cola Zero-Promotionteam, welches vor dem Ausgang eiskalte Cola Zero ausschenkte, echt erfrischend… Rollenspieler als Zielgruppe! Eine weitere gelungene Promoaktion war das frei erhältliche M20-Regelwerk, genauer: Microlight 20. Basierend auf der OGL von DnD 3.0 ein sehr schlankes System, dass theoretisch auf eine Seite passt. Die Version von Dirk Remmecke enthält aber auch noch ein Setting und bringt es auf 26 Seiten im A5-Format – eine Rezi ist angehängt! Etwas schade war, dass das geplante Pokerturnier ins Wasser fiel und bis ich das tatsächlich rausgefunden hätte, wurde ich ein halbes Dutzend Mal von Infostand zu Infostand geschickt – aber gut, bei der Masse an Aktionen kann es da auch mal Pannen und etwas Desorganisation geben.
Der Tag war also gut mit Aktionen, Workshops, Proberunden, Plaudern und Rumschlendern zu verbringen, abends gab es dann gleich drei After Show-Partys: zum einen im GoParc, den Tanz der Vampire im Fusion Club sowie eine VIP Party, die noch einer der Mitfahrer besuchte – und von einem ganz leckeren Catering berichtete. Proben hat er leider keine mitgebracht
Fazit: Waren im letzten Jahr gerade die Spieltische erschreckend leer, war dieses Jahr doch deutlich mehr los. Gelungen war die Aktion Fandom, die einen frischen Schwung Stände mitbrachte, wo ich mich doch einige Zeit aufgehalten und gut unterhalten habe, ebenso war ein deutlich größeres Engagement der gesamten Rollenspielszenen zu bemerken. Insofern ist der Umzug nach Köln in großere Messehallen nur konsequent.
Ingo Schulz aka Greifenklaue für den Rollenspiel-Almanach.
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