Rollenspieltheorie Plotlines Plothooks ordnen

Wir haben uns auf dem Dokument eine ziemliche Zettelschlacht geliefert, dann über den Chat ein wenig versucht, alle Klarheiten zu beseitigen ^^

Die Aufzählung bringt uns halt nicht sehr weit, weil sobald "Flavours" (wie ein möglicher Ausgang), Stilelemente bzw. Tropen in den "Plots" auftauchen, die mögliche Anzahl der Plots explodiert.
Deshalb müssen wir die Plots soweit von Beiwerk befreien, bis wir den Kern freigelegt haben. Dann bleibt in den meisten Fällen eine Formel zurück, die in etwa so aussieht:

p+/- <Handlung> g+/-

p, P = Protagonist (Handelnder, aktiver Teil der Geschichte - meistens ein Lebewesen, das von den Spielern geführt wird)
g, G = Gegenüber (Seiender, passiver Teil, wie Umgebung, Natur, Personen)

Kleine Buchstaben, um sie später von G und P zu trennen, wenn die Handlung nach der Haltung der Parteien ausformuliert wurde.
[In Eckigen Klammern dann mögliche Varianten, Gründe, Motivationen, später dann vielleicht auch "Flavours", "Colours", Stilelemente, Tropen]
{Geschwungene Klammern für mögliche Belohnungen, wobei diese sich so häufig wiederholen, dass man diese wohl besser einmalig behandelt}

Beispielsweise würden sich

Großwildjagd (Abenteuer, Action)
Elemente: ein gefährliches Tier, dessen Art den Charakteren bekannt ist.
Erklärung: die Charaktere versuchen das Tier einzufangen oder zu töten.

Monsterjagd (Action, Horror)
Elemente: ein Monster, eine Räuberbande, etc.
Erklärung: die Charaktere ziehen aus um das Monster zu erlegen.
Aber auch sowas wie
haltet den Dieb! (Krimi)
Elemente: ein Dieb; ein gestohlenes Objekt
Erklärung: den Charakteren versuchen den Dieb samt Beute zu fassen.

Whodunit (Krimi)
Elemente: ein Mordfall; ein eingeschränkter Täterkreis
Erklärung: die Charaktere versuchen den Täter zu ermitteln.​

wie alle anderen Jagden/Verfolgungen auf einen Plot reduzieren

p+/- jagd g-

Als nächstes zerlegt man
p+ jagd g-
p- jagd g-

Und erhält dann für ersteres:
P jagd G [um zu überleben, beeindrucken, richten, schützen, aus krankhafter Eifersucht, Neid, Mordlust (Hack'n'Slay^^), etc.]​

Und für das Zweite:
P verfolgt G [um einen möglichen Übergriff, Angriff zuvor zu kommen, etwas wieder oder Informationen zu erlangen, oder als Auftragsarbeit]

Mögliche Ausgänge des Plots, wie Tod, Verstümmelung, Verletzungen, Verluste, Abbruch, Aufgabe, Besinnung, Gefangenschaft, Bestrafung würde ich immer offen lassen.

PS: Hier sind bestimmt noch nicht alle "Flavours, Colours" bzw. Tropen erfasst! Ich hoffe jedoch, dass es zeigt, wie man eine endliche Menge an Aufhängern, Plothooks oder Plotkernen erhält, aus denen alle anderen leicht entwickelt werden können.
 
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So, ich habe jetzt erstmal aus der Formel p+/- <Handlung> g+/- nur die Handlungen gesammelt, sind bestimmt noch nicht alle, aber schon ein kleines Schätzchen. Die Haupthandlungen stehen vorn und in Klammern die (Varianten). Wobei - wie gesagt - auf Spezialfälle noch nicht weiter eingegangen wurde. Wobei ich erstmal auf 11 Grundhandlungen gekommen bin.
Wenn Euch noch etwas einfällt, was fehlt, dann wäre ich froh über jeden "Zuruf". Danke ;)

  • Kampf (Bekämpfung, Eroberung, Ausgrenzung, Verbannung, Töten, Exekution, Abschlachten, Genozid, Schleifen, Verheerung, Zerstörung, Duell,
  • Wettbewerb (Rennen, Lauf, Wettkampf, Konkurrenz, Verkauf, Arbeitssuche, Arbeitskampf, Geldwaschen, Steuerhinterziehung, Spionage, Kopieren geistigen Eigentums, Überwindung, Großleistung, Rekord,
  • Einflussnahme (Politik, Betrug, List, Trick, Lüge, Illusion, Verzauberung, Einflüsterung, Propaganda, Populismus, Beeinflussung, Unterwanderung, Subversivität, Unterschiebung, Erpressung (aktiv), Angebot, Beschenkung, Bestechung, Desinformation, Fake-News, Intrige, “Schmierentheater”, Abgekartetes Spiel, Fehme,
  • Jagd (Tier-, Monster-, Menschen- Kopf(geld)jagd, Raub, Ermittlung, Attentat, Finden von Belastungsmaterial, Krimi, Verbrechensuntersuchung, Detektivarbeit,
  • Exfiltration ((Geisel-)Befreiung, Bergung, Überführung, Deponieren, Verstecken, Sichern, Transport, Diebstahl, Heist,
  • Vertragen (Befrieden, Handel, Einigung, Beziehungspflege, Ehrung, Bekanntmachung, Botschaft, Unterrichtung, Übermittlung, Glauben,
  • Richten (Ausgleichen, Vergleichen, Schlichten, Diplomatie, Wiedergutmachung, Reparation, Vermittlung, Rache, Vergeltung, Vigilantismus, Heldentum, Sozialismus, Emanzipation,
  • Verbesserung (Reformieren, Umgestalten, Verändern, Kreativität, Aufmerksamkeit, Offenheit, Integration, Unterhaltung, Entertainment, Feierlichkeit, Schützen, Heilen, Verarzten, Lieben, Erwartung, Idealismus, Unsterblichkeit, Erlösung, Unzerstörbarbeit,
  • Zwangshandlung (Erpressung (passiv), Sklaverei, Unterdrückung, Obsession, Besessenheit, Geistesstörung, Umnachtung, Irrtum, Wahnsinn, Verrücktheit, Auftragsarbeit, Notlage, Übersprungshandlung, Übertriebene Reaktion,
  • Untersuchung (Wissenschaft, Neugier, Erkundung, Entdeckung, Erkenntnis, Erstbegegnung, Erklärung, Rätseln, Beweis, Einweihung, Offenbarung, Forschung,
  • Bewirtschaftung (Bauen, Handwerk, Überleben, Sammeln, Anbau, Fortpflanzung, Erschaffung, Ausdauern, Bewahren, Erhalten, Hygiene, Reinigung, Bestattung, Verwaltung, Pflege, Bergbau, Ressourcen, Land- und Viehwirtschaft, Übernachtung, Behausung,
 
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Ui, das sieht in der Tat schon ein wenig übersichtlicher aus, als das Durcheinander zuvor. ;)

Die folgenden drei Dinge sind mir bei dem Versuch die Liste Vorschläge mit der Liste Handlungen abzugleichen aufgefallen:
  • die Handlung Schutz habe ich zwar in den Kommentaren gefunden, sie kommt aber in der Liste nicht vor
  • die Handlung Zerstörung, die ich in den Kommentaren gefunden habe, kommt ebenfalls nicht in der Liste vor
  • Vorschläge wie "gestrandet" und "rette sich wer kann!", bei denen es primär darum gehen kann, dass die Charaktere um das blanke Überleben kämpfen sind nur durch die Kombination Wettkampf, Kampf abgedeckt
Den Punkt Zerstörung könnte man versuchen mit ein wenig Phantasie in der Form Kampf (Zerstörung) als Variante von Kampf aufzufassen, müsste soweit ich das sehe also nicht zwingen als weiterer Punkt aufgenommen werden.
Oder habe ich bisher nicht betrachtete Fälle übersehen?

Den Punkt Schutz hingegen, würde ich in jedem Fall gern als weitere Handlung übernehmen wollen. Auch Vorschläge, wie etwa "Leibwächter" könnten darunter gesammelt werden.

Was den letzten Punkt betrifft, hier könnte man m.E. darüber nachdenken eine weitere Handlung Survival/Überleben hinzu zu fügen.
Noch besser gefallen würde mir eine Handlung Flucht.
Unter ihr ließen sich nicht nur die beiden genannten Vorschläge listen, auch der Vorschlag "entführt/inhaftiert" enthält m.E. eine solche Komponente, von bisher noch nicht schriftlich fixierten Vorschlägen, wie "Ausbruch aus Alcatraz" ganz abgesehen.

Bis auf die genannten sind mir keine weiteren Handlungen aufgefallen, die für eine vollständige Beschreibung der Liste Vorschläge fehlen.
 
Wettbewerb ([...] Steuerhinterziehung, [...]

Da packt mich aber die Berufsehre :cautious: Steuerhinterziehung ist kein Wettbewerb!
Das ist etwas für Schurken und Bösewichter, den Abschaum der Galaxis, liederliche Kreaturen ohne Seele und Gewissen, den Bodensatz des Abschaums, die verabscheuungswürdigsten der Verabscheuungswürdigen, etc. pp. viel Gemotze dies das und nicht zuletzt: Steuerhinterzieher sind volle doof.

Ansonsten aber eine schöne Liste (y)

Bei dem oben genannten frage ich mich dann wiederum: gilt die Liste auch für Antagonisten?
Ich denke, dass das schon auch für die "bösen" Jungs gilt, irgendeine Motivation haben die ja auch
 
Danke für die Antworten. Ganz kurz dazu:
  • Steuerhinterziehung wird Betrug - war ein Flüchtigkeitsfehler
  • Ich dachte mir schon, dass Zerstörung noch dazu kommen würde, hatte mich mit einem geschwollenen "Verheerung" davor gedrückt, weil es - ähnlich wie Hilfe, Arbeit, Notstand - ein wenig schwammig ist.
  • Schützen habe ich erstmal bei "Verbesserung" gelistet, weil es keinen konkreten Feind geben muss - es geht hier mehr in die Richtung "Schutz vor einer Plage, einer (Natur-)Katastrophe", in dem weiteren Sinn von "Schutz" als gemeinschaftlicher Wert. Sonst wäre es eine Art von Kampf oder Wettbewerb, mit einer speziellen - wenn auch wichtigen - Art der Belohnung, bzw. einem Ziel oder einem Ausgang. Leibwächter wäre eine Auftragsarbeit und die sind unter Zwangshandlungen gelistet - klingt erstmal hart, kommt dem aber am nächsten. Eine neue Kategorie möchte ich nicht aufmachen, weil - wie schon einmal erwähnt - Arbeit generell sehr weit gefasst ist und viele Dinge darunter fallen. Uns interessiert hier nur der Fall, dass man eine Arbeit tun muss, weil man nicht anders kann, sonst seinen Job, sozialen Status etc. verlieren würde.
  • Flucht ist teil der Jagd oder ein Wettbewerb. Da wir hier die Fälle auflisten, in denen P (die Protagonisten) aktiv sind, wird es also ein Wettbewerb mit einer - wenn auch wichtigen - Belohnung, dem Überleben.
  • Überleben ist aller Anfang der Bewirtschaftung, insofern hatte ich das dort eingeordnet. Ich glaube ein großes Problem, was insbesondere Spielleiter haben ist, dass sie tödliche Bedrohungen als Handlung auffassen und dabei übersehen, dass es ein Ausgang einer Handlung ist. Es ist kein Plot. Der Plot ist das P die Attacken von G überleben wird. Insofern auch Bewirtschaftung, auch wenn es härter zugeht, als auf einem Bauernhof. Man hat ein Revier, dass man besammelt und bejagd und nicht zuletzt derart verändert, dass man es leichter hat - einen Verschlag baut, Vorräte anlegt etc. Wenn es um ein kurzes Intermezzo geht, wie das im Beispiel "Gestrandet" angedeutet wird, dann könnte man auch einen Wettbewerb daraus machen - wieder mit dem Ziel des Überlebens, natürlich.
 
Ich weiß jetzt wieder, warum ich Steuerhinterziehung unter Wettbewerb gelistet hatte, es passte hier besser her, weil man sich einen Vorteil beschaffen möchte. Dieser bezieht sich zwar auf den sozialen Status und damit mehr oder weniger auf die Allgemeinheit, aber sie passt - wenn auch schwach - besser in den Wettbewerb als unter Einflussnahme. Und da es wahrscheinlich auch kein Plot wird, sondern eher ein Auslöser für eine starke Geschichte, würde ich das auch nicht weiter wichtig nehmen (wollen).
 
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Flucht
Ach verflixt, da habe ich schon wieder den Fehler gemacht ausschließlich aus der Perspektive der Spielercharaktere zu denken.

Richtig - fast alle Dinge, an die ich unter der Bezeichnung Flucht gedacht hatte, lassen sich auch umgekehrt aus der Sicht des jeweiligen Übels als Jagd formulieren.
"Feuer, Sturm, etc. jagt Charaktere" etwa.

Ein wenig Bauchschmerzen habe ich noch bei Ausbruchs- und Befreiungsszenarien.
Eventuell könnten die wie die bereits genannte (Geisel)-Befreiung unter Exfiltration gefasst werden?
Etwa nach dem Motto "Charaktere befreien sich selbst".

Lautet die Antwort "ja", so ziehe ich jeden Einwand zurück.

Schutz
Als unschön an einer Zusammenfassung des Punktes Schutz unter dem Punkt Verbesserung empfinde ich den Umstand, dass das Schützen einer Person oder eines Gegenstandes etwa in der Regel nicht dem Zweck der Verbesserung eines Zustands dient, sondern dem Erhalt eines bestimmten Zustands.
Der Unversehrtheit einer Person oder eines Gegenstands etwa.

Ein weiterer nicht in der Liste Vorschläge enthaltener Vorschlag, der mir mittlerweile aufgefallen ist, betrifft "Kurierdienste" (sicherer Transport eines Objekts von Punkt A zu Punkt B) bzw. "Geleitschutz" (selbiges für eine Person).

Auch Vorschläge dieser Art könnten m.E. gut unter einem weiteren Punkt Schutz gefasst werden.
Nicht zuletzt aus diesem Grund sehe ich einen Punkt Schutz noch immer als gut motiviert an.

Auch das Szenario "sicherer Hafen" der allgemeinen Plotliste (siehe: https://3w20.wordpress.com/2011/04/12/rollenspielplots/) könnte in dieser Form gut in der Form "Charaktere schützen sich selbst" abgedeckt werden.

Überleben
Fällt in der Tat gut in den Bereich Bewirtschaftung (Überleben).

Diese Möglichkeit hatte ich übersehen. ;)
Ich ziehe den Einwand zurück.
 
Generell:
Im Grunde ist diese Zuordnung eine empirische, die sich vor allen Dingen mit den Unschärfen der Sprache arrangieren muss. Insofern kann es durchaus sein, dass ein Wort für mehrere Dinge stehen kann und damit ein Plot auch teilweise in andere Bereiche übergreift - das haben wir schon öfter erlebt. Einerseits gibt uns die einseitige Perspektive die Möglichkeit (P ist aktiv, G ist passiv), diese Plots zu trennen, aber das kann in besonderen Fällen trotzdem nicht ausreichen. In unserer Arbeit werden wir versuchen durch weitere Trennung(en) diese Plots zu isolieren und diesen damit Eindeutigkeit zu verleihen. Das kann dauern.​

Bei Exfiltrationen wird eine Person (das Gegenüber, willig oder unwillig) von einem Platz verbracht. Der aktive Teil ist dabei das Team, dass diese durchführt und nicht die Person, die woanders hin gebracht wird. (Sie kann jedoch wenn willig, durchaus dem Team beitreten und zu den Protagonisten wechseln. Das nennt man dann eine Einführung eines neuen SCs.)

Eine Flucht passt nmM eher zu einem Wettbewerb, weil zwei Kräfte darum Ringen, bei einem gegenseitigen Machtmessen zu gewinnen. Gewinnt das Gegenüber, verbleiben die Gefangenen an dem Ort, umgekehrt können sie gehen. Eine Flucht in Bewegung ist ähnlich zu betrachten, wie ein Ausbruch. Der Käfig ist der überwachte und / oder durchsuchte Raum, dem man entkommen muss.

Der sichere Hafen enthält mehrere Aufhänger. Der Eigenschutz ist häufig in Kampfsituationen sowieso immer dabei. Ich verstehe, warum Dich dieser so fasziniert - er lenkt Dich ab, verwirrt und erhöht in dem Moment, wo Du glaubst, etwas Unbekanntem zu begegnen, die Spannung. Das gilt für den SL (genauso wie für Autoren) nicht. Er weiß immer woran er ist. Die Spannung entsteht in den Köpfen der Spieler. Es gibt sogar Systeme, die ohne SL auskommen, wo die Spannung nicht dadurch erzeugt wird, dass man nicht weiß, was passieren könnte, sondern eher möchte, dass etwas passiert und gespannt ist, ob man das durchsetzen kann. Das ist ein umgedrehter Spannungsansatz. Das kennt man zum Beispiel auch von guten Thrillern. ABER das hat mit der Handlung nichts zu tun. Es ist Beiwerk. Ein Stilmittel. Dazu kommen wir erst nachdem wir uns mit der Verquickung der Plots gut auskennen.

In der Listung ist Erhalt ebenso ein Punkt unter Verbesserung. Du gehst davon aus, dass es notwendig ist, die unter Umständen vorher eingetretene Verschlechterung eines Zustandes in den Plot aufzunehmen. Das wäre jedoch eine Verschmelzung zweier Geschichten und dieser Zustand ist lediglich ein Ausgangspunkt für eine Verbesserung, nämlich die bessere Umsorge eines Gegenübers (das nicht mal eine Person sein muss). Schutz ist zudem häufig ein schwacher Plot, wenn er nicht mit vielen anderen Plots vermischt wird - ich nehme an, dass vor allen Dingen der "Kampf" hier eine wichtige und verwirrende Rolle spielt. Dazu muss es jedoch garnicht kommen. Wie man ein starkes Drama einen dynamischen Plot erzeugt, werden wir dann noch kommen - aber das sehe ich erst gegen Herbst auf uns zu kommen. Soviel sei vorweg genommen - das Gegenüber wird sich dabei zur Wehr setzen, wenn nicht sogar Teile der Protagonisten scheinbar "überlaufen" besser sich anderen Zielen widmen. Aber insbesondere den letzten Fall werden wir ganz akribisch untersuchen müssen, weil sich plötzlich die Aufhänger vervielfältigen, die wir erstmal fein säuberlich isolieren müssen, bevor wir das in einem Tool nutzen können.
 
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Schutz

Einverstanden: etwa als Verbesserung der Sicherheit verstanden kann man auch die Handlung Verbesserung(Schutz) als eine echte Verbesserung verstehen. Mein ursprünglicher Einwand ist somit gegessen.

Wettbewerb

Schwierigkeiten sehe ich zur Zeit vor allem bei dem Punkt Wettbewerb.

Richtig Handlungen, aber auch Handlungsabsichten spielen m.E. eine wichtige Rolle.
Gerade wenn verschiedene Handlungsabsichten im Konflikt zueinander stehen, haben wir Material, an dem wir eine interessante Geschichte fest machen können.

Bei vielen der Punkten der Liste Handlungen haben wir entweder eine Symmetrie vorliegen oder der Konflikt ist bereits implizit gegeben.

Beispiel:
  • symmetrisch: "A bekämpft B" vs. "B bekämpft A"
  • implizit: "A jagt B" vs. "B flüchtet vor A" (auch wenn wir den rechten Satz mangels der Handlung "Flucht" in unserem Vokabular nicht formulieren können)
Bei anderen Punkten hingegen ist der Konflikt weder implizit gegeben, noch symmetrisch.

Beispiel:
  • "A untersucht(Ermittlung) X" vs. "B beinflusst(Täuschung/Trick/Lüge) X"
  • "A verbessert(Schutz) X" vs. "B bekämpft(Zerstörung) X"
Haben wir es uns mit dem Punkt Wettbewerb nicht in dem Sinne zu einfach gemacht, dass wir ganz einfach alle Konflikte, die wir mit dem aktuellen Vokabular nicht formulieren können, dem Punkt Wettbewerb zurechen?

Beispiel:
  • Wettbewerb(Spionage) ?= "A exfiltriert(Spionage) X" vs. "B verbessert(Schutz) X"
  • Wettbewerb(Steuerhinterziehung) ?="A verbessert(Steuerhinterziehung) X" vs. "B untersucht(Ermittlung) X"
 
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Du erzählst ja keine Dokumentation und versuchst auch nicht, Situationen abzubilden. Ein Bild hat immer eine gewisse Symmetrie alleine durch seine Begrenztheit (2-Dimensionalität).
Eine Geschichte dreht sich um die Spieler bzw. die Protagonisten und insofern ist es keine Spiegelsymmetrie. Es findet auch keine Projektion statt, mit anderen Worten die Spieler wechseln nie die Seiten. Es ist nicht von Interesse, was das Gegenüber erlebt. Erzählt wird nur die Geschichte der Protagonisten.

P ist nicht gleich G!

Nehmen wir das Totschlagargument. Handlung ist töten:

P tötet G - geht, weil P weiter lebt und die Geschichte damit weiter erzählt werden kann.
P wird von G getötet - ist ein Ausgang einer Geschichte, ein Ende und kann damit nicht weiter erzählt werden. Ergo für uns uninteressant, es sei denn, man will mit dem Spielen aufhören, die Geschichte beenden.

Vielleicht versuchst Du mal selber:

P fesselt G
P wird von G gefesselt

Und versuchst mir zu erklären, wie Du den letzten Fall erzählen möchtest.
 
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Waaah! Nun bin ich total verwirrt!

Wo genau der Knoten in meinem Hirn steckt, kann ich zur Zeit nicht sagen.

Bevor ich mit meinen Schwierigkeiten beim Verständnis im Detail auf den letzen Post eingehe, hier zunächst ein Versuch darzustellen, in welcher Weise ich bisher verwendete Begriffe verstanden habe.
Vielleicht findet sich ein möglicher Denk-/Interpretationsfehler meinerseits bereits bei Durchsicht der folgenden Liste.

Bei eventuell nötiger Richtigstellung, falls möglich bitte direkt in der Form "Zu Annnahme X..." angeben, wo genau ich mich geirrt habe.

Annahmen

Annahme 1: Konkrete Vorschläge der Liste Vorschläge sollen in abstrakte Objekte zerlegt werden, denen wir die Bezeichnung Kern geben.

Annahme 2 (Syntax von Kernen): Ein Kern ist ein 3-Tupel der Form (p, h, g), dessen Komponenten wir wie folgt benennen:
  • die Komponente p nennen wir Protagonist
  • die Komponente h nennen wir Handlung
  • die Komponente g nennen wir Gegenüber
Annahme 3 (Semantik von Kernen):
  • Handlungen h drücken eine Tätigkeit aus.
  • Der Protagonist p ist der aktive, d.h. die Tätigkeit ausübende Teil dieser Handlung.
  • Das Gegenüber g ist der passive Teil der Handlung.
Annahme 4: Es existieren Kerne k, in denen die Rolle des aktiven Teils, d.h. des Protagonisten p nicht von Spielercharakteren besetzt ist.

Annahme 5:
Die Menge H möglicher Handlungen soll mit der Liste Handlungen vollständig erfasst werden.

H := { 'Kampf', 'Wettbewerb', 'Einflussnahme', 'Jagd', 'Exfiltration', 'Vertragen', 'Richten', 'Verbesserung', 'Zwanshandlung', 'Untersuchung', 'Bewirtschaftung' }

Konten im Hirn

Fälle wie "P wird von G getötet" und "P wird von G gefesselt" verletzen gemäß Annahme 3 die Semantik von Kernen und tragen somit keine sinnvolle Bedeutung.
Zu fragen, wie sie zu erzählen sind, ist ähnlich fruchtlos, wie die Frage nach der Bedeutung eines Satzes der Art "Der Fisch grünt oval durch den Tisch."

Erst nach Tausch der Rollen von P und G erhalten wir gültige Kerne der Form "P tötet G" bzw. "P fesselt G".
In keinem dieser beiden Fälle sehe ich ein erzählerisches Problem.

... Wo genau habe ich mich bei diesen beiden Überlegungen verrannt?

Eventuell habe ich durch Einführung der Variablen A, B und X in den Beispielen selbst für die entstandene Verwirrung gesorgt.
A und B waren dabei stets so gedacht, dass die Rolle des Protagonisten p ausfüllen. Die Variable X hingegen so, dass sie stets die Rolle des Gegenübers g ausfüllt.

Ich versuche die in den Beispielen angeführten Konflikte noch einmal in konkreterer Form, d.h. ohne Nutzung von Variablen zu formulieren.

Konflikte


symmetrisch:
"SC bekämpft Monster" vs. "Monster bekämpft SC"​

implizit:

"Monster jagt SC" vs. "SC flüchtet vor Monster"​

gemischt:
"SC untersucht(Ermittlung) Mordfall" vs. "Täter beinflusst(Täuschung) Mordfall"
"SC verbessert(Schutz) Gemälde" vs. "Übeltäter bekämpft(Zerstörung) Gemälde"​

alternativen:
Wettbewerb(Spionage) ?= "SC exfiltriert(Spionage) Forschungsergebnisse" vs. "Konzern verbessert(Schutz) Forschungsergebnisse"
Wettbewerb(Steuerhinterziehung) ?= "Übeltäter verbessert(Steuerhinterziehung) finanzielle Situation" vs. "SC untersucht(Ermittlung) finanzielle Situation"​
 
Wir verstehen uns, sind im Mindesten auf dem richtigen Wege.

Bis auf 4 Stimme ich zu. Die Spieler sind immer aktiv und damit die Protagonisten. (Es wirkt unter Umständen so, als wären sie die Gegner. In Wirklichkeit haben sie jedoch nur einen anderen Plot gewählt, die Gruppe teilt sich und zwei unterschiedliche Geschichten werden erzählt.)
 
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