Vorsicht lange Antwort.
Wenn ich Dein Anliegen richtig verstehe, geht es Dir vor allem darum Deine Spieler dazu zu motivieren besser zusammen zu arbeiten, weil das in der Vergangenheit wohl nicht immer ganz so ganz gut funktioniert hat.
Auf die Abenteuer und Rätsel Geschichte, zu der Du dabei ganz konkret gefragt hast, komme ich zurück, vorab möchte ich mir es nicht nehmen lassen, Dir ergänzend dazu eine weitere Möglichkeit ans Herz zu legen.
Ergänzung
Ich denke ein wichtiger Schritt, den Du ganz unabhängig von der Konstruktion von Szenarien und Rätseln unternehmen kannst, ist der, den Punkt Zusammenarbeit beim nächsten Termin einfach Mal vor dem Spiel anzusprechen.
Will heißen in dieser Sache einfach kurz die Fragen "wo sind wir jetzt?" und "wo wollen wir hin?" samt eigener Einschätzung der Lage in den Raum werfen.
Das muss keine super ausgearbeitete Liste sein. Ein ungezwungenes "Hey, Jungs, wisst Ihr was, mir ist da etwas aufgefallen ...." tut es auch.
Solange Du darauf achtest, Deine persönlichen Wünsche für die Zukunft der Gruppe auch als solche zu formulieren und nicht als Vorwurf an die Gruppe, sollte bei dieser Variante eigentlich nichts schief gehen können.
Die folgenden Punkte würde ich dabei erwähnen:
- aus meiner Sicht läuft es in unserer Runde bisher so-und-so
- mir persönlich wäre es lieber, wenn es so-und-so liefe
- wie sieht's aus? seht Ihr das genauso?
- wenn ja, woran liegts, dass es bisher nicht ganz so läuft?
- was können wir unternehmen um dem Ziel näher zu kommen?
Wozu der ganze Hippie-Quatsch?
Hey, den obigen Vorschlag nicht falsch verstehen! Die Angriffspunkte Abenteuer, Rätsel, etc., die Du in Deiner Frage genannt hast, sind wirklich super wichtig.
Und der Vorschlag ist keineswegs als Ersatz oder Alternative zu geeigneter Vorbereitung und Planung gedacht, sondern lediglich als begleitende Maßnahme.
Insbesondere aus den folgenden beiden Gründen halte ich sie dennoch für wichtig.
- Zum einen, wird es Dir mit welcher Abenteuer-Konstruktion auch immer kaum gelingen die Spieler dazu zu zwingen, etwas gegen ihren Willen zu unternehmen. Vielleicht haben sie ganz einfach keine Lust stärker miteinander zu kooperieren.
- Zum anderen besteht die Chance, dass die Spieler nach gemeinsamen Austausch sensiblisierter für das Thema Zusammenarbeit in das anschließende Spiel starten und ihnen Möglichkeiten zur Kooperation, die ihnen zuvor entgangen sind, deutlicher ins Auge springen.
Solltet Ihr ohehin gerade mit neuen Charakteren ins Abenteuer starten, weil es die alten frisch erwischt hat, bestünde zudem die Möglichkeit sich schon bei der Charaktererstellung Gedanken nicht nur über den eigenen Charakter, sondern auch für sein Zusammenspiel mit dem Rest der Gruppe zu machen.
Auch darüber könnte man sich im Zuge der vorab Plauderei absprechen.
Ob Ihr tatsächlich gerade erneut bei Null anfangt, war Deinem Post nicht direkt zu entnehmen. Falls nicht ist dieser Zug natürlich bereits abgefahren, aber vielleicht lassen sich auch nachträglich noch Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Charaktere finden, die sie zu einem guten Team machen können.
Rätsel
Nach langer Vorrede nun endlich zu dem Punkt, nach dem Du ganz konkret gefragt hast.
Rätseln selbst stehe ich sowohl als Spieler, als auch als SL immer gerne und offen gegenüber. Muss dabei aber auch zugestehen, dass ich es zumindest als SL in der Regel bei recht einfachen Rätseln belasse.
Im wesentlichen genau aus dem Grund, den
@Wulf bereits genannt hat. Zu schwere Rätsel bergen die Gefahr, dass keiner außer dem SL selbst sie lösen kann.
Als Weniger problematisch habe ich in meinen Runden die Diskrepanz zwischen Spielern und Charakteren, wie etwa dem auf den Kopf gefallenen Charakter und dem super cleverem Spieler empfunden.
Allerdings habe ich als SL Rätsel auch immer so abgehandelt, dass die Spieler gemeinsam am Tisch an der Lösung gearbeitet haben und die erhellende Einsicht dann anschließend ganz einfach dem Charakter zugeschrieben wurde, in dessen Domäne das Rätsel fiel, bzw. dem, der durch einen Würfelwurf höchstes Ergebnis gewinnt auf eine geeignete Fähigkeit bestimmt wurde.
Dennoch hege ich starke Zweifel daran, dass Du den Weg zum gesteckten Ziel "Förderung der Zusammenarbeit" durch Rätsel wesentlich beeinflussen wirst.
Da Du ganz konkret danach gefragt hast hier trotzdem eine knappe Angabe dazu, wie ich persönlich als SL an Rätsel heran gehe.
Als Mathematiker streue ich zwar hin und wieder auch Mal das ein oder andere logische oder mathematische Rätsel ein - insbesondere die Werke von Martin Gardner sind hier eine wahre Fundgrube (keine Angst alle populärwissenschaftlicher Natur und sogar ganz ohne Schulmathematik zu verstehen) - beschränke ich im wesentlichen aber vor allem auf Puzzles und Lückenteckte. Der Text einer zerbrochenen Tonscherbe, den ich nach dem Ausdruck mit der Schere in kleine Stücke schneide, eine zerrissene Notiz, die verkohlten Überreste eines Testaments aus dem Kamin oder das krakelige Mansuskript, das schon zu lange im Wasser gelegen hat.
Rätsel wie diese sind vor allem daher besonders dankbar, da jedem das Funktionsprinzip bekannt ist und keine langen Erklärungen nötig sind.
Tipps:
- Nach dem Auseinander-Schnippeln am besten noch einmal testen, ob und wenn ja in welcher Zeit man das Dokument wieder zusammen setzen kann.
Bekommt man das selbst als SL nicht mehr hin, hat man etwas falsch gemacht und steht ziemlich dumm da. Was ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann.
- Lückentexte und chiffrierte Nachrichten am besten gleich x-Mal ausdrucken und jedem Spieler ein Exemplar zur Verfügung stellen, auch wenn in der Spielwelt nur eines vorhanden ist. So haben alle etwas zu tüfteln und keiner sitzt gelangweilt herum.
Woran liegt's?
Eine sehr große Ungewissheit auf meiner Seite liegt noch immer in der Frage, an welcher Stelle genau es in Sachen Team-Play in Eurer Runde hakt.
- Liegt es hauptsächlich daran, dass die Spieler Deine Abenteuer vor allem als one-man Mission verstehen und zu wenig auf die Charaktere der anderen Spieler eingehen?
- Oder liegt es im wesentlichen daran, dass Spieler glauben ihre Charaktere hätten zu wenig in-Game Gründe mit anderen zu kooperieren und daher ganz gezielt den Weg des Einzelkämpfers bestreiten?
Abenteuer
Wenn es vor allem an der erstgenannten Stelle klemmt stehen die Chancen in meinen Augen nicht schlecht, dass Du das Team-Play der Runde als SL ganz gezielt fördern und unterstützen kannst, indem Du ihnen ein geeignetes Szenario zurecht schneiderst.
Wichtiger als viele einzelne Stationen, in denen sich ein einzelner Charakter mit seinen besonderen Fähigkeiten hervor tun kann, wären nach meiner Einschätzung vor allem Situationen, in denen alle Charaktere zugleich aktiv werden müssen.
Besonders Situationen, in denen sich die Charaktere entsprechend ihrer Stärken und Schwächen organisieren und auf entsprechende Teilaufgaben stürzen müssen, deren Gelingen für einen Erfolg unerlässlich ist.
Dabei ist es nicht einmal besonders wichtig möglichst viele solcher Situationen zu konstruieren. Schon eine einzige pro Spielabend kann dabei locker reichen.
Gerade wenn Du es mit eher unerfahrenen Spielern zu tun hast, kann es bei der Wahl der Szene nicht schaden, wenn Du sie gezielt so konstruierst, dass die Spieler den für ihren Charakter vorgesehenen Einsatzbereich leicht erkennen können.
Während der Mechaniker den Generator am Laufen hält und den Hacker mit genügend Saft verorgt um das Haupttor zu öffnen, ist es erforderlich dass der Ex-Soldat anstürmende Gegner fern hält, damit dem Sprengstoff-Experten genug Zeit bleibt die Bombe unter den Treibstofftanks zu enschärfen.
Solche Dinge eben.
Mein Charakter ist halt so! ... und ich ein echt guter Rollenspieler
Schwieriger schätze ich die Lage ein, wenn die Schwierigkeiten vor allem in Punkt 2 der obigen Liste begründet liegen.
Gerade bei einem Setting wie Vampire, kann es recht schwierig sein Spieler, die der felsenfesten Überzeugung sind, ihren egomanen Charakter einwandfrei rollengerecht und in schauspielerisch vorbildlicher Art und Weise darzustellen, zu kooperativem Handeln zu bewegen.
Weder mit spielerischen Mitteln noch mit der in Deinem Post genannten "Du kommst hier net raus" GM-Nummer ist dieser Schwierigkeit beizukommen und Du solltest es Dir auf keinen Fall zu Herzen nehmen, wenn es Dir mit welchem wie liebevoll auch immer konstruierten Setting nicht gelingt etwas zu bewegen.
Hier liegt das einzige Mittel auf der Meta-Ebene.
Folgenden Appell würde ich in diesem Fall an den Spieler richten.
- Versuche zukünftig nicht darüber nachzudenken, warum Dein Charakter keinen Grund hat, zu kooperieren.
Wenn Du nur lange genug suchst wirst Du ganz sicher einen finden.
- Versuche stattdessen zu überlegen, warum Dein Charakter doch einen Grund haben könnte, zu kooperieren.
Wenn Du Dir genug Zeit dabei lässt, wird Dir bestimmt wenigstens einer einfallen.
Mehr ist in einer Situation, wie dieser, kaum zu machen.
Hey, diesen letzten Punkt bitte nicht falsch als Freibrief verstehen munter dem Schneemann das Szenario Abenteuerurlaub in der Sahara zu präsentieren.
Im Idealfall sollte das Abenteuer stets so konstruiert sein, dass es für jeden teilnehmenden Charakter einen durch seinem Hintergrund motivierten Grund geben sollte, aus dem es auch für ihn von besonderem Interesse ist.
Er bezieht sich ausschließlich auf Fälle wie den Soziaopathen und Menschenfeind reinsten Wassers, bei dem einzig und allein Dir als SL die Aufgabe aufgebürdet wird, Dir Gründe auszudenken, aus denen der Charakter überhaupt bereit sein könnte, mit denen der anderen Spieler zu kooperieren.