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Ein interessanter Bericht vom Buchreport.
Quelle: buchreport
Quelle: buchreport
Manhattan will Terry Pratchett aus der Fantasy-Nische holen
Neuinszenierung für eine breite Zielgruppe
Er ist einer der meistgelesensten angelsächsischen Schriftsteller der Gegenwart. Weit über 20 Mio seiner Bücher gingen allein in Großbritannien seit 1990 über den Ladentisch, weltweit sind es ca. 60 Mio. Den Man Booker Prize wird er wahrscheinlich nie gewinnen, aber kommerziell steckt Terry Pratchett jeden Literaturpreisträger locker in die Tasche. Der Erfinder der Scheibenwelt und ihrer skurrilen Bewohner ist in seiner Heimat Kult.
Auch in Deutschland ist der Autor, dessen schwarzer Schlapphut sein Markenzeichen ist, kein Leichtgewicht: Bei Goldmann stehen 4,6 Mio verkaufte Exemplare in den Bilanzen – seit einigen Jahren mit dem Hardcover-Vorlauf bei Manhattan. Seit 1993 segelt der Autor unter der Manhattan/Goldmann-Flagge. Geholt hatte ihn einst Heyne, dazwischen war er mehrere Jahre bei Piper zu Hause.
4,6 Mio Pratchetts können sich sehen lassen, doch Goldmann-
Verleger Georg Reuchlein und Lektorin Vera Thielenhaus sind überzeugt, dass der Engländer sein volles Potenzial auf dem deutschen Markt noch lange nicht ausgeschöpft hat. Und deshalb plant Manhattan eine Neuinszenierung der Scheibenwelt-Romane in großem Stil.
Seit dem ersten Buch ist Pratchett im deutschen Sprachraum auf das Fantasy-Genre festgelegt. Vera Thielenhaus: „Nichts gegen Fantasy, aber Pratchett wird unter Wert verkauft. Er ist viel mehr als ein Genreautor, weil er so wunderbar bissig-witzig und intelligent erzählen kann. Seine Romane spielen zwar in einer magischen Welt, doch die entpuppt sich schnell als Spiegelbild unserer Gesellschaft.“
Die Münchner wollen den Autor dort haben, wo er in Großbritannien schon lange ist: Stammgast auf den Bestsellerlisten mit einer Leserschaft, die generationenübergreifend vom Teenager bis zu den Großeltern reicht. Pratchetts englischer Verlag Transworld hat gezeigt, dass es geht. Auch auf der Insel war der heute 62-Jährige viele Jahre auf fantastische Literatur festgelegt, doch längst gilt er als brillanter Satiriker und scharfsinniger Gesellschaftsporträtist, dem die Queen 2008 wegen seiner Verdienste um die Literatur sogar die Ritterwürde verliehen hat.
Die Runderneuerung von Sir Terence David John Pratchett, wie der Autor seither offiziell heißt, ist umfassend:
* Der Text: Ab Frühjahr werden im Manhattan Verlag (neben den regulären Neuerscheinungen) sukzessive alle Backlisttitel in neuer Übersetzung herauskommen. Mit Regina Rawlinson und Gerald Jung wurden zwei vielfach preisgekrönte Übersetzer für das ehrgeizige Projekt gewonnen.
* Der Umschlag: Statt der witzig-ironischen Illustrationen der englischen Originalausgaben setzt Manhattan künftig für Neuerscheinungen und Backlist auf eigene Buchcover aus einem Guss, die der deutsche Künstler Tom Steyer in bester Pratchett-Manier mit einem fröhlichen Augenzwinkern gestaltet.
* Die Verpackung: Auch in der Ausstattung gibt es nach langen Diskussionsrunden im Verlag einen grundsätzlichen Neuansatz, denn die Romane erscheinen künftig nicht mehr gebunden, sondern als Klappenbroschur (Thielenhaus: „Das Format der Zukunft“) mit gestalteter Innenseite und heraustrennbarem Lesezeichen.
Die ersten überarbeiteten Backlisttitel sind „Voll im Bilde“ (Deutsch von Gerald Jung) im Mai und „Alles Sense“ im Herbst. Danach geht es im halbjährlichen Rhythmus weiter. Der nächste neue Pratchett kommt ebenfalls im Mai und ist mit dem Titel „Das Mitternachtskleid“ in der Übersetzung von Regina Rawlinson im Programm. Die Taschenbuch-Ausgaben der Pratchett-Titel erscheinen weiterhin regulär bei Goldmann.
Um das Sortiment davon zu überzeugen, dass der englische Schriftsteller statt im Fantasy-Regal im allgemeinen Programm viel besser aufgehoben ist, wird sich die Werbung ganz gezielt auf den Buchhandel konzentrieren. Vera Thielenhaus: „Wir brauchen den Handel als Multiplikator und werden weiterhin den Dialog suchen.“ Schwerpunktwerbung in der Vorschau, ein überarbeiteter Webauftritt und massive Social-Media-Präsenz sollen die Botschaft nach Hause bringen.
aus: buchreport.magazin 1/2011