Nachruf

Durro-Dhun

Erklär(wer)bär
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12. September 2003
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Nachruf​



Wir konnten immer über alles reden, und taten es noch über viel mehr. Geziehlt stießen wir mit unseren Fragen auf unsere gegenseitigen Schwachpunkte und halfen uns so aus allen Lebenslagen. Stets hatten wir ein Wort der Aufmunterung oder des Trostes füreinander und verstanden uns besser - und blinder - als Brüder.
Und nun?
Nun stehe ich hier, im warmen Regen, in matschiger, lehmiger Erde und verfluche dich. Verfluche deine Abwesenheit. Verfluche deine Feigheit, jetzt, da ich dich am meisten bräuchte. Verfluche deinen Tod.
Wie nur, konntest du dich so aus dem Leben stehlen, mir dies in deinem maßlosem Egoismus antun?
Oft redeten wir über Selbstmord, die Unlust am Leben und den - doch eingentlich fikitven!! - Wunsch, diesem ein Ende zu bereiten. Und stets war ich mir sicher, dich von deiner Meinung abgebracht zu haben.
Auch dieses Mal.
Was war es? Was hat dich den letzten Schritt tuen lassen? War es mein Fehler? Hätte ich dir irgendwie helfen, dem irgendwie zuvorkommen können? Welches fehlende Wort hätte ich sagen, welche unausgesprochene Metapher verwenden können, die dich davon abgebracht hätte? War es meine Schuld, mein Versagen?
Oder hätte ich es damit nur noch weiter hinausgezögert. Dein Leben um ein paar aberwitzige Tage verlängert? Tage, in denen du dich vielleicht anders entschieden hättest?
Wie flüssige Schuld, so brennt das Feuer meiner Gefühle in meinem Magen, meiner Kehle. Die hohl klingenden Worte des Pfarrers, die langwierigen Rezitationen aus der Bibel klingen schal in meinen Ohren. Sie bringen dich nicht wieder zurück. Sie mildern nicht meinen Schmerz. Sie schüren nur weiter meinen Hass auf mich selbst und meine Hilflosigkeit. Denn nun bleibt mir nichts mehr.
Keine Wahl außer der einen. Dir zu folgen...



Out of Character

Keine Sorge, ist alles nur fiktiv... wollte damit jemandem nur was klar machen ...
 
Hm ich finds echt gut, sowohl inhaltlich als auch textlich...
ich weiß ja auch für wen es geschrieben wurde...
 
Wow.... ich hoff, dir gehts gut?!

Vergleiche sind diesmal spitze... Öhm... das fährt ein.
 
Keine Sorge... mir geht's gut... schon alleine weil ich denke, damit wirklich geholfen zu haben...

Mir ging's aber nicht nur um den Selbstmord und die nachfolgenden Schuldgefühle alleine... auch irgendwie darum, das Thema Freundschaft zur Geltung zu bringen... um nichts schwächer als Liebe (wir Männer sind ja mit dem Wort immer vorsichtig :rolleyes: ) nur ohne sexuelle Lust eben....
 
ja, kann ich sehr gut nachvollziehen, wurde gerade gestern erst wieder aufgefangen. wenn alles fehlschlägt, können freunde einem tatsächlich das gefühl von heimat geben, auch, wenn sie nur wenig zeit haben (auch, wenn es icht immer gleich um selbstmord gehen muss ;) ein zusammenbrechen der persönlichkeitsstruktur iat auch mal aussreichend ;) )
es hilft, wenn einem leute die einem sehr viel bedeuten und lange kennen von früher erzählen, davon, was sie denken, was einen ausmacht, was sie an einem schätzen, wenn man es selber vergessen hat. es kann dann der richtige tritt sein, den man braucht um sich durch den nebel der gefühle und des schmerzes zu sehen und die hoffnung wiederzufinden.

ich hoffe es stört dich nicht, das ich deinen post zur disskussion (oder selbstreflektion)verwende, aber, wenn ich mich nicht irre, hast du nichts dagegen, wenn so etwas losgetreten wird, oder?
 
Schöner Text.. eine kleine Geschichte sagt manchmal mehr als 1000 Diskussionen.. vor allem wenn sie noch so eindringlich wie diese ist. (ok.. ein wenig pathetisch am ende, aber das gehört bei diesem thema wohl dazu).

die geschichte vermittelt einen sehr guten eindruck in welcher und für welche situation sie entstanden ist. von "sehr schön" möchte ich eigentlich gar nicht sprechen, denn schließlich handelt es sich hierbei um eine der seltenen geschichten, die einen echten sinn nach außen (d.h. nicht nur für den autor) hat... dadurch würde sie zu sehr banalisiert.

greetz lou
 
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