- Registriert
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Nachruf
Wir konnten immer über alles reden, und taten es noch über viel mehr. Geziehlt stießen wir mit unseren Fragen auf unsere gegenseitigen Schwachpunkte und halfen uns so aus allen Lebenslagen. Stets hatten wir ein Wort der Aufmunterung oder des Trostes füreinander und verstanden uns besser - und blinder - als Brüder.
Und nun?
Nun stehe ich hier, im warmen Regen, in matschiger, lehmiger Erde und verfluche dich. Verfluche deine Abwesenheit. Verfluche deine Feigheit, jetzt, da ich dich am meisten bräuchte. Verfluche deinen Tod.
Wie nur, konntest du dich so aus dem Leben stehlen, mir dies in deinem maßlosem Egoismus antun?
Oft redeten wir über Selbstmord, die Unlust am Leben und den - doch eingentlich fikitven!! - Wunsch, diesem ein Ende zu bereiten. Und stets war ich mir sicher, dich von deiner Meinung abgebracht zu haben.
Auch dieses Mal.
Was war es? Was hat dich den letzten Schritt tuen lassen? War es mein Fehler? Hätte ich dir irgendwie helfen, dem irgendwie zuvorkommen können? Welches fehlende Wort hätte ich sagen, welche unausgesprochene Metapher verwenden können, die dich davon abgebracht hätte? War es meine Schuld, mein Versagen?
Oder hätte ich es damit nur noch weiter hinausgezögert. Dein Leben um ein paar aberwitzige Tage verlängert? Tage, in denen du dich vielleicht anders entschieden hättest?
Wie flüssige Schuld, so brennt das Feuer meiner Gefühle in meinem Magen, meiner Kehle. Die hohl klingenden Worte des Pfarrers, die langwierigen Rezitationen aus der Bibel klingen schal in meinen Ohren. Sie bringen dich nicht wieder zurück. Sie mildern nicht meinen Schmerz. Sie schüren nur weiter meinen Hass auf mich selbst und meine Hilflosigkeit. Denn nun bleibt mir nichts mehr.
Keine Wahl außer der einen. Dir zu folgen...
Out of Character
Keine Sorge, ist alles nur fiktiv... wollte damit jemandem nur was klar machen ...