Nach der Schulbank.

Horror

Cenobit
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26.03.04 Nach der Schulbank.

Viktor sah von dem Buch auf.
Der Fernseher lief, und die Nachrichten auf RTV berichteten über einen Toten im Stadtpark.
Ein Raub ist eine Sache, ein Genickbruch eine andere.
Der Tod erfüllte ihn immer noch mit einem Hauch von Abscheu.
Es war immer so eine Verschwendung...

Sicher, er konnte sich sicher sein, das es etwas danach gab, aber an einem Leben hing immer noch mehr, als nur eine menschliche Existenz.

Und dann noch ein Genickbruch....
Er kratzte sich kurz im Bart.
Sein Blick fiel auf die Uhr und er konnte sich sicher sein, das die Sonne untergegangen war.
Vieleicht sollte er sich auch mal im Stadtpark umsehen.
Mit Sicherheit waren auch ein paar Schaulustige da, und das spirituelle Umfeld würde sich nach so einer Tat mit Sicherheit gegenüber seinem letzten Besuch geändert haben.
Das war mit Sicherheit einen Blick wert.
Was für Geister wohl der gewaltsame Tod eines Menschen anzog?
Außerdem konnte ein wenig cruisen im Park ja nicht schaden, obwohl er davon ausging, das aufgrund der Polizei wohl nicht all zu viel 'Beute' unterwegs sein würde.

Außerdem hatte er die beiden letzten Nächte nur studiert, und etwas frische Luft oder auch Blut konnte nicht schaden.
Er erhob sich, legte das Buch zu seinen anderen Studienwerken und machte sich mit Hilfe eines Ghuls aus dem Weg aus dem Gildehaus, welches ihm noch ein wenig fremd und die Sicherheitsrituale noch nicht all zu vertraut waren.
 
Die frische Nachtluft empfing ihn, als der Ghul lächelnd hinter ihm die Tür schloß und er in die Nacht heraustrat.
Es war noch kalt und feucht, aber der Frühling war schon auf dem Weg, den feuchten Winter abzulösen.

Der massige Mann ließ das Gebäude und das Gelände hinter sich und machte sich auf den Weg zur Straße.
Er hatte zwar ein Auto, aber das stand bei seinem Haus...
Also hatte er für ein Taxi gesorgt, das schon auf ihn wartete.
Ein leichter Ekel flog über seine Mundwinkel, als leise Volksmusik aus dem Inneren des Wagens drang, aber manchmal muss man halt durch die Hölle gehen.

Der rotgesichtige Fahrer mit dem Schnauzbart und den Schweins-Äuglein blickte ihn an, als er die Tür schloß.
"Nabend, mein Herr! Wo soll's denn hingehen?"

Viktor vermeidete Blickontakt und blickte auf die Straße.
"Zum Stadtpark bitte!"
Der Wagen setzte sich in Bewegung.
 
Das mannshohe Gartentor fiel klackend hinter Viktor ins offene Schloß, als das Taxi davonfuhr.
Der feuchte Geruch der Finster, der in Nacht herübergweht war, lag in der Luft.
Ansonsten war es still.
Die Wegbeleuchtungen, die sich während des Tages mit Solarenergie aufluden, waren nahezu erloschen.
Das Grundstück war ihm noch nicht all zu vertraut, aber er spürte sofort, das er nicht allein in dem von hohen Hecken umgebenen Gelände war.
Etwas vorsichtig näherte er sich dem Eingangsbereich seines Hauses, als er den Umriss eines Mannes vor seiner Tür ausmachen konnte.
"Guten Morgen! Kann ich was für sie tun?"

Die Person trat aus der Dunkelheit des Eingangs.
In dem schwachen Restlicht konnte Viktor ihn erkennen.

Einer der Ghule aus dem Gildehaus!
"Guten Morgen, Magus Thorson!
Ich habe hier zwei Nachrichten für sie!
Eine wurde von einem Boten des Prinzen für sie zum Gildehaus gebracht, die andere ist von ihrem Vorgesetzten.
Bitte sehr!"

Der Mann übergab Viktor die beiden Umschläge.
An der Feuchtigkeit der Kleidung konnte der bärtige Tremere erkennen, das der Besucher schon seit langer Zeit in der feuchten Nachtluft unterwegs gewesen sein musste.
Wie lange er wohl schon hier gewartet hatte?
"Danke sehr!
Möchten sie vieleicht noch mit reinkommen? Auf einen heißen Kaffee vieleicht?"

Der Bote blickte Viktor aufgrund dieser unerwarteten Geste etwas irritiert an.
"Nein, danke sehr! Aber ich werde erwartet.
Einen schönen Tag noch!"

"Ebenfalls!
Auf Wiedersehen!"
Viktor sah dem Ghul hinterher, der sein Grundstück verließ und schloß dann die Tür auf.
Im Flur schaltete er das Licht an und warf einen Blick auf die beiden Nachrichten.
Hm, er wurde also am nächsten Abend im Gildehaus erwartet.
Und ein Maskenball am Montag Abend in der Villa des Prinzen.
Oh man, was soll ich denn da anziehen?
Er musste noch eine Rückantwort abschicken.
Während er noch überlegte, schaltete er seinen Computer ein.
Er musste noch nachschauen, ob jemand auf seine Anzeige geantwortet hatte, und eine neue Anzeige reinstellen.
Gildehaus-Kost war zwar was für den notwendigsten Durst, aber es wurde Zeit, das er mal wieder selber auf die Jagd ging.
Während er sich im Internet umsah, brach langsam der Morgen an.
 
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