Modellierte Hosts

clawdeen

Halbgott
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Trotzdem ich das Buch jetzt schon vor einer kleinen Weile ausgelesen habe und bereits zwei Romane weiter bin, hat mich die Beschreibung dieses "Camelot" im "Wähle deine Feinde mit Bedacht" sehr nachhaltig beeindruckt, zumal ich mich ziemlich gefreut hab, dass es so dargestellt war, wie ich mir das auch selbst vorstelle.

Wer es nicht gelesen hat:
Der Decker befindet sich zunächst in einer Landschaft und reitet dann auf ein Schloss zu. Dort versperrt ihm ein schwarzer Ritter auf schwarzem Ross (IC), gegen den er kämpft, den Weg. Nachdem er ihn besiegt hat, nimmt er als Trophäe einen kleinen rotgelben Federbüschel mit, den er sich an den Kopf heftet.
Am Burghof dann schenken ihm die Leute keine Aufmerksamkeit oder wirken freundlich und er erkennt, dass dieses Federbüschel einen Passcode darstellt.
Der Decker wendet sich an den Senneschall, der ihm Fragen beantwortet etc. etc.

Solche Modelle gibt es ja nicht nur bei Shadowrun.
Sehr schön finde ich etwa die Beschreibungen der "Welten" in Tad Williams´ "Otherland": Ein riesiger Club, Landschaften von Marsianern bis hin zur Eiszeit, das Treehouse, in dem alles drüber und drunter geht und alles eine Struktur vermissen lässt usw.
In einer recht dicken Anthologie namens "The Web" gab es auch eine Geschichte mit virtuellen Freizeitparks, von denen eine Geschichte in "Gullivers" spielte.
Bei Filmen fällt mir jetzt als Simulation (also, Matrix jetzt natürlich mal ausgenommen) höchstens "Enthüllung" ein, wobei die Darstellung für SR-Verhältnisse sehr ... altertümlich ist, sagen wir mal.

Was habt ihr denn so für Ideen und wie spezifiziert ihr was im Vergleich zu dem Camelot-Beispiel oben?
Also welche passenden "Accessoires" bilden Passcodes, IC und anderes?
Sich Modelle auszudenken ist ja noch recht einfach, bei solchen Accessoires wird es dann schon schwieriger, finde ich.
 
Virtuelle Realitäten sind wirklich ein klasse Schauplatz, in dem sich auch surreale Ideen verwirklichen lassen. SR ist da leider ein bißchen einfallslos - in CP2020 etwa gibt es ein ganzes Kapitel zu virtuellen Welten, samt Regeln sie und die Bewohner in ihr zu erschaffen. (Ja, ein 2020-Netrunner kann sich sein eigenes virtuelles süßes dummes Blondchen mit Pseudointelligenz modellieren, während sein Kollege aus SR auf seine Hand angewiesen ist :D ).

Accessoires sollten sich einfach in das Gesamtthema einfügen, und Themen gibt es wirklich unendlich viele.
 
Skyrock schrieb:
Ja, ein 2020-Netrunner kann sich sein eigenes virtuelles süßes dummes Blondchen mit Pseudointelligenz modellieren, während sein Kollege aus SR auf seine Hand angewiesen ist.

Gabs da nicht einen netten Text im Unterwelt Quellenbuch oder täuscht es mich?
 
Agroschim schrieb:
Gabs da nicht einen netten Text im Unterwelt Quellenbuch oder täuscht es mich?
Ja, gab es, ebenso im Target Matrix. Es wird aber nirgendwo festgehalten ob und wie ein Decker sein eigenes virtuelles Bordell erschaffen kann. In 2020 gibt es sogar Regeln dafür.
 
Ach ja, in "Runner sterben schnell"(kauft es euch aber nicht wenn ihr es nicht sowieso schon habt oder ausleihen könnt, der Roman ist nämlich insgesamt extremst grottig) gibt es noch einen interessanten Host, nämlich den in dem Argents Mentor eingesperrt ist. Ein ewig nächtlicher Friedhof, voller verwitterter Grabsteine. Diese Grabsteine sind Textdateien in denen die Missetaten von Argents Mentor verzeichnet sind. Die in den Gräbern liegenden Leichen füttern den verkrüppelten Walnußbaum des virtuellen Friedhofes, von dem gelegentlich Nüsse als Einwegprogramme fallen, die lediglich aus einer SimSinn-Schleife mit Walnußgeschmack bestehen und die einzige Zerstreuung des Mentors darstellen. Obendrein sind sie eine Metapher: Die Dinge die den Mentor ernähren ziehen ihre Kraft aus denen die er getötet hat.
 
kleiner tip:

snow crash - von neal stephenson, ist unabhaengig davon das es wohl mit einer der spannensten und rasantesten SF cyberpunk romane ist, eine wahre fundgrube fuer virtuelle welten. aber wenn man ehrlich ist, ist snow crash eine fundgrube fuer so ziemlich alles was eine intensive SF-welt ausmacht.
schade das ichs schon gelesen hab ... :rolleyes:
 
Oh echt? Dann sollte ich mehr als 20 Seiten von Snow Crash lesen, hehe.
Danke für den Tipp!

Und das mit dem Friedhof finde ich ja auch hammergenial!
 
Lest das Book of Worlds für Mage: the Ascension, es geht zwar um das Umbra, bekanntlich die Geisterwelt, bietet aber obendrein eine Menge Inspiration für das modellieren von Hosts, wo ist schon der Unterschied zwischen VR und der Geisterwelt?

PS: Beim FuS Shop noch für 12€ zu haben!
 
Hm, also eigentlich dachte ich, man könnte hier selbst erdachte, selbst eingesetzte, gelesene, gesehene ... Modelle etwas detaillierter posten wie das mit Camelot oder die Sache mit dem Friedhof.
Ich wollte an sich nicht loslaufen und mir jetzt noch x Bücher kaufen, und dass es viele Optionen gibt, denk ich mir ja eben.
Ist auch kein Problem, sich virtuelle Welten an sich auszudenken - bei Entsprechungen für Passcodes, IC, Ordner etc. etc. wird es aber schnell eng. Beispiel: Diese Idee mit der Eiszeit ;)
 
Da wäre auch noch Nirvana(kleiner italienischer CP-Film), in dem die Matrix als recht normale Räume dargestellt wurden und jede Tür eine Codebarriere war, die es zu knacken gab. Zum Ende hin erschien dann die verstorbene Frau des Protagonisten als Abwehrprogramm, um ihn davon abzubringen zu löschen, was gelöscht werden musste.

Ist noch recht einfach.

Ich finde solche Dinge eher atmosphäretötend als welche erschaffend. Wenn schon virtuelle Welten, dann sollten diese entweder wirklich surreal und abgefahren sein, oder der irdischen Welt gleichen. Bei Otherland hat mcih das zum Beispiel massiv gestört(nicht die Stadt oder der riesige Club am Anfang ode rTreehouse, die waren cool.)

Und Snowcrash kann ich auch nur empfehlen!
 
of-course-o-mat, wen du snow crash nicht lesen willst, ist ja dein farbloses rollenspielerin leben ... :D

also nochnmal konkret. was sich natuerlich am leistesten verwenden laesst ist eine bibliothet - im klassichen vitorianischen stil, oder auch schonmal als antiker tempel.
spannender finde ich allerdings ideen wie segelschiffskonvois, in denen das jeweilige interioer fuer die einzenen datenbloecke steht. mit allem drum und dran, kanonen, seilzeug, bloeke, spieren, wanten, seemanskisten und faesser. die masten und seile sind die jeweiligen verteiler, die auch suchende an die entsprechenden gegenstaende verweisen. die unwichtigeren daten finden sich den zwischendecks, sowie der takelage, zum heck hin werden die daten wichtiger und auch besser gesichert, bis hin zur kapitaenskajuete, vor der staendig ein seesoldat wache steht ...
alle anwesenden angestellten werden gemaess ihres ranges mit der entsprechenden uniform ausgestattet - holzbeine, seemannszoepfe und augenklappen sind beliebte zusatz kleinodien der angestellten.
zwischen den schiffen wird mit beibooten kotakt gehalten. besonders nett wird es dann wenn eine feindliche uebernahme, oder ein angriff stattfinden soll, *alle mann an deck, klar schiff zum gefecht!* und das erste freibeutersegel am horizont erscheint. (es empfield sich hier natuerlich die noetigen seekriegsromane gelesen zu haben).

eine andere schoene location sind alte bahnhoefe, zu hochzeiten der dampflockomotiven. daten finden sich hier vor allen in den infomations stellwaenden, dem weichenstellwerk und natuerlich in allerlei gepaeckstuecken. wofuer die schienen stehen muss ich warscheinlich nicht extra erwaehnen.
bestimmte lokalitaeten stehen immer fuer einzelne arbeitsgruppen, bzw. abteilungen. von der bahnhofmission, ueber den ticketverkauf, bis hin zur bahnhofspolizei.
 
Oh doch, ich werde Snow Crash jetzt doch mal lesen. Fand die ersten 20 Seiten auch sehr gut, aber dann hatte ich irgendwie keine Zeit mehr zum Lesen und wurde dann von meiner Gier eingeholt, SR-Romane lesen zu wollen kombiniert mit der Option, mir die von jemandem leihen zu können, der praktisch alle Bände hat, hehe.



Aktuell lese ich "Psychotrop" und werde passenderweise nahezu erschlagen von Beschreibungen. Bislang hab ich allerdings noch nichts entdeckt, das ich als besonders kreativ bezeichnen würde.
Es gibt da etwa die Beschreibung eines Soldaten, der in Konflikt mit einem Panzer (IC) gerät, aber das fand ich ziemlich platt. Einzig kreativ dabei fand ich vielleicht, dass der Typ sich den Kopf abreißt (als Start eines Abwehrprogramms oder so) und dass sich ein Leichensack um ihn schließt, als er zu Boden geht (Medizin-Programm). Naja, es ist schon expliziter im Buch beschrieben, aber ich hab die Details schon fast alle wieder vergessen, weil ich es eben nicht sooo berauschend fand.
Da fand ich den Bahnhof oder die Sache mit dem Schiff hier im Forum deutlich schicker.

Vielleicht kommt da ja noch was. Ich bleibe jedenfalls am Ball ;)
 
Solche Dinge wie Passcodes werden normalerweise nicht vom IC übernommen. Ist rein regeltechnisch nicht möglich. Insofern erübrigen sich dann auch solche Gimmicks. Wenn denn ein Spieler Passcodes generiert (der übliche Weg), dann kann der ja entsprechend aussehen, je nachdem wie das System modelliert ist. Und dafür Beispiele zu finden sollte nicht weiter schwer sein, wenn man eine ausgeprägte Metapher hat.

Eine meiner Lieblingsmetaphern sind die blauen wabernden Kugeln. Es ist ein endloses Meer über dem im hellen Sonnenschein Kugeln verschiedenster Blautöne schweben (unterschiedlich hoch). Jede Kugel beinhaltet einen wichtigen Knoten des Hosts, die eine ist die CPU (Host crashen), die andere ein Datenspeicher. In den Kugeln oder auch außerhalb formt sich das IC aus der Umgebung. Insofern kann man rein von der Optik nicht sicher sein, womit man es zu tun hat. Lediglich die Art und Weise vorzugehen ist unterschiedlich. Eine gigantische Tsunamiwelle könnte ein Blaster sein. Ein wabernder Strom aus blau silbernem Licht, in flüssigem Zustand stellt ein Teer Baby dar und so weiter. Passcodes wären hier beispielsweise Melodien oder Blubb Geräusche.....
 
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