Rezension Mark Brandis Episode 5 - Testakte Kolibri 1

Taysal

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Testakte Kolibri 1


Mark Brandis 5


Ungefähr einhundert Jahre in der Zukunft: Der Krieg gegen die „Reinigende Flamme“ ist vorbei und Mark Brandis arbeitet als Testpilot bei der VEGA. Die Firma entwickelt derzeit an einem Hybridraumschiff, dem Kolibri. Das Vehikel ist luft-, wasser- und raumtauglich, gut zu steuern und eine wahre Innovation. Leider passieren auch tödliche Unfälle.

Mark Brandis wird nun als Projektleiter eingeteilt und muss die Ursache der Unfälle herausfinden. Immerhin soll der Kolibri schon bald der Welt vorgestellt und in Dienst genommen werden. Doch alle Kontrollflüge unter Brandis' Beobachtung verlaufen ohne Probleme. Auch seine eigenen Testflüge weisen keine Unstimmigkeiten auf. Beim letzten Testflug allerdings, den Mark Brandis mit Flügelmann Grigori Romen unternimmt, kommt es beim Tauchgang zu einem Zwischenfall …

Die Vorlage zur Hörspielreihe „Mark Brandis“ stammt aus der Feder von Nikolai von Michalewsky (1931-2000), der unter dem Pseudonym Mark Brandis auch eine gleichnamige Science-Fiction-Jugendserie schrieb. Die Serie umfasste schlussendlich einunddreißig Bände und war sehr erfolgreich, gehört mit zum Besten, was die deutsche SF zu bieten hat. Die Mark-Brandis-Romane werden nun als Hörspiel umgesetzt. Dabei ist „Testakte Kolibri 1“ bereits die fünfte Episode. Die vier vorangegangenen Hörspiele erschienen bei einem anderen Label, nun hat Folgenreich die Umsetzung übernommen.

Von Michalewskys Geschichten zeichnen aus, dass der Autor die Probleme der Gegenwart in seinen Zukunftserzählungen thematisiert. Das geschieht auch hier, denn die Testpiloten leiden unter den Nachwirkungen des Bürgerkriegs gegen die „Reinigende Flamme“. Vertreibung, Folter und Tod haben ihre Spuren hinterlassen. So behalten die Piloten in brenzligen Situationen keinen ruhigen Kopf, sondern scheinen falsch zu reagieren. So jedenfalls der erste Eindruck. Balthasar von Weymarn hält sich in seinem Drehbuch sehr genau an die Romanvorlage und bereitet das Kernthema gelungen auf. Da er den Fokus auch stets darauf richtet und sich in der Handlung keine Ausreißer erlaubt, wirkt die ganze Geschichte schlüssig und zusammenhängend.

Dazu gehört auch die nachvollziehbare Charakterentwicklung der Figuren. Da sie alle ihre eigenen Motive und Gefühle besitzen, wirken sie authentisch und ihre Verhaltensweisen bleiben für den Hörer nachvollziehbar. Das sorgt für ein lebendiges und dynamisches Hörspiel und eine emotionale Verbindung zu den Hauptfiguren. Sehr gelungen ist dabei, dass Mark Brandis ein Held ist, der mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht. Er ist in „Testakte Kolibri“ kein Weltretter, sondern kämpft mit ganz menschlichen Problemen. Das wird von Regisseur Jochim-C. Redeker sehr gut umgesetzt. Trotz der bodenständigen Thematik ist das Hörspiel einfach spannend. Die Größe des Konflikts entsteht aus den persönlichen Bindungen zu den Figuren heraus.

Die Schauspieler nehmen Thema und Inszenierung dankbar auf. Es gibt zwar den ein oder anderen etwas hölzernen Dialog, doch gehen diese durch die allgemein gute Leistung unter und sind schnell vergessen. Vor allem Michael Lott als Mark Brandis ist packend. Seine Stimme passt sehr gut zum Titelhelden, kommt seriös und trotzdem pointiert verspielt herüber. Lott besitzt eine gute Stimmbreite und setzt diese auch ein. Egal ob im Monolog, der Darbietung von ehrlicher Begeisterung oder im Kontext des ernsten Dramas – Michael Lott weiß jede Situation zu nehmen.

Das Hörspiel hat eine Laufzeit von zirka siebenundfünfzig Minuten, die unterhaltsam vergehen und die Hörer mit einem gelungenen Cliffhanger zurücklassen. Gerade als das Tempo ordentlich anzieht ist die Folge zu Ende. Das liegt am Konzept der Veröffentlichung, denn „Testakte Kolibri“ kommt geteilt daher. Da beide Episoden gleichzeitig veröffentlicht wurden, gibt es glücklicherweise keine Wartezeit. Das Ende von „Testakte Kolibri 1“ deutet schon darauf hin, dass es spannend weitergeht.

Die Äußere Aufmachung der CD ist sehr gelungen und das passende Artwork von Alexander Preuss sieht schick aus. Das dünne Booklet erklärt einige Fachbegriffe und gibt Informationen über die VEGA wieder. Hier sind auch die entsprechenden Hinweise zu finden, dass die CD zu einer Doppelfolge gehört, die mit „Testakte Kolibri 2“ fortgesetzt wird. Eine Information Außen wäre besser gewesen. So schick das Äußere, so mau das Innere. Leider kommt die Scheibe in schlichtem Silber daher, mit einem einfachem schwarzen Aufdruck. Schade, immerhin laden schick gestaltete CDs zum Ausstellen in der Vitrine und Vorzeigen unter Freunden ein.

Das Hörspiel besteht aus insgesamt zehn Tracks und läuft in gängigen Abspielgeräten und mit der üblichen Software. Das Umkopieren zu MP3s ist kein Problem. Eine Wohltat für alle Besitzer eines entsprechenden Players. So kann die CD sicher verwahrt im heimischen Regal liegen, während unterwegs Mark Brandis' Abenteuer unterhalten.

„Mark Brandis - Testakte Kolibri 1“ ist der gelungene Auftakt dieses Zweiteilers. An der Gestaltung der CD kann noch etwas gefeilt werden, das Hörspiel selbst überzeugt durch seine gute Qualität und der gelungenen Geschichte. Schick!

Mark Brandis Episode 5 - Testakte Kolibri 1

Idee und Drehbuch: Balthasar von Weymarn nach Nikolai von Michalewsky
Produktion: Folgenreich 2009
Bearbeitung und Regie: Jochim-C. Redeker & Balthasar von Weymarn
Musik: Jochim-C. Redeker
Länge: 57 Min.

Sprecher: William Stafford (Peter Bieringer), Cmdr. Mark Brandis (Michael Lott), Ruth O'Hara (Dorothea Anna Hagena), Prolog (Wolf Frass), Henri Vidal (Marion von Stengel), Manuel Vargas (Frank Thomé), Adjutant (Stefan Peters), John Harris (Gerhart Hinze), Sven Osberg (Christian Lessiak), Louise Barley (Siegrun Sträter), Anthony Richardson (Olaf Reichmann), Dr. Jefferson Greene (Detlef Bierstedt), Boleslaw Burowski (Ozan Ünal), Grigori "Grischa" Romen (David Nathan), Rosanna Jordan (Katinka Jaekel), Cpt. Robert Monnier (Holger Umbreit), Iris (Ulrike Kapfer), Arzt (Jochim-C. Redeker)


Copyright © 2009 by Günther Lietz

Diese Rezension erschien zum Zeitpunkt des Eintrags ebenfalls auf Taysal.net und Buchrezicenter.de.Den Artikel im Blog lesen
 
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