[Mai 2008] Mia Casa

Registriert
13. Februar 2014
Beiträge
1.792
Vicente hatte sich von Sofia die Daten des Immobilien Büro geben gelassen die Karte wies Martina Klein von der Agentur Kalypso Immobilien aus. Nach der ersten Sichtung schienen sie mit am besten geeignet die Erwartungen zu erfüllen. Der Besichtigungstermin wurde auf den frühen Abend vereinbart, so das es Vicente gerade möglich war und entsprechende Garderobe angelegt. Seriös, gediegen, ehr unauffällig mit so vielen Mitteln wie möglich um den Kainiten erträglicher zu machen.

Angekündigt hatte Sofia sich und ihren Ehemann als älteres Paar ohne Kinder die Ruhe mehr schätzten als jugendlichen umtrieb. Als Neuzugezogene, Einwanderer die auf der Suche nach einem neuen Heim in der neuen Heimat waren. Hinsichtlich der Referenz verwies sie auf die Führung eines Mittelständischen Unternehmen und würde Unterlagen zu ihrem vormaligen Bestattungsunternehmen anbieten. Selbstverständlich seien sie bestrebt erneut ein Bestattungs Unternehmen zu eröffnen.
Kurz, ein mittelständliches Paar, ein Unternehmer mit seriösen Beruf.

Hinsichtlich des Objekt wurde angegeben das ein Eigenheim gesucht ist das zum Kauf steht.
Das Haus sollte genügend Platz für die Bibliothek bieten welche gerade ihr Mann als Herz des ganzen begreifen würde. Ebenso wurde Wert auf einen durchaus umfangreicheren, ausgebauten Keller gelegt. Weder ein Heimkino das man gedachte einzurichten noch teure Weine, Lebensmitteln würden ein feuchter, kleiner Keller mit Erdboden als Untergrund gut bekommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Sekretärin im Vorzimmer grüßte die späten Besucher mit einem freundlichen Lächeln und war souverän genug, sich das Unbehagen in Gegenwart von Vincente nicht anmerken zu lassen, es gab genug unangenehme Kunden und was war nicht wirklich so schlimm wie die schmierigen Typen, die sie mit den Augen auszogen oder manche sogar antatschten, weil sie der Meinung waren, daß so was mit zum Kundendienst gehörte. Was war dagegen einer, der wohl zuviel mit den Toten zusammen war, die er täglich bearbeitete.

"Guten Abend, Frau Rosselini, guten Abend, Herr Rosselini, nehmen sie doch schon mal im Büro Platz", sagte sie und ging den beiden voran zu einem gediegen eingerichteten Büro. "Frau Klein wird in wenigen Minuten bei ihnen sein. Kann ich ihnen etwas anbieten, Kaffee, Tee, Wasser?"
 
Der Italiener erwiderte das freundliche Lächeln und hielt den Augenkontakt aufrecht. Ein etwaig vorhandenes Dekoltee fand nicht seine Aufmerksamkeit er war verheiratet und nicht weiter an derlei interessiert.

"Einen angenehmen Abend, danke das Sie den Termin arrangieren konnten." seine Frau an seiner Seite, würde er der Sekräterin folgen. "Für mich ein stilles Wasser bitte." sein Blick ging zu seiner Frau. Es mochte nur eine Kleinigkeit sein, allerdings mochte er in der Kanzlei mit starker weiblichen Präsenz nicht zu sehr als Macho auffallen. "Einen Kaffee bitte. Schwarz." bat Sofia.

Damit würde sich das Pärchen dann auch auf die angebotenen Stühle niederlassen und warten.
 
Die Frau brachte kurz darauf die gewünschten Geränke und dann dauerte es vielleicht 5 Minuten bis eine Frau vielleicht in Vicentes Alter den Raum betrat. Sie war mittelgross, nicht gerade hässlich mit dunkelblonden Haaren und blauen Augen hinter einer modischen Nickelbrille.

Mit einen Lächeln kam sie Vicente und Sofia zu. Nur einem sehr geschulten Auge würde es auffallen, daß sie einen Augenblick brauchte.

"Guten Abend, Herr und FrauVicente, bitte entschuldigen sie, doch ich hatte noch ein wichtiges Telefonat, doch nun bin ich ganz für sie da." Ein freundliches Lächeln. "Was kann ich für sie tun?"

Es war immer gut den Leuten die Chance zu geben, sich zuerst zu äußern, auch wenn sie wußte, für welches Objekt sich die Leute angemeldet hatten.
 
"Guten Abend Frau Klein." Vicente erhob sich kurz als die Frau den Raum betrat, ein schlichtes Zeichen von Umgangsformen welche der Jugend fast fremdgeworden sein mochte. "Es ist kein Problem, wir freuen uns das es ihnen möglich war den Termin einzurichten." er erwiderte das Lächeln mit einem freundlichen aber seriösen Gesichtsausdruck und würde kurz nachdem die Maklerin Platz genommen hatte sich ebenfalls wieder setzen.

"Ich Gedenke in Finstertal ein Eigenheim für mich und meine Frau zu erwerben. Deswegen hat sich Sofia mit Ihrer Agentur in Verbindung gesetzt."
Er nickte anerkennend zu seiner Frau rüber bevor er wieder das Wort ergriff. "Das Herzstück des neuen Zuhause wird wohl meine private Bibliothek sein. Sehen Sie, die Sammlung die ich mir aufgebaut habe ist recht umfangreich, teilweise antiquarisch. Ich würde es begrüßen wenn das Haus einen entsprechend umfangreichen Raum bieten würde. Der sich hinreichend abdunkeln läßt damit die älteren Exemplare nicht zu sehr belastet werden. Eine aufgegebene Bibliothek oder eine ehmalige psychiatrische Behandlungspraxis würden sich vielleicht dafür anbieten." Er hob beschwichtigend die Hände. "Nur als einige Gedanken meinerseits. Natürlich benötigt es noch die üblichen Räume, ein Schlafzimmer für Ehepartnet, eine Küche, Bad und das Wohnzimmer. Daneben würde das Objekt welches ich mir vorstelle über ein geräumiges, gut ausgebautes Untergeschoss verfügen. Ich würde dort gerne einen Raum für mein Hobby einrichten, sehen sie einige der älteren Bücher vertragen nicht das direkte Licht nicht gut, sie müssen wohl temperiert gelagert werden, gerade wenn man Reperaturen vornimmt. Eine kleine Keller-Bar wäre nett, mit einem Ort für den Wein, Film Vorführungen und mit entsprechenden hygienischen Vorrichtungen das man nicht immer die Treppe rauf muss, es ließe sich vielleicht als Bleibe für Gäste ausbauen."

Sofia unterbrach die sich dem Ende neigenden Schwärmereien ihres Mannes von Bibliotheken und Kellern. "Es sollte natürlich eine Garage haben, mit Seiteneingang idealerweise und etwas grün nach hinten raus wäre nett. Vielleicht so eine kleine Terrase?"

Vicente ließ seine Frau reden, blickte dann zu ihr und legte seine in einer zärtlichen Geste die Hand auf das Knie. Diese ergriff die Hand durchaus dankbar. "Wir sind erst vor kurzem in Deutschland angekommen." fügte er an.
Einen Moment lang überlegte er, dann schien er sich doch unsicher ob es so üblich war 'Gefühle' zu zeigen und zog sie sanft wieder zurück. "Natürlich versuchen wir uns gut zu integrieren und auch mein Deutsch wird sich noch bessern wie ich ihnen versichern kann. In Italien, Bolzano führten wir ein kleines, durchaus erfolgreiches Beerdigungsinstitut. Wenn sie interessiert bin, ich habe eine Aufstellung der Umsätze der letzten Jahre dabei. Ich persönlich würde uns eher als ruhige Leute beschreiben mit einem soliden Einkommen, mittelständisch. Das heißt sobald wir ein passendes Objekt für die Neueröffnung gefunden haben."
 
"Ich bin mir nicht sicher, ob es ein Objekt gibt, das alle diese Bedingungen erfüllt, zumindest nicht ohne entsprechende Umbauten,", erklärte die Maklerin.

Das was die Frau ihr als Referenz angeben hatte, war zwar nicht wirklich verkehrt, aber mit den Kellerräumlichkeiten würde es knapp werden und die Bibliothek würde vielleicht umbauten erfordern, auch wenn der Vorbesitzer auch einiges an Büchern untergebracht hatte. Eine verlassene Bibliothek gab es zwar in Burgh, doch erstens galt die als verflucht, zweitens gab es eine Option darauf und eine Vormerkung, wie ihr bekannt war. Das würde sie auf keinen Fall anbieten konnte.

"Es gibt da 2 oder auch 3 Objekte, keines ist wirklich perfekt, aber mit entsprechenden Umbauten bestimmt nutzbar, eines hätte sogar ein angrenzendes Gewerbegbäude, was sich unter Umständen auch für ein Bestattungshaus eignen würde." Sie sprach langsam und deutlich. "Die Frage ist nun, wollen sie kaufen oder mieten? Bei mieten sind sie natürlich nicht so frei wie bei einem Kauf."
 
Vicentes Mimik blieb weiterhin minimalistisch, unbewegt. Er atmete bewusst ein und wieder aus, sah zu seiner Frau hinüber bevor er sich an Frau Klein wandte.
Natürlich hatte er nicht erwartet das alle Bedingungen erfüllt wurden, gerade die letzteren waren mehr zum Schmuck und zur Verhandlung des Preises beigefügt.
Dennoch war er durchaus der Ansicht das die beiden Kernforderungen nicht ungewöhnlich waren. Das die Maklerin gleich zweimal wiederholte das die Vorstellungen nicht möglich waren, das Umbauten nötig waren ließ nichts gutes erwarten.
Das Angebot des Gewerbegebäude sie ihn für einen dummen Sizilianer hielt. Man ging nicht zu einem Steinmetz und ließ sich einen Hartholztisch zu einem schlecht bearbeiteten Stein verkaufen.
Das sie dann langsam und betont sprach und zum dritten mal fragte was ihrer Agentur einmal Sofia beantwortete und er vor wenigen Minuten ausführte. Vielleicht sind wir hier falsch.

"Frau Klein." Die Worte waren ordentlich betont, der Akzent fast verschwunden. Die Sprechgeschwindigkeit gewöhnlich. "Meine Frau hat ihre Agentur kontaktiert weil wir ein Haus kaufen wollen."
Es folgte eine Pause in der er die Worte sortierte, die Aussprache verinnerlichte bevor er sprach. "Ich selbst habe Ihnen gerade eben mitgeteilt das ich ein Eigenheim für uns erwerben möchte."
Der Charakteristik der Sprechweise entsprechend dauerte es wieder ein wenig. "Wir wünschen über sie ein Haus zum Leben zu kaufen. Einen Kaufvertrag abzuschließen."
Unterstrichen mit einer kleinen Geste der Hände.
Die Hände wurden zurück genommen und als sie wieder ruhten sprach er weiter.
"Ich sehe den Kern der Kompetenz Ihrer Agentur im Kern in der Vermittlung von Wohn-Immobilien." Er verband die Suche nach Worten mit einer weiteren Atempause. "Die Suche nach einem passenden Objekt für die Einrichtung eines neuen Bestattungsinstitut habe ich einem meiner Angestellten übertragen. Wir sind, waren ein Traditionsunternehmen und werden hier eine neue begründen. Ich bin ihm überaus dankbar das er sich entschlossen hat mich und meine Frau zu unterstützen und bereit war gleichfalls die Reise wahrzunehmen." Nachdem sich in den letzten Worten wieder etwas der Akzent eingeschlichen hatte gönnte er sich ein Moment mehr der Ruhe, sowie der Maklerin etwas Zeit zum verdauen.
Tatsächlich hatte er Sebastiano beauftragt ein passendes Objekt zu finden. Unter zur Hilfenahme der Mittel welche Fonti ihm zugesichert hatte. Sein Kontaktmann in Finstertal, die Beziehungen zur Mafia.
So wie es die Maklerin vorstellte war es kaum ein attraktives Gewerbegebäude, sondern irgendeins. Vielleicht noch zwischen Baumarkt und Supermarkt.

"Wenn Sie Bedenken hinsichtlich unserer Mittel haben kann ich Ihnen versichern das sie unbegründet sind." Der scheinbar 50 Jährige verzog weiterhin keine Mine beim sprechen oder verriet mehr als die Worte über sein Gefühlsleben.
"Wir haben in Bolzano sowohl unser Anwesen aufgelöst als auch unser Unternehmen und verfügen desweiteren über starke Rücklagen. Ebenso schätzen wir uns der Unterstützung durch Freunde, jene die unter anderem Grund sind umzuziehen, glücklich."
Er überlegte kurz, eigentlich waren Zahlungsmodalitäten eher etwas das seine Ghule umtrieb. "Die Zahlung würde zeitnah erfolgen, einmalig und ohne Raten. Ebenso wie es sich ein Barbetrag sicher einrichten ließe."

Er faltete die Hände. "Das Kernstück des Anwesen das mir vorschwebt ist die Bibliothek sowie das bewohnbare Untergeschoss, der Keller. Alles weitere lässt sich sicherlich recht problemlos durch Umbauten einrichten." Die Hände öffneten sich wieder.
"Ich bin kein Bauarbeiter. Allerdings erscheinen mir arbeiten am Fundament als überaus aufwändig. In meiner Gemeinde hatte einer das Problem das er hierbei auf Fels stieß, der andere das er die Räume nie trocken bekam. Hinzukommt das wohl auch Arbeiten an Räumen eine Herausforderung darstellen wenn man dort leben möchte und seine Wertsachen sicher und würdevoll zu lagern."
Vicente hielt ein dachte kurz über den Akzent und weitere Dinge nach. "Sollte es helfen, die Wohnung muss nicht möbliert sein."
 
Zuletzt bearbeitet:
"Herr Rosselini, es ist so, daß in der letzten Zeit viele Interessenten dazu übergehen, erst einen Mietvertrag abzuschließen und sich eine Option auf den Kauf offenzu halten", erklärte die Maklerin geduldig und ohne dabei die Hände einzusetzen. "Wenn sie sich bereits auf ein Objekt eingechworen haben, dann sollen sie dieses natürlich bekommen, doch ich zeige eben gerne Alternativen auf."

Sie konnte nicht ahnen, dass Vicente ein Mafiosi war und von den Einnahmen einer Bande gewissenloser Krimineller ohne Ehre lebte. Wenn dem so gewesen wäre, hätte sie ihn bestimmt mich bedient, denn Mörder, Frauenschänder, Erpresser und der ganze übrige Abschaum war eher das Metier von Vater und Schwester, die sich dem Kampf gegen diesen Schmutz und Abschaum verschrieben hatten.

Sie blätterte kurz durch ihre Exposes und wenn nicht einer der beiden auch die anderen sehen wollte, würde sie ihnen das vorlegen, was Sofia ausgesucht hatte.

"Es ist nicht möbliert, es ist in Deutschland nicht üblich Objekte mit Möblierung zu vermieten, allerdings kann die Einbauküche übernommen werden und auch im Keller gibt es eine zweite Küche, die übernommen werden kann."

Sie hatte auch Grundrisse und mehr Bilder als es im Internet zu sehen gegeben hatte.

Kurz überlegte sie, ob sie die Vorteile einer Teilfinanzierung erläutern sollte, doch die Ausführungen zeigten ihr, daß dies anscheinend nicht gewünscht wurde.

"Wenn sie keine Finanzierung brauchen, könnte ich eventuell einen kleinen Nachlass beim Verkäufer aushandeln."
 
Vicente verfolgte die Äußerungen ruhig und aufmerksam. Er war in einer Zeit aufgewachsen in der man entweder ein Haus, ein Eigenheim erwarb oder nicht. In dem eine Finanzierung, wenn man nicht die Mittel hatte, über die Bank abgewickelt wurde.
"Wenn Sie uns einen kurzen Augenblick bitte entschuldigen." Der Italiener wandte sich seiner Frau zu und wechselte im leisen, schnellen italienisch einige Worte. Es mochte auffallen das die Körpersprache Sofias lebendiger war und er sich kaum über Gesten ausdrückte. Sofern sie des italienischen mächtig war, war es durchaus möglich raus zu hören das es sich um Miete beim Haus kauf drehte und die Beschreibung die er gab. Es dauerte keine fünf Minuten und die Unterhaltung war beendet.

"Ich bitte um Entschuldigung wenn die weitschweifige Beschreibung meiner Vorstellungen zu Irritationen führte.
Im Grunde soll die Wohnung, das Haus, drei Zimmer besitzen, entweder einen recht großen Raum oder zwei, ggf. mehrere, kleinere Räume sowie über einen großen, trockenen Keller verfügen."

Er pausierte, die Körperhaltung war ruhig geblieben, die Hände sprachen nicht mit und die Mimik beschränkte sich auf ein Minimum. Hatte Vicente zuvor versucht über weitschweifige Ausgestaltung der Wünsche von dem eigentlichen Zweck des Keller abzulenken führte es wohl der Anmerkung Sofias eher zu Missverständnissen.

"Wir haben uns nicht auf ein Objekt eingeschworen sondern Sie mit dem Wunsch aufgesucht eine Übersicht über mehrere Angebote zu erhalten. Weitere Informationen zu den Objekten sowie die Möglichkeit jene die wir in die nähere Auswahl nehmen zu besichtigen." Angesichts dessen das seine Gegenüber nicht betont langsam sprach blieb auch die Haltung des Bestatter weiterhin ruhig.

"Was die Bezahlung betrifft mögen sie mir verzeihen, jedoch kommt für mich nur die klassische Vorgehensweise in Frage. Wir verfügen über die notwendigen Mittel. Ein Mietkauf steht für mich nicht zur Diskussion."
Bekräftigte er schließlich den Wunsch eine Immobilie zu kaufen. Die knappen Informationen die er auf Nachfrage zum Mietkauf erhalten hatte wirkten dubios und auch eine Finanzierung, ein Kredit würde er wenn doch mit der Bank regeln.

Das Geld das er für die neue Immobilie brachte war tatsächlich verhältnismäßig sauber. Er hatte sein Anwesen in Bolzano verkauft, das Bestattungsinstitut und hinzukamen die Einnahmen, Gewinne aus dem Geschäft.
Der Caitiff hatte durchaus noch die Hoffnung weder auf weitere Hilfe durch die Familie noch auf das Angebot Michaels zurückgreifen zu müssen. Geschweige den auf die ehrenwerte Gesellschaft zu zugehen.
Was die Verwicklungen in diese betraf sowie seine eigentlichen Forschungen, sein Streben. Blutgeld wäre das kleinere Übel.
 
"Ich kann ihnen gerne noch 2 andere Objekte zeigen, jedes hat seine eigenen Vorzüge." Sie schob noch 2 Exposes rüber, eines davon, was sogar 2 Untergeschosse hatte. "Schauen sie es sich in aller Ruhe an. Sie können auch gerne für alle 3 einen Besichtigungstermin haben."

Das 4., welches ein Gewerbe dabei hatte, blieb bei ihr, da Vicente gesagt hatte, daß er das Gewerbe von der Wohnung trennen wollte, allerdings konnte er die Straße lesen, wenn er es wollte und Friedhofstraße 3 deutete an, daß es vielleicht doch nicht so schlecht wäre.

Von Mietkauf hatte die Maklerin nichts gesagt, nur davon vorher ein paar Monate zu mieten und dann zu kaufen, was was vollkommen anderes war, aber vermutlich war das für den Laien schwer zu verstehen.
 
Er nahm die ihm gereichten Exposes entgegen. Tatsächlich erweckte der Name der Strasse des zurückgehaltenen Dossier sein Interesse.
Sich des Umstand bewusst das einer aufmerksamen Maklerin kaum der Blick des Italieners der "kopfstehndes Deutsch" entzifferte entgangen sein mochte blickte er mit einem lächeln zu ihr auf.

"Vielen Dank. Wenn sie die Güte hätten, ich denke doch das ich gerne ein Blick auf die Gebäude werfen würden welche Ihnen für das Bestattungsunternehmen vorgesehen haben?"

Mit den Details von Mietkäufen war der Italiener tatsächlich nicht vertraut und die knappen Informationen von Sofia waren nicht besonders umfangreich.
Die Handlungsweise ein Objekt zu mieten bevor es gekauft wurde war ihm schlicht fremd. Aus seiner Sicht mietete oder kaufte man, jedoch nicht beides.
 
"Ja, sicher doch." Die Maklerin reichte ihm auch das letzte Exposé an. "Wenn sie wirklich einen grossen Keller suchen, dann wäre dieser unter dem Gewerbeteil zu finden. Als das Gebäude gebaut wurde war es schon mal ein Beerdigungsinstitut gewesen und damals wurden oft noch Särge stellst getischlert."

Sie hatte keine Ahnung, wie das in Italien war und auch das war vor dem Krieg gewesen.
 
Vicente würde die drei Exposé gründlich studieren. Sofern sich keines der drei Objekte ausschloss würde er alle drei besichtigen wollte.
Sowohl aufgrund der Worte der Maklerin, als auch weil das Angebot eine Überraschung war, war er dahingehend aufmerksam.
Der eigentliche Plan sah vor sich ein Eigenheim sowie ein Platz für ein Institut zu kaufen. Letzteres mit allenfalls einer kleinen Wohnung für Sebastiano. War das Angebot im Rahmen dessen das es eines der beiden weiteren Objekte erlaubte oder lag es dann doch weit über seinen Möglichkeiten, die Frage würde der Italiener auch mit seiner Frau kurz besprechen. Hatte sie es doch geschafft Michael das versprechen einer tatkräftigen finanziellen Unterstützung abzuschwätzen. Wohl eine Belastung für den eigenen Stand und sicher auch eine Schuld beim Clansbruder, dennoch eine Option?

"Eine wirklich interessante Gestaltung des Gewerbeteil." Er verifizierte das Baudatum des Gebäude. "Es verfügt offenbar über eine reichhaltige Geschichte. Gibt es einen bestimmten Grund das es leer steht? Wie hat es sich gewandelt, Ihren Worten entnehme ich das es nicht fortwährend als Beerdigungsinstitut genutzt wurde?" Der Bestatter machte eine kurze Pause, entschied sich dann sich etwas 'geselliger' zu zeigen. "Die Möglichkeit der Holzverarbeitung ist durchaus attraktiv. Sehen Sie die Expertise im Geschäft liegt natürlich mehr auf der Seite tatsächlicher Schreiner, Steinmetze sowie Töpfer, allerdings zählt es zu unserem Angebot das Gravuren, Verzierungen ergänzt werden können. Neben dem Umstand das wir unsere Kunden natürlich kompetent hinsichtlich der Materialien und Verarbeitung beraten.

Der Italiener hatte das Handwerk noch deutlich vor dem Krieg, vor beiden Kriegen gelernt, zu einem Zeitpunkt bei den Bestatter sich nicht nur der Leichen annahmen, sie transportierten, würdevoll aufbetteten und sich um die Bestattung kümmerten, Gräber aushoben, sondern durchaus auch den Sarg zimmerten sowie einen Stein entsprechend meißelten. Auch wenn vieles davon mittlerweile aus dem Katalog kam, beiweilen handwerklich besser, ließ er es sich nicht nehmen auf Wunsch selbst Hand anzulegen.
 
"Nun, der alte Besitzer, ist vor 2o Jahren verstorben, danach war ein zuerst ein Blumenladen und dann ein Türke mit einem Kramladen in den Räumlichkeiten, nun ist der Mietvertrag abgelaufen und der Eigentümer will nach Neuseeland auswandern, deswegen möchte er das Haus verkaufen", sagte die Maklerin dann. "Das Wohnhaus hat er bis vor einigen Monaten selbst bewohnt, aber es steht schon leer. Da ich das Objekt erst seid 3 Wochen habe, erst noch ein Gutachten brauchte, sind sie der erste, dem ich es anbiete."

Die Nähe zum Friedhof war natürlich mit ein Grund, warum der Eigentümer das Haus nicht alleine losgeworden war, doch das mußte sie den Italienern nicht auf die Nase binden.
 
Der Bestatter betrachtete erneut den Grundriss des Gebäudes. Ein Bestattungsunternehmen, ein Blumen- oder auch ein Kramladen hatten doch recht unterschiedliche Ansprüche an den benötigten Raum. Ausstellungsräume, ein Saal für Abschiedszermonien und der eigentliche Werkraum. Für letzteres ließ sich der Keller sicherlich ausbauen. Der wiederum im ordentlichen Zustand auch als Lager zu nutzen war. Vermutlich wird er eine Modernisierung benötigen.

Dem Gegenüber stand die für den Italiener reizvolle Lage, die Nähe zum Friedhof. Die einen mochten nicht nahe den Toten leben und ruhen, die anderen würden am liebsten eine eigene Krypta beziehen. Allerdings war da auch der Umstand das die Übernahme des Objekt keinen Bestatter rausdrängen würde.

Vicente sah von weiteren Spekulationen ab.
"Ich möchte Sie darum bitten einen Besichtigungstermin für alle drei Objekte zu arrangieren. Bedauerlicherweise erlaubt es mir mein Terminkalender nicht mich zu einem früheren Termin einzufinden. Sollte es sich derart spontan einrichten lassen stehe ich Ihnen auch heute Abend noch zur Verfügung."
 
"In das Haus ma Friedhof könnten wir gleich rein, da ich dazu seid gestern die Schlüssel habe und es unbewohnt ist, für die anderen müsste ich Termine für die nächsten Tage machen", sagte sie. "Dafür können sie sich in den anderen Gebäuden auch mögliche Möblierungen anschauen, was für mache Käufer auch nicht ohne Interesse sind."

Tatsächlich war es wirklich so, daß die meisten Menschen heutzutage keine Vorstellungskraft mehr hatten und mit Plänen oder leeren Räumen meist nichts anfangen konnten.
 
"Gerne, ich habe diesen Abend natürlich für die Besichtigung frei und würde sie bitten die weiteren Termine zu buchen."
Natürlich würde er dabei darauf achten das es mit keinen anderen Aktivitäten kollidierte.

"Interessant." Sein Blick ging zu Sofia bevor er sich zu wandte. Dekoration war wohl nicht direkt seine Sache.
"Ich nehme an der Termin wann sie bezugsfertig sind ist im Expose notiert?" Er sah kurz hinab, suchte nach dem Datum, ansonsten war es wohl auch ein Aspekt bei dem man später nachfragen konnte.
"Ansonsten wären wir durchaus bereits das erste Objekt zu betrachten." Ein kurzer Blick zur Ehefrau, die natürlich nickte. Dann wandte er sich wieder der Maklerin zu.
 
Die Frau lächelte.
"Gut, ich würde sagen, wir treffen uns dann am Objekt in ..." Sie schaute auf ihre Uhr. "... 30 Minuten, reicht ihnen das? Bezugszeitpunkte stehen in den Exposes, ja."

Wenn keine Fragen mehr kamen, war der Termin vorerst beendet und zum Ortstermin erklärt.
 
"Natürlich. Vielen Dank das sie sich die Zeit nehmen." Vicente erhob sich ebenso wie seine Frau.
"Wir sehen uns dann später. Bis dahin eine angenehme Nacht." Er verabschiedete sich höflich mit einem Lächeln und würde beim rausgehen natürlich auch die Sekretärin nicht vergessen zu verabschieden.

Draußen angekommen stiegen sie ohne weitere umschweife in das Auto und Sofia fuhr zu der angegeben Adresse. Eine längere Parkplatzsuche wurde dahingehend beendet das sie bei dem Friedhof anhielt.
Vicente studierte unter dessen die Mappen. Wog erneut ab ob das Objekt in einer Preisklasse war das man es ergänzend zum eigenen Eigenheim erwerben konnte, verglich es noch kurz mit den Alternativen, als sie schon ankamen.
Das passende Objekt wurde heraus gesucht und ein kleiner Spaziergang zum potentiellen neuen Institut unternommen. Gedanklich ging er durch ob ihn Sebastiano bereits etwas zu einem Angebot seiner Landsleute hatte.
 
Wenn man von einem ziemlich frischen Schriftzug absah, der erst vor kurzem angesrayed worden war und wohl die Meinung der Nachbarschaft wiedergab (Faschisten raus), machte das Haus einen guten Eindruck, ein Eckhaus mit einem Ladeneingang an der Ecke und Schaufenstern an beiden Strassenseiten und einem Extraeingang in der Friedhofstraße. Es hatte über dem Erdgeschoss noch eine Etage und dann ein Ziegeldach, was bestimmt auch noch Platz für Räumlichkeiten bot.

Die Läden waren alle unten und auch die Ladentür verfügte über einen elelktrisch zu bedienenden Rollladen. Die Maklerin war noch nicht da, sie würde wohl den Interessenten einen kleinen Moment lassen, sich das Gebäude erstmal von außen zu betrachten und auch das Umfeld, zudem fast gegenüber der Ladentür, der Eingang zum Friedhof gehörte.
 
Zurück
Oben Unten