lehrer und schüler

Doomguard

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23. April 2003
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es geschah eines tages, das die junge schülerin "fliegender schnee" auf den boddisatva "zerbrochenes schwert" zutrat und ein gespräch begann:

s: meister, was ist stärke?
l: stärke ist ein gefühl.
s: ich verstehe das nicht, meister.

der alte meister schnappte sich seinen stock und sie gingen spazieren.

l: es geschah vor einiger zeit, da ging ich an einem schlachtfeld vorüber. ich sah dort, wie ein einzelner krieger gegen eine übermacht kämpfte. er streckte viele von ihnen nieder und war ihnen an kampfkraft und ausbildung überlegen.
dann hielt er inne und und forderte die übrigen auf, nicht mehr weiterzukämpfen. aber sie wollten lieber sterben als den kampf zu beenden und drangen auf ihn ein.
s: was geschah dann meister?
l: er sah sie mitleidig an stürzte sich in sein schwert und durchbohrte sein herz. die angreifer waren so überwältigt von dieser tat, das sie flohen.
ich eilte ihm zu hilfe. er lächelte sah mich an und sprach mit seinem letzen atemzug: "ich habe gewonnen". dann starb er und ich sah niemals ein glücklicheres gesicht, weder bei lebenden, noch bei toten.
s: ist er stark? ich finde nicht, dass er stark ist, er ist tot, und wer tot ist, der ist nicht stark!
l:bist du sicher, mein junger ungeduldiger schüler? wer tot ist, der ist jenseits von stärke und schwäche. wer tot ist, der fühlt nicht mehr, stärke ist ein gefühl.
s: meister, ich verstehe das nicht. war er denn vorher stark?
l: was denkst du?
s: ich verstehe seine motivation nicht, meister. aber, wenn stärke zum tot führt, empfinde ich es nicht als stark!
l:wer sind wir, dass wir über sein handeln und seine motivationen urteilen, stecken wir doch nicht in seiner haut, haben wir doch nicht die kämpfe gefochten, die er focht, haben wir nicht erlebt, was er erlebte, können wir nicht ermessen, ob er im moment des todes freier und vollkommener war, als wir es jemals sein werden.
er starb, weil er den grössten feind besiegte, den es gibt: sich selber. er hat gewonnen, da es keinen gegner mehr auf der welt gab, als seinen eigenen hass, seine eigenen aggression. seine aggression führte dazu, dass er überhaupt kämpfen musste. er konnte nur gewinnen, wenn er alles riskierte, was er hatte, sein leben.
s: für einen moment zu sterben erscheint mir falsch meister.
l: mir auch mein junger schüler, aber ich masse mir kein urteil darüber an, ob es bei ihm falsch war.

- fliegender schnee dachte lange nach -

s:...meister, ich glaube, ich verstehe, was ihr meint. er war im moment des todes so stark, wie man nur sein kann, da es stark ist, die grösste herrausforderung zu meistern. stärke ist also das gefühl, herrausforderungen gemeistert zu haben. ich denke das kann ich verstehen. was für den einzelnen die herausforderungen sind, beschreibt der weg, den man geht. und es ist ebenso stark, den weg eines anderen zu tollerieren, gerade, wenn man ihn nicht versteht, solange es den eigenen weg nicht behindert. sich nicht von dem hass auf sich selber verführen zu lassen, der entsteht, weil man etwas nicht versteht. manche dinge kann man nur verstehen, wenn man gewisse erfahrungen gemacht hat, so wie wir den weg des kämpfers nicht verstehen, da wir ihn nicht gegangen sind, aber trotzdem seine stärke erkennen können.

zerbrochenes schwert küsste fliegenden schnee auf die stirn und sprach:

"ich liebe dich mein schüler!"

Auszug von der smaragdenen felswand, frei übersetzt von Ki-Yang, Galliard der Sternenträumer
 
erstmla handwerklich: es besteht ein großer kontrast zwischen der scheinbar erhaben wirkend wollenden lehrer-schüler situation und der verwendeten sprache, die teilweise ehre alltäglich wirkt und nur wenig der erzählsituation angepasst- ist das beabsichtigt? und was willst du damit aussagen?
(beispeil:
der alte meister schnappte sich seinen stock und sie gingen spazieren.
allein schon durch groß-und kleinschreibung würde der taxt wahrscheichnlich ziemlich anders wirken...
dadruch wird das klicheehafte mentor-schüler bild durchbrochen (was ich auf jeden fall befürworte, weil ein klichee meiner ansicht nach nicht geeignet ist, eine aussage zu transportieren), aber ich denke, deutlicher wäre noch besser.

insgesamt ein positiver eindruck, trotzdem ich beim lesen zwischenzietlich befürchtet hatte, dass es bei klichee bleiben würde....
schön, daß der lehrer versucht, seiner schülerin gelegenhiet gibt selber zu lernen, was er ihr vermitteln will, statt es ihr zu sagen
 
es geht bei dem text nicht um rethorik, sondern um die aussagen.
zum einen, eine ungewöhliche persönlichkeit geisteshaltung, die durch den krieger (zugegeben ins extreme getrieben dargestellt) symbolisiert wird, möglicherweise einigen leuten die sich toleranz in ihrem herzen bewahrt haben näherzubringen.

desweiteren um den prozess des lernens an sich, um die frage, was stärke ist, und ins besondere, was toleranz ist.

am ende noch darum, welche positiven gefühle ausgelöst werden können, wenn man verstanden wird und zur horizonterweiterung eines menschen, den man mag beitragen kann.

mir ist klar, dass es stilistisch nicht auf hohem rethorischen niveau befindet, aber eine allzu ausschweifende rethorik soll nicht von den aussagen ablenken. es geht nicht um das konsumieren von literatur, sonderen darum über gewisse aussagennachzudenken.

desweiteren sind nicht alle klischees schlecht, hinter manchen klischees verbirgt sich eine menge weisheit, sich von klischees von der aussage ablenken zu lassen, würde mir unangebracht erscheinen.
 
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