AW: Kampfstäbe in Orienta
blut_und_glas schrieb:
Was wäre denn eine Waffe, die unter Club, 2-handed fällt, wenn nicht der Kampfstab?
Ohne SLA zu kennen: Eine zweihändige Keule als Kategorie sollte zunächst einmal genau das enthalten: zweihändig zu führende Keulen (also lange Stäbe mit einem dicken Ende, welches zum Gebrauch gegen den Gegner gedacht ist). Die Japse haben in ihren Kobudo-Waffen eine ganze Reihe solcher Waffen, wie z.B. ein Paddel, eine Zweihandkeule mit kantig geschnittenem "business end", usw. Auch im Wushu-Umfeld gibt es mit Muslimen-Hammer, Lamaisten-Keule, und anderen Waffen definitiv als zweihändig zu führende Keulenwaffen, deren Einsatzart nicht wie beim Langstock gleichermaßen aus Stich und Hieb besteht, sondern fast ausschließlich im Hieb (daher auch Keule) liegt.
Der Langstock ist - quer durch alle möglichen europäischen, asiatischen, und was noch Kulturen - stets als Waffe verbreitet gewesen. In manchen Kulturen, wo es eine Kampfkunst mit kriegerischer Prägung gab, wurde der Langstock oft so unterrichtet, daß er als vorbereitende Waffe für die "richtigen" Waffen wie Speer, Lanze, Hellebarde, etc. dienen konnte. In anderen, eher weniger den Kriegseinsatz, sondern die Selbstverteidigung gegen ebenfalls zivile Gegner im Fokus habenden Langstock-Richtungen (Reste davon siehe heute im modernen Jogo do Pao der Portugiesen, oder im Grand Baton als Savate-Waffe bei den Franzosen) wurde der Langstock weniger wie ein Speer, sondern tatsächlich auch eher wie eine zweihändige (leichte und auch schnelle!) Keule geführt. Der Langstock des englischen "Quarterstaffs" oder der deutschen "Stange" oder des chinesischen "Gun" wurde hingegen stark auf Stich-Aktion hin unterrichtet, weil der Stich (ob mit oder ohne "Zuladung" wie Speerspitzen) mit einem Langstock schon ziemlich verheerend gegen leicht- und ungerüstete Gegner wirkt. In Meyers Fechtbuch ist die Stange stets die Vorübung zur eigentlichen, vielseitigen, kriegstauglicheren, optionsreicheren Waffe, der Hellebarde, unterrichtet worden. Bei den "Inselpiraten" ist der Bo-Stab im chinesisch geprägten Shorinji Kempo (= Shaolin Chuan) und im ebenfalls chinesisch-stämmigen Karate (= Chinesisches Boxen) bei den Kobudo-Waffen vorhanden. Diese zielten weniger auf die Ausbildung des Lernenden zur späteren Führung der Lanze, der eigentlichen Hauptwaffe der Samurai ab, sondern auf die zivile Selbstverteidigung ab (beim klassischen Okinawa-Kobudo vornehmlich GEGEN die Japaner, die ihre mit Lanzen und Schwertern bewaffneten Samurai ja als Besatzer dort stationiert hatten). Daher gibt es beim Shorinji-Kempo z.B. auch den Tetsubo (den "Fleischklopfer" unter den Keulen) und das "Paddel" beim Kobudo.
Kurz gesagt: Der Langstock bzw. die Stange kann wie eine zweihändige Keule geführt werden oder wie eine Stangenwaffe (was der Name ja schon sagt). Das ist eine Frage des jeweiligen Stils, der taktischen Konzepte, die dem Kämpfer vermittelt wurden.
Lange darüber streiten kann man sich eh.
Einen echten Unterschied wird es aber nicht machen.
Wenn ein Charakter den Umgang mit einem Speer gelernt hat, dann kann er mit einem Langstock was anfangen. Wenn ein Charakter den Umgang mit einer Hellebarde gelernt hat, dann kann er mit einem Langstock was anfangen. Wenn ein Charakter den Umgang mit einer Zweihandkeule gelernt hat, dann kann er mit einem Langstock was anfangen. - Umgekehrt kommt es darauf an.
Tendenziell sind sich ALLE diese Stangenwaffen in ihrer Einsatzart sehr ähnlich. So wie eben alle einhändig zu führenden Schwerter sich ähnlich sind. Wer mit Schwert, Säbel, Katzbalger, Xiphos, oder auch frühen Rapierformen umgehen kann, der kann auch mit einem einhändigen Knüppel etwas anfangen (zur Not - ein Knüppel ist halt schon deutlich ungefährlicher als eine scharfe Waffe). Wer nur mit Knüppeln trainiert hat, der wird schon mit einer einzigen dieser scharfen Waffen überfordert sein.