Filmschaffende Jean-Paul Belmondo

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Abenteurer, Stuntman und charmanter Frauenheld: Jean-Paul Belmondo ist nach wie vor eine der zentralen Figuren des französischen Kinos. Seit seinen Anfängen in den späten 1950er Jahren und dem Durchbruch mit "Außer Atem" von Jean-Luc Godard spielte er zahlreiche legendäre Rollen – und eroberte sich damit einen Platz im kollektiven Bewusstsein der internationalen Kinofans.

Lässig, männlich, ein bisschen gaunerhaft, aber immer mit einem Lächeln auf den Lippen – so wurde Jean-Paul Belmondo innerhalb eines halben Jahrhunderts zum Lieblingsschauspieler der Franzosen. Eigentlich wollte Bébel, wie ihn die Franzosen gerne nennen, in die Fußstapfen seines Vaters, eines Bildhauers, treten. Doch das Schicksal wollte es anders: Nach einem Zwischenspiel als Berufsboxer ging er zum Theater, wohin er Ende der 80er Jahre auch wieder zurückkehrte, und dann zum Film. Mit Werken wie „Außer Atem“, „Ein Affe im Winter“, „Abenteuer in Rio“ oder „Eva und der Priester“ begann seine Karriere in den frühen 60er Jahren. Belmondo gehörte bald zur ersten Riege der Filmschauspieler, seine Popularität wuchs unaufhörlich. Frankreichs große Regisseure wie François Truffaut, Louis Malle und Claude Sautet – später auch Blockbuster-Regisseure – rissen sich um den jugendlichen, unerschrockenen Typ in enger Jeans und knapper Jacke. Belmondo schaffte den Spagat zwischen anspruchsvollem Kino, Abenteuerfilmen und Actionkomödien. Er fühlte sich imstande, alles spielen zu können. Mit dem eisernen Willen, sich selbst dabei nie zu ernst zu nehmen. Der Regisseur Philippe de Broca brachte das heitere Gesicht des Schauspielers ins Kino. Belmondo als waghalsiger Springinsfeld mit Schnauze. Belmondo konzentrierte sich mehr und mehr auf die Rolle des charmanten Draufgängers und verschrieb sich bald völlig dem kommerziellen Kino. In maßgeschneiderten Actionrollen konnte Belmondo seine sportlichen Stärken voll ausleben. Der ehemalige Boxer, der zum Top-Stuntman wurde, kam in über 70 Filmen ohne Double aus – unerschrocken hing er am Hubschrauber, sprang über fahrende Züge oder erklomm den 320 Meter hohen Eiffelturm. Claude Lelouchs Filmdrama „Der Löwe“ (1988), das von Publikum und Kritik gleichermaßen gefeiert wurde, brachte ihm seinen einzigen César als bester Hauptdarsteller ein. Danach widmete sich Belmondo wieder dem Theater. Die Rückkehr auf die Bühne war seine Revanche gegenüber den Schauspiellehrern, die ihm einst den Zutritt zur Comédie-Française verwehrt und prophezeit hatten, mit seinem Aussehen würde er niemals Schauspieler werden. In rund 95 Kinofilmen und mehr als 40 Theaterrollen hat er in knapp 50 Jahren mitgewirkt. Selbst an der Seite von Megastars wie Alain Delon, Jean Gabin oder Claudia Cardinale blieb Belmondo stets ungezwungen. Er war wohl das ewige rebellische Kind, das – wie alle großen Künstler – nie erwachsen werden will.

Dokumentarfilm von Bruno Sevaistre (F 2015, 90 Min)

 
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