Is this the end?

Salomé

stupid fucking rope
Registriert
15. Juli 2003
Beiträge
1.857
Es ist der Himmel und die Hölle im gleichen Atemzug.
Atemzug? Ich sauge puren Zucker in meine Lungen, gepaart mit dem Geschmack von Asche. Das süsse Leben mit dem bitteren Beigeschmack des Todes.
Ich bin die zwischen den Polen, die Hin- und Hergerissene.
In einem hell leuchtendem Funkenregen, der mein inneres Auge blendet, explodieren meine Gedanken.
Ich fliesse im Rhythmus meines schwankenden Herzschlages dahin:
... - padam – padadam – padam – padam – padampadam – padam - padampadadam - …

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

... - schschtock – schschtock – schschtock – schschtock - ...
Das Geräusch frisst sich in jeden meiner Gedanken hinein, wahrscheinlich werde ich es nie wieder vergessen können, in meinem ganzen Leben nicht, dich nicht vergessen können.

...- schschtock - ...
Wieder reiben deine Handflächen, von kaltem Schweiss überzogen, über die Jeans auf deinen Oberschenkeln, hinab zu deinen Knien, mit einem „sch“ und dann vom Knie wieder hinauf zu den Oberschenkeln, mit dem zweiten „sch“, nur um das Spiel von neuem zu beginnen. Und jedes Mal, ehe das Spiel von neuem beginnt unterbrichst du es, mit einem „tock“, dann wenn dein vor- und zurückwippender Oberkörper sich wieder gegen die Stuhllehne wirft und diese kurz die kahle, weisse Wand hinter dir berührt.

... - schschtock – schschtock - ...
... - Hilf mir! - Hilf mir! - ...
Das „tock“ ist das Ausrufezeichen deines stummen Hilfeschreis.
Die Unterarme sind mit wilden Mustern verziert, manche Linien sind bereits vernarbt, auf einigen bildet sich grade erst eine neue Hautschicht und ich kann sogar drei erkennen, die noch ganz frisch zu sein scheinen. Aber viel mehr ekelt mich der Anblick deiner Armbeuge an: Zerstochen, vernarbt und entzündet. Gibt es dort noch einen Platz, an dem du dir keine Nadel in die Blutgefässe gejagt hast. Nur EINEN?
Deine Hände sind grau und knorrig, wie die einer Hexe aus dem Märchen. Oder vielleicht trifft der Vergleich mit einem frisch aus dem Horrorfilm entsprungenen Zombie es eher?
Was ist dir denn noch geblieben, ausser der verdrehten Kopie eines Lebens?

... - schschtock – schschtock – schsch – schsch - ...
Wo bleibt das „tock“? Wo bleibt es?

... - schsch – sssscccchhh - Die Hände auf den Knien ruhend. – tock – Du lehnst dich an, schwerfällig. Dein Kopf sinkt auf deine linke Schulter. – sssccchhh – Deine Hände ziehst du wieder zurück, auf die Oberschenkel, drehst die Handflächen nach oben, als wolltest du meditieren, und wiegst den Kopf nun zur anderen Seite.
Dein Blick – er klärt sich. Deine Lippen – sie lächeln.

Hast du gesiegt? Oder längst verloren?


Du bäumst dich auf...

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

Meine Hand ruht auf deiner Schulter. Ich ziehe dich hoch, in meine Umarmung, wie ein Vater, der sein lang vermisstes Kind endlich wieder in die Arme schliessen darf. Dein Augen sind wunderschön in ihrem Glanz, in ihrem Un-Glauben, all der Er-leicht-erung, dem Un-Wissen und den wahn-witzigen Ver-Mut-ungen.
Mein Arm legt sich um deine Schulter, als der Glanz vergeht und wir schreiten – schweigend – nebeneinander her.
Hinter uns ist das Geräusch zu hören, dass ein zu Boden stürzender Körper verursacht. Ein gellender Schrei, wie der eines gequälten Tieres, zerreisst die Stille, nur um dann urplötzlich zu ersterben, als die Tür am Ende des Ganges schnappend hinter uns ins Schloss fällt.

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~​
Getanzt, am Rande des Vulkans,
gespielt, mit dem Feuer,
zu hoch der Einsatz,
alles verloren.


Für Dom
 
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