Brainstorming Inspirations-Burnout

Durro-Dhun

Erklär(wer)bär
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12. September 2003
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Hey Leute,


Heute mal ein etwas anderes Thema, vielleicht kennt es ja der eine oder andere:

Da hat man sich gerade ein neues Rollenspiel gekauft oder wieder ein mal in ein älteres Setting/System eingelesen, bekommt richtig Lust darauf, eine Runde zu leiten... und dann fehlt es an Ideen bzw. langfristigen Inspirationen.

Mir geht es jedenfalls genau jetzt zur Zeit so. Das mag auch damit zusammen hängen, dass bei mir im RL gerade die Post abgeht, aber es ist trotzdem sehr überraschend: Es gibt Vorbereitungsphasen für Spielrunden, da fliegt einem regelrecht eine neue Idee oder Gemeinheit für die SCs nach der anderen zu und Momente, in denen versiegt einfach der Ideenstrom.

Als Übergangslösung haben wir bei uns in der Gruppe das momentan so gelöst, dass wir abwechselnd leiten, durchaus auch mehrere verschiedene Systeme durcheinander/parallel bzw. abwechselnd.

Ich habe mich jetzt einfach mal komplett aus dem SL-Dasein ausgeklinkt und "tanke wieder als Spieler auf". Sobald der "Flow" wieder da ist, biete ich wieder etwas an.

Klingt vielleicht banal, aber:
Wie handhabt ihr so eine Ideen-Ebbe?
 
Ideen-Hamstern? Klingt natürlich gut ;)

Versteht mich nicht falsch: ich habe teilweise haufenweise Ideen. Kleine Begegnungs-Fetzen und -Schnitzel.
Aber manchmal lässt mich einfach meine Inspiration im Stich, was das "große Vernetzen" angeht. Deswegen wird dann manchmal einfach hemmungslos aus FIlm und Literatur geklaut ;) Bzw. auch von anderen RPGs ...
 
Billige Methode, hilft aber meistens: Filme gucken bis zum Exitus.
Natürlich solche die zum geplanten Thema passen. Das sollte eigentlich immer helfen.
Is auch besser als lesen oder Hörspiele. Bombardier einfach deine Synapsen mit Input.
 
Ich hab auch eher 10.000 Szenen aber 0 Abenteuer im Kopf.
Meist geh ich dann so vor das ich mir eine bezihung zwischen einer hand voll NSCs und den SCs überlege und dann eine Handlung wo ich die Szene am besten einsetzen kann.

Aber das mit den Burnout kenn ich nur viel zu gut.
Irgendwann ist schluss und dann kommt nichts mehr.
Hatte ich vor gut einem Jahr.
Dann hängt einem alles zum Hals raus.

Oft bin ich auch dann am meisten Motiviert wenn ich im RL den meisten Stress habe, warscheinlich um mich irgendwo abzulenken. Muss dann die Ideen aber erst mal auf seite schieben.
Im Leerlauf hab ich auch keine Motivation.
 
Ich habe eh kaum Ideen für umfangreiche eigene Szenarien. - Daher KAUFE ich mir die Ideen in Form von Kauf-Abenteuern unterschiedlicher Systeme (solange sie "ausschlachtbar" sind) und natürlich für die Rollenspielsysteme, die ich eh am liebesten spiele.

Hilfreich sind auch die vielen, vielen, VIELEN KOSTENLOSEN Quellen für fertige Abenteuer und Abenteuer-Ideen wie z.B. die One-Sheets, 1-Page-Dungeons usw.

Fehlen mir für ein BESTIMMTES Rollenspiel konkrete Ideen, gehe ich bewußter und gezielter auf "Ideen-Jagd". - Beispiel: Leverage RPG. Wenn mir hier Ideen für einen Oberschurken fehlen, dann schaue ich bei den FBI-Seiten unter "White Collar Crimes" nach aktuell zur Fahndung ausgeschriebenen Leuten. Was die so angestellt haben, ist meist so schlimm, daß ich es noch etwas abschwäche, um einen Leverage-Schurken zu erhalten.

Wie schön, daß es das Internet gibt. - Hier kann man auch bei einfach mehr oder weniger ungezieltem Herumsurfen über interessantes Zeug stolpern. Von kleinen Ideen-Schnippseln bis hin zu ganzen Welten, die als Spielwelt vor Attraktivität dort im Rollenspiel bespielt zu werden schier platzen, ist alles zu finden.



Öfter als Ideenmangel ist bei mir aber ZEITMANGEL etwas ausufernd auszuarbeiten der Grund auf halbfertige oder fertige Abenteuer-Materialien zurückzugreifen.
 
Als Abhilfe gegen derlei Creativity-Burnouts empfehle ich einerseits das Leiten von spontanen Oneshots. Am besten ein System, wo man seinen Charakter auswürfeln kann, imaginäre Knarre an den Gürtel geheftet und dann -> Rock 'n' Roll, Let's fetz!
Dann widerum für die eigentliche Runde sehr effektvoll improvisieren. Hauptaugenmerk auf belanglose NSCs legen. Verpass jedem noch so blöden Dorfdepp NSC eine geile Geschichte, die die Spielwelt einfach belebt und vielfältig macht. Dazu brauchst du keine ausgetüftelten Ideen, sondern platte Konzepte. Der Kirchengärtner, der früher im Krieg war. Der Bettler, der einst wohlhabendster Bewohner der Stadt war. Der Alkoholiker in der Taverne, der Dinge herausgefunden hat, die er besser nicht hätte herausfinden sollen. Sowas eben. Konfrontiere die Spieler und ihre Charaktere mit einer verblüffend dichten Atmo und schlagartig entwickelt sich alles ganz von alleine. Alles was du dann noch tun musst, ist, dich entspannt zurückzulehnen und angemessene Reaktionen zu zeigen.

Ich weiß jetzt nicht, wie gut dieses subjektive Erfolgsrezept auf die Allgemeinheit der SLs zutrifft, aber mir hat es immer bestens weitergeholfen.
 
Na dann will ich euch mal wieder auf die Nerven gehen:
Wenn ihr einen riesigen Berg Schnipsel habt, aber kein Abenteuer - baut ne Sandbox draus und lasst die Spieler das Abenteuer daraus selbst bauen.
 
Meiner Erfahrung nach basiert das meist auf zu großen Ansprüchen an sich selbst. Wie heißt es: "Sei langweilig."

Was fällt mir ein?

Vier Goblins haben die Blitzbahn überfallen.

Goblins? Vier? - Viel zu schwach!
Sie hatten die Hilfe eines Golems.
Golem, wo haben sie den her?
Aus einer alten Ruine und mit dem richtigen Code.
Woher wussten sie davon?
Ein geheimnisvoller Gönner hat sie drauf aufmerksam gemacht.
Dann liegt die Vermutung nahe, dass jemand das Bahnunternehmen sabotieren will.

Abenteuerkonzept - SEIKO!


Was The Fnord sagt, geht in eine ähnliche Richtung.

Was Iolet sagt ist auch vernünftig. Wenn man viele kleine Sachen hat, dann benutzt man halt viele kleine Sachen.
 
Wenn du bereit bist 1-2 Bücher zu kaufen gibt es dafür sehr gute Literatur.
Hier empfehle ich zwei davon. http://d6ideas.com/node/155
Es geht um das Adventure Creation Handbook und Play Unsafe. Welches du brauchst hab ich versucht im verlinkten Artikel aufzuschreiben.


Die beiden Bücher haben mir über Lücken echt hinweg geholfen!
 
Das ich überhaupt keine Ideen für Plots habe, passiert mir eher selten (das löse ich dann, indem ich nicht leite). öfters passiert es mir aber, dass ich Ideen für das falsche Genre/System habe (oder, wenn das genre stimmt, ist es trotzdem die falsche Spielrunde). Da wollen meine Spieler zb noch mal Forgotten Realms weiterzocken aber in meinem Plotzentrum im Hirn schreit alles nur "Cyber!" und "Laser!". Einige der komplexesten Plots sind mir eingefallen, als ich mir gedanken über etwas komplett anderes zu machen versuchte, wo gerade Ideen-Flaute herrschte.
Das ist oft nicht so tragisch, weil in meinen Spielgruppen meist mindestens 6 Spielrunden parallel im Angebot stehen und prinzipiell jeder andere Spieler auch SL ist. Nur bei einer Runde wird es langsam wirklich kritisch. Ist ein Lost-in-Space-Setting mit Erstkontakt zu Aliens und ein wenig (abgemildertes) NBSG-Feeling. Da bin ich dann auch alleiniger SL. Und Wärend ich da die wichtigsten Eckpfeiler der Kampagne durchaus schon für mich festgelegt habe, fehlt mir momentan das plottechnische Bindemittel um die aneinander zu kleistern. Das ist ne Schwäche, die ich häufiger beim Leiten längerer Kampagnen habe, weswegen ichsowas eigendlich auch gerne vermeide.
 
Also bei mir ist das bisher nur bei einer Runde passiert und das deswegen weil die Spieler selbst keine wirkliche Motivation hatten. Ansonsten inspirieren mich meistens meine Spieler und dann läuft es von ganz alleine.
 
So wie Durro das beschreibt, so ging es bei mir das letzte halbe Jahr in ähnlicher Form.

Man hat ein/e verdammt geniales System/Setting/Idee, im Kopfkino bildet sich auch ein Abenteuer, welches richtig Spaß verspricht und dann wenn man sich dranmachen will das ganze vorzubereiten will es einfach nicht mehr.

In den Runden musste ich daher sehr viel improvisieren und zum Glück habe ich sehr kreative Mitspieler, die durch ihre Aktionen und lautgedachten Ideen durchaus auch das Abenteuer in die richtige und sehr spassige Richtung bugsiert haben. Aber ich bin froh, nun wieder erst einmal eine Runde als Spieler unterwegs zu sein.

Das Grundproblem bleibt aber, immer wenn ich mich mal hinsetzte und Material für ein Abenteuer oder eine Kampagne vorbereiten will verzettel ich mich in Kleinigkeiten und Details. Beispiel: Ich wollte die Szenerie einer Satellitenkommunikationszentrale, welche von Robotern bewacht wird ausarbeiten. Nach ein paar halblebig geschriebenen Sätzen zur Umgebung, hab ich das Internet nach Robotern durchsucht die sich als Faltaufsteller verwenden lassen (dabei hab ich schon genug von dem Zeug). Ich meine man lässt sich so leicht vom wesentlichen ablenken, wie handhabt man das.
 
Japp,
sowas kenn ich auch. Da will einem ums Verrecken nix Gescheites einfallen. Etwas lesen oder gucken hilft da manchmal. Gelegentlich schon ein wandernder Blick durch das Bücherregal. Dann wieder google ich einfach nach Bildern oder lasse mich durch Musik inspirieren.
Aber am meisten hilft immernoch einfach was machen. Es ist komisch, aber wenn ich so übersättigt bin mit/vom Rollenspiel, dann hilft es mir eigenartigerweise keine Zeit dafür zu haben. Als Folge ärgere ich mich über diesen Mangel, weil ich doch die Ideen benutzen möchte, die dann plötzlich wieder da sind.
Einfach mal nur mitspielen und nicht leiten ist auch schön. Sich nicht um alles kümmern zu müssen weckt auch den Wunsch es zu tun.
Gelegentlich, wenn die Flaute nicht zu groß aussieht, dann versuche ich auch mal meine Inspirationslosigkeit einfach mit Humor zu übertünchen. Die Reaktionen können hilfreich sein und die Mitspieler inspirieren, was wieder zurückkommen kann.
Und dann wieder frage ich mich bloß, was würde Spider Jerusalem an meiner Stelle tun ?
:)

LG Sam
 
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