Rezension Im Schatten des Drachen Deluxe [B!-Rezi]

Greifenklaue

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Im Schatten des Drachen - Deluxe


Im Schatten des Drachen“ heißt die erste Erweiterung zum Brettspiel „Rückkehr der Helden“, welches zugleich aber auch als 2-Spieler-Variante direkt spielbar ist.

Das Material kommt ebenso hochwertig und stabil wie im Grundspiel und weist gar einige Besserungen auf. Für die insgesamt sechs Helden-Pappaufsteller gibt es jetzt auch sechs (statt nut drei) Plastikfüsse. Wenn es nun einmal eingesetzt wurde, muss es beim nächsten Spiel nicht vertauscht werden und verknickt nicht versehentlich wie beim Grundspiel. In der Deluxe-Version des Grundspiels, welche Gegenstand dieser Rezi ist, liegen desweiteren 5 Zinnminiaturen bei. Diese sind ordentlich ihren Bildern nachempfunden, bis auf die Tatsache, dass die Orkdame fehlt, allerdings sind die Figuren nicht so gut entgratet, wie man es von hochwertigen Einzelminis diverser Qualitätshersteller gewöhnt ist.

Darüberhinaus gibt es wieder 5 Würfel, 36 Erfahrungsklötzchen, Goldstücke und Häuser aus lackierten Holz, stabile Gebietskarten, Heldenbögen, Spielmarker, Auftrags- und Drachenkarten aus Pappe sowie ein Stoffbeutel, Regelheft, Lebenscounter aus Glas und zwei Halbedelsteine.

Insgesamt reichlich Material für 25 Euro (Preis laut Hersteller), also rund 10 Euro preisgünstiger als die Grundbox. Im Handel ist das Set auch ab 15 Euro zu bekommen, die Deluxe-Version mit Zinnminiaturen liegt um die 25 Euro im Handel. Ein Minuspunkt ist allerdings, dass es nach dem Vermischen beider Sets nahezu unmöglich ist, sie wieder auseinanderzusortieren. Eine Übersicht über alle dazugehörigen Counter oder ein Zeichen auf den Countern hätten hier Wunder gewirkt.

Die Spielregeln, welche im Grundspiel noch als wörtliche Rede zwischen verschiedenen Personen geschrieben war – unnötig lang und einzelne Punkte schlecht zum Nachlesen wiederzufinden – sind diesmal gelungen: kürzer, sachlich und verständlich. Die Regeln der Erweiterung nehmen gar nur zwei Seiten ein und sind schnell verstanden. Das Glossar ist unverzichtbar und erklärt nochmal die Bedeutung einzelner Karten und Counter.

Der grundsätzliche Spielablauf sowie die Regeln gleichen denen des Grundspiels. Als Jungrecke zieht man los, erledigt kleine Quests, steigert langsam seine Fähigkeiten, vollbringt eine Heldentat und darf schließlich gegen den Endgegner, hier ein Drache, antreten. Allerdings offenbart die Zweier-Variante einige Nachteile gegenüber des Originals, welches ja auch zu zweit spielbar ist. Während es in Original sowohl 3 Lehrmeister gibt sowie zwei Möglichkeiten zum Basar, ist es bei Im Schatten des Drachen wesentlich schwieriger, die Fertigkeitswerte zu steigern. Die Begegnung Kerberus erhöht einen beliebigen Wert um +1, kostet aber einen Erfahrungsmarker und ein Lebenspunkt, teleportiert einen zudem hinfort, so dass es nicht sofort zu wiederholen ist. In der Stadt des Magiers gibt es dann zwar Zauberstäbe und interessante neue Sprüche, aber keine Möglichkeiten Fern- oder Nahkampfwerte dauerhaft zu erhöhen. Das ist im Grundspiel wesentlich einfacher zuschaffen.

Beim Gelände sind einige besondere Gegenden dazugekommen. So das Labyrinth des Minotaurus, wo ausgewürfelt wird, wo man hingelangt, bis der Minotaurus besiegt und seine Karte gestohlen wurde, die Stadt der Magier, wo ein Teleportationssystem ebenfalls zufällig teleportiert oder die Wüste, wo man in jeder Runde regelmäßig einen Lebenspunkt verliert.

An neuen Helden gibt es drei, jeweils in der männlichen und weiblichen Variante. Der kampfstarke Ork hat hierbei den Vorteil, gewonnene Erfahrungsmarker gegen Gold tauschen zu können, während der Paladin auf freien Feldern sich selbst heilen kann. Der Hobbit hat gleich zwei Vorteile: zu 50% kann er einem Kampf ausweichen, zudem genügt ihm ein Erfahrungsmarker (statt zwei wie üblich), um drei Würfel nutzen zu dürfen und so leichter den geforferten Wert unterwürfeln zu können, da immer die zwei niedrigsten Würfel rausgesucht werden dürfen. Insgesamt interessante Variationen, die tatsächlich die Auswahl an Optionen bei den Helden aus dem Grundspiel erweitern und nicht nur sechs neue Gesichter.

Als Heldentaten gibt es nur drei, ein Auftrag speziell für Nahkampf, ein für Fernkampf und einen für Magie und nur mit dem Gegenstand, der sich mit ihnen am Ende finden läßt, ist der Drache überhaupt angreifbar. Dabei werden die Heldentaten nicht wie im Grundspiel zufällig zugeteilt, sondern nach einer ersten Begegnung bekommt man als Belohnung eine Schriftrolle und erhält damit seinen Auftrag. Das hat zumindest den Vorteil, dass man selbst zusehen kann, dass die Waffe einen der guten Werte verstärkt und man keinen Auftrag bekommt in einem niedrigen Wert. Allerdings spielt natürlich auch der Zufall eine Rolle, wann welche Begegnung aus dem Beutel gezogen wird.

Endgegner stehen vier zur Auswahl, unterscheiden sich aber nicht großartig – was aber eher ein Vorteil ist. Während im Grundspiel immer dann ein Problem auftrat, wenn man Zauberer spielte und der dortige Endgegner nicht mit Magie zu besiegen war, dann war das Spiel ab Minute 1 schon verloren. Hier kann jeder auf gleichen Niveau gegen einen der Drachen antreten. Eine Besonderheit stellen die Drachenflüge dar, von denen es insgesamt 5 gibt. Diese Marker sind zufällig unter die im Beutel gemischt und wenn sie gezogen werden, dann tritt das Ereignis ein. Bei Drachenangst werden offene Marker der benachbarten Felder wieder in den Beutel gelegt, bei Drachenattacke zerstört er nach mißlungenen Abwehrwurf einen Gegenstand oder er raubt reihum Geld. Bevor man ihn schlußendlich bekämpfen darf, muss man Erfahrungscounter in Höhe der Goldstücke in seinem Hort abgeben. Insgesamt genug Anreize, um heiß auf den Entscheidungskampf zu sein...

Kommen wir zu Im Schatten des Drachen als Erweiterung. Das Spielfeld ist dann echt riesig und passt nicht auf jeden Tisch, vor allem nicht zusammen mit den Heldenbögen. Ist dieses logistische Problem erstmal überwunden zeigt sich, dass die Kombination nicht nur die Spieloptionen erweitert und das Spiel variiert. Auch einige Schwächen des Grundspiels werden ausgebügelt. Das Ziel des Spiels ist nämlich entweder den Namenlosen zu besiegen oder den Drachen. Dadurch kann sich der Spieler auf den Drachen konzentrieren, wenn der Kampf gegen den Namenlosen durch niedrige Werte verbaut ist. Die Regeln sind gut angepasst wurde. So werden z.B. die Heldentaten nicht von Anfang an zugeteilt, sondern können bei einer Audienz beim König ausgesucht werden – wobei man dann einerseits sich auf seine Fähigkeiten achten kann, andererseits schonmal gucken kann, welche Elemente schon offen ausliegen. Die Schriftrollen im Kampf gegen den Drachen sind im Beutel enthalten und je nachdem wann was gezogen wird, kann es sich lohnen, sich stattdessen darauf zu konzentrieren.

Je mehr Spieler am Tisch sind, desto deutlicher wird, dass das Spiel leider fast keine Interaktion zwischen den Spielfiguren bietet. Neben Basarverkauf, Turnieren und dem Auftrag, das Haus eines Mitspielers zu überfallen ist nur der Verkauf in der Stadt des Magiers dazugekommen. Schade eigentlich, hier könnte man sich noch mehr von dem Spiel wünschen.

Optisch macht das Spiel einiges her. Während die Gebietskarten durch die Bank weg gefallen, sind die Illustrationen vor allem der weiblichen Helden recht luftig und klischeehaft.

Insgesamt zeichnet es aber auch in der großen Variante auf originelle Art und Weise den Werdegang eines Helden nach: von der ersten Queste über eine Heldentat bis hin zur Schlacht gegen einen großen Gegner. Als Einzelspiel würde ich zwar Rückkehr der Helden zu zweit Im Schatten des Drachen vorziehen, aber die Sets zu kombinieren ergibt das abwechslungsreichste, ausgeglichenste Spiel. Ob es die Deluxeversion sein soll, muss jeder davon abhängig machen, ob er Zinnminis gerne mag. Der Aufpreis für fünf Zinnminiaturen befindet sich in einem ordentlichen Preis-Leistungs-Verhältnis.Den Artikel im Blog lesen
 
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