Heimat

Doomguard

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Heimat

Ein sanfter aber kalter Wind strich durch die Gebirgstäler von Krend. Auf einer Anhöhe stand eine einsame Gestalt und blickte ins Tal. Der sanfte Wind, der die Talwand emporwehte lies ihre langen dunklen Haare in der Luft schweben und die Abendsonne spiegelte sich auf ihrem langen, an der Hüfte gegürteten Kettenhemd.
Sie hatte eine Hand auf den Schwertknauf gelegt, mit der anderen stützte sie sich auf einen Schild. Ihr Blick aus blauen, fast stahlgrauen Augen verlor sich in der Ferne und keine Regung durchzog das von zwei Narben entstellte Gesicht.

10 Jahre war es her, dass sie hier das letzen Mal gestanden hatte. 10 Jahre, die ihrem Leben einen neuen Sinn gegeben hatten. Sie waren damals froh gewesen, dass sie gegangen war, die-mit-Blut-zurückkehrt hatte man sie hinter ihrem Rücken genannt. Sie hatte doch immer nur Teil der Gesellschaft sein wollen. Damals verstanden sie aber nicht, dass sie nicht drüber reden konnte. Sie konnte sich die Schuld nicht vergeben, die sie aus Angst auf sich geladen hatte. Angst, die ihrem Bruder das Leben kostete.....

Ein Gefühl begann aus ihrem Bauch emporzuwandern, als sie ihre Gedanken weiter treiben ließ...

Welch schicksalbestimmender Tag, an dem sie sich der Armee anschlossen hatte. Welch Entäuschung, als sie gemerkt hatte, wie die anderen froh waren, dass sie ging. Ihre Hand betastete langsam und abwesend eine der Narben. Sie musste viel lernen, besonders Disziplin, und es war meistens sehr unangenehm, aber um nichts in der Welt, würde sie eine Stunde dieser Zeit hergeben wollen. Inzwischen war sie Webel, und ihre Leute vertrauten ihr. Dieses Vertrauen war es, was ihr über allem anderen in der Welt etwas bedeutete. Niemals würde sie einen ihrer Kameraden im Stich lassen, Verrat war schlimmer als der Tod.

Die Rassoul aus den Bergen waren gesichtet worden und es war ihre Aufgabe, nun dieses Dorf zu schützen. Waren sie es wert? Die, die immer nur Ignoranz und fehlendes Verständniss gezeigt hatten? Die, die immer nur auf sie zeigten, wenn sie nicht hinsah, die froh waren, nicht mit ihr sprechen zu müssen?


Erinnerungen an Grimm, Wehmut, verletzten Stolz und versagter Liebe regten sich in ihr und in ihren Augen sammelten sich die Tränen. Tränen, begünstigt durch den Wind am Berg und in ihrem Herzen. Kalt und stetig blies er inzwischen, dämpfte die Gefühle und ließ das stürmende Herz ruhiger werden. Machte Platz für Wehmut, Wehmut für die Heimat, die sie nie hatte, deren letzte Zeugen die Tränen fortgetrieben vom Winde den Weg ins Tal suchten.

Einem Scherenschnitt gleich wirkte ihre Siluette auf dem Hügelkamm vor dem klaren rötlichen Abendhimmel. Eine Gestalt näherte sich ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter. Sie wendete den Blick und sah in Torges mitfühlende Augen. Er war Weibel wie sie und ihr bester Freund. Sie hatten so manche Schlacht geteilt und schuldeten sich viele Leben. Zu wissen, dass er gekommen war, ihr Unterstützung zu geben, gekommen, um ihr in dieser schweren Stunde beizustehen, ließ Glück aufwallen und die kalten Tränen wurden durch Warme, diesmal Tränen der Freude, ersetzt. Es war nicht nötig, dass sie Worte verloren. Zu fest war das Band geknüpft, dass sie verband. Zu stark die Freundschaft, die sie durchdrang. Jedes Wort wäre zuviel gewesen.
So verharrten sie, in dem Moment, er, ihre Schulter fest gepackt und ihr in die Augen blickend, während der Himmel langsam dunkler wurde....

Dann ging er zurück und sie wusste, dass sie sich später finden würden und wendete den Blick wieder ins Tal.

Heimat! , schoss es ihr durch den Kopf, während ihre Hand zu ihrem Herzen wanderte,
Heimat ist nicht ein Ort. Heimat ist hier! Hier bei den Männern, bei der Pflicht und bei der Ehre. Heimat, ist nicht in der Ferne zu suchen, Heimat findet man nur im Herzen. Brauchte ich doch 10 Jahre um es zu erkennen.

Mögen die wilden Stämme kommen, dieses Dorf würde nicht fallen.

So wandete sie sich ab, während der Wind ihr Haar einer Fahne gleich ausbreitete.....
 
Hab dir ja eine PN zu den formalen Sachen geschickt ;)

Meine Meinung an sich hast du dort zwar auch, trotzdem hier nochmal:
Ich finde diese Geschichte tiefsinnig und mag sie wirklich. Es steckt viel darin und lässt von vorne bis hinten die Aussage erkennen. Ist ansprechend. :)
 
habs überarbeitet, thx für Anregungen tanja!
die formalen sachen hab ich geändert, und manche dinge deutlicher gemacht, die evtl. nicht ganz klar waren. (tränen, schwebende haare) das "konstrukt" habe ich gegen deinen guten rat so gelassen ;)
kursiv soll übrigens dass sein, was sich in ihren gedanken abspielt, auch wenn es nicht immer die "wörtlichen" gedanken sind. es ist das innenleben des chars, während das normal geschriebene für das äussere steht.
 
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