Was viele Menschen vergessen: Nicht jeder HAT eine gut sortierte Buchhandlung in erreichbarer Nähe und nicht jeder hat die ZEIT dort hin zu gehen. Meine derzeitige Heimatstatt (>100.000EW) hat die enorme Auswahl zwischen Thalia und Meyerscher. Da kann ich auch zu Amazon gehen - gibt auch keine Beratung und ich hab zumindest die Chance ein paar Kommentare/Kritiken und ggf. ein "Blick ins Buch" zu kriegen. Von den 2 Wochen Rückgaberecht ganz zu schweigen. Die nächste gute Buchhandlung sind 35km und die machen um 19:00 zu (Sa um 14:00). Klasse wenn man bis 18:00 arbeitet und dann genau MIT dem Feierabendverkehr in die Statd reinschwimmen will bzw. den Samstag für andere Sachen braucht. Und das ist ein klarer Fortschritt gegen den Ort in dem ich aufgewachsen bin. Der "Buchhandel" beschränkte sich da auf Simmel, Konsalik und deutsche Klassiker.
Selbst in den guten Buchläden ist vieles nicht zu bekommen. Fachbücher zu meinem Berufsgebiet sind "in 3-5 Tagen bestellt" und englische Literatur dauert oft noch länger. Da kann ich auch bei Amazon bestellen und mir ins Büro liefern lassen. IdR. habe ich die Bücher dann am nächsten Tag. In den klassischen Läden steht halt primär was sich "gut verkauft" also "Tolkien" und anderer Fantacrap statt "Pournelle" und anderer guter SciFi. Und Fantacrap würde ich nur kaufen wenn er in Rollenform mit regelmässiger Perforation kommt...
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Was eBooks angeht ist hier die Frage "was will ich". Eine Menge Zeug ist als eBook um längen praktischer. "Spring 3" ist in 1-2 Jahren Altpapier UND wird an mehr als einem Ort benutzt (Dienstlich & privat) => Kindle eBook und ich kann es an fünf Stellen lesen, die Lesezeichen passen etc. Und wenn es Altpapier ist nimmt es keinen Platz im Regal weg (Bücher wegwerfen fällt mir meist schwer). Auch Fachzeitschriften etc. würde ich am liebsten so lesen (leider gibt es die idR. nur für die Reliquien der Church Of Jobs - und ich bin überzeugter Atheist). Auch Gelegenheitsliteratur kommt mir nur noch als Kindle eBook. Sie ist "sofort da" und kann gelesen werden. Und wenn Amazon irgend wann meint sie löschen zu müssen - kein Verlust, die meisten Sachen liest man eh nur einmal. Die wenigen interessanten Sachen dann halt auf Papier.
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Allgemein sind eBooks eine CHANCE für die kleinen Verlage und Nischenautoren. In den USA hat man das schon begriffen und die Dinger kommen im Dutzend billiger raus. Sei es auf dem Kindle, sei es als PDF. Oft im Eigenverlag denn die Erstellung ist relativ billig und für reine Textwüsten auch einfach. Aber wie vieles andere auch (Ladenschlusszeiten etwa) sind die meisten in DummDümmerDeutschland mal wieder nicht in der Lage die Chancen zu sehen sondern man nölt lieber auf Nebenkriegsschauplätzen (Buchpreisbindung) rum und brüllt nach der (sonst SOOOO ungeliebten) Regierung
Dabei ist die Buchpreisbindung doch nun wirklich kein Problem. Sie bedeutet nur das eine bestimmte Auflage überall zum gleichen Preis verkauft werden muss - na und? Den Preis setzt der Autor oder sein Verlag fest. Und wenn dann später doch was gedruckt wird (oder ein Hardcover raus kommt) dann wird das als eigenständiges Produkt bepreist.
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Verlage, Agenten etc. sind nicht "böse". Sie bieten eine Dienstleistung an und verlangen dafür eine Bezahlung. Niemand hindert einen daran sein Buch selbst zu verlegen, selbst mit den Buchhandlungen, Druckereien etc. zu verhandeln. Wenn man das nicht will, muss man halt andere dafür bezahlen. Und wenn einem der Vertrag nicht passt - muss man ihn nicht unterschreiben! Okay, dann geht "Girscht! Der große Vegane Roman" halt nicht in Druck - die Welt wird es überleben