AW: Erzählt mir von Underground
Aus meiner Erinnerung heraus: Ein bitter-bitter-bitter-böser Hintergrund. Armut, Kriege, Gewalt und Korruption sind Weltweit an der Tagesordnung und haben Moral und Religion verdrängt (soweit das der Vatikan aus Europa fliehen musste).
Amerika ist, wie ein großteil der Welt, eine Art Dritte Welt Land, das eigentlich von Konzernen regiert wird. Organhandel ist an der Tagesordnung(besonders Hirne intelligenter Menschen sind als sogenannte "Braindrives" gefragt, aber man bekommt vom McGhoul-Restaurant um die Ecke auch die Führerschein-lizenz gesponsort wenn man denn einen "Organspender"-ausweis daran koppelt), Drogenhandel ist legal (Finger weg von Estro-Gin!), Konzerne züchten sich ihre eigenen Untermenschen-Angestellte/Kunden und so (arm/reich/...) wie man geboren wird, so stirbt man. Wie das Cover schon verspricht: Wir schreiben das Jahr 2021 und der (amerikanische) Traum ist tot.
Wenn man so will wirklich ein Cyberpunk 2020
turned up to eleven. Nur das man sich wirklich auf die Rolle der Punks ausgerichtet hat und es keine
Cyberimplantate gibt die Superkräfte verleihen. Nicht das es keine Superkräfte gibt, aber die funktionieren hier ohne "Cyber".
Kriege werden ausgetragen indem man Supersoldaten verheizt. Die Erschaffung dieser Supersoldaten basiert darauf das man normale Menschen mitgefundener Alientechnologie manipuliert (Rosswell und so) und sie in einer virtuellen Umgebung zu patriotischen 4color-Superhelden heranzüchtet. Ohne diese Konditionierung in der virtuellen Welt verträgt der menschliche Geist diese veränderungen nicht und trotzdem: Schon während man sich den Charakter bei der Erschaffung mit billigen US-Dollars (nicht irgendwelchen komischen Charakterpunkten) zusammenkauft, besteht eine gute Chance das er wahnsinnig wird und man erhält meist einen recht instabilen
CyberPsycho der es eigentlich nur gut meint. Die paar Überlebenden dieser Kriege kehren dann als arg traumatisierte Kriegsveteranen (gar nicht mal so unähnlich wie der genannte Rambo) zurück und müssen damit leben wie die Realität mit ihrem 4Color-Weltbild kollidiert...
Diejenigen die ihre Medikamente nicht brav nehmen (und trotzdem keine blutigen Amokläufe anfangen), nehmen zunehmends die Regierung/Konzerne als ihre Superschurken wahr und beginnen einen (etwas weniger blutigen) Kampf für eine bessere Welt. Ratet mal welche Rolle die Spieler übernehmen?
Vom System her stand wohl Champions Pate (das eine Logarithmische Tabelle für Charakterwerte nutzt, was ganz und gar nicht meinen Geschmack traf). Mit bestimmten Superkräften sind auch individuelle Defekte und Psychosen verbunden. Handfeuerwaffen machen einen so lächerlich hohen Schaden, so das ihre Nutzung das Spiel fast ungenießbar macht (oder wir haben ihre Nutzung falsch verstanden). Das Regelwerk ist vollfarbig und hat Stellen an denen ich mich trotz recht Comichafter Gewaltdarstellung wirklich ekelte. Schon ein recht beeindruckendes Gesamtwerk, aber für mich mehr ein Manifest einer fiesen Zukunfstsvision als ein genießbares Spiel.
Zu guter letzt sei noch darauf hingewiesen das das System den Spielern wirklich die Möglichkeit gibt die Welt, oder auch erstmal nur ihr Viertel, zu einem Besseren Ort (schon rein mechanisch) zu machen. Nicht das es einfach wäre, oder die ganze Sache nicht einen fiesen Haken hätte, aber die Möglichkeit gibt es.