Warnung!
Es dürfte bald ein Vierteljahrhundert sein, dass ich mich intensiv genug mit DSA beschäftigt habe, dass ich Dir eine halbwegs verbindliche Antwort geben könnte.
Genieße die folgenden Zeilen daher mit Vorsicht und nagele mich nicht drauf fest. Meinen alten DSA Krempel habe ich schon vor Jahren komplett ausgemistet und kann deshalb nicht einmal nachsehen, ob das, woran ich mich zu erinnern glaube es gelesen zu haben, tatsächlich jemals so geschrieben war.
Die Magie des Schwarzen Auges
In eine richtig feste, will heißen regelrelevante, Form gegossen, war die Geschichte Gildenmagier und Elfenzauber meiner Erinnerung nach seinerzeit nicht.
Der Band "Mysteria Arkana" enthielt bereits in seinem Vorwort eine Reihe zu einander mehr oder minder inkompatibler Anregungen und Tipps zum Umgang mit der Magie des Schwarzen Auges, in dessen Geltungsbereich vermutlich auch der konkrete Umgang mit Fragen dieser Art fällt.
Vor allem die Artikel "Magie ist berechenbar" von Thomas Römer und "Bewahrt das Mysterium" von Hadmar von Wieser zeichneten hier ein komplett unterschiedliches Bild.
Herangehensweise
Klammert man Techno-Babbel und pseudowissenschaftliche Fluff-Elemente aus, beruhte der Unterschied zwischen elfischer und der gildenmagischer Zauberei vor allem in der Herangehensweise.
Während für Elfen vor allem ein intuitiv emotionaler Ansatz charakteristisch war, folgte der der Gildenmagie streng logischen Konzepten.
Insbesondere war die Gildenmagie nicht nur darauf bedacht, sondern sogar darauf angewiesen mit einem theoretischen Gerüst zu arbeiten, in das magische Phänomene sowohl bei ihrer Untersuchung, als auch bei ihrer Produktion gepresst werden müssen.
Darüber wie genau dieses abstrakte gildenmagische Modell ganz konkret aussieht, fand sich dabei keine konkrete Angabe. Mit sogenannten "Kraftfäden", die von einem Gildenmagier in ein bestimmtes als "Matrix" bezeichnetes Muster überführt werden mussten, schienen zumindest in meiner Vorstellung vor allem Aspekte der geometrischen Anordnung dieses die gesamte Welt durchziehenden Gewebes von "Kraftfäden" eine wichtige Rolle zu spielen.
Elfen hingegen brauchten sich bei ihrer Zauberei mit diesem ganzen Hokus Pokus nicht zu beschäftigen, sondern formten ihre Zauber ganz einfach aus dem Bauch heraus.
Lehren und Lernen
Ein besonderer Vorteil - und damit zurück zu Deiner Frage - des gildenmagischen Konzepts bestand darin, dass es die Weitergabe von Zaubersprüchen zwischen auf das vorherrschende Modell eingenordeten Angehörigen der Magiergilden recht einfach zu bewerkstelligen war.
Nicht nur wussten alle Beteiligten wegen der selben Blickweise auf die Magie sofort, wovon der jeweils andere spricht.
Zudem hatte die Gildenmagie sogar ein vereinheitlichtes System entwickelt, mit dem sich die wesentlichen Komponenten von Zaubersprüchen in einer "Thesis" oder "Kern" genannten Form verschriftlichen lassen, die es jedem eingeweihten Leser gestatten Zaubersrpüche ganz ohne Vorturner und Lehrmeister aus einem Buch zu lernen.
Für die elfische Zauberei hingegen galt dies nicht. Genau hierin bestand meiner Erinnerung nach auch die besondere Schwierigkeit bei der Vermittlung von Zaubersprüchen zwischen elfischer und gildenmagischer Tradition.
Während zwei Gildenmagier sich in dieser Sache gemütlich bei einem Humpen Ferdoker darüber Austauschen können, wie genau die Knoten und Fäden bei einem gelungenen Zauber eigentlich anzuordnen sind, bestand diese Möglichkeit hier nicht. Und das ganz einfach daher, dass ein nicht in das gildenmagische System eingeweihter Elf schlicht und ergreifend weder etwas mit den gildenmagischen Begriffen und Konzepten anfangen kann, nach denen sich der Gildenmagier erkundigt, noch seine Zauberei mit diesen Mitteln zu beschreiben vermag.
Vermittlung durch Beobachtung war meiner Erinnerung nach seinerzeit die einzige Möglichkeit, auf der ein Austausch zwischen elfischer und gildenmagischer Herangehensweise an die Zauberei stattfinden konnte. Sprich Elf bzw. Gildenmagier sehen sich hinreichend viele Zaubervorgänge der jeweils anderen Tradition an, und lernen so, sie in ihr Konzept der Zauberei zu transformieren.
Badok!
Eine strenge Anagabe darüber, dass ein Elf sich nicht auch die genannten gildenmagischen Konzepte aneignen könnte gab es seinerzeit nicht.
Vielmehr wurde in dieser Hinsicht vor allem mit dem von
@Supergerm genannten Einwand argumentiert, dass der für die Gildenmagie typsiche Ansatz vor allem von konservativen Elfen als massive Abkehr von elfischen Traditionen und damit als äußerst "badok" bewertet würde.
Auch Firlionel Nachtschatten wurde seinerzeit als zu tiefst badok bezeichnet. Bei so illustren Persönlichkeiten wie Azaril Scharlachkraut erübrigt sich eine gesonderte Angabe.
Ein wesentlicher Grund für die Einstufung der Gildenmagie als zutiefst "badok" dürfte vor allem die Tatsache sein, dass sie nicht im Einklang mit der magischen Struktur der Welt arbeitet, sondern stattdessen darauf beruht, sie brutal mit allen Mitteln gewaltsam unter ihren eigenen Willen zu zwingen.
Soviel zu den aus der Beschreibung der Spielwelt resultieren Gründen, die für die recht rar gesäten elfischen Magier sprechen könnten, von denen Du schreibst.
Ein wesentlicher Grund für die extrem gesteigerte Häufigkeit, mit der elfische Gildenmagier seit Neuestem anzutreffen sind, dürfte meines Erachtens aber weniger in einer bewussten Umgestaltung der Spielwelt liegen, sondern vielmehr in der Überarbeitung des Regelwerks.
Regelfrage
"Warum darf Nahema ein Kettenhemd tragen?" soll seinerzeit in Sachen Regelfragen ein echter Daurbrenner gewesen sein.
Bei einem Regelsystem, dass es, anders als das neue Baukasten-System dem Spieler gestattet entweder den Typus (Wald-/Firn-/Au-)Elf zu spielen, oder den Typus Magier nicht aber beide zugleich, hätte sich auch hier eine gravierende Unsymmetrie zwischen dem, was Spielercharakteren möglich ist und dem was Nichtspielercharakteren möglich ist, ergeben.
Ich würde nicht so weit gehen zu unterstellen, dass die Vermeidung weiter Fragen, wie der nach Nahemas Kettenhemd ein wesentlicher Grund dafür gewesen sein könnte, dass es in der Vergangenheit sehr viel weniger elfische Gildenmagier gab, als sie aktuell aus dem Boden zu schießen scheinen.
Vielmehr gehe ich davon aus, dass die genannten Einschränkungen des alten Regelwerks den Blick bereits bei der Beschreibung der Spielwelt soweit verengten, dass elfische Gildenmagier seinerzeit eine extreme Ausnahme darstellten.
Ich meine Hey - Für mein Abenteur/ meinen Quellenband benötige ich noch einen NSC. Mal sehen, was wir da - Regelwerk zur Hand genommen - so alles im Angebot haben: Elf, Zwerg, Magier, etc.. Hier sieht es echt schlecht aus für den elfische Gildenmagier, der fällt bei der Recherche nämlich echt durchs Raster.
Ähnlich schwer wie mit der Elf vs. Magier Geschichte hat sich DSA wegen der Einteilung in Charakterklassen auch bei dem scheinbaren Konflikt Zwerg vs. Magier getan.
So wurde z.B. Saldor Foslarin, dessen Status von Quelle zu Quelle zwischen kleinwüchsigem "Hutzelmännchen" und Zwerg hin und her hüpfte, erst sehr spät definitiv die Spezies Zwerg zugewiesen.