Einteilung von Spielstilen

?

-

Guest
Schon nach ganz kurzer Zeit fällt auf, dass die Einteilung von Spielstilen mit den bestehenden Theorien nur sehr unzureichend ist. Threefold und Fivefold sowie Laws Spielertypen sind da wohl noch am nützlichsten. Ich persönlich nehme da eine leicht andere Einteilung vor.

Bevor wir uns nun aber der eigentlich angestrebten Theorie widmen, möchte ich zuerst definieren, was ich mit Spielstil in diesem Zusammenhang meine.

Spielstil umfasst die Fokusierung auf einen oder mehrere der vier Aspekte durch die Spielgruppe als ganzes sowie auch durch einzelne Gruppenmitglieder. Dies äussert sich durch eine Spielweise, die Handlungen unterstützt und fokussiert, welche die angestrebten Aspekte besonders stark hervorbringen.

Ich postuliere also, das ein Spielstil bzw. dessen Schwerpunktlegung nach folgender Grafik eingeteilt werden kann:



Die vier Punkte sind:
- Charakterplay: Die Fokussierung liegt hier auf dem Darstellen und Ausspielen des Charakters
- Wettbewerb: Die Fokussierung liegt hier auf dem Wettbewerb durch Spielerleistung sowie geschicktem Einsatz von zur Verfügung stehenden Ressourcen (z.B. Charakterfähigkeiten) entweder zwischen dem SL und den Spielern oder den Spielern untereinander oder gar beidem
- Stimmung: Die Fokussierung liegt hier auf dem gemeinsamen Erleben einer guten, atmosphärisch dichten Geschichte mit möglichst stimmungsvollen Beschreibungen und stimmigen Szenen
- Aktion: Die Fokussierung liegt hier auf einem möglichst spannenden und aktionreichen Gesamtspiel durch einen hohen Anteil an Spannung, also häufige Kämpfe sowie schnelle und spektakuläre Szene


Meinungen hierzu? :rolleyes:
 
AW: Einteilung von Spielstilen

Warum Aktion vs Charakterplay und Stimmung vs Wettbewerb?
Es gibt durchaus Spielstile, die zwar wenig auf Aktion setzen aber trotzdem Wettbewerb erzeugen und dabei Stimmung rüberbringen. Ich hab auf jeden Fall schon in so einer Runde gespielt.
 
AW: Einteilung von Spielstilen

da ist nirgends ein vs. Die Einteilung erfolgt nicht über Gegensätze sondern über Schnittmengen.

Warte, ich male dir mal ein Beispiel, meine persönliche Einteilung von ARS... :p

EDITH: Das Beispiel

attachment.php


Wie du siehst liegt der Fokus stark auf Aktion und Wettbewerb, weniger auf Charakterplay und Stimmung, ist aber dennoch vorhanden.
 
AW: Einteilung von Spielstilen

Spielstil umfasst die Fokusierung auf einen oder mehrere der vier Aspekte durch die Spielgruppe als ganzes sowie auch durch einzelne Gruppenmitglieder. Dies äussert sich durch eine Spielweise, die Handlungen unterstützt und fokussiert, welche die angestrebten Aspekte besonders stark hervorbringen.

Mal sehen, ob ich kapiere, was du meinst:

-Du postulierst vier Aspekte des Rollenspieles: Charakterplay, Wettbewerb, Stimmung, Action
-Gruppen und einzelne Spieler fokussieren sich auf einen oder mehrere dieser Aspekte; das nennst du Spielstil
-Fokussierung beinhaltet zwei Dinge: Aspekte, die angestrebt werden, und Spielweisen, die diese Aspekte unterstützen. Du gehst davon aus, dass das in beiden Fällen die gleichen Aspekte sind.

Verstehe ich dich soweit richtig?
 
AW: Einteilung von Spielstilen

Imho ist da nach GNS nicht mehr viel gekommen, was nicht alles komplizierter aber weniger ausreichend erklärt hat. Deine Einteilung ist zwar nur ein wenig komplizierter, aber halt auch nicht ausreichend. ;)
 
AW: Einteilung von Spielstilen

Mal sehen, ob ich kapiere, was du meinst:

-Du postulierst vier Aspekte des Rollenspieles: Charakterplay, Wettbewerb, Stimmung, Action
-Gruppen und einzelne Spieler fokussieren sich auf einen oder mehrere dieser Aspekte; das nennst du Spielstil
-Fokussierung beinhaltet zwei Dinge: Aspekte, die angestrebt werden, und Spielweisen, die diese Aspekte unterstützen. Du gehst davon aus, dass das in beiden Fällen die gleichen Aspekte sind.

Verstehe ich dich soweit richtig?

zu 1. Falsch. Ich postuliere, das ein jeder Spielstil verschiedene Gewichtungen der vier Aspekte beinhaltet. Und nicht, dass Rollenspiel aus diesen vier Aspekten besteht.

zu 2. Nicht ganz. Zu allererst fokussieren die Gruppenmitglieder sich nicht zwangsläufig bewusst auf diese Aspekte. Vielmehr geschieht das unterbewußt gesteuert durch persönliche Vorlieben. Weiterhin unterscheide ich in Gruppen und/oder einzelne Spieler. So dass sich daraus auch ableiten lässt, dass es Gruppenspielstile (wenn die ganze Gruppe auf die selben Aspekte fokusiert ist) und einzelne Spielstile gibt.

zu 3. Könntest du das näher ausführen? Doch auch hier gleich: Diese Fokussierung geschieht wohl idR auch unterbewußt.


@ 1of3: Kannst du etwas mehr dazu sagen? Gerade von dir hätte ich mir mehr erhofft.
 
AW: Einteilung von Spielstilen

zu 1. Falsch. Ich postuliere, das ein jeder Spielstil verschiedene Gewichtungen der vier Aspekte beinhaltet. Und nicht, dass Rollenspiel aus diesen vier Aspekten besteht.

Wie ist denn der Zusammenhang zwischen "Rollenspiel" und "Spielstil"?

zu 3. Könntest du das näher ausführen?

Ist "Spielstil" für dich das, was angestrebt wird, oder das, was wirklich am Spieltisch passiert? Ich vermute, letzteres. Und dann ist mir nicht ganz klar, wie die "angestrebten Aspekte" ins Spiel kommen.
 
AW: Einteilung von Spielstilen

Wie ist denn der Zusammenhang zwischen "Rollenspiel" und "Spielstil"?



Ist "Spielstil" für dich das, was angestrebt wird, oder das, was wirklich am Spieltisch passiert? Ich vermute, letzteres. Und dann ist mir nicht ganz klar, wie die "angestrebten Aspekte" ins Spiel kommen.

Die angestrebten Aspekte werden wohl zum Großteil unbewußt ins Spiel kommen. Selbst wenn ich nicht über etwas nachdenke und/oder mir etwas nicht bewußt bin, so verhalte ich mich dennoch unterbewußt meist so, dass ich Versuche das Geschehen so zu beeinflussen, wie es meinen Vorlieben zusagt (in wie weit das gelingt ist nicht Gegenstand dieser Diskussion, ich bin weder Verhaltensbiologe noch -psychologe). Aber das dies unbewußt geschieht ändert ja nichts an der Tatsache, dass es geschieht.

Und was der Zusammenhang zwischen Rollenspiel und Spielstil ist, so ist das durchaus eine gute Frage, die meines Erachtens nach sogar einen eigenen Thread verdient hätte. Kurz würde ich persönlich das so sagen wollen, dass das Rollenspiel die Gesamtheit sämtlicher Aspekte darstellt, also das drumherum, die Eigenarten des Regelkerns, die Core-Story, der Spielstil usw. Und der Spielstil ist wohl eine Kombination von (nochmal: zumeist unterbewußt!) angestrebten Aspekten sowie die Art und Weise, wie diese zu erreichen versucht werden, während man zusammen eine Fiktion erschafft.
 
AW: Einteilung von Spielstilen

Die angestrebten Aspekte werden wohl zum Großteil unbewußt ins Spiel kommen. Selbst wenn ich nicht über etwas nachdenke und/oder mir etwas nicht bewußt bin, so verhalte ich mich dennoch unterbewußt meist so, dass ich Versuche das Geschehen so zu beeinflussen, wie es meinen Vorlieben zusagt (in wie weit das gelingt ist nicht Gegenstand dieser Diskussion, ich bin weder Verhaltensbiologe noch -psychologe). Aber das dies unbewußt geschieht ändert ja nichts an der Tatsache, dass es geschieht.

Mit Spielstil meinst du also das, was angestrebt wird, nicht das, was tatsächlich da ist?
 
AW: Einteilung von Spielstilen

Mit Spielstil meinst du also das, was angestrebt wird, nicht das, was tatsächlich da ist?

Nein, wie kommst du darauf?

Ich möchte mich mal kurz selbst zitieren:

der Spielstil ist wohl eine Kombination von (nochmal: zumeist unterbewußt!) angestrebten Aspekten sowie die Art und Weise, wie diese zu erreichen versucht werden, während man zusammen eine Fiktion erschafft.
und

Spielstil umfasst die Fokusierung auf einen oder mehrere der vier Aspekte durch die Spielgruppe als ganzes sowie auch durch einzelne Gruppenmitglieder. Dies äussert sich durch eine Spielweise, die Handlungen unterstützt und fokussiert, welche die angestrebten Aspekte besonders stark hervorbringen.

Ich versuche es mal anhand eines Beispiels. Nehmen wir an, Spieler A steht total auf Actionszenen im Rollenspiel. Dieser Spieler hat nun mehrere Möglichkeiten.
1. Er ist sich bewußt, dass er total auf Actionszenen steht und will diese bewußt herbeiführen.
2. Er ist sich bewußt oder auch nicht (ist in diesem Falle egal), dass er total auf Actionszenen steht und mag es wenn diese vorkommen.
Und natürlich auch unzählige Möglichkeiten mehr, die sind aber nicht von Belang für mein Beispiel.

Im Falle 1 wird er von vorneherein so an das Spiel herangehen, dass er auf Actionszenen pocht und überall nach möglichkeit versucht Actionszenen zu erschaffen. Dies wäre dann eine bewußte Fokussierung.
Im Falle 2 wird er ganz normal an das Spiel herangehen wie jeder andere auch, dennoch wird er unterbewußt die Dinge befürworten und fördern, die häufige Actionszenen beim gemeinsamen Spiel wahrscheinlich machen. Das wäre eine unterbewußte Fokussierung.

Beide Fälle würden mehr oder weniger zu einem bestimmten Verhalten des Spielers führen. Das wäre dann der Spielstil dieses Spielers.
 
AW: Einteilung von Spielstilen

Nein, wie kommst du darauf?

Alles, was du sagst, deutet in diese Richtung. Nehmen wir mal dein Beispiel:

Ich versuche es mal anhand eines Beispiels. Nehmen wir an, Spieler A steht total auf Actionszenen im Rollenspiel. Dieser Spieler hat nun mehrere Möglichkeiten.
1. Er ist sich bewußt, dass er total auf Actionszenen steht und will diese bewußt herbeiführen.
2. Er ist sich bewußt oder auch nicht (ist in diesem Falle egal), dass er total auf Actionszenen steht und mag es wenn diese vorkommen.
Und natürlich auch unzählige Möglichkeiten mehr, die sind aber nicht von Belang für mein Beispiel.

Im Falle 1 wird er von vorneherein so an das Spiel herangehen, dass er auf Actionszenen pocht und überall nach möglichkeit versucht Actionszenen zu erschaffen. Dies wäre dann eine bewußte Fokussierung.
Im Falle 2 wird er ganz normal an das Spiel herangehen wie jeder andere auch, dennoch wird er unterbewußt die Dinge befürworten und fördern, die häufige Actionszenen beim gemeinsamen Spiel wahrscheinlich machen. Das wäre eine unterbewußte Fokussierung.

Beide Fälle würden mehr oder weniger zu einem bestimmten Verhalten des Spielers führen. Das wäre dann der Spielstil dieses Spielers.
Spieler A strebt Action an, es kann aber sein, dass in der Spielrunde überhaupt keine Action vorkommt. Trotzdem ist sein Spielstil "Action".

Das meinte ich mit:
Pyromancer schrieb:
Mit Spielstil meinst du also das, was angestrebt wird, nicht das, was tatsächlich da ist?

Wo liegt mein Denkfehler?
 
AW: Einteilung von Spielstilen

Deine Aussage ist falsch, weil du Action als Spielstil definierst. Ich sage aber, das Action ein Aspekt eines jeden Spielstils ist, der nur je nach Spielstil mehr oder weniger stark fokussiert wird.

Deine Formulierung lässt weiterhin völlig ausser acht, dass Spieler A ja auch ein gewises Verhalten am Spieltisch selbst, bedingt durch seine Vorlieben, an den Tag legen wird, es ist also sehr wohl etwas* da.

*= nämlich sein Spielstil


Mir ist immer noch nicht klar, wo genau das Verständnisproblem liegt. Noch genauer sagen kann man es eigentlich nicht. Oder ganz platt (was dann aber keine ausreichende Formulierung ist, weil ungenau und unzureichend): Spielstil sind die Vorlieben eines Einzelnen wie dieser gerne spielt und was er gerne an Spielverhalten am Tisch sieht und das davon ausgehende Verhalten um das zu fördern.
 
AW: Einteilung von Spielstilen

Ich finde hier das, was der Threadersteller mit "Spielstil" meint und somit diskutiert haben möchte, unzulänglich dargelegt.

Bitte hier mehr Bemühung um eine Klärung, da ich ansonsten - wie ja auch ganz natürlich - das, was ICH unter Spielstil (ist für mich synonym zu Spielweise) verstehe, verwenden werde, wenn ich mich dazu äußere.

Im Folgenden mache ich das somit erst einmal nach meinem eigenen Verständnis von Spielstil.

zu 1. Falsch. Ich postuliere, das ein jeder Spielstil verschiedene Gewichtungen der vier Aspekte beinhaltet.
NULL ist auch eine "Gewichtung". Und dann könnte man noch ein halbes Dutzend oder mehr Aspekte aufführen, die öfter mal NULL sind, unter bestimmten Umständen aber auch Nicht-NULL sein mögen.

Wettbewerb ist z.B. etwas, was für mich und meine Spielerfahrung ins Brettspiel oder zum Tabletop gehört. Im Rollenspiel kenne ich das nur in seltensten Fällen, und das sind dann echte Exoten (AGON z.B.).

Wettbewerb würde ich zu KEINEM Zeitpunkt als einen relevanten Aspekt zur Beschreibung einer Spielweise, eines Spielstils, bezeichnen.

Wettbewerb ist etwas anderes als Herausforderungen oder GESPIELTE Konkurrenz zwischen den Charakteren (nicht den Spielern!). Wettbewerb, wie oben dargestellt, ist für mich kein irgendwie häufig genug auftretendes Element im Rollenspiel, daß es gleich ein Viertel des "Beschreibungsraumes" zugebilligt bekommen dürfte.

Ich habe den Eindruck, daß Wettbewerb hier nur steht, weil Skyrocks ARS-Manifest einen (ZU) starken Eindruck auf den Threadersteller gemacht hat. - Doch selbst bei den sonstigen ARS-Vertretern ist Skyrocks extremer Wettbewerbsansatz alles andere als unumstritten. Letztlich ist Wettbewerb im Rollenspiel NUR FÜR SKYROCK von Belang.

Zu allererst fokussieren die Gruppenmitglieder sich nicht zwangsläufig bewusst auf diese Aspekte. Vielmehr geschieht das unterbewußt gesteuert durch persönliche Vorlieben.
Hier unterschätzt Du die "leitenden Einflüsse", die einzelne Personen auch GANZ BEWUSST während des miteinander Spielens auf die Spielweise nehmen können.

Prominentester Einflußnehmer ist der Spielleiter. Durch seine Mittel zum Geben von positivem und negativem Feedback hat er in der Gruppe eine herausragende Stellung, was die allgemeine Ausrichtung, was das "Gruppenklima" und damit das "Spielklima" anbetrifft. Und das ist auch gut so.

Durch andere Spielleiter lernen selbst DIESELBEN Spieler andere Spielweisen kennen und NEHMEN DIESE AN (zumindest solange sie bei diesem Spielleiter spielen). - Das ist meine inzwischen mehrjährig bestätigte Erfahrung aus Vereinsspielrunden. Für mich ein Fakt.

Und wie in jeder Gruppe, gibt es auch bei den Spielern die "Trendsetter". Da reicht es bei neu gefundenen Gruppen (z.B. auf Cons), daß einer anfängt auf bestimmte Weise vorzugehen, zu reden, Regeln zu verwenden. Damit ist anderen, die ihm als "Leitfigur" folgen, klar, wie hier gespielt werden soll. - Die Gruppe "schwingt sich ein". Und man hat einen Spielstil, der - für den Moment des Spielens - z.T. deutlich von dem irgendwie "bewußt" oder "vom Kopf her" bevorzugten Spielstil der Einzelnen abweicht - und der trotzdem ALLEN Spaß macht.

Daß es ALLEN Spaß macht, liegt daran, daß eine Gruppe, die eingeschwungen ist, bei der die Spieler in Resonanz sind, einfach - unabhängig von der konkreten, irgendwie auf Aspekte reduzierten Spielweise - MITEINANDER Spaß haben kann.

Erst wenn man wieder allein vor dem Rechner sitzt und den in den Foren tätigen "Meinungsmachern" lauscht, kommen wieder die Zweifel, ob man denn mit diesem ach so kritisierten, ach so minderwertigen Spielstil überhaupt hätte Spaß haben DÜRFEN.

Was ich davon halte, kann man sich denken.

Für mich kommt das Spielen in der Gruppe zuerst. - Aber ich werde in JEDEM Falle nicht nur unbewußt, sondern auch ganz BEWUSST versuchen die Gruppe zu Spielszenen und Spielweisen zu beeinflussen, die MIR Spaß machen, die ICH sehen will, die MICH begeistern. - Denn nur wenn ICH auch begeistert bin, bin ich offen die mir zugespielten Bälle meiner Mitspieler aufzunehmen und mit Spielfreude weiterzupassen.

Daher hat die Spielstil-Diskussion für mich im konkreten Spielgeschehen NULL Einfluß.

Was hingegen Einfluß hat, sind PERSÖNLICHKEITEN.

Spielleiter SOLLTEN ausgeprägte Persönlichkeiten sein, wenn sie die Gruppe irgendwie binden oder gar formen wollten. Sind sie es nicht, wird das AUF JEDEN FALL ein anderer aus der Gruppe tun. - Solange es nicht zwei in der Gruppe gibt, die um diese Position des Gruppenformers ringen, wird die Gruppe mit dem, was sie tut und WIE sie es tut (Spielweise), glücklich sein.

Wie paßt das in Deine Spielstil-Aspekte?

Weiterhin unterscheide ich in Gruppen und/oder einzelne Spieler. So dass sich daraus auch ableiten lässt, dass es Gruppenspielstile (wenn die ganze Gruppe auf die selben Aspekte fokusiert ist) und einzelne Spielstile gibt.
Einen einzelnen Spielstil gibt es nur, wenn man Computer-Solo-Rollenspiele spielt, oder Abenteuerspielbücher durchspielt.

Ansonsten gehören selbst bei 1:1-Spielrunden immer mehrere Personen dazu. Und dann hat man erst das, was ich unter einem Spielstil verstehe. Das ist die Spielweise, die man bei den beiden (oder mehr) Spielenden beobachten kann.

Was Du als "Einzel-Spielstil" auffaßt, ist das einsame, verkopfte Befassen mit praxisfernen und unpersönlichen "Theoriegebilden", welches jemand für sich als eine Art "Zwang zum besseren Spielen" auffaßt. Wenn jemand von "seinem" Spielstil spricht, dann ist er unsicher, daß er "falsch" spielt, und hat sich diese Unsicherheit aufschwatzen lassen von Leuten, die effektiv NICHT HELFEN, sondern zerreden, was an sich eine ganz natürliche Sache von Gruppenfindung, Gruppenbildung, Gruppeneigenschaften ist.

Ich habe dann erst einen Spielstil, wenn ich auch gerade SPIELE. Und dann sieht der je nach Gruppe ANDERS aus - je nachdem, welchen Einfluß ich oder andere auf die Wirklichkeit der Spielweise der Gruppe genommen haben.

Die angestrebten Aspekte werden wohl zum Großteil unbewußt ins Spiel kommen.
Und hier kommt noch ein Punkt, den ich als Schwäche des Ansatzes mit den Aspekten empfinde:

Sie sollen "angestrebt" sein.

Tut mir leid, aber ICH strebe nicht irgendeinen dieser Aspekte an. Und auch keiner der Rollenspieler, mit denen ich spiele, setzt sich an den Spieltisch mit dem VORSATZ (Anstreben erfordert einen Vorsatz) "heute spiele ich mal mehr meinen Charakter aus".

Das ist Unfug.

Man setzt sich zum ROLLENSPIELEN hin. Und dazu gehört einfach das Charakterspiel ebenso wie viele (mehr und andere als die obigen Aspekte vermuten lassen!) weitere Elemente. - Diese kommen aber immer als "Gesamtpaket". Sie sind KEIN BAUKASTEN.

Nochmal: Die einzelnen Elemente/Aspekte/was-auch-immer stellen KEINEN BAUKASTEN dar, aus dem man sich bewußt oder unbewußt Bauklötze herausnimmt mit dem Vorsatz diese zum Bauen (= Spielen) zu verwenden!

Die einzelnen Elemente sind IMMER und ÜBERALL vorhanden und der Wechsel des BRENNPUNKTES von einem Element zum anderen bzw. von der einen Gruppierung, Gewichtung, vom einen Konglomerat zum anderen erfolgt in der Geschwindigkeit eines Augenblicks!

Was bestimmt denn diesen Brennpunkt-Wechsel?

Der Spielleiter?

Die Spieler?

Das bewußte Einhalten von als "Best Practices" dargestellten Ums-Spiel-Herum-Regeln (Flags beachten, Player Empowerment, usw.)?

NEIN.

Das Gefühl.

Das Gefühl des Spielers in dem Moment, wo es sich einstellt.

Man EMPFINDET doch eine Rollenspielszene mit seinem ganzen Wesen.

Man schneidet sich nicht einen Teil heraus (die Battlemap mit den komischen Kästchen und die Figuren, die eh nicht genau passen), sondern es ist IMMER die GESAMTEMPFINDUNG der Szene, die gerade von allen in der Runde MITEMPFUNDEN wird.

Man ist TEIL dieser Gruppe. Und alle sind DABEI.

Und da kommt es eben ganz natürlicherweise vor, daß das Gefühl umschlägt.

Beispiel: Der eine Spieler hat etwas hinbekommen, das macht mich neidisch, weil ich trotz besserer Werte das nicht geschafft habe. Und nun feixt mir ein anderer Quer über den Tisch ein "Lift with your legs."-Zitat aus den Gamers über den Tisch. Ich bin für den Moment angepißt (NICHT "mein Charakter"!, sondern ich, der Spieler), und das allein reicht schon, daß ich jetzt immer noch dabei bin, aber mein Brennpunkt woanders im Spiel liegt (z.B. beim "Charakterausspielen" als zurechtgelegte Rechtfertigung für ein "Payback is a Bitch"-Verhalten um es dem Feixer reinzudrücken).

Das ist NORMAL.

Das passiert völlig unabhängig vom verwendeten Regelsystem oder der aktuellen Gruppe jedem STÄNDIG beim Spielen.

Man kann noch so stark in die unheimliche Atmosphäre, die ein wirklich mit beeindruckender Persönlichkeit leitender Spielleiter aufgebaut hat, eintauchen - plötzlich merkt man, daß man dringendst pissen gehen muß. Und das hat SOFORT eine Brennpunktverschiebung zufolge. Nur möchte man nicht mitten in der schönen Szene rausgehen, oder man traut sich nicht, weil der eigenen Charakter gerade prominent daran beteiligt ist, und man möchte dem Spielleiter auch die Stimmung nicht versauen, indem man "Pinkelpause" rufend zur Tür eilt. - Was nun? - Man sitzt da, der Druck auf der Blase wächst, und man will die Szene ENDLICH BEENDEN! - Dann spielt man ANDERS, als wenn man entspannt (ggf. mit frisch entleerter Blase) gemütlich auf dem Spielesofa hockt. Dann spielt man seinen Charakter (ist IMMER man selbst - wie sehr man sich das auch wegzudenken versucht) für andere vielleicht überraschend kurz angebunden und schroff.

Was hat das denn für einen Einfluß auf den Spielstil?

Einen großen!

Man kann gerade in Szene, wo der Charakter, und damit der Spieler, im Rampenlicht steht, durch solche "Nebeneinflüsse" einen ganz anderen EINDRUCK VOM SPIELER gewinnen. Und dieser wirkt sich auf dessen Gefüge in der Gruppe aus. Und damit auf den Spielstil.


Kurz würde ich persönlich das so sagen wollen, dass das Rollenspiel die Gesamtheit sämtlicher Aspekte darstellt, also das drumherum, die Eigenarten des Regelkerns, die Core-Story, der Spielstil usw. Und der Spielstil ist wohl eine Kombination von (nochmal: zumeist unterbewußt!) angestrebten Aspekten sowie die Art und Weise, wie diese zu erreichen versucht werden, während man zusammen eine Fiktion erschafft.
Und wo bleibt das Gefühl?

Spielstil ist eine Sache des GEFÜHLS.

Daher bekommt man sich auch so sehr emotional in die Haare, wenn wieder einmal in Foren rund um Spielstil die Karusselle angeworfen werden.

Man FÜHLT den Spielstil, man "denkt" ihn nicht!

Und alles verkopfte Herumklopfen auf irgendwelchen scheinbar vernünftigen Analysemethoden geht am MENSCHEN vorbei. Das Rollenspiel ist ein Spiel MIT MENSCHEN. Und daher sind hier die ZWISCHENMENSCHLICHEN Fragestellungen in jeder Beziehung die einflußbestimmenden.

Mag ich mein Gegenüber nicht, kann er zehnmal in Foren den praktisch identischen Spielstil beschrieben haben, den ich in meinen Runden wiederfinde. Es paßt einfach nicht. - Und DAS sollte für eine Betrachtung der Relevanz von Spielstil-Diskussionen vielleicht mal zu denken geben.
 
AW: Einteilung von Spielstilen

Imho ist da nach GNS nicht mehr viel gekommen, was nicht alles komplizierter aber weniger ausreichend erklärt hat. Deine Einteilung ist zwar nur ein wenig komplizierter, aber halt auch nicht ausreichend. ;)

Dem würde ich mich mal anschliessen wollen - komplexer als GNS/Threefold, aber auch nicht alles abdeckend. (Ich denke Fivefold+Action dürfte ziemlich umfassend sein, oder? Wobei man eventuel Silly Gaming noch beachten müsste...)
 
AW: Einteilung von Spielstilen

- Charakterplay: Die Fokussierung liegt hier auf dem Darstellen und Ausspielen des Charakters

- Stimmung: Die Fokussierung liegt hier auf dem gemeinsamen Erleben einer guten, atmosphärisch dichten Geschichte mit möglichst stimmungsvollen Beschreibungen und stimmigen Szenen

Wieso gerade diese beiden?

mfG
mpu
 
AW: Einteilung von Spielstilen

Danke Zornhau für diesen interessanten Beitrag. Ich muss mir das von dir gesagte erstmal zur Gänze und in Ruhe durchlesen und durch den Kopf gehen lassen.
 
AW: Einteilung von Spielstilen

@ 1of3: Kannst du etwas mehr dazu sagen? Gerade von dir hätte ich mir mehr erhofft.

Die anderen genannten Modelle bieten eine gewisse Anzahl an halb willkürlich ausgewählten Spielstilen. Dein Modell bietet eine gewisse Anzahl an halb willkürlich ausgewählten Spielstilen.

Da ist kein Unterschied auszumachen.



Im Gegenteil gibt es ganz gewichtige Nachteile:

- Laws hat überhaupt keine Spielstile beschrieben: Er hat typische Charakterzüge von Spielern beschrieben und wie man als SL mit ihnen umgehen soll. Hier ist eine Voraussage: Wenn du dieses machst, ist jener Spieler glücklich.

- GNS hat immerhin ein interessantes Ergebnis: N. Das wird zwar von diesem Modell ganz über Gebühr gehypet, aber immerhin hat es damit eine ganze Reihe neuer und interessanter Spiele angeregt. Hier war eine Voraussage: Man kann Spiele machen, die N fördern.

Bei dir ist aber keine Voraussage zu holen. Das wäre aber ein Qualitätskriterium einer guten Theorie.
 
AW: Einteilung von Spielstilen

Bei dir ist aber keine Voraussage zu holen. Das wäre aber ein Qualitätskriterium einer guten Theorie.

So ist es. Das Modell kommt über eine Beschreibung nicht hinaus und das allein reicht auch mir in diesem Zusammenhang nicht. Wenn Du die Genese Deiner 4 Ausprägungen ERKLÄREN, darüber hinaus noch 1of3s Vorschlag einer erhöhten VORHERSAGEtauglichkeit berücksichtigen und zusätzlich den PRAKTISCHEN NUTZEN der Theorie verdeutlichen könntest, wäre viel gewonnen.

Außerdem treffen aus meiner Sicht Zornhaus eingangs diskutierte Punkte weitgehend zu (konnte mich über den Postanfang hinaus leider nicht zur Komplettlektüre durchquälen). Es besteht also kurzum noch erheblicher Nachbesserungsbedarf in Sachen DEFINITIONSSCHÄRFE. Und noch mehr VERSALIEN bitte :D
 
AW: Einteilung von Spielstilen

Gehört "Erfolg in der Spielwelt" mit zu wetbewerb ?
Also mit "Erfolg" meine ich jetzt nicht Gegner plätten Sonden in der Spielwelt auch was zu erreichen. Da würde ich mich so zwischen Charakterspiel und einem kleinen hauch Wettbewerb einordnen mit einer deutlichen Tendenz auch zu Stimmung ...
Aktionlastig spiele ich lieber in Oneshot, mittlerweile verkehre ich in Runden wo Kämpfe eher seltenheitswert haben und wenn sehr oft tödlich für SC enden können ... also würde ich Aktion im allgemeinen durch Spannung ersetzen, zumindest hat es sich bis jetzt so in den meisten Runde wo spiele ergeben das Charaktere gespielt werden die durchaus Angst um ihr leben haben. Aber ich spiele zum Großteil Horror Rollenspiel und da sind Knüppelhelden nicht so gefragt.

Ein Wetbewerb + Aktion lastiges Spiel finde ich aber ab und an doch recht erfrischend, würde mir aber auf lange sicht zu langweilig werden.
 
Zurück
Oben Unten