Ein paar Fragen zu den sog. "Power 8"-Fragen

Galatea

Feuer und Flamme
#StandWithUkraine
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18. Juni 2005
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Diese Fragen sollen ja helfen sich einmal grundlegend mit gewissen Dingen auseinanderzusetzen, die viele halbprofessionellen Spieldesigner ja gern mal aus den Augen verlieren.
Prinzipiell finde ich sie sogar ganz sinnvoll (auch wenn die meisten davon für mich unter gesunden Menschenverstand fallen), allerdings irritieren mich einige der Formulierungen doch etwas.


Zuerst einmal die Liste:

1. What do you imagine the players to do? Are there different roles and responsibilities? If so, which?
1. Was stellst Du Dir vor, sollen die Spieler tun? Gibt es unterschiedliche Rollen und Verantwortlichkeiten? Falls ja, was für welche?

2. What do you imagine the protagonists to do?
2. Was stellst Du Dir vor, sollen die Protagonisten tun?

3. How do you imagine the settting?
3. Wie stellst Du Dir das Setting vor?

4. Which of these answers do you consider most important and which do you plan to present in your book?
4. Welche dieser Antworten hältst Du für am Wichtigsten, und welche planst Du in Deinem Buch darzulegen?

5. Who shall play the game where and when?
5. Wer soll das Spiel spielen? Wo soll es gespielt werden? Wann soll es gespielt werden?

6. How long does it take to play the game? How is it structured?
6. Wieviel Zeit soll das Spielen des Spiels in Anspruch nehmen? Wie ist das Spiel strukturiert?

7. Which rules have you derived from answers 1 - 6?
7. Welche Regeln hast Du aus den Antworten auf Fragen 1 bis 6 abgeleitet?

8. Finally, summarize what your games is about.
8. Schließlich, fasse zusammen, worum es in Deinem Spiel geht.



Jetzt die Fragen dazu:

Zu Frage 1:
Hier handelt es sich wohl um die Frage nach der Rollenverteilung - der Krieger der die Gruppe vor bösen Monstern beschützt, der Heiler der die Verwundeten zusammenflickt, der Dieb der Schlösser knackt und immer dann von nutzen ist wenn es leise und anonym gehen soll, der Barde der allen anderen Zusatzwürfel zuschiebt, das Sozialtalent das mit Leuten umgehen kann usw.
Allerdings irritiert mich die Frage nach den Verantwortlichkeiten der Spieler etwas. Was genau bedeutet Verantwortlichkeit? Ich vermute mal damit sind auch das Ausfüllen einer Führungsposition gemeint oder der des lustigen Sidekicks der den Rest der Gruppe mit bescheuert-skurrilen Aktionen bei Laune hält. Wirklich klar kommt das nicht rüber. Oder gibt es da noch etwas, das ich gerade einfach nicht sehe?

Zu Frage 2:
Hier geht es um den Charakter. Was treibt ihn an, woher zieht er seine Motivation, welche Ziele möchte er erreichen. Der Charakter wohlgemerkt, nicht der Spieler. Soweit alles klar.

Zu Frage 3:
Äh... ja. Das ist dann wohl der Hintergrund-Gesamtinhalt des Buches. Wie man diese Frage vollständig beantworten soll ist mir leicht rätselhaft. Ich würde sie ja eher umformulieren in "Mache ein Kurzzusammenfassung deines Settings (nur der Spielwelt, nicht worum es im Spiel geht), Was für ein Gefühl soll das Setting vermitteln? Welche Arten von Abenteuer lassen sich darin verwirklichen, für welche soll es prädestiniert sein?".

Zu Frage 4:
Diese Frage finde ich extrem schwammig formuliert und eigentlich kann man mit ihre kaum was anfangen, außer sie abzuleiten in "Überlege dir was wirklich wichtig ist und was vielleicht doch nur unnötiger Ballast? Ist das Setting konsistent? Gibt es Dinge die nicht hineinpassen oder einfach überflüssig sind?"

Zu Frage 5:
Die berühmte Zielgruppen- und Anwendungsfrage (Warum kommt die erst jetzt, die sollte imo an erster Stelle stehen?). Soweit klar.

Zu Frage 6:
Spieldauer, klar. Geschwindigkeit vs. Detailverliebtheit - da sollte man sich Gedanken drüber machen bevor man feststellt dass eine Kampfrunde im liebevoll ausgeklügelten superdetaillierten Kampfsystem ne halbe Stunde dauert und der angestrebten "Hitze des Gefechts" höchstens noch die trockenen Staubflocken zu spüren sind.

Aber was zur Hölle bedeutet "Wie ist das Spiel strukturiert?" Ist damit die Aufteilung des Buchs gemeint? Oder die Struktur der Spielwelt? Oder die Grundstruktur des typischen Abenteuers/Spielabends?
Diese Frage ist in der Form wie sie dort steht ziemlich wertlos und unnütz.

Zu Frage 7:
Die Regeln müssen den Stil des Spiels unterstützen und dürfen ihm nicht entgegenarbeiten, soweit auch klar.

Zu Frage 8:
Eine Kurzusammenfassung. Ja, sowas ist immer hilfreich wenn man feststellen will ob man sein Setting überhaupt in zehn Minuten so beschreiben kann, dass alles grundlegende beim Gegenüber ankommt. Kann man das nicht sollte man sich mal überlegen, ob das Setting nicht doch etwas arg ungewöhnlich, komplex oder überladen ist (was ja prinzipiell nichts schlechtes ist, nur sollte sowas halt nicht bei einem System passieren das sich an Anfänger und Gelegenheitsspieler richtet).
 
Ah, der spezielle Katalog ist ja auf meinem Mist gewachsen. Ich verlinke da entsprechend auch auf das ausführlichere Vorbild.

Zu 1: Die Rollenverteilung beschäftigt sich erst einmal mit Frage, ob es vielleicht so eine Unterscheidung zwischen Spieler und Spielleiter gibt. Der Spieler wäre also vielleicht für seinen Charakter verantwortlich.

Aber wenn du annimmst, dass es Rollen in der Party gibt, wie bei D&D ist das vielleicht auch ein guter Platz dafür. Gibt ja auch Spiele, die das noch strenger regeln.


Zu 3: Da würd ich für gewöhnlich einfach ein paar Impressionen hinschreiben. Ungezähmte Natur, wilde Barbarenstämme, eine Gruppe Flüchtlinge, die an der Küste siedelt...

Zu 5: Im Grunde Tradition. Die Vorlagen fangen auch alle so an, wobei ich deren Frage 1 ganz nach hinten gezogen habe.

Zu 6: Mit Strukturierung des Spiels meine ich, ob es vielleicht Szenen, Abenteuer, Akte, Level, verschiedene festgelegte Arten von Szenen, feststehende Ablaufpläne, Stellen an denen die thematische Ausstattung umschlägt (Tiers bei D&D4, Weariness-Grenze bei Polaris).


Hoffe das hilft.

Im Grunde find ich es auch immer viel interessanter, was andere Leute meinen, was da hin muss. Das sagt oftmals viel mehr als die tatsächliche Antwort.
 
Hm, okay, ich hab die jetzt mal testweise durchbeantwortet, nur Frage 4 bleibt mir ein echtes Rätsel.
 
Darum wie die Fragen zu interpretieren sind. Einige sind einfach so schwammig oder rudimentär formuliert, dass man sich darunter nicht viel vorstellen kann.
Ich wollte die Fragen einfach mal aus Interesse (und als Eigenhilfe) beantworten, nur ist das wie gesagt bei einigen etwas problematisch, daher dieser Thread.
 
Darum wie die Fragen zu interpretieren sind. Einige sind einfach so schwammig oder rudimentär formuliert, dass man sich darunter nicht viel vorstellen kann.
Ich wollte die Fragen einfach mal aus Interesse (und als Eigenhilfe) beantworten, nur ist das wie gesagt bei einigen etwas problematisch, daher dieser Thread.
Die Frage ist noch viel grundlegender:
Was für Fragen sollen das sein? Welchen Zweck hat es sie zu beantworten?
 
Achso, sorry, ich bin davon ausgegangen dass alle das Konzept kennen (es stammt ja mehr oder weniger aus dem B!).

Die 8 Fragen sollen wohl so eine Art Erste-Hilfe-Katalog für Rollenspieler darstellen, die sich mit der Idee befassen selbst ein Rollenspiel zu schreiben.
Wobei ich da noch eine Power9-Frage hinzufügen würde, quasi die 'ultimative Powerfrage' die da lautet "Warum braucht die Welt dein Spiel? Was macht dein Spiel anders und besser als andere Rollenspiele? Was macht dein Setting einzigartig und spielenswert? Warum sollten Rollenspieler ausgerechnet dein Spiel spielen?"
Das ist nämlich der Punkt an dem die meisten Konzepte scheitern.
 
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