AW: [DSA] Steppe, Sumpf und sieben Winde
Es begab sich zu einer Zeit, da die freie Stadt Ravenna, gebeutelt vom Kampf der Vampire um den Thron, gerade zur Ruhe gekommen unter der Herrschaft des Alessio Ciriaci, Schauplatz des Reichstages des Kaisers der Menschen, Friedrich II. von Staufen, ward.
Und es begab sich also, dass die Monarchen der Vampire, Hardestadt vom Lehen des Schwarzen Kreuzes, Salianna von den Höfen der Liebe und Lasombra vom See der Schatten Gesandte in die Lagunenstadt des Alessio schicken, da dieser seine Herrschaft durch eigenes Wort und nicht das der Monarchen erlangt hatte, wie es zu dieser Zeit Sitte war.
Nun schickte der Prinz nach drei weitgereisten Kainiten, Fremden in seiner Stadt, die sich sämtlich durch besondere Befähigungen und Kenntnisse auszeichneten: Er schickte nach Lukretia vom Clan des Todes, die sich um die Forschungen am Tode und am Leben und um das Behandeln von allerlei Gebrechen verdient gemacht hatte. Er schickte nach Almos Solyom vom Clan der Wanderer, der Orte sah, die anderen verborgen blieben und dessen Wissen um das Böse in dieser Welt gewaltig war. Und er schickte nach Magda vom Clan der Heiler, die im Schwertkampf brillierte, aber gezwungen war, sich als Gelehrte auszugeben, um den Nachstellungen der finsteren Usurpatoren zu entgehen.
Diese drei hielten Einzug in der Stadt auf den Wassern und der Prinz und seine Geißel Gentile Caboto brachten ihnen Kunde von Schauerlichem: Die Menschen der Stadt verschwanden ohne Wiederkehr und Schatten schlichen durch die Straßen. In einem Brunnen sollte das Übel lauern und so brachen die drei mit der Geißel auf, um diesen Brunnen in Augenschein zu nehmen. Ein Diener der Geißel war am Orte, um über das Siegel zu wachen, mit dem der Brunnen verschlossen worden war; doch größere Mächte als die des Lasombra hatten den Mann seiner Erinnerungen beraubt. Ein kühler Hauch war um den Brunnen und nur dem unempfindlichsten wäre kein Schauer über den Rücken gegangen, an jenem Ort.
Das Wasser des Brunnens indess erwies sich als harmlos und genießbar, doch die Schatten dort gehorchten fremden Mächten.
In der folgenden Nacht ward ein Fest gegeben zu Ehren des Heiligen Makarios, auf dem allerlei Kampf und Spiel zu tun war. Magda, in der Verkleidung eines edlen Recken, erwarb sich Ruhm beim Schwertkampf und siegte sogar über die Geißel, verletzte einen steblichen Gegner jedoch schwer. Almos konnte beim Bogenschießen den zweiten Rang belegen und Lukretia schließlich machte sich zur Beizjagd auf - hier jedoch kam es zu neuerlichem Unglück: Einer der Jäger verlor seinen Falken und veschwand spurlos, als er ihn suchte. Nur eine breite Spur von frischem Blut, in die Kanäle führend, wies auf sein Schicksal.
Die Ermittler des Prinzen machten sich sogleich an ihr nachforschendes Werk, doch wurde ihre Arbeit jäh unterbrochen, als Almos in einer alptraumhaften Vision zusammenbrach.
Auf dem Wege durch die frühmorgendliche Stadt fanden die drei ihren Prinzen und erstatten Bericht über die Vorkommnisse, bevor die aufgehende Sonne den Kainiten jedes weitere Handeln verbot.