Filmschaffende Die Verwirrungen des David Lynch

Krevin

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Wie es der Titel schon sagt, soll es hier um eine kleine Diskussion über die Werke von David Lynch gehen. Ich bin durch Zufall über "Lost Highway" gestolpert und prompt auf den Geschmack gekommen. Warum?
- ein Film über den man diskutieren muss, um seine Rätsel zu verstehen - HERRLICH!
- die Charaktere (ich sage nur: Mystery Man)
- die nihilistische Grundstimmung

Bis jetzt habe ich gesehen:
Lost Highway
Mulholland Drive
Eraserhead

LH ung MD fand ich beide sehr gut - die sind ja auch vom Plot her relativ ähnlich. Eraserhead habe ich mir dann gekauft, weil ich hörte, dass es das Gruseligste sein soll, wo gibt. Und ja: sämtliche Frankreich-Gore-Schinken, die Saw-Reihe oder auch Minimalschocker wie Paranormal Activity / The Blair Witch Project sind ein Dreck dagegen... *bibber*

Kennt jemand von euch noch David Lynch und seine Meisterwerke außerhalb des Mainstream-Popcorn-Kinos??



Grüße,
Krevin
 
AW: Die Verwirrungen des David Lynch

Bin schon seit langen Jahren sehr großer Lynch Fan.
Aber ähnlich wie bei Lovecraft halt ich mich aus solchen Diskussionen raus, da muß ich mich meistens nur ärgern.
Aber wenn du ihn wirklich kennenlernen möchtest empfehl ich dir Eraserhead. Ist sein Meisterwerk und erster großer Spielfilm.
 
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Twin Peaks würde ich auch gerne mal sehen. Aber soweit ich weiß gibt es das ja bis jetzt nur auf Englisch!?

Eraserhead habe ich schon gesehen...Meisterwerk. Abartiges Meisterwerk.
 
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nein, das ist schon synchronisiert. da gibt es die -fast vollständige- gold edition und diverse season dvds.
 
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Oh...das wirft natürlich ein ganz anderes Licht auf die Sache... :)
 
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Vorletzte Psych-Folge war sogar ein tribute an Twin Peaks und David Lynch. Nur mal so reingeworfen
 
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So nachdem hier so viel drüber geredet wurde hab ich mir Eraserhead angeschaut.

Selbst mit Abstand heraus, dass das eben ein seeehr alter Film ist und eben nicht nach heutigen Masstäben zu bewerten ist:

WAS für ein Schrott!

Ich gebe zu, dass er hier und da zum nachdenken angeregt hat, ich gebe auch zu das er SICHERLICH beabsichtigt verstörend war.

Aber ansonsten? Zwischenzeitlich wurde mir wirklich langweilig. Dieser Film versucht so sehr "anders" zu sein, dass ich nicht mal glauben kann, dass diese Idee aus dem Drogenrausch entstanden ist.
Das was da ablief auf dem Bildschirm habe ich mindestens genauso schrecklich und verstörend wenn ich abends ein klein wenig Alkohol trinke und mir was schwer verdauliches direkt vorm Schlafengehen rein ziehe.
Wenn ich dann morgens aufwache habe ich genauso so einen Scheiß geträumt (vorausgesetzt es war ein Alptraum).
Das ist (für mich) die Krux an dem Film, er versucht verzweifelt besonders zu sein und zeigt dann etwas das jeder kennt (auch wenn es so bestimmt vorher und einige Zeit nachher nicht mehr im TV zu sehen war / sein wird).
Da ich andere Filme oder auch die Rabbits von Lynch sehr schätze bin ich froh erst spätere Werke von ihm kennen gelernt zu haben.
 
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Eraserhead ist ein für seine Zeit absolut bahnbrechender Film gewesen und wird nicht zufällig auch heute noch zusammen mit epochalen Meisterwerken wie "Ein andalusischer Hund", "Ein goldenes Zeitalter" oder "Montana Sacra" genannt.

Zugänglicher, bislang noch nicht genannt, dennoch aber werkzentral und großartig sind von Lynch "Der Elefantenmensch", "Blue Velvet" und "Wild At Heart".

Übrigens gab es vor kurzem eine Ausstellung, die das Werk von David Lynch als bildender Künstler zeigt. Hieß "Dark Splendor" und lief im MaxErnstMuseum in Brühl bei Köln. Ziemlich cooles Zeug, das.
 
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Hm, welche kennst du denn?
Klar, Eraserhead ist streckenweise schon etwas zäh (Drehbuch mit nur ca. 300 Wörtern!), aber ich finde, diese Trostlosigkeit zieht einen wirklich in den Bann.
Vor allem Baby und Nachbarin (oder die Frau hinter der Heizung) flashen total. Selten (bzw. ....eigentlich noch nie) sowas Vergleichbares gesehen.

Im Übrigen auch wieder viele schöne Rätsel und Motive drin versteckt. Kannste mir z.B. sagen, was Harrys Nasenbluten zu bedeuten hat, als er bei der Familie zu Besuch ist? *hihi*
 
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Dune fand ich auch sehr gut, der Rest war eher nicht meins. Ist halt typisches Intelektuellenkino, und für meinen Geschmack zuviel davon.

Wie ist das mit Twin Peaks? Ich hab gehört, die Serie hätte irgendwann nen Absturz erlebt, wie das Ami-Serien gern tun. Angenommen, man verabscheut Serien, die ihre Sache nicht durchziehen - sollte man sich das Ganze trotzdem reinziehen? Habs auch schon hier liegen, hab nur keine Lust, 13 Folgen oder so zu sehen, damit sie die danach wieder zerhauen.
 
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Ist halt typisches Intelektuellenkino, und für meinen Geschmack zuviel davon.

Das wage ich mal schwer zu bezweifeln.

Und ich kenne keinen anderen Regisseur, der so viele Poser anzieht, wie Lynch. Was ich von Lynch gesehen habe, lädt auf jeden Fall zu einer intellektuellen Auseinandersetzung ein. Aber ich denke es ist auch recht offensichtlich, dass diese Auseinandersetzung aufgrund der Materie und der Vorliebe des Regisseurs zum Scheitern verurteilt sein muss. Lynch hat eine Vorliebe für das rational Unfassbare und emotional Verstörende. (Ausnahmen, Regel, bestätigen, etc.)

Aber ich halte seine Filme nicht für ein typisches Beispiel für "Intellektuellenkino".
 
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verwechsel ich das, oder gabs da nicht dieses intermezzo von wegen germanenkult, irgend wo ne uni in berlin, meditationskurse und eben: die zerstörung der vernunft.

was lynch nicht schlechter macht -versteht sich.
 
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Wie ist das mit Twin Peaks? Ich hab gehört, die Serie hätte irgendwann nen Absturz erlebt

Der Absturz bei Twin Peaks kommt etwa in der Mitte von Season 2, wenn der Plot, der bis dahin verfolgt wird.. der Mord an Laura... ein Ende findet. Anschließend ist es nur noch zusammenhangloses Blabla. Auch wenn die Charaktere bizzar und vielleicht irgendwo faszinierend sind, wenn man auf sowas steht, reicht das halt nicht aus um die Serie interessant zu machen (von ein paar Hardcore Fans mal abgesehen).

Bis Season 2... etwa Episode 9 oder 10 kann man es eigentlich bedenkenlos sehen. Im Anschluss daran so etwa ab der hälfte von Season 2 ists nur noch zeitverschwendung. Eine Season 3 wurde auch nie gedreht, meines wissens nach.
 
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@Vision: Danke, also schaue ich mal bis zur Auflösung des Hauptplots.

Lynch hat eine Vorliebe für das rational Unfassbare und emotional Verstörende. (Ausnahmen, Regel, bestätigen, etc.)
Genau das is für mich Intelektuellenkino. Mit schön viel Mindfuck, Anachronismus und eben etwas undurchsichtig, damit jeder Nerd seine Theorie reinwerfen kann. ^^
Aber nehmt den Kommentar nicht allzu ernst, der Kerl hat schon was drauf, ich mag ihn nur nicht. ;)
 
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Oh Mann, jetzt muß ich mich doch wieder einschalten:
Ich geb Georgios diesmal zu 100% recht, auch was die Poser angeht. Leider. Aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen.
Wenn einem Erasehead nicht gefällt, ist das völlig legitim, gehört er Film doch zu seinen komplexesten und am schwersten zugänglichen Sachen.

Das mit Twin Peaks is so: Lynch hat nur beim Pilot und ein oder zwei Folgen am Anfang und bei der letzten Folge die Finger direkt im Spiel. Darum ist die Serie etwas aus dem Ruder gelaufen leider. Das hat Lynch auch bemerkt und zerstört im Prinzip mit der letzten Folge das was die anderen Regisseure aufgebaut haben.
Man sollte sich die Serie DEFINITIV bis zum Ende ansehen, schon allein wegen dem Schocker in der letzten Szene der letzten Folge (bitte nicht spoilern, für die die das vielleicht noch sehen wollen!). Wenn man die Charaktere gern gewonnen hat (und das kann hier so schnell passieren wie in keiner anderen Serie), dann haut das mächtig rein und gibt der kompletten Serie durchaus eine Daseinsberechtigung.
 
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Genau das is für mich Intelektuellenkino. Mit schön viel Mindfuck, Anachronismus und eben etwas undurchsichtig, damit jeder Nerd seine Theorie reinwerfen kann.

Hervorhebung durch mich. Das hat nichts mit intellektueller Auseinandersetzung zu tun, sondern allein mit Posen. Ich halte es für eine schlechte Idee, diese beiden Dinge in einen Topf zu werfen.
 
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Das ist genau der Punkt.
Es geht eben meistens NICHT darum das jeder schön Gelegenheit bekommt seine Symbolik zu interpretieren.
Lynch selber hat in mehreren Interviews gesagt, das er sich nicht bei jedem Detail irgendwas dabei gedacht hat, was andere dann interpretieren sollen. Und das ist auch genau der falsche Ansatzpunkt und der Fehler den seine Kritiker immer wieder machen.
Bei Lynch geht's in erster Linie um Atmosphäre und so sollte man sich seine Sachen auch ansehen. Dann kann man mal überlegen was er damit und hiermit gemeint haben könnte. Aber diese Versuche sind eigentlich durch seine eigene Aussage (s.o.) zum Scheitern verurteilt, weil man selber kaum differenzieren kann wo er sich jetzt was dabei gedacht hat und wo er es nur der Stimmung wegen getan hat.

Außerdem rat ich jedem mit seinen einfacheren Sachen wie Blue Velvet, Wild at Heart, Der Elefantenmensch oder Straight Story anzufangen und sich dann an die härteren Sachen ranzuwagen.
So kommt man eher auf den Geschmack.
 
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