Der Tod (Fantasy Short-Story)

jakabar

Runenbrecher
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Auf Wunsch von Skar veröffentliche ich meine Geschichte nun auch hier:


Der Tod

Langsam wanderte er über die staubbedeckten Ebenen von K’saal. Die Trockenheit machte ihm sehr zu schaffen, aber er gab nicht auf. Schritt für Schritt schleppte er sich vorwärts, immer in der Hoffnung der Pein ein Ende zu bereiten. Sein Wasserschlauch war schon seit Tagen leer und seine ganze Ausrüstung hatte er abgelegt, um sich von der Last zu befreien, der auf seinen Beinen ruhte.

Müde blickten seine trüben Augen über die graue Wüste als er in weiter Ferne einen kleinen schwarzen Punkt ausmachte, eine Staubwolke hinter sich herziehend. Sie kam genau auf ihn zu, das wusste er und er verfluchte sich selbst, auch sein Schwert weggeworfen zu haben. Es hätte ihm jetzt sicherlich gute Dienste geleistet.

Als die Gestalt nur noch wenige hundert Meter von ihm entfernt war, konnte er ihr schwarzes Gewand ausmachen, dass um seinen weißen Körper baumelte. Erst als die Gestalt schon ganz nahe war, kam die Erkenntnis über ihn und er glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Eine knochige Hand hielt die Zügel eines mageren Pferdes und die andere umklammerte eine riesige Sense. Ammenmärchen dachte der Mann und wollte sich schon abwenden, als eine eisige Stimme ihm Einhalt gebot.

„Bleib stehen Sterblicher“, knurrte der Knochenmann und hob zum Gruß seine Sense, „Ich bin gekommen dich zu erlösen. Du hast genug Qualen durchlitten. Komm zu mir mein Freund und lass uns in Frieden gehen“. „Niemals!“, schrie der Mann und griff verzweifelt mit von Durst geschwächter Hand an seine Hüfte und ergriff ein nicht vorhandenes Schwert. Erst da wurde ihm seine Hilflosigkeit bewusst.

„Was willst du von mir?“, fragte er den Tod, „Mein Leben? Was hast du von meinem Leben, es ist nichts mehr Wert.“ „Jedes Leben ist von Wert, den jedes Geschöpf das stirbt dient mir in meiner Knochenarmee! Ich werde irgendwann kommen um die Welt zu überrennen und die besten meiner Gefolgsleute werden reich belohnt werden. Du möchtest doch reich belohnt werden, oder?“ „Ich diene der Gerechtigkeit“, sagte der Mann und fiel in die Knie um einen letzten verzweifelten Versuch zu wagen und betete zu seinem Gott.

Und wie zur Antwort leuchtete vor ihm die Luft auf und ein Schwert, tausendmal so schön wie sein Altes erschien vor ihm. Er griff zu und fühlte, wie neue Lebenskraft seinen geschwächten Körper durchzuckte. Er duckte sich wie eine Raubkatze vor dem Knochenmann, als dieser mit seiner riesigen Sense ausholte. Er konnte den ersten Schlag abblocken, aber um den Preis, dass er zu Boden stürzte und seiner Deckung beraubt war. Der Tod schwang seine Sense mit einer beängstigenden Leichtigkeit. Sie schwang herab und schlug an der Stelle ein, wo er kurz zuvor noch gelegen hatte, hätte er sich nicht weggerollt. Er sprang auf die Füße und griff das Schwert fest mit beiden Händen. Er legte seine ganze Kraft in den nächsten Schlag, da er wusste, er würde nur diesen einen haben. Als das Schwert herniederfuhr löste sich der uralte Schlachtruf seiner Vorväter von seinen Lippen. Die Klinge spaltete den Griff der Sense und fuhr tief in die Knochen herab.....

Stille senkte sich über die graue Wüste. Ein unheimlich kalter Wind kam auf und zerrte an seinen Kleidern. Ein schwarzer Mond stand am Himmel und schien regelrecht alles Licht in sich aufzusaugen. „Oh, wie lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet, Jahrhunderte – Jahrtausende! Endlich, endlich fand jemand den Mut mir entgegenzutreten, mich zu erlösen.“ Der Knochenmann sank zurück auf den Boden und zerfiel zu Staub, wurde eins mit der Wüste.

Verdutzt sah der Mann an sich herab. Das Schwert hatte sich verwandelt und war zu einer großen Sense geworden. Seine Kleidung hatte sich schwarz gefärbt. Sein Fleisch begann dünner zu werden und fiel in ganzen Fetzen von ihm herab. Eine entsetzliche Erkenntnis machte sich in ihm breit. War das der Preis dafür, den Tod herauszufordern?

Dann erreichte ihn ein stiller Ruf, er schwang sich auf das magere Pferd und galoppierte davon; er hatte noch sehr viel zu tun in dieser Nacht...



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Hach, da ist sie ja. Einfach genial. (Ja, ich weiss, ich bin ein Blitzmerker...)
 
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