Rezension Der Mond der Spinne (Diablo #4)

Nepharite

Erstgeborener
Registriert
27. August 2004
Beiträge
1.330
Richard A. Knaak - Diablo Band 4: Der Mond der Spinne


[User-Rezi] von Nepharite


Nachdem er das Abenteuer in der Stadt der Verdammten, Ureh, nur knapp überlebt hat (vgl. Diablo Bd. 3 - Das Königreich der Schatten), führen unerklärliche Vorahnungen den Nekromanten Zayl und seinen Begleiter, den sprechenden Totenschädel Humbart Wessel, aus den Dschungeln Kehjistans über das große Meer ins weit entfernte Westmarch. Die politische Lage dort ist bei seiner Ankunft eher unübersichtlich. Der alte König und seine Söhne sind mit Ausnahme des Jüngsten unter merkwürdigen Umständen gestorben und die Kirche von Zakarum führt bei der Verfolgung von Hexern -Vizjerei sowie Nekromanten- ein rücksichtsloses Regiment.
In einem zwielichtigen Wirtshaus macht der Rathmaner die Bekanntschaft der jungen Adligen Salene Nesardo, welche zusammen mit ihrem trunksüchtigen Bruder, Sardak, ein uraltes Anwesen mit dunkler Vergangenheit bewohnt. Die Frau, die über latente magische Kräfte verfügt und in Zayl einen Hüter des Gleichgewichts erkennt, bittet ihn um Hilfe bei der Aufklärung des Todes ihres Mannes Riordan und lässt von ihrem Plan auch nicht ab, als ihr Bruder dem Nekromanten mit offenem Hass entgegentritt.
Die Beschwörung des Geistes Riordan Nessardos verläuft nicht wie geplant, da wider Erwarten dunkle Mächte die beiden Verbündeten während des Rituals angreifen. Weitere merkwürdige Geschehnisse offenbaren einen perfiden Plan, der in der Beschwörung des Spinnendämons Astrogah Erfüllung finden soll, und enthüllen die Drahtzieher hinter all dem Schrecken: Lord Aldric Jitan, der letzte Erbe der uralten Dynastie der Söhne Rakkis, und sein Verbündeter, der Rathmaner Karybdus, welcher als lebende Legende der Anhänger Trag`Ouls viele der gebräuchlichsten nekromantischen Beschwörungen und Zauber entwickelt und verfeinert hat. Da die beiden Verschwörer einen unheilvollen Einfluss auf den jungen König und damit auch auf die Stadtgarde gewinnen konnten, muss Zayl dem nahezu übermächtigen Karybdus allein auf sich gestellt gegenüber treten.

Nach einer Pause von Rund zwei Jahren liegt mit "Der Mond der Spinne" endlich der vierte Diablo-Roman in deutscher Übersetzung vor. Wie schon für den ersten und dritten Band zeichnet einmal mehr Richard A. Knaak verantwortlich, der mittlerweile einen großen Teil seiner Schaffenskraft ganz in den Dienst der belletristischen Adaption der Blizzard Entertainment Spiele stellt. Nicht nur, dass er mit der "Krieg der Ahnen"- und der Sunwell-Trilogie zwei größere Story-Arcs für das Warcraft-Universum schuf, auch Diablos angekündigte "The Sin War-Trilogie" wird aus seiner Feder stammen.

"Der Mond der Spinne" zeichnet sich vor allem durch eine sehr dichte Handlung aus, der die obige Inhaltszusammenfassung nur in Ansätzen gerecht wird. Auf seine gewohnt lockere Art und mit leichter Hand scheucht Knaak den Leser von einer gefährlichen Situation in die nächste, lässt ihm kaum Zeit, über die leicht stereotypen Charaktere, die nicht allzu anspruchsvollen Dialoge und die nicht übermäßig originellen Figuren-Konstellationen nachzudenken. Spannende und spannungsgeladene Action reißen den Leser, der lange über die wahren Motive gerade der Antagonisten im Unklaren gelassen wird, mit.
Auch wenn der Roman -wie schon seine Vorgänger- der klassischen Sword & Sorcery zuzurechnen ist, so dominieren diesmal eindeutig die Ausflüge in das Reich nekromantischer Magie und Philosophie, d.h. die Kämpfe werden nur selten mit Schwertern ausgetragen, dafür streitet man um so öfter mit Flüchen, Beschwörungen und "klassischer" Thaumaturgie um den richtigen Weg.
In diesem magiegeladenen Kontext ist eine Sache allerdings unbefriedigend: Nach Knaak verstehen sich die Rathmaner als Bewahrer und Hüter des Gleichgewichts, was sie auch bei jeder Gelegenheit in die Welt hinausposaunen. Bedauerlicherweise wird aber an keiner Stelle erklärt, was genau unter diesem Gleichgewicht zu verstehen ist. Insofern ist Karybdus´ Argumentation durchaus schlüssig, wenn er anführt, dass die Nekromanten seit zu langer Zeit einseitig Partei für das Gute ergreifen und so das Gleichgewicht gefährden. Diesen plausiblen Standpunkt als Ansicht eines Wahnsinnigen abzutun, scheint angesichts des undefinierten philosophischen Hintergrundes des Rathma-Glaubens unbefriedigend und billig. In der Tat wünscht man sich als Leser, dass auch Zayl wesentlich ambivalenter auftritt und nicht einfach als Knochen schleudernder Gutmensch durch die Lande reist.

Fazit: So spannend und gut geschrieben, dass die leicht stereotypen Protagonisten und oberflächlichen Dialoge kaum ins Gewicht fallen. Diablo- und Sword&Sorcery-Fans können bedenkenlos zugreifen.Den Artikel im Blog lesen
 
Zurück
Oben Unten