Das Schwarze Auge 5: Die Aventurische Bibliothek — Werkstattbericht

Im Juli erscheint endlich die Aventurische Bibliothek, an der federführend Wolf-Ulrich Schnurr, Marie Mönkemeyer und Eevie Demirtel gearbeitet haben. Auch diverse ehemalige und neue Redaktionsmitglieder haben ihren Teil beigetragen. Im folgenden Werkstattbericht gibt euch Eevie einen kleinen Einblick in die Arbeiten.




Illustration: Michael Wittmann




Es galt einen großen Stapel aventurisches Schriftgut zu beschreiben, möglichst kurz und knackig, spannend und mit Spielnutzen. Wir waren natürlich sofort Feuer und Flamme für ein Buch über Bücher, denn mehr „meta“ geht eigentlich kaum. Außer vielleicht ein Buch über Bücher in einem Buch über Bücher …



Warum ein Buch über Bücher?


Ich glaube, niemand von uns hat sich diese Frage auch nur eine Sekunde lang gestellt. Wir alle lieben Bücher und in einigen alten Das Schwarz Auge-Werken waren bereits ebensolche beschrieben, über unzählige Abenteuer, Quellen- und Regelbände verteilt oder zu einem Thema gesammelt, wie in der Magischen Bibliothek, wo man sie eben brauchte.

Aventurische Bibliothek wagt jetzt das erste Mal einen offiziellen Rundumschlag und fasst Werke aus unterschiedlichen Lebensbereichen zusammen. Zwischen den obligatorischen Zauberbüchern und religiösen Werken findet man unter anderem auch Naturführer und Reiseberichte, abenteuerliche und romantische Literatur, Gedichtbände, Gesetzeswerke, Historische Chroniken, Schmähschriften und vieles mehr.

Ziel war es, einen möglichst lebendigen Einblick in die aventurische Fach-, Sach- und Unterhaltungsliteratur anzubieten, das ganze mit einigen (wenigen) Regeln zu unterfüttern und damit eine spannende Lektüre und Spielnutzen zugleich zu schaffen.

Gebildete Helden können nun auch, dank diesem Band, mit ihrem Bücherwissen glänzen, an der Komplexität der aventurischen Buchinhalte verzweifeln, über Rätseln grübeln und dumme Wortwitze schmunzeln. Oder eure Gruppe kann gemeinsam bestaunen, welche Wunder und wunderlichen Blüten aventurische Schriftschaffenden über die Jahrtausende ersonnen haben und auf der Suche nach einem geheimnisumwobenen Text zu neuen Abenteuern aufbrechen.



Faktencheck: Was genau steckt drin?

  • Beschreibungen für ca. 200 aventurische Bücher und Schriftwerke
  • Abschnitte über Buchherstellung, die Verbreitung von Schriftwerken
  • Featurethemen-Seiten zu Zeitungen und Periodika
  • Informationen zu berühmten aventurischen Bibliotheken und Autor:innen
  • Regeln rund ums Buch, etwa das Studieren von Inhalten, neue Sonderfertigkeiten und zur Verfügbarkeit und Legalität.
  • Ein Buchtitelgenerator
  • Ein Glossar mit nützlichen Buchbegriffen
  • Speziell für Alex haben wir natürlich Riesenaffen eingebaut, mindestens ein lustiges Namensanagramm und für Rätselfreunde gibt es sogar einen kleinen Code zu knacken.




Illustration: Karin Wittig




Spaß bei der Recherche …


Wer unsere gemütliche Plauschrunde auf Twitch oder YouTube verfolgt hat, der weiß ja bereits das ein oder andere über die Aventurische Bibliothek. Wer noch nicht hereingeschaut hat, dem kann ich es nur wärmstens ans Herz legen, denn es war ein wirklich schöner und ebenso informativer Abend voller Anekdoten.

Auch wenn man seit vielen Jahren für Das Schwarze Auge wirkt und die damit einhergehende Recherche gewohnt ist, hielt doch gerade die Arbeit an diesem Band einige Überraschungen parat.

Ich erinnere mich, wie ich eine E-Mail an unseren betreuenden Redakteur Alex schickte, mit der Bitte, mir einen alten Aventurischen Boten zu Verfügung zu stellen, der als Quelle zu einem Titel gelistet war. Als ich den Boten dann als PDF erhielt, staunte ich nicht schlecht, denn die „Quelle“ bestand ausschließlich aus dem Titel des Bandes. Keine weiteren Informationen, nichts, aber auch gar nichts.

Bei anderen Büchern waren gleich mehrere Bände, in denen sich nach ausgiebigem Suchen jedoch kaum mehr als zwei Sätze finden ließen – oder schlicht immer exakt dieselben.

Und dann gibt es auch noch die Titel, bei denen die Recherchen deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen, als das Verfassen des eigentlichen Textes. Besonders möchte ich da mit dem Finger auf solche Werke zeigen, die mit der G7-Kampagne oder Simyala zusammenhängen. Da ging dann schon mal ein Nachmittag drauf, um alles an Quellenmaterial zu sichten, nur um Teile davon letztendlich doch unter den Tisch fallen lassen zu müssen. Schließlich hat jedes Buch nur eine begrenzte Zeichenmenge in der Aventurischen Bibliothek. Und viele der damaligen Inhalte sind zwar für das jeweilige Abenteuer relevant, nicht jedoch für eine kompakte Beschreibung des Buches.



… zeitlicher Ausgabensprachsalat …


Einige Bücher gab es in so vielen verschiedenen Ausgaben, die eine ganz eigene Geschichte und teilweise völlig verschiedene Inhalte hatten, dass eine Beschreibung nicht mit dem vorgegebenen Umfang vereinbar war. Ein Beispiel hierfür ist Menschen und Nichtmenschen, bei dem in unzähligen Bänden immer wieder andere Editionen mit speziellen Besonderheiten ersonnen wurden. Das Buch hat daher eine ganze Seite ebenso wie die berühmte Philosophia Magica, das in so vielen Sprachen und Schriften und Ausgaben vorliegt, dass es einfach mehr Platz einforderte als geplant.

Mitunter stimmten auch die Zeitangaben nicht. In einer Regionalspielhilfe stammte ein Buch aus dem einen Jahr, in einem Abenteuer dagegen aus einem komplett anderen. Oder die Datierung des Textes passte nicht zu anderen aventurischen Datierungen. Wer braucht zum Beispiel mehrere Jahrhunderte vor Gründung der Inquisition eine Inquisitorische Halsgerichtsordnung? Wir mussten hier Lösungen finden, die plausibel waren und zum Buch passten.

Manche Bücher sind ganz ohne Grund in unterschiedlichen Sprachen geschrieben, etwa der Erstling auf Bosparano, dann das Folgewerk auf Garethi. Da musste man manchmal erfinderisch sein, um das zu begründen oder ggf. anzupassen. Hin und wieder wechselt das Buch dabei auch noch den Titel, was sich manchmal erst bei der Recherche herausstellte.



… und vollkommenes Hirnversagen


Titel wie die Thaumaturgia haben mir großes Kopfzerbrechen bereitet. Hier passten bisher angegebene Werte nicht zur übrigen Beschreibung. Die Thaumaturgia ist kein Einzelfall, aber ein besonders extremes Beispiel. Was auf dem Titel stand, war nicht enthalten, was im Vorwort stand allerdings auch nicht … Es gab zwei Möglichkeiten: Alles umschreiben, weil einfach nichts zusammenpasst oder aus der Not eine Tugend machen und einen ordentlichen Verriss schreiben. Ich fürchte, man kann ein bisschen rauslesen, wie wahnwitzig ich die Existenz eines solchen Werkes finde, aber es hat großen Spaß gemacht.



Trotz aller Hürden hatten wir in den Tiefen der Aventurischen Bibliothek viel Spaß.

Ich hoffe, ihr freut euch genau so sehr auf das fertige Ergebnis wie wir.

Wir lesen uns hoffentlich.
?


Eure Eevie (mit Marie und Wolf-Ulrich)

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