Kurzer Ersteindruck:
Das Spiel ist sowohl weniger als auch mehr als ich erwartet habe. Im Grunde genommen ist das eine in mancher Hinsicht aufgeräumte, in anderer Hinsicht erweiterte, größtenteils aber wenig veränderte Version von CP2020 - mit einem besseren Layout, neuen Farbillustrationen, einem geupdateten Hintergrund (den ich mir nicht angeschaut habe) und ein paar neuen Ideen-Nuggets.
- Die selben Attribute.
- Eine leicht entschlackte (nicht immer sinnvoll IMHO) Fertigkeitsliste
- Eine weniger leicht aus der Balance zu stoßende Charaktererschaffung mit verschiedenen Quickstart-Optionen.
- Das gleiche, etwas vertiefte Rollen/Spezialfähigkeiten-System.
- Das unveränderte 1D10+Stat+Skill vs Difficulty-Würfelsystem.
Für den nicht-Kenner: Ein mittel-crunchiges, eher konkret-simulationistisches System mit 10 Attributen, einer Liste von ~50 Fertigkeiten, mit "soften" Charakterklassen, aber ohne Stufen.
Stark verändert hat sich eigentlich nur das Kampf-, spezifisch das Schadenssystem, welches nun mehr ein sehr viel großzügigeres Hitpoint-System ( ein Sturmgewehr macht 5W6 Schaden, ein fitter Charakter hat 50 HP und bei 0 ist man noch nicht tot) mit einem seltsam detaillierten Krit-System verbindet. Wenn bei den Schadenswürfen 2 oder mehr eine 6 zeigen, wird auf der Krit-Tabelle mit farbenfrohen, in der Regel aber nicht unmittelbar tödlichen Ergebnissen gewürfelt.
Gemischte Gefühle hier. Das System ist offensichtlich weit weniger tödlich als früher, was für das Spielgefühl, wie ich es mir wünsche, nicht positiv sein dürfte; dabei auch noch komplizierter. Wurde das vermutlich als einziges definitiv sofort verhausregeln (etwa: Krit-System fliegt raus, dafür explodieren Schadens-W6.) Das Autofeuer-System wurde auch mächtig vereinfacht, nicht unbedingt zum Vorteil, zumal es jetzt wieder das dumme, falsche alte RPG-Paradigma "trifft schlechter, macht aber mehr Schaden" befolgt. Auch da wäre vermutlich ein Quickfix angesagt. Alternative in beiden Fällen wäre einfach die Weiterverwendung des alten Systems, was aufgrund gleichen Inputs (Skills, Stats) problemlos möglich sein sollte.
Gut finde ich tendenziell, dass man sich von den gigantischen Waffenlisten von anno dazumal verabschiedet hat. Es gibt nur noch Kategorien (z.B. Light Pistol, Heavy Pistol, Shotgun, Assault Rifle, SMG usw.) - ich gehe allerdings mal davon aus, dass diese Palette sich in Zukunft wieder erweitern wird.
Ansonsten ist das Kampfsystem sehr ähnlich. 3-Sekunden-Runden, eine Bewegung, eine Kampfaktion 1D10+Stat+skill vs. Entfernungs-Schwierigkeit oder Wurf des Gegners, wenn man drüber ist, macht man Schaden, wenn man unter 1 HP ist, muss man Death Saves machen. Wie gehabt.
Warum nun mehr als erwartet? Weil die meisten (nicht alle, s.o.) Änderungen passig und sinnvoll zu sein scheinen und man dieses aufgeräumte CP2020 vermutlich gut spielen könnte, ohne es mit Hausregeln verwüsten zu müssen (vom Kampf/Schadenssystem mal abgesehen.)
Warum weniger? Weil es vom Entwicklungsstand her eben nur ein CP2021 ist. Die Unterschiede sind, um mal den Vergleich zum anderen Genre-Platzhirsch zu ziehen, geringer als z.B. zwischen SR4 und SR5.
Das ist so der Eindruck. Ich denke, wenn ich mal Cyberpunk ohne Schnörkel leiten würde, wäre das (+1 A4-Seite Änderungen re: Kampf) eine gute Wahl.