Arlecchino
Very S.P.E.C.I.A.L.
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Punk: Das rebellische Suchen nach der eigenen Identität im Widerstreit mit der Gesellschaft?
Festhalten an der eigenen Indentität auch wenn es die Selbstzerstörung bedeutet?
Halte ich für beinahe noch bedeutender in Abgrenzung zum US-amerikanischen Vorgänger, als den Aspekt der geringeren Bedrohlichkeit der Technologie. Wie du schon gesagt hast, stehen die Protagonisten aus den japanischen Vorbildern gerne als (teenage) Misfits im Kontrast zur Gleichförmigkeit einer stark reglementierten und kodifizierten Gesellschaft (wenn sie nicht direkt sowas wie ne KI sind). Noch stärker als im amerikanischen, wo der Individualismus schon deutlicher und wo auch die familiär-religiöse Verbindung von Konzern, Firma, Gesellschaft und Individuum niemals so ausgeprägt war. Wenn ich mich so an ein paar Beispiele zurückerinnere, kamen mir (Groß-)Konzerne in der Regel allerdings deutlich unwichtiger vor, als geheime Regierungseinrichtungen und Militärs, wenn es um Antagonisten ging. Vermutlich auch weil der Kapitalismus zur Entstehungszeit in Japan gerade erst den Fahrt aufgenommen hat, den die USA schon in den 50igern durch hatten. Und weil die Zentralisierung um monarchische Führerkulte und Militarisierung schon immer ein Thema waren und die Gesellschaft schon an sich nie so starke, pluralistische Tendenzen durchlaufen hat, die den Aufstieg der Großkonzerne in den USA begleitet haben.
Das ist ja auch eines der besonders gefährlichen und fremdartigen Attribute für die frühe, japanophobe Ausrichtung: das Unwissen und Unverständnis über die enge Verzahnung von Staat, Gesellschaft und Konzern im japanischen Kulturkreis, das wie ein unnachgiebiges Bollwerk auf die Profitglücksritter des Westens gewirkt haben muss.
Was natürlich ganz fehlt sind Anflüge von Japanophobie. Dafür sind amerikanische Konzerne und das amerikanische Militär oft die Bad Guys.
Ich würd das gar nicht so sehr auf Amerika beschränken. Natürlich war das noch durch den zweiten Weltkrieg präsent. Im Prinzip wurden da alte Ressentiments gegenüber so gut wie allen Kolonialmächten und potentiellen, externen Einflussnehmern reaktiviert, die seit der Meiji-Epoche im Land existieren. Insgesamt aber eine schöne Sichtweise, Kowalski. Vor allem den Punkt, dass sich im Grunde alle Interpretationen entweder in Anlehnung oder durch Abgrenzung vom amerikanischen Vorbild definieren find ich gut.
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