Rezension Black Dynamite (Film 01/10)

Taysal

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Black Dynamite


Michael Jai White, Tommy Davidson, Salli Richardson [T-Rezi]


Black Dynamite, ein Name wie Sprengstoff und sein Träger ist mindestens genauso explosiv …!

DYNAMITE! DYNAMITE!

Black Dynamites Bruder wird auf Befehl von The Man erschossen. Das ruft natürlich den Ex-CIA-Agenten, einstigen Vietnamveteranen und ehemaligen Waisenjungen Black Dynamite auf den Plan. Er will den Mord aufklären, Rache üben und die Straßen von Drogen säubern.

Schießend und prügelnd räumt Black Dynamite nun die Straße auf. Niemand ist ihm und seinem Prügel gewachsen. Er legt die Gangster genauso flach wie die Frauen – und deckt eine hinterhältige Verschwörung auf, die unbekannte Dimensionen annimmt. Doch diesem schwarzen Ritter von der Straße kann niemand widerstehen, niemand …!

DYNAMITE! DYNAMITE!

Mit „Black Dynamite“ schufen Byron Minns, Scott Sanders und Michael Jai White eine liebenswerte Hommage an die Filme des Blaxploitationkinos, die schwarze Variante der Exploitationfilme. Billig produziert, mit sehr spezifischen Darstellungen und auf das schwarze Publikum zugeschnitten, liefen diese Filme Ende der sechziger bis Mitte der siebziger Jahre. Regisseur Scott Sanders parodiert nun genau diese Filme und packt dabei alles zusammen, was die alten Streifen ausmachte, vor allem die unzähligen kleinen Missgeschicke und Fehler.

Dabei geht Sanders keinesfalls platt und derbe an die Sache heran, sondern beweist Feingefühl und Liebe zum Detail. So hängen Mikrofone im Bild, gibt es Anschlussfehler, werden Darsteller innerhalb einer Szene ausgetauscht, sind zu viele Frames vorhanden oder schaut der Darsteller an der Kamera vorbei, als würde er den Text irgendwo ablesen oder die Anweisungen des Regisseurs verfolgen. Der Film strotzt vor solchen Nettigkeiten, die hervorragend umgesetzt wurden. Regisseur und Darsteller hatten sichtlich Freude am Spiel und kannten sich hervorragend im Genre aus.

Natürlich zieht auch die Story entsprechend mit, überzeugt mit sehr überraschenden Wendungen und fehlender Logik. Schlussendlich behauptet Black Dynamite zwar alles ergebe nun einen Sinn, doch der Zuschauer weiß um die offensichtliche Sinnlosigkeit und amüsiert sich köstlich über die nächste plötzliche und unvorhergesehene Wendung. Hier wurde eine geniale Story ohne Story geschrieben. Eine hohe Kunst, die nur wenige Menschen beherrschen. Und das macht einfach großen Spaß!

Ein Film ist aber nur so gut wie seine Darsteller, die in „Black Dynamite“ gekonnt mies schauspielern. Das ist ebenfalls eine große Kunst und kommt vor allem Hauptdarsteller Michael Jai White zugute, der auch am Drehbuch mitschrieb. White ist nun einmal dafür bekannt, dass sich seine schauspielerischen Leistungen in einem engen Rahmen bewegen. Für die Rolle des Black Dynamite absolut perfekt. Es passt auch wie die Faust aufs Auge, dass White als ehemaliger Kampfsportexperte vor allem Actionrollen bekam. Er war sogar der erste schwarze Darsteller, der eine wichtige Comicfigur spielte, und zwar Al Simmons in „Spawn“ (1997). Er war aber auch in „Universal Soldier“ (1992), „The Dark Knight“ (2008) und etlichen anderen Produktionen zu sehen.

White und seine Kollegen erwecken mit ihren überzogenen und skurrilen Rollen ein Stück Film zum Leben, das lange Jahre vergessen war. Vor allem das weiße Publikum bekam durch Filme von Quentin Tarantino einen nostalgischen Blick in die Vergangenheit spendiert, jedoch actionlastiger und ernster. Sanders und White gehen die Sache jedoch anders an, vermeiden einen zu ernsten Einstieg und verneigen sich lieber mit einem Lächeln vor dem schwarzen Trash.

Dazu gehört natürlich auch der überzogene Soundtrack, der Einsatz von extremer Gewalt, sinnlose Schnitte und offensichtlich kostengünstig gemachte Szenen. Da „Black Dynamite“ mit etwas weniger als drei Millionen Dollar produziert wurde, tritt der Film in die Fußstapfen seiner billigen Vorlagen. Dadurch das Sanders zum Sparen verdammt war, ist der Film auch weitgehend handgemacht und benutzt zwangsweise alte Techniken und Spezialeffekte.

Der Witz und Charme des Films kommt dabei keinesfalls nur aus den Einstellungen und Dialogen, sondern es werden auch Rassismus und ethnische Vorurteile parodiert. So gibt es hervorragende Bild- und Sprachspielereien zwischen Schwarzen und Weißen. Unter anderem haben schwarze Männer große Schwänze und sind ausdauernd im Bett. Dazu opulente Kostüme die mit Strass verziert sind, gewaltige Afros und blendend weiße Zähne. Der Film ist wie ein gewaltiger Staubsauger, der alle Klischees ohne Gnade aufsaugt und herumwirbelt. Das ist genial!

Doch auch die Weißen und die Gelben bekommen ihr Fett weg, die angeblich ungebildeten Amerikaner sowieso. Und um die Sache abzurunden, gibt es natürlich auch noch den typischen chinesischen Kick in die Weichteile. In „Black Dynamite“ ist einfach alles enthalten. Bei so viel geballtem Inhalt besteht natürlich die Gefahr zu stark zu überzeichnen, die Kontrolle zu verlieren und Schläge unter die Gürtellinie zu versetzen. Sanders umschifft gekonnt diese Klippen. Die Liebe, die in diesem Film steckt, ist über alle Zweifel erhaben. Hier erheben Sanders und White die Parodie zur Kunst. Sie vermeiden damit die Seichtigkeit moderner Komödien, die auf unterstem Niveau agieren.

Kleiner Wermutstropfen ist die hervorragende Synchronisation des Films. Diese ist durchaus gelungen. So sind die Stimmen gut gewählt und es wurde sich sehr viel Mühe gegeben, um den Wortwitz zu erhalten. Doch es liegt in der Natur der Sache, das einige dieser Witze leider untergehen. So ist die Originalfassung natürlich um Klassen besser, doch Englischkenntnisse alleine sind trotzdem unzureichend. Um die Anspielungen und Wortspiele der Originals vollends zu erfassen, sollten sich die Zuschauer im englischen Sprachraum etwas auskennen. Alle anderen können ruhig zur deutschen Sprachfassung greifen, die hervorragend ist.

DYNAMITE! DYNAMITE!

„Black Dynamite“ ist ein exzellenter Film, eine erstklassige Parodie und ein genial überzogener Rückblick auf die Blaxploitationfilme. Dazu ein runder Soundtrack, neuentdeckte Stilmittel und erfrischende Ideen. Der Film ist einfach Kult!

Copyright © 2010 by Günther Lietz

Diese Rezension erschien zum Zeitpunkt des Eintrags ebenfalls auf Taysal.net und Filmbesprechungen.de - reloaded.

Black Dynamite

USA 2009
Laufzeit: 90 Minuten
Altersfreigabe: ab 16 Jahren

Regie: Scott Sanders
Drehbuch: Byron Minns, Scott Sanders, Michael Jai White
Produktion: James Berkeley, Deanna Berkeley, Jon Steingart, Jenny Wiener Steingart
Bildgestaltung: Shawn Maurer
Montage: Adrian Younge
Musik: Adrian Younge
Darsteller: Michael Jai White, Tommy Davidson, Salli Richardson, Arsenio Hall, Byron Minns, Kym Whitley, Kevin Chapman, Richard Edson, Jason Edwards, Jon Kent Ethridge, Darrel Heath, John Kerry, Lauren Kim, James McManus, Phil Morris

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