[Anfang 2008] Neue Ziele

TR Gomer

Kainit
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7. Oktober 2003
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In einer anderen Welt wäre dies vielleicht der Ort eines normalen Vereins gewesen, zu einer anderen Zeit hätten sich Sportschützen im Duell an der Zielscheibe nebeneinander gestellt und hätte Witze ausgetauscht die manch anderer der einem einfacheren Hobby nachging nicht verstehen wollte, um danach weiterzuziehen und in geselliger Runde noch ein kühles Bier zu trinken. In dieser Welt hatten diese Vereine mit dem Sport an sich nur noch begrenzt etwas zu tun. Ein reiner Spaß war es nur noch für wenige, auch wenn der Wettkampf das Ziel näher brachte dem Alltag zu entkommen, manchmal sogar der Realität. Aber etwas war immer im Hinterkopf, etwas das alle hier vereinte. Den reichen Sportschützen, den Waffenfanatiker, den Ehrgeizigen der hier seinen Ruhm suchte, den armen ängstigen der sein letztes Geld zu seinem eigenen Schutz in eine Pistole und Munition investierte und die Leute aus den meisten anderen Schubladen die es hier her trieb. Man lernte den Umgang an einer Waffe die das eigene Leben retten sollte. Die Banden auf den Straßen würden einen erstechen wenn man sie nahe genug heranlassen würde, selbst ein ungeübter Kleinkrimineller konnte einen aus der Nähe mit einer Kugel treffen, aber es war die reine Hoffnung die blieb. Wenn die Welt erst ganz vor die Hunde ging, konnte man sich in seinem Heim verbarrikadieren und alle mit der Waffe von sich fernhalten. Übertrat man damit Grenzen, Gesetze und Gebote? Natürlich, aber der eigene Wille zu überleben und wenn es nur um des Überlebens Willen war um danach weiter leise vor sich hin zu zerfallen trieb so manchen so weit. Hier traten starke gepanzerte Türen anstelle dessen, was einem normalen Verein in einer einfachen Welt gereicht hätte, um ein kleines bisschen Hoffnung vor der Verzweiflung zu schützen die draußen jeden erwartete der wieder vor die Tür trat.

„An ihrer Arbeit könnten sich durchaus mehr Mitglieder unserer Domäne ein Vorbild nehmen. Mehr von denen die sich für wichtig und bewährt halten.“

Es war ein Schuss der kurz darauf die entstehende Stille durchdrang, das Geschoss wollte das Ziel allerdings nicht so treffen wie es sein sollte.

Konzentrier dich auf das Gespräch oder auf dein Gewehr, aber für beides bist du nicht gut genug.

Er selbst auch nicht, aber im Moment hatte er keine andere Wahl.

„Es ist mein Beitrag, darin sehe ich meinen Platz in unserer Gesellschaft.“

Zu den Vorteilen von Beziehungen gehörte es manchmal das man Schießanlagen von Schützenvereinen ohne Aufwand nutzen konnte, zu den Nachteilen gehörten in einigen Fällen die tatsächlichen Besitzer. So lag Kai Braun hier ursprünglich mit seinem Gewehr um ein neues Zielfernrohr einzuschießen als er zu einem kleinen Wettschießen aufgefordert wurde. Aber es hätte noch schlimmer kommen können, er wurde zumindest mit dem Respekt behandelt den jeder erhalten sollte. Der Ventrue neben ihm war nicht der beste Schütze, zwar an der Waffe ähnlich geübt wie Braun selbst, aber mit deutlich weniger Fingerspitzengefühl das sich hier bemerkbar machte. Trotzdem überließ Braun ihm wie immer den Sieg, ein offenes Geheimnis von dem beide wussten.

Irgendwann möchte ich wissen wie gut du wirklich an der Waffe bist

Weitere Schüsse wurde abgefeuert und trafen 100 Meter weiter mal mehr und mal weniger gut ihr Ziel.

„Ich habe von ihrem Antrag erfahren, eine Schande dass jemand der sich so einsetzt wie sie mit so vielen Auflagen kämpfen muss. Ich will sie ebenso wenig direkt an einem Feind haben und unterstütze ihren Antrag daher natürlich. Sie sind mir zu wichtig geworden um sie bei einer Kampfhandlung in vorderster Front einzusetzen.“

Für den Caitiff war diese klare Aussage eine weitere gute Nachricht die seine Existenz verlängern könnte. Er hatte bereits mehr Ärger mit Schikanen durch seine Herkunft als er es je erwartet hatte, es gab jedoch immer wieder einzelne Lichtblicke für ihn, so wie den Ventrue der neben ihm die andere Bahn nutzte.

„In manchen Nächten habe ich mir bereits die Frage gestellt ob sie nicht bereits wichtiger für den Zusammenhalt dieser Stadt sind als einige der aktzeptierteren Mitglieder dieser Stadt. Ich kann ihnen hierbei aber weiterhin keine Versprechen machen. Ihre Statistik spricht für sich, ihre Verdienste können sie schwarz auf weiß gedruckt belegen, aber Dinge sind fast nie so einfach wie sie wirken, besonders in ihrem Fall.“

Es waren weitere Schüsse die abgefeuert wurden während denen niemand sprach. Für Braun wurde es für einen Moment schwerer auf kontrollierte weise das Ziel nicht richtig zu treffen, die Worte trafen ihn wie immer und sorgten erneut für einen großen Funken Hoffnung. Er hoffte dass sein Nachbar es nicht bemerken würde.

„Das dürfte es gewesen sein, 60 Schuss in guter Gesellschaft. Maria, haben sie das Ergebniss?“

Natürlich hatte sie es bereits. Obwohl die Anlage modern war und alles digital erfasst wurde, blieb der Ventrue bei seinen Wurzeln und lies sich immer alles auf einem Flipchart dokumentieren. Beide standen auf und gingen zu dem Flipchart um sich die Ergebnisse anzusehen.

„Wie immer knapp. Es würde mich freuen wenn wir eines Tages unter Voraussetzungen antreten können unter denen sie sich nicht von ihrem Stand gezwungen sehen müssen mir den Sieg zu überlassen. Maria wird ihnen Munition bringen das sie das Einschießen an ihrer Ausrüstung fortsetzen können. Ich wünsche noch eine erfolgreiche Nacht.“

Manchmal hatte Braun tatsächlich das Gefühl von ihm akzeptiert zu sein, wären die Ereignisse anders abgelaufen würde er vielleicht sogar nur eine Stufe unter ihm stehen aber so war es nun einmal. Der Caitiff kniete zum Abschied nieder, als er sich wieder erhob sah er einen Ordner auf der Ablage des Flipcharts liegen. Eine neuer Auftrag der seinen Nutzen ein weiteres Mal verdeutlichen würde. Er hatte wirklich großes Glück an ein Mitglied der Ventrue geraten zu sein das die Leute als Ressourcen sah und sie nach ihrem Wert behandelte. Zugegebenermaßen nicht ganz das war er sich eigentlich wünschen würde, aber mehr als er je erwarten konnte. Es brachte ihm ein wenig Hoffnung sich irgendwann dauerhaft davon lösen zu können immer wieder als besserer Kellner betrachtet zu werden. Eines Tages würde er es schaffen und wirklich akzeptiert werden, davon war er überzeugt. Zumindest war er gut genug dressiert worden um es weiter zu glauben und danach zu handeln. Nicht einmal der Inhalt des Ordners brachte ihn davon ab, auch wenn er schon bald einen Ort betreten sollte den manche als Hexenkessel bezeichneten.Dort konnte er seinen Wert beweise wie nirgends sonst.

Ob ihm dies allerdings den langersehnte Aufstieg bringen sollte oder ob sich nur beweisen würde das er nicht das Können dafür hatte und er noch tiefer stürzen sollte konnte nur noch die Zeit zeigen.
 
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