Anarchismus im Rollenspiel?

Agroschim

mit Nero in Disneyland.
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Anarchismus ist im Rollenspiel untervertreten. Das sage ich jetzt einfach mal so heraus. Klar Shadowrunner sollenten so etwas wie Anarchisten sein, wenn ich mir aber die Bücher durchlese finde ich den Bezug höchsten im Loose Alliances und wenn ich dann meine Augen auf die Spielpraxis diverser Runden richte, sehe ich auch eher ziemlich gewöhnliche Kleinkriminelle und keine Idealisten für eine bessere Welt. Selbst mein Lieblingssetting Transhuman Space enttäuscht mich, keine abgefuckten Weltraum Squatter in den Lagrange Punkten, dafür ganze Raumstationen voller Wicca und von Anarcho-Kapitalisten (sic!) besetzte Asteroiden. Chance vertan, sage ich mal. Magi sind vielleicht so etwas wie metaphysische Anarchisten, allerdings verpasst selbst Phil Brucato seine Chane auf Hakim Bey bezug zu nehmen. Das Beste, was ich noch gefunden habe, ist ein d20 modern Supplement für die Victorian Age: Ein knapp 120 seitiges PDF über die historische anarchsitische Arbeiterbwegung Englands...

Ich bin enttäuscht!
 
AW: Anarchismus im Rollenspiel?

Nachdem Anarchismus auf einem Menschenbild basiert, welches krass abweicht von dem natürlichen menschlichen Sozialverhalten und einen Menschen postuliert, der NICHT EXISTIEREN KANN, wundert mich das nicht, daß man in Rollenspiel-GRUPPEN Anarchismus innerhalb von Spielgruppen/Charaktergruppen nicht findet.

Das ist ja auch nicht natürlich. - Natürlich ist ein Herausbilden von Führungsstrukturen in JEDER Gruppe. Das gehört ganz elementar zur Gruppenbildung dazu. - Somit wird es in jeder Spielergruppe ganz grundsätzlich einmal Spieler geben, die eine Führungsrolle ausüben. Deren Charakteren kommt dann - aufgrund der Untrennbarkeit zwischen Spieler- und Charakter-Einfluß innerhalb einer Gruppe von Rollenspielern - zwangsläufig ebenfalls diese Führungsrolle zu. - Solche Rollen können je nach Situation wechseln, aber in einer funktionierenden, sozial NICHT gestörten Gruppe existieren sie IMMER.

Daher taugt Anarchismus bestenfalls als In-Game-Setting-"Begründung" für irgendwelche Anschläge, die die Spielercharaktere aufklären sollen, für Attentate, Bombenlegertum, oder für Krawalle sinnlosester Art als "Lokalkolorit" einer Region eines Settings.

Eine Spielergruppe mit "anarchischer Gesinnung" KANN es nicht geben, weil Anarchie nicht funktioniert. Menschen sind anders. Menschen organisieren sich ihre Führungsstrukturen in WINDESEILE, weil es der Natur der menschlichen sozialen Organisation entspricht.

Sehr schön kann man das bei den ständig frisch gebildeten Gruppen auf Cons beobachten. - NIEMAND gibt diesen Gruppen irgendeine Führungsstruktur vor. Eine Deadlands-Posse in einem Con-Abenteuer hat zunächst einmal völlig gleichberechtigte Charaktere ohne jegliche Weisungsbefugnisse. - Und spätestens nach den ersten zehn Minuten In-Game-Zeit ist die Struktur der Führung in der Gruppe klar erkennbar. Manchmal sind dann auch Konflikte erkennbar, wenn zwei gleichstarke Führungspersönlichkeiten in einer Gruppe noch nicht ihre Position endgültig gefunden haben, aber das gibt sich auch meist sehr schnell und es bildet sich eine - unter dem äußeren Herausforderungsdruck des Abenteuers - funktionierende Gruppe heraus.

In anarchischen Gruppen, so es sie gäbe, könnte man gleich einpacken und nach Hause fahren, da diese nicht mit Herausforderungen, nicht mit Aufgaben, nicht einmal mit inneren Spannungen umgehen könnten. - Wie gesagt: Anarchie KANN es nicht geben. Menschen sind anders.
 
AW: Anarchismus im Rollenspiel?

Wie gesagt: Anarchie KANN es nicht geben. Menschen sind anders.

Sehr gewagt, alter Mann.

Aber ich wollte eigentlich eher wissen, in welchen Rollenspielen Anarchisten vorkommen. Beispiele habe ich ja schon genannt, sämtliche Cyberpunk Rollenspiele würden sich zum Beispiel anbieten, aber man findet paradoxerweise nichts.
 
AW: Anarchismus im Rollenspiel?

Jedesmal, wenn mir jemand erzählen will, dass Menschen sich NATÜRLICHERWEISE so und so organisieren, wird mir schlecht. Vor allem, wenn da dieser Geruch/Gestank von: "und jede andere Organisationsform ist UNNATÜRLICH/KRANK" mitschwingt.
 
AW: Anarchismus im Rollenspiel?

Sehr gewagt, alter Mann.
Für die Wahrheit muß man nichts wagen, es reicht aus sie einfach nur zu sagen.

Aber ich wollte eigentlich eher wissen, in welchen Rollenspielen Anarchisten vorkommen.
Midgard 1880 - da gehören die anarchistischen Attentäter mit rein.

HeroWars/HeroQuest/RuneQuest - Auf der Spielwelt Glorantha gibt es z.B. die "Steuer-Anarchisten" im Lunaren Imperium.
 
AW: Anarchismus im Rollenspiel?

Midgard 1880 - da gehören die anarchistischen Attentäter mit rein.

Ein entschieden guter Hinweis, neben einer Kurzbiographie von Kropotkin fand ich in Dr. Nagelius Enzyklopdischem Compendium einen kleinen Kasten über Anarchismus, bzw. prominente anarchistische Attentäter... ;)
 
AW: Anarchismus im Rollenspiel?

Zu Zornhaus Weltanschauung brauch ich nix weiter zu sagen.

Agroschim, erläuter mir doch bitte näher, was genau du mit "Anarchismus" meinst. Erstmal, ob du wirklich Anarchismus meinst oder Anarchie. Und dann, auf welche Form von Anarchismus/Anarchie du abzielst. Anarchokapitalismus (auch "Libertarismus" genannt) zählt für dich ja anscheinend nicht - obwohl es durchaus eine Form von Anarchie (bzw. Anarchismus) ist und es sich dabei RL um eine Bewegung handelt, die überraschend viele Anhänger hat.
Dann müsstest du ja wahrscheinlich auch alle Formen von kommunistischer Anarchie ausschließen, inklusive Anarchosyndikalismus und Klassenkampfanarchismus, sowie natürlich Anarchodemokratie, Panokratie und vielleicht auch Kollektivismus und damit Alles, was Bakunin erdacht hat. Denn das sind ja Alles mehr oder weniger hybridisierte Formen, die ziemlich drastisch vom Individualanarchismus abweichen.
Oder geht es dir gar nicht um die Freiheit des Individuums, sondern um die Gemeinschaft als anarchistischer Körper? Dann wären wir doch eher wieder bei Bakunin und Kropotkin, müssten aber Stirner, Mackay, Tucker und viele weitere bedeutende Anarchisten jüngerer Zeit ausschließen.
Du siehst, zumindest ich kann nicht viel damit anfangen, wenn du einfach nur von "Anarchismus" sprichst.

Es sollte dich aber nicht wundern, dass wenn im Cyberpunk Anarchie als Faustrecht und Chaos missgedeutet wird, denn genau das ist die traditionelle Auslegung im Punkrock. Vor der Politisierung und Kommerzialisierung (hängt beides eng zusammen) der Punkszene dienten Anarchiesymbole beinahe ausschließlich der Provokation und waren nicht öfter zu sehen als Hammer & Sichel oder Hakenkreuze... gerade Hakenkreuze waren aufgrund der Aktualität der Problematik sogar noch häufiger zu sehen und Songs wie "I'm so Nazi" kamen schon immer gut an. Als die ersten Punkrockbands auf die Bühne gingen, saß der Schrecken des Krieges mit dem Dritten Reich als Hauptgegner den Engländern (und allen Anderen) noch immer tief in den Knochen und das war eine willkommene Gelegenheit für die Punkrock-Jugend, zu provozieren und den Teufel nicht nur an die Wand, sondern sich direkt ins Gesicht zu malen. Also wunder dich nicht, wenn Cyberpunks keine echten Cyberanarchisten sind, sondern "nur" cybernetischer Abschaum. Genau so gehört das nämlich.

Ich kenne auch keine zukunftsorientierten Rollenspiele, die Anarchie oder Anarchismus als wichtiges Thema behandeln. Wozu auch? In einer anarchistischen Gesellschaft gibts kaum Konfrontationen, was das Spiel recht langweilig machen würde. Ich kann da bloß die DSA-Elfen nennen, die gleich mehrere Strömungen miteinander verbinden, also Alles von Indivualanarchismus zu Kollektivismus, inklusive so ner Art postnietzscheanischen Evolutionsanarchismus und natürlich Nationalanarchismus und Primitivismus (das beides ist ja eh eng verwoben).
 
AW: Anarchismus im Rollenspiel?

Agroschim, erläuter mir doch bitte näher, was genau du mit "Anarchismus" meinst.

Jede Antistaatliche, Antiautoritäre und Antikapitalistische Ideologie.

Anarchokapitalismus [und] Nationalanarchismus

Sind keine Anarchismen, never. Werde ich auch jetzt nichts zu sagen, bei genauem Nachdenken fällt einem der Unsinn und das Neusprech in diesen Neologismen von selber auf.

Es sollte dich aber nicht wundern, dass wenn im Cyberpunk Anarchie als Faustrecht und Chaos missgedeutet wird, denn genau das ist die traditionelle Auslegung im Punkrock.

Doch eigentlich genau das wundert mich, Punks sind sicher keine Hippies, aber Bands wie Crass z.B. auch nicht völlige Randerscheinungen.

PS: Im übrigen ist Stirner nicht jünger als Bakunin ;)
 
AW: Anarchismus im Rollenspiel?

Jede Antistaatliche, Antiauthoritäre und Antikapitalistische Ideologie.

Sicher, dass du das so weit fasst? Dann könntest du weder NA noch Faustrecht ausschließen.

Sind keine Anarchismen, never. Werde ich auch jetzt nichts zu sagen, bei genauem Nachdenken fällt einem der Unsinn und das Neusprech in diesen Neologismen von selber auf.

Doch, definitiv. Anarchie ist ein so weit gefasster Begriff, dass da ne Menge gegensätzlicher Sachen reinpassen. Monokratie, Oligarchie/Oligokratie und Anarchie sind nämlich nichts weiter als die drei Grundstrukturen von Gesellschaftsordnungen.
Nationalanarchismus (wohlgemerkt wird im NA der Nationenbegriff losgelöst vom Staatsbegriff benutzt!) kennt keine Herrschaft in irgendeiner Form und könnte daher nicht eindeutiger zuzuordnen sein. Vielleicht solltest du dir mal ein paar Ausgaben von "Auto: -chton & -nom" zu Gemüte führen, um die Gesamtideologie begreifen zu können. Ich würde Töpfer definitiv als zweitinnovativsten anarchistischen Vordenker der Jetztzeit bezeichnen; er kommt damit direkt nach Blubb. Man muss ihm moralisches nicht zustimmen und sicherlich sind einige seiner Annahmen bestreitbar (da unbewiesen), aber anarchistisch ist seine Ideologie auf jeden Fall. - Ich hatte das Vergnügen, mich ein paar Mal virtuell mit Töpfer unterhalten zu haben. Besonders verblüffend war die Erkenntnis, was dieser Mensch mit seinem "Unsinn" überhaupt erreichen will.
Libertarismus ist wirklich autoritärer als die klassischen Formen a la Bakunin und Stirner, aber keinesfalls autoritärer als sein syndikalistisches Gegenstück. Wenn du Libertarismus aus diesem Grund streichst, musst du Anarchosyndikalismus und Anarchodemokratie ebenfalls streichen.

Doch eigentlich genau das wundert mich, Punks sind sicher keine Hippies, aber Bands wie Crass z.B. auch nicht völlige Randerscheinungen.

Jain. Crass ist mMn das beste Beispiel dafür, wie Kommerzialisierung und Politisierung Hand in Hand gingen: Die gesamte Anarchopunkidee entstand ja erst durch die Kommerzialisierung des Punkrocks und allzu true waren Crass nun wirklich nicht. Sie haben immer offen zugegeben, dass Musik und Subkultur für sie nur Mittel zum politischen Zweck waren. Crass steht sogar so ziemlich am Beginn der Kommerz- & Politik-Kettenreaktion, die letztendlich zum fast vollständigen Erlöschen der Subkultur und ihrer Vereinnahmung durch den Mainstream geführt hat. Auf Crass folgten unweigerlich The Exploited und naja, die Geschichte mit ihrem "Punk's not dead"-Blödsinn kennt man ja, wenn man mit Crass was anfangen kann.

PS: Im übrigen ist Stirner nicht jünger als Bakunin ;)

Jaaaa... das weiss ich doch. Das "jüngerer Zeit" sollte sich eigentlich auf "viele weitere Anarchisten" beziehen (aus der kollektivistischen Schiene sind mir nicht so viele neue Theoretiker bekannt, abgesehen von Blubb und Töpfer, den du ja nicht zählen willst ;) ) Ist halt spät.
 
AW: Anarchismus im Rollenspiel?

Sicher, dass du das so weit fasst? Dann könntest du weder NA noch Faustrecht ausschließen.

Gewalt ist autoritär. Eine Nation ist ein hohles Konstrukt, wenn man sie vom Staat trennt, Nationalanarchismus ist Neusprech. Ja, sicher das ich das so weit fassen möchte, ich will allerdings keine Anarchismus Diskussion lostreten, weil sonst Blut fließen wird, schon allein weil Du mir allen Ernstes diese Töpfer Nazi Kacke andrehen willst.
 
AW: Anarchismus im Rollenspiel?

allerdings verpasst selbst Phil Brucato seine Chane auf Hakim Bey bezug zu nehmen.

Bin ich sehr dankbar für. Auf Bezug auf esoterische, pädophile Möchtegern-Anarchos kann ich Scheißen!
Leaving out the ugly part - Hakim Bey/Peter Lamborn Wilson | libcom.org

Wie gesagt: Anarchie KANN es nicht geben. Menschen sind anders.

Spanien `36 - `39
Ukraine `17 - `22

Anarchie mit Millionen Menschen...

Eine Deadlands-Posse in einem Con-Abenteuer hat zunächst einmal völlig gleichberechtigte Charaktere ohne jegliche Weisungsbefugnisse. - Und spätestens nach den ersten zehn Minuten In-Game-Zeit ist die Struktur der Führung in der Gruppe klar erkennbar. Manchmal sind dann auch Konflikte erkennbar, wenn zwei gleichstarke Führungspersönlichkeiten in einer Gruppe noch nicht ihre Position endgültig gefunden haben, aber das gibt sich auch meist sehr schnell und es bildet sich eine - unter dem äußeren Herausforderungsdruck des Abenteuers - funktionierende Gruppe heraus.

Nicht diskursive bzw. Spezialisten-Autorität mit festen Hierarchien verwechseln.
Die gibts auch auf jedem anarchistischen Plenum ... wär auch schlimm wenn niemand seine Meinung in einer Diskussion durchsetzen könnte, würd ja nix mehr passieren dann ^^

Nationalanarchismus

Ach, diese "Bewegung" die aus 10 Faschos die über 5 Länder verstreut sind besteht?

Ich würde Töpfer definitiv als zweitinnovativsten anarchistischen Vordenker der Jetztzeit bezeichnen; er kommt damit direkt nach Blubb. Man muss ihm moralisches nicht zustimmen und sicherlich sind einige seiner Annahmen bestreitbar (da unbewiesen), aber anarchistisch ist seine Ideologie auf jeden Fall.

Jetzt wird mir schlecht.
 
AW: Anarchismus im Rollenspiel?

DSA:
Elfen - hat Cyberdjinn schon erwähnt
Freiheitskämpfer - ein politisch radikaler Zweig der Tsa-Kirche, der vor allem das Feudalsystem bekämpft.
 
AW: Anarchismus im Rollenspiel?

Libertarismus ist wirklich autoritärer als die klassischen Formen a la Bakunin und Stirner, aber keinesfalls autoritärer als sein syndikalistisches Gegenstück. Wenn du Libertarismus aus diesem Grund streichst, musst du Anarchosyndikalismus und Anarchodemokratie ebenfalls streichen.

Ohne dem Autor dieser Zeilen zu Nahe treten zu wollen - aber ich verstehe kein Wort von dem was er sagt und fühle mich an die Texte der Kommune 1 erinnert. Und würde sowas in einem Rollenspiel stehen, ich würde es nicht kaufen. Rollenspiel ist keine soziologisch-politische Diskussion. Shadowrun ist schon nicht in der Lage ein paar anständige Konzernsturkturen zu bauen. Es ist schlicht irrelevant - was ihr da schreibt ist so verbrämt in seine eigenen Floskeln das ausser einigen verkopften Irrlichtern sowieso keiner kapiert was das soll.

Anarchie ist Chaos ohne Staat. Monarchie ist wenn der König regiert. Kommunismus braucht eine Partei und jedem gehört alles. Diktatur hat einen Diktator und in der Demokratie wird gewählt. Das reicht mir an Staatsformkunde für (normale) Rollenspiele.

Und jetzt schreibt mehr über Kanonen, ich will andere Leute abknallen.
 
AW: Anarchismus im Rollenspiel?

Anarchisten finden sich bei 7te See unter den Rilasciare wider neben Demokraten. Die sind als Spielercharaktere auch problemlos zugänglich.
 
AW: Anarchismus im Rollenspiel?

Anarchismus ist im Rollenspiel untervertreten. Das sage ich jetzt einfach mal so heraus. Klar Shadowrunner sollenten so etwas wie Anarchisten sein, wenn ich mir aber die Bücher durchlese finde ich den Bezug höchsten im Loose Alliances und wenn ich dann meine Augen auf die Spielpraxis diverser Runden richte, sehe ich auch eher ziemlich gewöhnliche Kleinkriminelle und keine Idealisten für eine bessere Welt. Selbst mein Lieblingssetting Transhuman Space enttäuscht mich, keine abgefuckten Weltraum Squatter in den Lagrange Punkten, dafür ganze Raumstationen voller Wicca und von Anarcho-Kapitalisten (sic!) besetzte Asteroiden. Chance vertan, sage ich mal. Magi sind vielleicht so etwas wie metaphysische Anarchisten, allerdings verpasst selbst Phil Brucato seine Chane auf Hakim Bey bezug zu nehmen. Das Beste, was ich noch gefunden habe, ist ein d20 modern Supplement für die Victorian Age: Ein knapp 120 seitiges PDF über die historische anarchsitische Arbeiterbwegung Englands...

Ich bin enttäuscht!

Vielleicht weil Du Individualismus mit Anarchismus verwechselst?

Im Cyberpunk sind die Unangepaßten Individuen oft Streetronin (ein Streetsamurai wäre ja per Definition von Samurai angepaßt und neofeudalistisch), Decker, usw.
Das sind sie aber nicht weil sie möchten das der Rest der Gesellschaft genauso kaputt ist wie sie selber, sondern um sich abzugrenzen.
Ihre antigesellschaftlichen Taten sind dann nur Ausdruck dessen, das sie gegen die jetzige Form sind, nicht aber ein Ausdruck einer Ideologie wofür sie sind. Im Grunde sind sie nur kleine, egoistische Arschl....r. Oft mit viel Butt-Kick Potential, aber sonst?

Der Libertarismus funktioniert auch nur soweit sich alle an dessen Spielregeln halten, bzw. wenn es mutige Verteidiger der libertären Prinzipien gibt. Das scheitert aber an der Praxis. Mafiöse Strukturen (also ggf. brutaler Neofeudalismus) hätten schnell die Oberhand über libertäre Strukturen. SF-Literatur dazu ist z.B. James P. Hogans "Die Kinder von Alpha Centauri", wo Anarchismus funktioniert, L.Neil Smiths "Gallatin-Zyklus" wo es durch mafiöse Strukturen aus einer Parallelwelt bedroht wird und natürlich Iain M. Banks "Culture" Bücher, wo die "Culture"-Menschen so weit weg von Ihrem jetzigen Dasein sind, das es funktioniert. Und wo es trotzdem freiwillige Strukturen gibt die sehr autokratisch sind und mit den AIs und den intelligenten Drohnen zwei Truly-Badass-Fraktionen die Guten sind.

Kennst Du die drei genannten Serien/Bücher?
Was paßt da zu Deiner Anarchie-Definition?

Oder meinst Du so etwas wie das Machtvakuum in den USA wie in Neal Stephensons "Snow Crash", wo die zerfallende staatliche Autorität durch die Franchises (Mafia, Dr. Lee`s Greater Hong Kong, Burbclaves) ersetzt wird die eigene Gesetze (EULAs...) erlassen und die dann durch "Rent-A-Cops" durchsetzen lassen? Ähnliches sieht man auch in "Diamond Age", nur sind das dann z.B. die Neo-Viktorianer und ähnliche Vereinigungen?

Der Zustand der Anarchie wird alsbald durch Systeme ersetzt die funktionieren.
 
AW: Anarchismus im Rollenspiel?

Nur mal eine Frage:
Könnte man den "Anarchie - möglich oder nicht"-Bullshit woanders diskutieren? Das ist nämlich OT.
 
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