[aktuelle Zeit] In den weiten des Net

Lector

Halbgott
Registriert
12. April 2016
Beiträge
35
Folgte man dem alten, stillgelegten Bahntunnel, so war von überall her, das gefiepse von Ratten zu hören, was von dem leisen Geräusch trappelnder Füße begleitet wurde. Schaute mal sich um, so konnte man auf dem Boden alte Gleise sehen, auf denen eins reger Bahn-Verkehr geherrscht hatte, der aber jetzt übersät mit alten Spritzen, Tageszeitungen und dem Kot der Ratten war. Ein Blick an die Decke machte schnell deutlich, dass sich hier auch ein Schwarm Fledermäuse niedergelassen hatte. Die fliegenden Tiere hingen Kopfüber von der Decke und es machte den Anschein als würde sie jeden Blick eines sich hierher verirrten Menschen folgen. Der Schacht war dunkel und nur schwach erläuchtet von dem Licht des dahinterliegenden belebten U-Bahn-Steiges. Hinter einer Kurve war am Rand eine schwere metallerne Tür zu sehen, über der eine flackernde rote Lampe angebracht war. An der Tür hing ein gelbes Warnschild mit der Aufschrift "Vorsicht Elektrizität, Lebensgefahr" und kleiner darunter "Zutritt Verboten". Sah man sich dieses Schild genauer an, so konnte am rechten unteren Ende eine schwacher, kaum wahrnehmbarer Schriftzug entdeckt werden, der verwitter auf dem Schild angebracht war: "Fa. Security Now". Ein Mitglied der unterirdischen Familie wusste, was dies zu bedeuten hatte, für jeden nicht eingeweihten sah dies aus wie der Name eines Sicherheitsunternehmes. Betrteten konnte man dieses Raum nur mit einem Schlüssel oder mit einer übermenschlichen Gewalt.

Der Raum war ein verlassener und offenbar sein langem nicht mehr benutzter Elektrizitätsraum, der vor allem dazu gedient hatte die Fahrbarkeit der Frankfurter U-Bahn in diesem Sektor zu gewährleisten. An einer Wand stand ein alter, schmutziger Computer, der auf einem einfachen Metalltisch ruhte. Unter dem metalltisch war der alte "Tower" zu dem Computer zu sehen, der mit Kabeln an den Bildschirm angeschlossen war. Ansonsten war noch ein alter, leehrstehender Spind. Auf dem Boden fand man einen alten Schlafsack, der auf einer schmutzigen Isomatte ausgebreitet war und einen Rucksack, der alte, offene Raviolidosen enthielt, deren Inhalt schon von grünlichem Pilz überzogen war. Etliche Stromkästen waren an der gegenüberliegenden Wand auszumachen. Ein Beobachter hätte hier nichts finden können und wäre wahrscheinlich wieder verschwunden, da sich hier offenbar ein Obdachloser niedergelassen hatte und somit dieser Platz schon vergeben war.

In diesem Moment waren Geräusche von dem alten "Tower" zu hören und die Lüftung machte sich laut bemerkbar. Auf dem Stuhl vor dem Tisch tauchte aus den Schatten eine Gestalt auf und schaute auf den Bildschirm, dessen schwarz langsam mit einer weißen Schrift überzogen wurde.
Die Gestalt hatte zwar alle Gliedmaßen, die auch ein Mensch hatte -Kopf, Torso, Arme, Beine- und dennoch war nur ganz entfernt etwas menschliches an ihr zu entdecken:
Die Haut des Geschöpfes war leicht gräulich und sichtlich dicker als die Haut eines Menschen. Sie wirkte rau und immer wieder konnte man unebenheiten beobachten, die wie eine groteskte Art von Hornhaut wirkten. Das Gesicht dieser Kreatur wirkte wie das verzerrte Abbild eines menschlichen Gesichtes. Die Nase sah aus, als hätte man die Spitze abgeschnitten, wodurch zwei breite Nasenlöcher am Ende der Nase zu sehen waren. Die Augen waren komplett schwarz und rund und wirkten dadurch, als ob ein jemand schwarze Plättchen auf die Augen gelegt hätten. der Mund war noch das menschlichste an diesem Gesicht, nur dass die Lippen ebenso grau waren, die Rest von dem Körper. Haare hatte das Monster nur noch wenige; diese waren schwarz, zierten die Mitte des Kopfes und wirkten wie eine absonderliche Art eines falsch geschnittenen, kurzes Iros. An den beiden Kopfseiten waren tiefe Narben zu sehen, die in abstarkten Mustern angeordnet waren. Die Ohren liefen Spitz zu und auch hier war die dicker´Hornhaut stark ausgeprägt. An Kleidung trug das Wesen nur eine alte blaue Baggyhose, die von zahlreichen Flecken übersäht war. Schuhe hatte es nicht an, stattdessen schien die Hornhaut die Fußsohlen vor den unwirtlichkeiten der Straße zu bewahren.

Nachdem ein blinkender Courser auf dem Bildschirm zu sehen war, tippte das Geschöpf flink einige Buchstaben in die Tastatur, die für einen heimlichen Beobachter nicht zu entschlüsseln waren, aber für sein Blut die richtigen Worte formte:

"From: Frankfurt, Ghost; To: Finstertal; Connect to: Camarilla

Hallo Brüder und Schwestern,

bitte meldet euch, wenn jemand in Finstertal ist."

Er überlegte kurz, ob er noch etwas dazu schreiben sollte.

"Ich würde gerne zu euch kommen, wenn ihr noch Platz habt. Dazu benötige eure Hilfe, um nicht gleich zu Anfang einen Feher zu machen.

Liebe Grüße,
Ghost"
 
Kurz nachdem die Nachricht rausgegangen war kam eine Antwort von unerwarteter Quelle.

Es freut mich das Du so schnell Deine Abreise planst, aber Du wirst kaum Rückantwort erhalten soweit ich das sagen kann. Lurker unser Primogen von Finstertal verfasst seine Berichte noch immer auf Papier, ein sehr sypathischer Zug wie ich finde, aber dadurch ist er dann eben etwas schwerer erreichbar. Ich wünsche das Du Dich ohne Voranmeldung bei ihm nach Finstertal begibst. Kontaktiere dort den Sheriff, Moishe ben Levy vom Clan der Könige. Er stammt ursprünglich aus Frankfurt. Erinnere ihn an die Informationen die er von unserem Clan in der Vergangenheit erhalten hat. Um diese Gefälligkeiten abzugleichen möge er neben mir für Dich bürgen, Dir einige Informationen geben und alles für Deine Aufenthaltsgenehmigung in die Wege leiten. Bedenke das Herr ben Levy nur ein Geschäftspartner ist, also bei weitem kein Freund. Dennoch erwarte ich das Du als mein Protege´ Dich ihm gegenüber seinem Amt entsprechend angemessen verhältst. Herr ben Levy ist das Primogen seines Clans und Sheriff der Domäne und ein enger Vertrauter von Prinz Cruz. Sei ihm gegenüber respektvoll aber nicht unterwürfig. Ich möchte einen Bericht wie Du den Mann und seine Abitionen und Ziele beurteilst. Versuche ihnsoweit es geht als Informationsquelle zu nutzen, ich will wissen was die Ventrue in Finstertal am Laufen haben. Finstertal prosperiert in den letzten Jahren und das hängt mit ben Levy zusammen. Aber sei sehr vorsichtig, die Stadt ist gefährlich und hat schon für viele unserer Art zum endgültigen Tod geführt.
Gehab Dich wohl mein Freund, viel Erfolg!
M.A.R
.
P.S.: Suche ben Levy nach Deiner Ankunft in Finstertal auf dem Firmengelände von Maidland Technologies auf. Er erwartet Dich.
 
Er benutzt... Papier, dachte Ghost und schaltete den Computer aus. Seine Augen gleiteten nochmals über die Nachricht und er nahm die Infos über diesen Ventrue Sheriff auf. Aus seiner Hosentasche holte er faltiges Notizbuch und einen alten Bleistift. Er notierte sich die Angaben, die ihm sein Mentor gegeben hatte und schaltete das Netz aus. Noch einen Moment saß er auf dem Stuhl und begutachtete die Infos, mit denen er nach Finstertal reisen sollte. Gut, viel war es nicht, aber er sollte ja auch die Infos ranschaffen.
Er schüttelte kurz den Kopf: Papier.

Er wollte sich gerade erheben, da kam eine der Ratten aus einem der Löcher im Mauerwerk. Sie krabbelte auf Ghost zu und an seinem rauen, gräulchen Bein hinauf. Er beobachtete die kleine Ratte, wie sie sich über die hügelige Haut einen Weg nach oben und entlang seines Armes bahnte. Auf seiner Hand gekommen, setzt sich die schmutzige hin und sah ihm in die Augen.
Er verzog leicht seine Mundwinkel, als die Ratte anfing zu fiepsen
Ja OK, ich nehm dich mit, aber dann sei auch still.

Die Ratte kletterte wieder an seinem nackten Oberkörper hinunter und suchte sich einen Platz in seinen großen Hosentaschen. Ghost packte die Notizen und den Stift wieder zurück und verließ den Raum mit dem Computer, der nun weder aussah als er ein Relikt aus einer anderen Zeit...
 
Bevor Ghost abreiste fand er in einem toten Briefkasten einen Umschlag mit einer Liste von Kontaktadressen, meist ebenfalls tote Briefkästen, in Finstertal durch die Ghost seinen Primogen erreichen konnte sowie die Adresse eines großen Schrottplatzes der wohl als Treffpunkt und Refugium Lurkers diente. Außerdem enthielt der Umschlag eine Karte von Finstertal und eine Liste der Elysien so dass es nicht zu zufälligen Sündenfällen während der Anreise kommen konnte.
 
Zurück
Oben Unten