AW: [29.04.2008] Ankunft im El Privilegio
Ein Lächeln stahl sich auf das Gesicht der Alten, als sie die Worte von Leonardo hörte. DAS waren vernünftige Ansichten. DAS war Clan Ventrue. Sie war sich sicher, dass man mit Herrn Cortez nach dessen Abstrafung noch zu reden hatte. Sie war genauso der Meinung, dass er seine Schuld nur gegenüber dem Clan abtragen konnte und nun war hier jemand, der dies genauso sah.
Und wenn sie dann noch seinen Gesichtsausdruck beim Thema Ghule und Erziehung richtig deutete, war sie sich fast sicher einen Seelenverwandten vor sich zu haben. Zuckerbrot und Peitsche waren auch ihre Methoden. Ihre Dienerschaft konnte ein Lied davon singen. Natürlich nur wenn Fransiska nicht in der Nähe war.
Bei den Ansichten ihres Gastes war sie gespannt, wie Herr Stahl reagieren würde. Man konnte die Spannungen fast jetzt schon spüren. Auch wenn es als sicher angesehen werden konnte, dass diese nie in der Öffentlichkeit ausgetragen wurden. Aber bei der ersten Versammlung würde es dann soweit sein.
Im Krieg eröffnen sich oftmals Gelegenheiten, die sich in Friedenszeiten nie ergeben.
Warum ihr gerade jetzt dieses Zitat einfiel, war ihr nicht ganz schlüssig. Aber sie war zu erfreut über den Verlauf des Gespräches, dass sie sich nicht lange mit ihm aufhielt.
„Nunja, die Seneschall. … Wer ist sie? Eine gute und berechtigte Frage, die ihnen Herr Stahl bestimmt treffender beantworten kann. Ich hatte das Vergnügen nur sehr kurz. Bei der Verlobungsfeier. Sie gehört natürlich auch zum Clan der Rose, wobei ich mir nicht sicher bin, ob sie nicht sogar ein Kind des Prinzen ist. Dies müsste man noch eruieren. Dort machte sie einen typischen Eindruck einer Toreador. Jemand, der wohl noch recht jung ist, um an Stelle des Prinzen eine Domäne zu vertreten. Aber sie schien mir sehr bemüht. Das Primogenstreffen, das wohl als erstes unter ihrer Leitung gilt, konnte ich nicht besuchen. Auch hier verweise ich wieder auf Herrn Stahl. Auch ein persönliches Gespräch war noch nicht möglich, fand gleich nach der offiziellen Begrüßung der Gäste ein Violinenkonzert statt. Wirklich etwas, das heutzutage viel zu selten dargeboten wird. Der Fürst dieser Domäne versteht sich sehr gut im Musizieren. Sie sollten eine solche Gelegenheit nicht verpassen, sofern sie sich wieder einmal ergibt.“
Die Gräfin hatte sehr sachlich mit der Beschreibung der Seneschall begonnen, war dann aber ins Schwärmen geraten, als sie von den Künsten des Prinzen im Speziellen und der Kammermusik im allgemeinen erzählte. Fast konnte man die Musik hören von der sie sprach. Zumindest die Emotionen, die die Gräfin dort erlebt hatte, waren zu spüren. Mit einer blumigen Sprache und einem leuchtenden Gesicht ließ sie ihr Gegenüber jede einzelne Note und jeden Akkord miterleben. Dass sie dabei sogar aufgestanden war, fiel ihr erst auf, als sie mit dem Schlussakkord sich wieder in den Stuhl zurückfallen ließ.
„Bitte verzeihen sie meinen emotionalen Auftritt. Aber es war etwas, dass ein kaltes lang verdorrtes Herz fast wieder zum Schlagen bringen kann. Wirklich fantastisch.“
Falls ihr der Auftritt peinlich war, merkte man es ihr nicht an.
Oder falls sie nur ihre Gabe der Präsenz, gepaart mit einer freien Rede und Vortrag bei ihrem Gegenüber testen wollte, so war auch das nicht zu bemerken. Zumindest nicht, dass DAS was gerade geschehen war geplant und berechnend und NICHT ehrlich und spontan war.
Danach sah sie etwas nachdenklich aus. „Natürlich kommen wir in der Geschenkfrage damit nicht weiter, außer sie hätten Zugang zu einem seltenen Instrument oder Ähnlichem.“
Da fiel ihr ein, dass Herr Mentesse schon etwas in der Art überreicht hatte.
„Nein, ein Instrument kommt nicht in Frage. Das hatten wir schon. Und die Ringe sind auch von uns besorgt worden. Tja, leider gehöre ich, was Geschenke angeht, anscheinend nicht zur Kreativabteilung. Da ich aber davon ausgehe, dass sich der gesamte Clan morgen Abend trifft, sollten wir dieses Thema dann weitererörtern.“