23.04.06 - Der Kreuzzug nach Canossa

Damit erhob sich Lurker und nickte dem Seneschall kurz zu. Hervorragend, somit hatten sie beinahe alle ihren Willen bekommen, nicht wahr ?
Lurker würde seine Ruhe haben und Nickolai konnte sich von ihm aus damit rühmen mit dem Sabbat aufgräumt zu haben.
Außer jenem Frischling den er sich gerade in seinen Clan einverleibt hatte wußte nur Lurker was wirklich mit dem Sabbat in der Stadt geschehen war. Von ihm aus konnte Kuragin ruhig die Lorbeeren für seine erfolgreiche Schlacht gegen die Sekte einheimsen. Er hatte so ein Gefühl das es ihm gut gehen würde solange er diese Version unterstützte.

Ich denke wir haben den immensen Vorteil das sich unsere Interessen ergänzen. Vielen Dank und bis zum Nächstenmal.

Als er bemerkte das Sarah sich ihm anschließen wollte wußte er jedoch einen kurzen Moment nicht was er tun sollte. Er selber war entlassen worden, soviel stand fest. Aber Für Sarah gab es sicher noch Anweisungen. Es war unwahrscheinlich das sie nun mit Lurker das Gelände wieder verlassen durfte, aber scheinbar wollte sie ihm folgen.

Sarah, begleitest du mich noch zur Türe ?

In letzter Sekunde fiel ihm dieser Rettungsanker ein. So konnte sie ihm zunächst folgen, noch ein ungehörtes Wort mit ihm wechseln und stand nicht schon in den ersten Minuten schlecht vor ihrem neuem Erstgeborenem da.
Kuragin war der geradliniegste Vampir den Lurker innerhalb der Camarilla bisher getroffen hatte und er hatte eine interssante Präsenz. Nicht so wie der Prinz sie gehabt hatte, der eher wie ein strenger, gebildeter Vater auf ihn gewirkt hatte. Makelos, stilsicher, unerreichbar.
Die Ausstrahlung des Seneschalls wirkte irgendwie`erarbeitet´. Es schien das er nicht einfach so in die Welt geworfen war und im Grunde gar nichts dafür konnte das er so war. Er wirkte als hätte er einge harte Kämpfe hinter sich und in vielen Situationen auch Rückschläge einstecken müssen. Damit konnte sich Lurker eher identifizieren als mit dem makellosm Glanz der `Rosensippe´.

Er wartete an der Türe ob Nickolai Sarah entlassen und diese ihn durch die Halle wieder hinnaus begleiten würde, bevor er den Saal mit der bunten, apocalyptischen Schlacht hinter dem Ventrue wieder verließ.
War es das für das Nickolai ihre Existenz hielt ? Eine letzte endgültige Schlacht ? Der letzte Kampf um die eigene Seele ?
 
Und dabei verhielt sie sich die letzten Minuten über doch gar nicht seltsam, sie schwieg einfach nur und wartete ab. In diesem Fall war es trotz allem wohl eher Lurkers Beisein zuzuschreiben, dass sie nicht schon vorher den Versucht unternommen hatte zu gehen. War ja aber gar nicht so weit gekommen.
Und die Anweisung war, sich bei Ashton Price zu melden damit dieser sich um sie kümmerte. Für sie hatte der letzte Satz des Seneschalls schon wie eine Entlassung für beide geklungen.
Deshalb nickte auch sie ihm mit einem knappen "Tschüss" zu und wollte sich abwenden.

Falls es etwas gab, was dagegensprach, so musste der Seneschall es sagen, oder aber sie würde zusammen mit dem Nosferatu den Raum verlassen.
Sie hoffte nicht darauf dass es so schnell ein nächstes Mal geben würde und war froh endlich hier raus zu können.
Sie hatte auch keine große Lust jetzt noch mit Lurker zu reden. Sie fühlte sich verraten, von allen und jedem. Und da zählte eben auch er dazu.
 
Vor der Türe blieb er einen kurzen Moment stehen und musterte Sarah einmal ausführlich, mit einer kurzen Kopfbewegung deutete er in die Richtung aus der sie auch gekommen waren und ging langsam los. Die Hände hielt er hinter dem Rücken verschränkt.

Als du den Seneschal gebeten hast dir zu sagen welchem Clan er dich zuteilen würde... was hast du da gedacht das er tun würde ? Ich weiß du wolltest ihn eigentlich nach seiner Meinung fragen welchen Clan du wählen solltest, aber du siehst wie es zugeht. So wird es ab jetzt immer sein, du mußt jeden Zug und jedes Wort das du von dir gibst überdenken.

In seiner Stimme hörte man deutlich bedauern. Er hatte sich fest vorgenommen für Sarah alles zu tun was möglich war, aber sie war zu jung und unerfahren gewesen und er hatte nicht die Zeit gehabt sie vorzubereiten.
Deshalb war sie nun überrumplet worden. Er konnte wohl nur noch versuchen sie ein wenig zu trösten.
 
Eigentlich hab ich nichts gedacht bevor ich sie ausgesprochen hab, nur dass er.. 'bescheuert ist' wollte sie sagen. Sie unterbrach sich, sah kurz zurück zur Tür und runzelte die Stirn, der nächste Blick ging an die Decke ob da irgendwo Kameras angebracht waren. So ganz konnte sie sich dem Gedanken nicht verwehren dass sie hier beobachtet und belauscht wurden.
Der Satz wurde nicht beendet.

Zu Lurker hielt sie auch hier noch etwas Abstand und ein mißtrauischer Blick ging zu ihm herüber. Bis eben hatte sie die Hände in den Taschen ihrer zu großen Hose noch zu Fäusten geballt, jetzt aber dachte sie wieder daran wie sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Als ein gebücktes, schreckliches DING hatte er im Café vor ihr gesessen und gegeifert. Und eben hatte er sie gewarnt, dass sie genau überdenken sollte was sie laut aussprach und was nicht. Tatsächlich starrte sie ihn einige Momente lang an, wie damals im Cafe, ehe sie den Blick von ihm abwandte
"Ich werd schon reinpassen irgendwie"
Vielleicht gehörte Lurker ja doch dazu und niemand wusste es, vielleicht sollte er nun einfach herausbekommen wie sie die Sache sah.. aber hätte Wolf ihr dann die Nummer gegeben? Sie wusste es nicht!

Unwissenheit schützt vor Strafe nicht! Der Satz schien sich in dieser Gesellschaft schneller zu bewahrheiten als jeder andere, und so verschloss sich ihr Gesicht wieder
 
Er beobachtete sie obwohl er vorging aus dem Augenwinkel und sah desshalb wie sie den Mund zuklappte und sie langsam eine ablehnende Haltung einnahm. Sie hatte soeben die Klappe gehalten und ersteinmal nachgedacht was sie als nächstes sagen oder tun würde.
Das sie dabei scheinbar beschlossen hatte ihm auch nicht zu vertrauen, denn ihre Brauen zogen sich ganz kurz argwöhnisch zusammen und ihre Kommentar war eindeutig für eventuelle Spione gedacht, war ein Nebeneffekt und im Grunde eher gut als das er sich davon jetzt angegriffen fühlen würde.
Er konnte sie schlecht zur Vorsicht mahnen und dann erwarten das sie ausgerechnet ihm glaubte. Er nickte leicht.

Gut, wie ich sehe hast du verstanden und lernst schnell. Wenn du darüber nachgedacht hast wer ich bin und was ich für dich sein soll kannst du mich wie bereits versprochen kontaktieren.
Aber einen Rat möchte ich dir noch geben.


Er blieb kurz stehen und seine milchig trüben Augen suchten die ihren.

Mach dem Seneschall keinen Ärger Sarah. Du mußt folgendes verstehen, du kennst nur zivilisierte Männer, du gehst davon aus das er wie dein Vorgesetzter handelt, aber das wird er nicht. Ich weiß nicht wie alt Kuragin ist, aber es ist durchaus möglich das er aus einer Zeit stammt in der man anstelle einer Abmahnung ein paar Zoll Stahl in die Eingeweide gerammt bekommen hat. Auch wenn er jetzt einen Anzug trägt, bedenke stets das hartes durchgreifen für ihn etwas ist das du dir nicht vorstellen kannst. Stell dir einfach vor das er möglicherweise damit aufgewachsen ist das Samstags zum Markttag jemand aufgeknüpft oder enthauptet wurde. Verstehst du was ich dir sagen will ? Er wird mit aller nötigen Härte durchgreifen und dieser Mann ist Hart wie Stahl wenn du mich fragst.

Wie auch immer sie entscheiden würde, ob sie ihn als Vertrauten annahm oder nicht, das wollte er ihr gerne überlassen, aber das was er ihr gerade gesagt hatte mußte sie bedenken. Sie waren keine Menschen und wenn Sarah einen Fehler begehen würde, dann würde Nickolai sicher mehr tun als ihr Hausarrest zu erteilen.
Er wartete auf ein Zeichen von verstehen in ihren Augen und hoffte das seine Worte sie erreichten.
 
Sie war ebenfalls stehen geblieben, wieder ein Stück hinter ihm und erwiederte seinen Blick, oder das, was man als seinen Blick deuten konnte. Ganz wohl war ihr dabei nicht und sie wusste nichmal, weshalb es ihr gerade jetzt so unangenehm war von diesem seltsamen Glitzern im Dunkeln seiner Kaputze angestarrt zu werden.

Im geiste sammelte sie jene Informationen, die sich auf die Schnelle aus älteren Zeiten finden ließen. Galgen, Hexenverbrennung, Folter, Köpfungen.. waren dies die Dinger, die er meinte? SO ALT?
Sich vorzustellen dass jemand so alt war, war schier unmöglich für sie. Das würde bedeuten dass man eine um die nächste Nacht einfach da war. Tage, Wochen, Monate, Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte.
Für einen Moment sah sie den Gang zurück, den sie hinter sich gelassen hatten. Ich muss nur zu dem Kerl ins Zimmer und mache auf eine gewisse Art und Weise eine Reise in die Vergangenheit? So wenig Sympathie sie dem Seneschall entgegenbrachte, so sehr weckte dieser Gedanke doch ihr Interesse.
Die Gegenwart Lurkers wurde dadurch jedoch nicht gänzlich ausgeschaltet und sah sie ihn wieder an während sie selbst ihre Schritte wieder aufnahm. "Danke. Ich werd mir Mühe geben dran zu denken"
Ob sie es tatsächlich verstanden hatte war so genau nicht zu sagen, aber zumindest hatte sie scheinbar über die Worte nachgedacht und versucht sie zu verstehen. "Und Danke dass du mit mir hier warst. Ich werd jetzt den Kerl anrufen und mich wohl abholen lassen. Vielleicht ruf ich dich ja morgen schon wieder an." Sie grinste nicht, obwohl diese Worte doch zu einem Grinsen einladen sollten. Und hätte sie gewusst, dass er Raphael bei sich hatte, dann hätte sie ihm vermutlich irgendetwas für diesen mitgegeben, aber sie wusste es eben nicht. Tatsächlich war in ihren Gedanken momentan auch überhaupt kein Platz für Raphael.
 
Was sie sagte war sehr wahrscheinlich nicht unbedingt das was sie dachte, aber irgendetwas war ihr wohl durch den Kopf gegangen.
Aber ihre Mimik war schwer zu deuten, die Kleine hatte ein wirkliches Pokerface. Unwillen zeigte sich nur wenn sie ab die Muskeln ihres Unterkiefers für eine Sekunde anspannte.
Mehr konnte er nicht tun, er hoffte das es reichen würde um ihr zu helfen.
Sein heiseres Krächzen war nicht dazu geeignet sonderlich warm und freundlich zu klingen wenn man ihn nicht gut genug kannte um diese Nuancen herrauszuflüstern, aber er gab sich alle Mühe ein wenig väterlich für Sarah zu klingen.

Wähle diese Nummer an wann immer du möchtest, ich melde mich dann bei dir. Ich meinte das vorhin ernst, wenn Wolf dich zu mir geschickt hat, dann erwartet er das ich für dich da bin. Ich bin der Meinung das man uns in dieser Gesellschaft nicht verbieten kann einige unserer alten Werte aus der Sekte mit hinüber zu retten. Zumindest untereinander. Also bis bald Sarah und paß auf dich auf.

Sie hatten die Türe erreicht und der Lakai der dort stand hatte nur Lurkers letzten Satz hören können. Mit einem Lächeln das kurz unterhalb des Schattens seiner Kapuze sichtbar wurde warte er noch auf ihre Abschiedsworte, bevor er sich umwandte und aus der Türe in die Nacht verschwand.
 
Sie besaß oft genug den seltsamen Drang, jedermann zu erzählen dass sie schon alleine klar kommen würde, oder gewisse Dinge auch alleine erledigen konnte. In diesem Fall wenigstens kam der Standartsatz nicht über ihre Lippen.
Sie sah den Wachmann kurz an und erst draußen gab sie Lurker die Hand, betrachtete die dünnen Fingerähnlichen Teile, welche sich nur mit den Spitzen an ihre Haut heranwagten.
"Sei vorsichtig" Wahrscheinlich bezogen sich die Worte auf seine letzten Worte, ein kurzes Lächeln zierte ihre Lippen, welches dem Wachmann echt genug sein durfte.

Dann verschwand auch sie in der Dunkelheit.
 
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