Kappadozius
Vorsintflutlicher
- Registriert
- 18. April 2010
- Beiträge
- 2.476
– † –
Die angenehme Ruhe und Stille der Räumlichkeiten wurde plötzlich von einem ungewohnten Klingeln gestört. Das hässliche grüne Telefon mit der Wählscheibe verlangte mit seiner schrillen Kakophonie ohne Umschweife nach der Souveränin von Finstertal, denn es war mitnichten Teil des Sekretariats, sondern hatte seinen eigenen Ehrenplatz im Buchets Büro. Nur wenigen war seine Bedeutung bekannt und jene, die darum wussten, nannten das veraltete Ding im Scherz auch gerne das grüne ›Maskerade‹-Telefon. Das der scheußliche Apparat gerade jetzt so munter vor sich hin klingelte, war selbstverständlich alles andere als ein Zufall!
Schließlich nahm jemand das Gespräch entgegen und durch den Hörer ertönte eine angenehme, wenngleich befehlsgewohnte Stimme einer Frau mit einem ganz leichten italienischen Akzent:
»Bonam noctem! Rosselini am Apparat. Spreche ich mit dem Repräsentanten der Stadt Finstertal?«
Da anzunehmen war, dass sich ausschließlich Magdalena ›Lady Noir‹ Buchet wohl am anderen Ende der Leitung befinden müsse, fuhr Frau Rosselini ohne Umschweife fort:
»Hoffentlich rufe ich nicht gerade in einem ungünstigen Moment an, doch es ist mir ein inniges Bedürfnis Ihnen zu Ihrer Amsteinführung persönlich zu gratulieren. Sie haben es wirklich weit gebracht und nun haben Sie die gefährlichste und zugleich undankbarste Position im großen Uhrwerk unserer Gesellschaft, welche man sich ausmalen kann. Jeder wird nun sein Augenmerk auf Sie richten, denn der große Stundenzeiger gibt stets den Takt vor, doch die kleinen Zeiger stehen natürlich niemals still. Sie sollten wissen, dass ich mich mit Ihrem Vorgänger vortrefflich verstanden habe und sein Andenken möchte ich ehren, indem ich es mit Ihnen genau so halte. Wenn Sie also jemals das Gefühl haben sollten, dass Ihr Uhrwerk etwas geölt werden muss, dann zögern Sie bitte nicht und zählen Sie auf meine Hilfe, Frau Buchet.«