[20.05.2008] Faites vos jeux!

Adrian schenkte Katharina ein asiatisch höfliches Lächeln. Er schien nicht beeindruckt und genausowenig beunruhigt von der Drohung der Tremere. "Ich werde die Botschaft überbringen. Ich wünsche Ihnen einen gute Nacht und noch viel Glück beim Spiel." Damit verschwand der Japaner auf dem Weg zum Ausgang heraus. Katharina blieb alleine zurück unter Spielern.
 
"Ebenso, Herr Yoshida. Vielleicht sieht man sich ja mal unter weniger... beruflichen Umständen."

Damit schen ihr Gespräch erst einmal beendet zu sein und Adrian von dannen, ihre Prognose weiterzugeben. Nun, nur zu, sie war die letzte, die ihn stoppen würde, ganz im Gegenteil. Nachdem er soweit entschwunden war, winkte sie Calvin zu sich und nahm an einem der Draw-Pokertische Platz, nachdem sie das Geschehen dort eine Weile beobachtet hatte. Ein wenig gespannt war sie ja doch, ob sie es noch konnte und mit was für Charakteren Finstertal aufwartete.
 
Die Runde bestand aus Katharina und vier weiteren ausschließlich männlichen Spielern. Die Spieler waren alle Amateure und gaben der Tremere den ein oder anderen Tell. Gleichsam war es auch nicht gerade von Nachteil das Katharina nicht atmete und durch ein wenig Selbstdisziplin, über die sie wie jeder Tremere verfügte, selbst keine Zeichen gab. Dadurch konnte sie ihr Startkapital innerhalb einer Stunde auf 750 € erhöhen.
Gleichsam bemerkte die Tremere das sie immer von einem der Sicherheitskräfte beobachtet wurde. Es war nicht immer der selbe Mann, aber die Security schien sie auf dem Kieker zu haben.
 
Das ging ja an sich nicht allzu schlecht los, auch wenn man natürlich sagen konnte, daß es nicht ganz mit rechten Dingen zuging. Katharina sah von den Karten auf ihrer Hand zu dem Spieler zu ihrer Linken. Er gab sich ruhig und so cool er eben konnte, aber so wie er mit dem Augenlid zuckte, war er nervös. Er hatte schwache Nerven, weshalb er schnell paßte, wenig riskierte und nur wirklich bombensichere Hände bis zum bitteren Ende spielte. Rechts spielte aggressiv, aber vermutlich nicht des Geldes wegen, oder zumindest hoffentlich nicht. Er war nicht per se schlecht, hatte aber wenig Gespür dafür, wann er besser aussteigen sollte und klammerte sich an seine Blätter, wenn er glaubte er könnte sie durchbekommen. Bluffen konnte man ihn daher selten, aber wenn man ihn mit einer der eher dürftigen Hände erwischte, die er trotzdem dann und wann ums Verrecken durchboxen wollte, verlor er viel. Kein Wunder, daß er den größten Teil dessen beigetragen hatte, was Katharina vor sich auf dem Tisch liegen hatte. Halbrechts hatte begriffen worum es ging und auch die Regeln einigermaßen intus. Ab und zu war er sich mit der Handreihenfolge nicht hundertprozentig sicher und er konnte sich gewisser Zuckungen nicht enthalten. Wenn er ein schlechtes Blatt hatte, war das recht leicht zu erkennen und er bewegte die Augen zuviel, was das eine oder andere über ihn verriet. Halblinks war ein solider Routinier, aber auch ein Wagehals, der gerne mal auf Risiko spielte und in der letzten Runde auch schon 3 neue Karten kaufte, wenn er sich besonders glückhaft wähnte.

Während Links auf seine Hand und dann wieder zu seinen Mitspielern sah, und dann sein Blatt umgedreht auf den Tisch legte und von sich wegschob, ging Halblinks mit. Ihn fand sie am schwierigsten zu lesen, weshalb er eine Art Wildcard darstellte. Halbrechts fuhr sich über den Schnauzer, seine Augen blieben lange auf der linken Seite seines Blattes hängen bevor er wieder zu den anderen sah. Er brauchte nicht lange um zu erhöhen. Rechts schien sich sehr sicher zu fühlen, er erhöhte erneut.

Sie ließ sich Zeit. Ihr Entschluß stand fest, aber sie taxierte trotzdem noch einmal ihre Mitspieler. Den Sicherheitsmann, der im Moment wieder einmal wie zufällig in der Nähe war, hatte sie ebenfalls bemerkt, tat aber wie bisher so, als ob sie ihn nicht übermäßig beachtete. Sie schob die Unterlippe vor, während sie noch einmal genüßlich studierte, was sie in der Auslage hatte. Die 3-7 Straight war jetzt nichts zum lauten Jubeln, aber vielleicht standen die Chancen, ihn durchzubekommen doch nicht so schlecht... Langsam und vielleicht etwas zögerlich schob sie den Grundeinsatz in die Mitte, bevor sie die Erhöhungen nachlegte.
 
Ja, alles in allem hatte sie doch in den vergangenen Stunden das eine oder andere gesehen und ein grobes Gefühl für die Lokalität bekommen. Zeitweise hatte das bedeutet, daß sie etwas mehr Geld als nötig verloren hatte, wenn sie sich etwas weniger auf das Spiel und mehr um ihre Umgebung kümmerte, aber auf lange Sicht machte das nichts und hatte auch geholfen, die Herren länger bei der Stange zu halten. Alles in allem hatte sie ihr Konto wohl um etwa 600 Euro erhöht, plusminus ein bißchen. Was ja schon ganz ordentlich war. Als sich also ein Ende ankündigte, bedankte sie sich bei den Herren für das Spiel und suchte ihre Sachen zusammen. Calvin war schon fast auf dem Weg nach draußen, als sie sich an den Angestellten des Hauses wandte, der den Tisch betreut hatte.

"Vielen Dank für ihre Dienste. Ich muß sagen, die neuen Betreiber haben sich große Mühe gegeben, das Ambiente zu erhalten und es ist ihnen ziemlich gut gelungen. Meine Anerkennung für den Geschäftsführer, er scheint was von seiner Arbeit zu verstehen."

Wie als Nachgedanken ließ sie sich von Calvin einen 10 Euro Chip geben, und ließ diesen im Tronc verschwinden. Mehr als grundsätzlich nötig, aber sie war mit dem Ergebnis ihres (vordergründigen) Besuchs auch nicht wirklich unzufrieden. Und sie wußte, was sich gehörte.

"Für die Angestellten."
 
Der Croupier bedankte sich freundlich, entwickelte aber kein größeres Interesse an Katharina. Die Sicherheitskräfte behielten sie weiter im Auge bis sie das Gelände verlies aber das doch mit gebotener Zurückhaltung. Die Tremere konnte unbehelligt gehen.
 
Damit machte sich Katharina dann auch langsam zum Aufbruch bereit. Sollte sie noch in der Lage sein, etwas zu finden, daß Aufschluß über ihren neuen besten Freund gab, der Urban ersetzt hatte, eine Spielhausbroschüre oder ähnliches, würde sie sich das sichern, ansonsten würde Calvin für sie in der Zeitung oder woanders nach den passenden Namen suchen müssen. So oder so war das letzte Wort hier noch nicht gesprochen. Sie wechselte die Chips in Bargeld zurück und verließ das Etablissement nach einem letzten Rundgang.

Zurück im Wagen, wartete sie, bis sie das Gelände der Spielbank verlassen hatten, dann zog sie das Telephon und wählte die Nummer der Regentin. Was auch immer da vorgegangen war, sie konnte und wollte nicht alleine entscheiden, wie es mit dem Casino weiterging, besonders, da sie sich dabei erwischte, daß die darüber nachdachte, wie an den Kerlen ein Exempel zu stationieren war. Nur was mit Yoshida passieren sollte war ihr noch nicht klar, aber auch da gab es Mittel und Wege.

Dann war da nur noch das Signal, daß der Empfängerapparat läutete.
 
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