[20.04. 2008] Problemlösung

Leo

Johnny Steinberg
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7. März 2008
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Arthur erzählte Erkki von Miguels Eifersuchts-Problem mit Lucia. Erkki war ein guter Problemlöser, ihm würde sicherlich eine gute Lösung einfallen.
Erkki dachte eine ganze Weile nach. Dann schien er einen Geistesblitz zu haben.

„Der Gedanke von Miguel, dass ich Lucia in dem Club ablenke, ist gar nicht so schlecht. Jedoch sollte sich diese Ablenkung idealerweise nicht nur auf den Club beziehen. Wenn Lucia nicht nur an dem einen Abend sondern generell weniger eifersüchtig wäre, dann hätte Miguel wesentlich mehr davon.
Wenn er aber mehr Freiraum möchte, dann sollte er am besten auch ihr mehr Freiraum geben. Ich glaube kaum, dass sie dutzendweise Männer verführen möchte, aber wenn ein Mann ihr den Hof machen und sich etwas um sie kümmern würde, ich denke, das würde ihr gefallen. Und wenn es jemand wäre, der zwar bei ihr Erfolg hat aber nicht wirklich ein ernsthafter Nebenbuhler ist…wie wäre es denn, wenn ich das übernehme?“

Arthur überlegte.

„Hm…nun ja, Miguel als stolzer Spanier…aber wenn es jemand wäre, den er kennt, und ich denke, dass er dich mag…aber das Ganze ist doch irgendwie ganz schön hintertrieben. Ob Miguel sich auf etwas solches wohl einlassen würde…?“

„Lass mich mit ihm reden, ich werde ihn schon überzeugen. Wir hätten alle etwas davon. Lucia wäre etwas sanftmütiger, Miguel wäre weniger von ihren Eifersuchtsanfällen geplagt, du hättest bei Miguel etwas gut und ich…nun ja, ich könnte nicht behaupten, dass ich Lucia unattraktiv finde…
Und ich möchte anmerken, unser Soll und Haben Stand ist ein wenig unausgeglichen, wir haben momentan ein wenig zuviel Schulden. Da wäre es sehr gut, das ein wenig zum Positiven hin zu ändern.“

Da sprach Erkki von einer geplanten Liebschaft mit Lucia als ginge es da um einen Geschäftsabkommen. Nun ja, wenn es auf diese Weise abgemacht wurde, dann war es ein Geschäftsabkommen…aber dass Erkki das so nüchtern sehen konnte...

Arthur fragte: „Und du meinst, du kannst ihr das überzeugend vorspielen – also dass du was für sie empfindest... denn wenn sie merkt, dass das reine Berechnung ist...“

Erkki lächelte zuversichtlich.

„Aber natürlich werde ich überzeugend sein. Sie wird sich von mir sehr geliebt fühlen...“


Wie berechnend er ist fuhr es Arthur durch den Kopf.

Aber er tut das für mich.

Er ist ganz anders als ich. Warum habe ich das bisher nicht gesehen? Ich glaube ich habe es nicht sehen wollen


Und für die Glaskunst, empfand Erkki dafür überhaupt dieselbe Leidenschaft wie Arthur, oder bildete er sich das nur ein?
Konnte Erkki überhaupt jemanden lieben, außer Arthur? Und wäre diese Liebe nicht weg, wenn das Blutsband nicht mehr bestand?
Lauter unangenehme Fragen stellten sich ihm nun plötzlich.
Er bekam Angst davor, was er bei Erkki sehen mochte, wenn Arthur schließlich Auren lesen konnte.
Und er fragte sich, was für ein Kainskind aus Erkki wohl werden mochte.

Er wird sicher besser zurechtkommen als ich in dieser Welt aus Falschheit und Berechnung.

Und dennoch, Arthur konnte nicht aufhören Erkki zu lieben…selbst wenn noch so unangenehme Wahrheiten über ihn zum Vorschein kämen.

Und ich dachte ich kenne ihn. Besser als jeden anderen.

Wie sehr er sich da getäuscht haben mochte.

„Nun gut, dann ruf Miguel an", sagte Arthur schließlich.

Er war gespannt ob Erkki es tatsächlich schaffte Miguel diese Sache schmackhaft zu machen.
 
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Was habe ich gesagt?“ sagte Erkki triumphierend, als Arthur aufgelegt hatte.

„Und das mit Lucia, das kriege ich auch noch hin…“

„Ach Erkki, du tust so viel für mich…“

Und Arthur trat zu ihm, umarmte ihn und streichelte Erkkis Rücken.

„Kann ich heute bei dir bleiben?“ fragte Erkki.

„Aber ja…“

Arthur sprach leise und zärtlich.

„Trink von mir, aber nur wenig, und langsam, damit es länger dauert…“

„Von wo?“

„Von meiner Kehle.“

Arthur legte sich auf sein Bett. Erkki holte ein Skalpell und machte damit gekonnt einen kleinen Schnitt in Arthurs Kehle.
Einladend sickerte ein wenig Blut aus der Wunde, Erkki erschnupperte den verlockenden Geruch und legte sich nun auf Arthur, platzierte die Lippen über die Wunde und sog ein wenig Blut heraus. Und noch ein wenig...sehr langsam und genüsslich.
Insgesamt nur etwa 100 ml.

Als Erkki im Bad war dachte Arthur daran zurück wie er Erkki kennengelernt hatte.
Arthur war in die Glasfabrik seines Vaters gegangen, was ein ziemliches Risiko gewesen war, da jemand ihn hätte erkennen können und er eigentlich viel älter hätte sein müssen. Vielleicht war es genau dieser Thrill der Gefahr gewesen, der ihn dorthin getrieben hatte, er wusste es nicht.

Und dann sah Arthur dort diesen jungen Glasbläser bei der Arbeit. Es war sofort der Funke übergesprungen. Er hatte die Augen nicht mehr abwenden können von diesem jungen Mann…und da wusste Arthur, er wollte diesen Mann, als seinen Ghul, koste es was es wolle.
Und als dieser schließlich das Glasgefäß fertig gestellt hatte, sprach Arthur ihn an.

„Wie ist dein Name?“

„Eckhardt von Löwenstern. Aber alle nennen mich Erkki.“

„Du bist…Sohn von Wilhelm von Löwenstern?“

„Ja genau. Kennst du meinen Vater?“

„Vom Namen her. Bist du der einzige Sohn?“

„Nein, ich habe noch zwei ältere Brüder und eine jüngere Schwester.“

„Bist du der einzige der Familie, der die Glasbläserei betreibt?“

„Ja, wie kommst du darauf? Und man sieht das nicht so gern in meiner Familie.“

Manche Dinge änderten sich doch nie.
Aber Wilhelm kam eben sehr nach dem Vater.

Mein Bruder Wilhelm…zu Vaters Bedauern der Zweitgeborene, und ich, der Erstgeborene, der in Vaters Fußstapfen hätte treten sollen, war alles andere als so wie Vater es sich gewünscht hätte…

Er hatte Erkki dort herausgeholt aus dem engstirnigen Sumpf dieser Familie, dem er selbst einst mühevoll entstiegen war.

Ich habe meinem Bruder den Sohn genommen. Aber er hatte noch zwei andere…und ich hatte keinen…und ich wollte auch einen Sohn. Er ist mein gestohlenes Glück.

Und doch wünschte sich Arthur gleichzeitig Erkki wäre nicht sein Neffe.

Ich hätte ihn auf jeden Fall zu mir genommen. Egal wie er heißt, egal was für Fähigkeiten er hat. Weil es Liebe auf dem ersten Blick war.

Dass Erkki so intelligent und vielseitig begabt war, umso besser, aber das hatte Arthur da noch gar nicht gewusst. Die Entscheidung für Erkki stand fest bevor er jegliche Details wusste. Es war eine reine Bauchentscheidung gewesen. Dass ein Tremere so irrational sein konnte…
 
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Arthur und Erkki lagen im Schlafanzug nebeneinander in Arthurs Bett, aneinandergekuschelt.

„Wenn du nicht mein Neffe wärst…es hätte ganz anders sein können…“ seufzte der Tremere.

Was hätte anders sein können?“

„Es gäbe keine gewissen…Grenzen…“

„Existieren diese Grenzen nicht bloß in deinem Kopf? Ich sehe hier keinen Grenzwächter.“

Es kostete Arthur sichtlich Überwindung diese Frage zu stellen: „Hast du eigentlich schon mal mit einem Mann…?“

„Ob ich schon mit Männern geschlafen habe? Ja“, antwortete er leichthin.

Arthur war verdutzt, auch darüber wie locker Erkki mit umging.

„Schon vor oder auch nachdem ich dich kennenglernt habe?“ wollte Arthur wissen.

„Beides.“

„Warum hast du mir das nie gesagt?“ wunderte sich Arthur.

Erkki zuckte mit den Schultern.

„Es hat doch nicht viel bedeutet. Genauso wenig wie mir all die Frauen was bedeutet hätten. Und da habe ich dir auch nicht alles erzählt mit wem ich etwas hatte.
Und was wäre denn anders, wenn ich nicht dein Neffe wäre? Geht es da nicht eigentlich schon zu weit, wenn wir hier so liegen?“

Arthur brachte kein Wort heraus.
Unvermittelt küsste Erkki Arthur zart auf die Lippen, nur kurz. Arthur riss entsetzt die Augen weit auf.

„Ist das die Grenze, von der du sprachst?“ fragte Erkki leise.

„Das dürfen wir nicht!“

„Wer will es uns verbieten?“

„Das ist unmoralisch…! Und es ist durch nichts zu ändern, dass wir miteinander verwandt sind. Oder hast du vielleicht auch für dieses Problem eine Lösung?

Erkki lächelte.

„Du bist einfach zu verkrampft. Du machst dir zu viele Gedanken.
Und was als moralisch verwerflich gilt ist abhängig von der Kultur, das ist nicht naturgegeben. Im alten Ägypten haben die Pharaonen nicht selten ihre Schwester geheiratet.
Und wir, tun wir irgendjemandem damit weh wenn wir uns küssen und mehr? Nein.
Wir können damit auch kein behindertes Baby zeugen - nicht einmal dieser Vernunftgrund spricht also dagegen. Und wenn wir es doch beide wollen...“

„Du sagst das so leichthin!“

Er schwieg eine Weile, aber dann fragte Arthur: „Begehrst du mich eigentlich…schon länger?“

„Hm…jaa…aber ich wusste du bist noch nicht so weit. Du unterdrückst soviel War es denn schön, der Kuss?“

„Mmm…doch, ja…“

Erkki lächelte breit.

„Dann sollten wir das doch wiederholen. Aber keine Sorge, wir werden es langsam angehen.“

Erkki beugte sich nochmals vor, und ihre Lippen berührten sich. Dann hörte Erkki wieder auf und besah sich die Wirkung. Arthur lächelte.

Dann sagte der Tremere: „Als ich dich damals zum ersten Mal gesehen habe, und was ich da empfunden habe, ich denke es war Verliebtheit. Aber als ich dann erfahren habe du bist mein Neffe…da musste ich es unterdrücken, verleugnen…ich konnte es nicht einmal mir selbst gegenüber eingestehen…und außerdem, für einen Mann so zu empfinden, schon allein das war abwegig, für mich, damals...“

„Unterdrückte Gefühle sind sehr ungesund…vergiss die Grenzen, Arthur…warum soll es die für uns geben…aber ich werde sie dich vergessen machen mit der Zeit, keine Sorge…“

Und wieder küsste er Arthur.
 
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Arthur war äußerst verwirrt, vor allem in Bezug auf seine Gefühle für Erkki.
Die sich nun steigernde körperliche Intimität zu Erkki gefiel ihm, machte ihm aber auch Angst.
Aber allzu lange schon hatte er sich vorgemacht, dass sie kein Liebespaar waren solange sie die "Kussgrenze" nicht überschritten. Nun also konnte er es vor sich selbst nicht mehr länger verleugnen. Dass er mit Erkki eine Beziehung hatte. Eine Liebesbeziehung. Obwohl Arthur doch Erkkis Onkel war...
Doch auch wenn ihn die Tatsache dieses Verwandtschaftsverhältnisses nach wie vor bekümmerte, von Erkki ablassen konnte er nicht.

„Aber du hast doch nicht Oxford vergessen?“ fragte er Erkki.

„Nein. Aber hier wird uns das sicher nicht passieren.“

Wie konnte Erkki da so zuversichtlich sein…

Erkki war offenbar ein ziemlicher Casanova, da war Arthur doch einigermaßen erstaunt, und zudem hatte Erkki mit zahlreichen Männern...
Dabei wirkte Erkki so harmlos, von ihm würde man wirklich nicht denken, dass er derart promiskuitiv war. Er wirkte eher wie der brave, treue Ehemann, der nur Augen für die eigene Frau hatte.

Wie schon so oft schlief Arthur in Erkkis Armen ein. Auch Erkki schlief, doch er wurde schon recht bald wieder aus dem Schlaf gerissen von seinem Handy, das piepte. Er hatte die Weckfunktion eingestellt. Vorsichtig löste er sich von Arthur, griff nach dem Handy, das auf der Kommode lag, und stellte das nervtötende Piepen aus.
Er stand auf und deckte Arthur wieder zu.

Erkki musste um 8 Uhr in seiner Praxis sein. Besonders munter fühlte er sich nicht. Aber immerhin konnte er sich zwischen 12 und 15 Uhr, wenn die Praxis geschlossen war, oben in die Wohnung zurückziehen und dort ein Nickerchen machen. Eine Wohnung im selben Haus zu haben wie die Praxis, das war wirklich äußerst praktisch, da hatte er eine gute Wahl getroffen.
 
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