Schrottplatz [18.05.2008] Eine Melody im Schrott

Totz66

Kainit
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Moishe erwachte und es wurde ihm auch sofort bewusst das mit dieser Nacht eine neue Zeitrechnung anbrach...Oliver Buchet war nicht mehr der Prinz von Finstertal...alles ging einmal vorbei, selbst wenn man ein Vampir war. Damit begann nun auch für ihn seine Wacht...und es gab viel zu tun. Er hatte über Tag seine erwarteten Unterlagen von Maidland Tech bekommen, konnte gegenüber Presse und Behörden nun als deren Representant auftreten. Nicht für das operative Geschäft aber er würde sich um Öffentlichkeitsarbeit und die Sicherheit kümmern und als solches dem Aufsichtsrat angehören. Jetzt musste er nur alles in die richtigen Bahnen leiten und seine Basis in Finstertal stand...und darüber würde er mit Friedrich sprechen müssen...schwungvoll setzte er seine Unterschrift unter den von einem seiner Anwälte als sauber klassifizierten Vertrag...mit dem daraus resultierendem Gewinn an sozialem und finanziellem Prestige würde das Anwesen von Mentesse zukünftig seinen Lebensstil besser abbilden...wenn es denn von allen Fallen gesäubert war.
Aber nun ging es zunächst einaml zum Schrottplatz wo diese Frau sich aufhalten sollte die Lena so dringend sprechen wollte...Waffenmeister, das klang so nach Mittelalter, Lanze und Schild. Aber die Camarilla hatte schon immer dem Archaischen den Vorzug gegeben.
Moishes Wagen hielt auf dem Gelände, die fahrt war ruhig verlaufen und die Nachrichten dieser nacht waren zwar noch vom Unfall im Tunnel geprägt aber nicht weiter beunruhigend, zumindest wurde nicht reisserisch von marodierenden Geistern gesprochen.
Moishe wusste von Iain das hier jemand Waffengeschäfte machte und das dies eine Frau war. Er hatte die Dame noch nicht kennengelernt und wusste auch nichts von denBeziehungen seines Clans zu ihr.
Egal, Blindflug, mal sehen wie sie so drauf ist...übr kurz oder lang muss ich sowieso mit ihr zu einem Agreement kommen, ist zwar keine direkte Konkurrenz für Maidland...aber doch die gleiche Branche.
Der Ventrue schlenderte aufmerksam Ausschau haltend über den Platz, sich sicher das er bestimmt schon bemerkt worden war...würde sie sich ihm zeigen?
 
Nachts auf das Gelände eines Schrottplatzes zu fahren war etwas, wofür so mancher berechtigter Weise ein wenig Mut brauchte. Die Boxbude existierte hier noch nicht wieder und so gab es für Melodys Bedürfnisse zu wenig Publikumsverkehr um allen nächtlichen Besuchern wohl gesonnen zu begegnen. Erst vor ein paar Nächten waren welche von ihrer Sorte hier gewesen, hatten sich von der Schrotflinte nicht nervös machen lassen und von ihr den Zugang zum Dom gefordert. Nach dieser Nacht hatte Melody 'aufgerüstet'. Immerhin ging es nicht an, dass Hinz und Kunz sich einfach unbemerkt auf ihr Gelände schlichen. Unter Umständen hatte Moishe ein glückliches Händchen damit beweisen, dass er so offen auf das Gelände gefahren kam. Immerhin versuchte er recht offensichtlich nicht, sich heran zu pirschen.

Sehr schnell wurde dem Sheriff der Stadt klar, dass sein ankommen wie erwartet bemerkt worden war. Aus dem Schatten zwischen den Autos zwei Meter vor Moishe trat bedächtig ein ein schwarzer Hund hervor. Sein Kopf war breit und kräftig mit deutlich ausgebildeter Schnauze, die mittelgroßen Ohren hingen an den Seiten seines Schädels herab. Der Körper wirkte mächtig und schwer und um den Hals herum hatte er fast so etwas wie eine kleine Mähne. Die Schulter des Hundes mochte dem Sheriff ungefähr bis zur Mitte des Oberschenkels reichen. Der Hund gab sehr vernehmlich zwei mal Laut und blieb dann in seinem Abstand vor dem Mann stehen. Die Lefzen zog er warnend ein Stück zurück.

Melody zog es für den Moment vor noch in den Schatten auf der anderen Seite verborgen zu bleiben. Vielleicht reichte Balou ja schon um den Besucher zu verschrecken und wieder abhauen zu lassen. Sie hatte keinen Bock auf ihres gleichen. Der Hund und sie fanden erst noch zu einander. Sie hatte die erwachsene Tibetdogge aus dem Tierschutz bekommen. Er war ein Glücksgriff für die Gangrel gewesen. Es gab wenige Herdenschutzhunde bei denen es schwarze Fellfärbungen gab. Die Rasse der Dho Khi war eine von ihnen und zählte in den meisten Gebieten nicht zu den Gefahrhunden. Die Rasse war für ihre Eigenständigkeit bekannt, was sie für den Schrottplatz gut brauchen konnte. Immerhin sollte der Hund auch über Tag zusammen mit den menschlichen Angestellten Wacht halten und nachts, wenn sie selbst anders wo unterwegs war. Auch wenn Moishe es nicht sehen konnte, war die Schrotflinte nicht direkt auf ihn gerichtet, sondern ihr Lauf zeigte zum Boden. Immerhin versteckte er sich nicht.
 

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Man, für die ansonsten tierunverträglichen Untoten haben wir hier in Finstertal aber viele vierbeinige Gefährten schoss es dem Juden durch den Kopf. Moishe sah das Tier ruhig an, wenn es nicht floh war es Vampire gewohnt und er hoffte das es zu gut erzogen war um einfach anzugreifen. Das sonst selbstverständliche freundliche Lächeln unterdrückte der Ventrue, wurde es von Hunden doch oft als zähnefletschen gewertet und damit als Drohgebärde. Dafür ging Moishe langsam in die Hocke und streckte seine Rechte aus damit der Hund wenn er näherkommen sollte daran schnüffeln konnte um sich mit dem Geruch des Juden vertraut zu machen.
"Hallo mein Freund, Du bist aber ein aufmerksamer Wächter. Wie heisst Du denn? Ich suche Dein Frauchen...kannst Du mich zu ihr führen?" Die Stimme des Ventrue war ruhig, freundlich, geradezu schmeichelnd. Er wollte das Tier nicht verschrecken und schließlich war er tatsächlich nicht in böser Absicht hier sondern nur um eine höfliche Einladung zu überbringen.
 
Wer zu einem Gangrel auf einen Schrottplatz kam, sollte unter Umständen mit vierbeinigen Gefährten rechnen. Balou war nicht der erste Hund hier auf dem Platz und dürfte viele Artgenossen haben, die an ähnlichen Orten wachten. Der Hund näherte sich nicht sondern blieb genau dort, wo er war. Er sollte abschrecken, nicht direkt eskalieren, wenn kein Angriff erfolgte. Na gut. Der Knabe wollte hartnäckiger sein und sie hatte keine Lust auf lange Versteckspielchen. Geduld war noch nie eine ihrer großen Stärken gewesen und so löste Melody die Verzerrung der Schatten um sie herum auf.

Während Balou rechts vor Moishe stand, hörte er nun von links vorn die Stimme einer Frau. „Balou.“ antwortete sie für den Hund, der lediglich seine Ohren ein wenig aufstellte, als er seinen Namen hörte. Melody trug praktische Jeans und ein schlichten, weinroten Pullover. Schließlich war sie hier am arbeiten und die Sachen mussten dreckig werden dürfen. Die Schrotflinte hielt sie in ihrer rechten Hand, den Lauf immer noch nach unten gerichtet, während ihr Stand eindeutig sicher war. Sie verzichtete darauf, betont lässig oder cool wirken zu wollen. „Hab' schon damit gerechnet, dass dem ersten Schwung weitere folgen. Was willst du?“ Wenn er nach der Mimik der Frau ging, dann löste seine Anwesenheit keine Begeisterungstürme bei ihr aus. Sie hatte ihren Platz mit Bedacht gewählt. Natürlich hätte sie auch hinter ihm ihre Deckung aufgeben können. Das hätte ihr einen gewissen strategischen Vorteil bei einem Angriff gebracht. Aber es hätte dem Unbekannten auch die Fluchtmöglichkeiten abgeschnitten. Ein Tier sollte nie ohne Ausweg sein, wenn man es nicht unnötig reizen wollte. Melody fand, dass sie ausgesprochen lieb und nett zu dem Mann war. Was das duzen anging... er war in ihrem Revier. Ungebeten. Und sie hatte keinen Bock darauf, ihre Ventrue-Erziehung zu präsentieren. Natürlich ahnte sie nicht, dass sie exakt einen Vertreter dieser speziellen Gattung vor sich hatte.
 
Moishe hatte langsam den Eindruck das Unhöflichkeit für viele Finstertaler Kainskinder zum guten Ton zu gehören schien. In seinen Augen war es nun gelinde gesagt unwahrscheinlich das Melody viel Kontakt zu seinem Clan gehabt hatte, sonst wären ihre Manieren besser.
"Guten Abend, habe ich das" ungemein überwältigende "Vergnügen mit Frau Sarah Schmidt?" Moishe lächelte nun verbindlich ohne dabei die Zähne zu zeigen. "Mein Name ist Moishe ben Levy und habe eine Nachricht für sie."
Immerhin war Moishe noch nicht sicher mit der richtigen Person zu sprechen, daher galt es zunächst nicht mehr als notwendig preiszugeben.
 
So langsam erinnerte sich Melody wieder. Sie hatte den Knaben schon mal gesehen. Genau. Moishe ben Levy, Ventrue, wenn man es genau nahm. Na ja. Das hätte sie auch anhand der Klamotten erraten können. Er war mit dabei gewesen, als sie in dem verfickten Mittelalter fest saßen und Zacharias Zeit schinden wollte. Kein Schwein hatte es damals interessiert, ob sie es auch rüber geschafft hatte oder nicht. Na. Um ehrlich zu sein war da die Kacke am Dampfen gewesen und sie konnte es ihnen noch nicht mal verübeln. Das hieß jetzt aber nicht, dass ihre Laune besser wurde. Sie erinnerte sich noch daran, wie der Typ von ihr Beweise verlangte, auf welcher Seite sie stand. In eine verfickten Traumwelt in der Vergangenheit. Na ja. Manchmal suchte man Intelligenz eben vergeblich. Jep, sie hatte die angebotene Partnerschaft sehr exakt nur auf den beschissenen Traum beschränkt, dem sie entkommen mussten.

„Na dann, Herr ben Levy, Ancilla vom Clan der Könige. Streng deine grauen Zellen an, denk ein wenig abseits der Realität, dann weisst du, ob du mit Sarah sprichst und ob deine Botschaft hier an der richtigen Adresse ist. Immerhin hast du mich ja schon mal quasi 'hier' getroffen. Habe ich dir damals nicht gesagt, dass es dich n Scheißdreck angeht, was ich im wahren Leben mache?“
 
"Nun, Frau Schmidt, passiert denn immer alles in dieser Existenz so wie Sie das möchten? Nein, oh wie schade für Sie." Moishe lachte in sich hinein. "So, ich bin hier in Ihrer Domäne und Sie haben bei unserem letzten Treffen schon deutlich gemacht das Sie hier ungestört sein wollen, weshalb ich seither auch nicht mehr hier war." So schön ist es hier ja nun auch nicht das man Ausflüge an diesen Ort planen will.
Wenn man den Leuten sagte sie sollen sich fernhalten durfte man sich nicht wundern wenn die sich nicht mehr nach dem Wohlbefinden erkundigten.
"Das ich heute Nacht von diesem Verhalten abweiche, wofür ich mich ausdrücklich entschuldige, liegt einfach daran das Prinz Magdalena Cruz mich bat Ihnen eine freundliche Einladung zu einer Unterredung zu übermitteln, was ich hiermit getan habe. Darf ich Prinzessin Cruz einen Termin nennen zu dem es Ihnen genehm wäre zu einem solchen Treffen zu erscheinen?"
Sarah dürfte auffallen das je rotziger sie antwortete Moishe immer aufgesetzt gestelzter reagierte, es grenzte schon fast an Sarkasmus. Aus Sicht des Ventrue diskreditierte und demütigte sich jeder mit dergleich schlechten Manieren wie Sarah nur selbst...er sah dieses Auftreten einfach als Zeichen der Schwäche an und das war offensichtlich seine Art ihr das unter die Nase zu reiben.
 
Nur ein kleines Loch in seinem Pelz.... gerade so viel um ihm Manieren bei zu bringen und ihm sein beschissene Blasiertheit aus dem Gesicht zu jagen Ob es klug war, eine Frau mit einer Schrotflinte in der Hand zu verspotten, bei der man nicht wusste, was sie geladen hatte? Hob sich der Lauf der Waffe etwas an, während der Ventrue seinen Spott los wurde? Als er Lena erwähnte, runzelte Melody ihre Stirn und es war vielleicht ihr Name, der verhinderte, dass die Situation für den Ventrue brenzliger wurde. Er hatte Glück. Sie hatte heute Nacht die Alpträume gut hinter sich lassen können und sie war nicht ganz so gereizt wie in manch anderer Nacht. Meine Güte, hätte es Lena nicht besser wissen können als ausgerechnet so einen Fatzke zu ihr zu schicken? Als Prinzlein war sie sich natürlich zu fein ihren Arsch selbst zu bewegen.

„Lena?“, fragte Melody und erwartete nicht wirklich eine Antwort. Das Wort drückte eher das Erstaunen aus, von der ehemaligen Freundin zu hören. Und von ihr vorgeladen zu werden, wenn man es genau nahm. „Wenn du mich ansprichst, nenn' mich Melody so wie alle anderen auch. Der andere Name ist Vergangenheit.“ Verdammt. Was wollte Lena von ihr? Wenn Buchet nicht mehr war, galt dann noch die Regel, sich abseits halten zu können? Sie hatte keinen Bock auf die verfluchten untoten Wichser.

„Fahr gleich zu ihr.“ und wenn du sie anrufst, erwischst du sie noch, bevor ich da bin. Ansonsten haste mit deinem Wagen wohl wenig Chancen. Ne Uhrzeit hat sie dir ja offensichtlich nicht für mich mit gegeben. Ihr Fehler. Mal sehen, wie ihr meine Art der Terminvergabe schmeckt. Bei dem Gedanken musste Melody ein wenig Grinsen, wenn auch nicht auf die nette Art. Hey, wenigstens ein paar kleine Freuden brauchte der Mensch.

„Sonst noch was?“
 
"Aber nein, ich möchte Sie nicht wirklich aufhalten und damit zu viel Ihrer wertvollen Zeit verschwenden. Ich werde Prinz Cruz von Ihrer Absicht unterrichten. Eine angenehme Nacht wünsche ich Ihnen."

Moishe zückte sein Handy und wählte die Nummer der Akademie um Bescheid zu geben das Melody auf dem Weg war, schwang sich hinter das Steuer seines Wagens und verlies den Schrottplatz ohne noch einmal zurückzusehen.
 
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