[18.05.2008] Absprachen unter Königen

"Mir geht es dabei nicht um das alltägliche Geschäft, ich bin sicher das Du das alleine handhaben kannst. Aber wenn Du z.B. überlegst eine Fraktion im Unterweltkrieg gegen die anderen zu führen wüsste ich schon gerne Bescheid und hätte Gelegenheit mit Dir darüber zu reden...und hätte gerne ein Vorlaufzeit um Schäden für die Maskerade abzuwenden."

Über den Bericht von Melody zu dem Zwischenfall runzelte Moishe nur die Stirn bevor er sprach. "Es ist wichtig dem Tier nicht zu viel Macht zu geben, deshalb hätte ich vermutlich ähnlich wie Du gehandelt. Aber ich kenne solche Leute ein wenig...manche werden Dir solches Verhalten als Schwäche auslegen...wenn es wieder vorkommt wirst Du ein Exempel statuieren müssen sonst giltst Du denen als schwach...bedenke das Caesars Clementia letztlich sein Tod war durch die Hand von Männern denen er großmütig ihr Leben geschenkt hatte."
 
„Gern.“, antworte Sarah auf den ersten Part von Moishe. Es konnte hilfreich sein, nicht alles auf den eigenen zarten Schultern tragen zu müssen. Auf der anderen Seite würde Moishe mit Sicherheit die Gelegenheit nutzen um seine Schäfchen ins trockene zu bringen. Noch zählte sie höchstens ganz am Rande mit zu seiner Herde. Sie machte sich da wenig Illusionen.

„Ich habe es nicht wegen des Tieres so gehandhabt. Ich wollte nur verflucht noch mal kein Blutvergießen. Es ist ätzend, dass sie darauf bestanden haben und es wohl noch weiter treiben werden. Gleichzeitig ist es für mich ein Tanz auf Scherben. Sie hatten Martys Monopol in griff weite geglaubt und nun komme ich als seine Freundin daher und sage ihnen: 'Nö, is nicht.' Natürlich sind sie angepisst. Das Hugo ihn nicht getötet habe, lag eher daran, dass ich etwas geprahlt habe. Der Offizier Hergüls meinte, wenn ich Martys Platz einnehmen wolle, sollte ich auch handeln wie er. Ich ließ mich dazu hinreissen ihm zu sagen, ich sei schlimmer. Ich sei eine Frau. Der nächste wird nicht einfach nur sterben, wenn ich ausreichend Zeit habe. Wenn ich ihnen den Respekt nicht auf die harte Tour einbläue, dann gibt es nur um so mehr Verluste.

Sie müssen sehr schnell lernen, dass ich bereit und fähig bin zu tun, was ich sage.“
 
"Tja, dann war das ein Fehler von Dir. Das wurde nicht als Prahlen wahrgenommen. Momentan hast Du den Eindruck vermittelt das Du nicht bereit bist bis zum Äussersten zu gehen...damit wirst Du jetzt erstmal leben müssen, denn diesen Eindruck kannst Du erst revidieren wenn Dir beim nächsten Mal jemand dumm kommt und das wird dann jemand sein der Deine Nehmerqualitäten kennt und schwerere Kaliber auffährt als ein Messer in deinem Bauch. Aus meiner Sicht hast Du mit Deiner "Angabe" einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen der Dich noch verfolgen wird."
 
„Glaub mir, das weiss ich selbst. Was soll ich sagen? Ich war einfach noch nicht auf Blutvergießen eingestellt. In meinem Kopf hatte ich schon einen Plan, eine Idee, wie das ganze laufen sollte. Wenn er nur noch fünf Minuten gewartet hätte, hätte er es wohl nicht mehr durch gezogen. Aber ich sagte in ähnlicher Weise. Er hat's nicht mit nem Messer versucht. Das Ergebnis wäre ein ähnliches gewesen“

Ja klar, sie sollte einfach schweigen und ihr Maul halten. Es fehlte noch, dass sie Moishe erzählte, wie Hugo sie auch getroffen hatte. Warum hörte sie nicht auf, ihm Details zu erzählen?

„Ohne Arzt wäre er an der Wunde verreckt. Ohne Frage hatte er das auch mit mir vor, kam aber nicht so weit. Selbst nach Martys Maßstäben wäre das Messer in den Bauch genug gewesen. Gleiches mit Gleichem vergelten. Und es wäre danach nicht für ihn vorbei gewesen.“ Sarah seufzte leise und rollte mit ihren Schultern. „Der verfluchte Kerl hatte Potential. Ich hasse Verschwendung....“, versuchte sie ihr Handeln noch weiter zu rechtfertigen. Der Mistkerl hatte schlicht um sein Leben gebettelt. Und sie hatte nicht töten wollen. Der nächste durfte keine Gnade erhalten – und das möglichst öffentlich. So viel war auch Sarah klar.

Gott... schon allein, wie sie Bruno zu einem Tanz bekommen sollte ohne ihn windelweich zu prügeln und den Italienern damit einen Vorwand zu liefern konnte sich als... sehr spannend erweisen. Trotzdem, sie war durchaus auch stur und der Idiot schuldete ihr was. Mal sehen, ob er so blöd war, in ihre Hand einzuschlagen. Dann würden sie ja sehen.
 
"Wenn er Potential hatte hättest Du ihn als Ghul beanspruchen sollen nach seiner Tat, aber was soll das gejammer über verschüttete Milch...Du wirst das schon regeln. Gibt es noch Dinge die wir heute Nacht besprechen müssen?"
 
Es lag an der Anspannung. Es sag ganz sicher an ihrer Anspannung. Moishe erntete noch einen kurzen Seitenblick, bevor die Ventrue an seinem Arm hell und warm auflachte. Es war ein freundliches und fröhliches Lachen, auch wenn sich ihm wahrscheinlich der Witz von dem entzog, was er so eben von sich gegeben hatte. Es dauerte auch nicht lang. Hatte sie sich selbst gegenüber nicht die gleichen Worte gebraucht, die er jetzt zu ihr sprach? Waren sich diese zwei ungleichen Wesen am Ende ähnlicher als zu nächst angenommen? Oder dachten Menschen und Vampire ständig an dieses Sprichwort von verschütteter Milch? Ihre Augen schimpften ihn jedenfalls einen Schelm. Das hatte er sich bereits ausreichend verdient. Nicht nur hiermit, sondern auch mit seinen anderen Andeutungen. Ob er ahnte, dass Melody eine Frau war, die sehr fest zu ihren Worten stand? Die nur noch von Dingen redete, die sie auch zu tun bereit war?

Sie war vorhin tunlichst und brav über sein schlüpfriges Angebot hinweg gegangen. Sie bezweifelte, dass es ihm in diesem Fall mit seinem Wort so ernst war, wie ihr immer mit ihrem. Auf Grund ihrer kleinen Misere mit der Clanszugehörigkeit war es ein kleiner, feiner Umstand. Etwas, was sie unter Umständen noch ausnutzen würde, womit sie versuchen würde ihn zu fangen und zu ködern. Nicht in einer bösartigen Weise. Lena wäre ihr als Lehrerin lieber, ungefähr tausend Mal lieber. Aber konnte Lena ihr auch alles bei bringen, was sie als Ventrue lernen musste? Immerhin war er es, der sie bereits beim ersten 'Date' gefragt hatte. Und nicht nur nach einem Kuss, wenn man die Worte im historischen Kontext sah. Damit hatte er Sarah eine Steilvorlage geliefert. Wenn sie sich traute. Wenn sie sich entschloss, ihm ausreichend zu vertrauen. Irgend jemanden musste sie finden, wenn sie das Ganze wasserdicht machen wollte. Wer wusste schon, ob nicht auch das Blut von Ashton in ihr noch ausreichend war. Sie würde es probieren müssen.

„Das war's für das erste.“ Finstertal hatte die Gangrelventrue Vorsicht gelehrt. Sie lobte die Nacht nicht mehr vor dem Morgen. Zu viel konnte noch geschehen
 
Natürlich hatte Moishe den Antrag alles andere als schlüpfrig gemeint, sondern einfach eine etwas altmodische Redewendung verwendet. "Gut, wenn Du Rat oder Hilfe brauchst weisst Du wie Du mich findest. Solltest Du einen meiner Mitarbeiter an den Apparat bekommen können die Deine Nachrichten weitergeben. Ich mache mich dann weiter auf den Weg, die Geschäfte rufen. Mach es gut und danke für die nette Unterhaltung und dein Entgegenkommen!"
Moishe winkte Melody zum Abschied und schwang sich in seinen Wagen...dort wählte er die nächste Rufnummer bei der er schon länger einmal vorstellig werden wollte.
 
„Gern geschehen, ich danke dir.“

Der Ventrue hatte sich eben erst abgewandt, als ihn Sarahs Stimme vielleicht noch mal dazu brachte, sich um zu drehen. Wie viel hatte er bis dahin geschafft? Ein, zwei Meter? Mehr sicher nicht.

„Moishe?“ bat sie noch einmal um seine Aufmerksamkeit. Wenn er sich umdrehte, zweifelte er unter Umständen an seiner Wahrnehmung. Die Haltung der Ventrue, der Hauch eines Lächelns... wirkte die Frau im Lederoutfit gerade zaghaft, schüchtern oder gar verlegen? Der Ventrue musste wohl selbst entscheiden, was genau es war, was er da sah, wenn er zu der jungen Frau hin schaute.

Nur wenn er diese Höflichkeit besaß oder sie überhaupt gehört hatte und nicht zu sehr in seine Gedanken vertieft war, würde sie noch weiter sprechen. Tat sie sich etwa schwer damit?

„Das, was ich vorhin am Telefon gesagt hatte... das mit dem Tanzen....das war keine Provokation.“ Wenn er ein Auge dafür hatte, bemerkte er vielleicht sogar ihren ganz leichten leichten Biss auf das Innere ihrer Lippe. Es war kaum zu sehen, aber fast alle Vampire sahen in der Nacht so gut wie bei Tag. In einer Art entschuldigenden Geste öffnete sie einem Arm mit der Hand daran leicht in seine Richtung. „Eher so etwas wie ein Tipp.“

Wie viel hatte es die Ventrue wohl gekostet, ihm das einzugestehen? Das Lächeln intensivierte sich etwas, sollte ihre Zaghaftigkeit überspielen und sie versuchte sich auch noch in einem kleinen Zwinkern, während Schulter und Kopf noch einmal leicht zuckten und sie zum Abschied die Hand hob. Dann drehte sie sich selbst schnell weg um zu ihrem Motorrad zu gehen. Melody schien sich mit diesem kleinen Geständnis nicht vollkommen wohl zu fühlen. Es lag wohl an dem Ventrue, was er mit dieser Information machen würde und wie es seine Sicht auf die Frau beeinflusste.
 
Moishe nickte seiner Clanschwester lächelnd zu. "Ich nehm Dich beim Wort. Halt mir einen Tanz auf Deiner Tanzkarte frei...wahrscheinlich wird Prinz Cruiz zu ihrer Inthronisation ja einen Ball geben und da hat Mann immer gerne eine charmante Tanzpartnerin. Dann noch eine angenehme Nacht."
Der Ventrue wandte sich abschließend zum Gehen und bestieg seinen Jaguar um in die Nacht davonzufahren. Na, das war doch konstruktiver und erfreulicher als befürchtet ging es ihm durch den Kopf.
 
Zurück
Oben Unten