18.04.04 - Das Leben mit den Toten.. oder die Suche nach etwas Halt

Desaparecidos

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... "Mama, wenn wir sterben, wohin kommen wir dann?" mit großen, braunen Augen sieht sie in das gütige, hübsche Gesicht ihrer Mutter. Ihre Stimme war die einer erwachsenen, aber die Frage war so kindlich, dass selbst die Stimme nach einigen Worten einen kindlichen Ton bekamen. Mit diesem Ton kam die Geborgenheit, das Gefühl der Zusammengehörigkeit und ein Hauch von Liebe. "Weißt du mein Schatz.. manchmal ist Gott sehr einsam. Und immer wenn er sehr einsam ist holt er diejenigen zu sich die er am liebsten hat. Er schenkt ihnen Flügel und lässt sie zu Engeln werden damit sie mit ihm im Himmel leben. Aber warum fragst du sowas?"

Hier bricht es ab. Der Raum dreht sich und sie sitzt in der gegenüberliegenden Ecke, erwachsen, mit dunklen Schatten unter den Augen, an der Seite von Regeane, einer Toten. Kinder stellen sich diese Frage nicht. SIE hat sich diese Frage nicht gestellt.

"Weil es Tote gibt die keine Engel sind. Sie leben.. unter uns und von uns.. halten uns wie Puppen in einem kleinen Häuschen. Deshalb Mama.. deshalb stelle ich die Frage." Sie schmiegt sich an Regeanes Reglose Gestalt, deren Schatten einen Arm um Greg gelegt hat, nicht um Melody.
Ein Tropfen Blut fällt von ihren Lippen auf ihre Finger, windet sich darum, gleitet die Fäden entlang welche in ihre eigenen Finger münden.

"Hast du Angst vor dem Tod?" Ihre Stimme ist nur leise, kaum ein Flüstern. Gleizeitig so intensiv, dass es sich nach einem warmen Atemhauch anfühlt. Eine Scheibe beschlägt.

"Ein Bisschen, und du?" Raphael.. er hält ihre Hand und drückt ihre Finger leicht zusammen. "auch ein bisschen." Ihr Lächeln gleicht einem Sonnenstrahl als sie seine Hand drückt. "Darf ich heute bei dir schlafen?"


Die Gedanken machen sich einfach selbstständig, während Melody durch den Regen läuft. Sie ist auf dem Weg zum Krankenhaus. Am liebsten würde sie sich hier auf die Straße setzen und einfach sitzen bleiben .. nie wieder bewegen. Aber Raphael hatte ihr geholfen, also muss sie ins Krankenhaus. Sie freut sich drauf.. nein eigentlich will sie sich nur freuen.. nein sie will ja nur sitzen. Vielleicht kann man das Leben einfach ausblasen mit einem einzigen Atemhauch.. vielleicht sogar bei sich selbst?! Dem Körper sagen aufzuhören. Wenn diese Schwäche, diese Lustlosigkeit nicht so sehr an allem zehren würde, dann wäre es vermutlich erträglich, so aber ist es einfach nur schlimm.. Ich fühle mich als würde ich in der Wüste laufen ohne meinen Ziel überhaupt näher zu kommen. In der Wüste fühlt man sich bestimmt so


Es dauerte lange bis Melody das Krankenhaus erreicht, so lange dass sie selbst schon nicht mehr geglaubt hatte es überhaupt zu erreichen. Unterwegs hatte sie fast vergessen wewegen sie überhaupt losgelaufen war. Triefnass erkundigt sie sich nach Raphaels Zimmernummer. Draußen würde die Sonne bald untergehen, und die Besuchszeiten würden sicherlich auch bald enden.. ihr ist es egal. Die Frau an der Info murmelt eine Zimmernummer ohne von Melody wirklich Notiz zu nehmen.
Wieder stellt sie sich die Frage wie man an so einem Ort gesund werden soll? Alles sieht krank aus, die weißen Wände so blass wie ein Kranker.. oder ein Toter. Nachdem sie mit dem Aufzug ins genannte Stockwerk gefahren ist und die Zimmertür von Raphael gefunden hat, klopft sie leicht gegen die Tür und drückt die Klinke runter um den Kopf etwas hineinzustecken. Es stinkt. In Krankenhäusern stinkt es nach Krankheit und Verwesung. Wenn Verwesung so riecht. Wiederlich

Out of Character
Damit niemand sagen kann man würde während dem Plot abhauen :D
 
Raphael hatte etwas geschlafen nach der letzten Untersuchung, durch das Klopfen aufgeschreckt ruft er ein heiseres "Ja?".

Die Tür öffnet sich und Melody tritt ein.

"Sah... Melody, was machst du denn hier? Was wie..." Freude scheint ihn zu erfüllen, genau DAS hatte ihm gefehlt!
 
Out of Character
Wie gut dass deine Antwort nicht angezeigt wurde *grinst* Ich wollt eben schon schreiben dass Raphael verlegt wurde oder so *grummel*


Melody bringt ein ehrliches Lächeln zustande als sie Raphael sieht und betritt sein Zimmer. "Hallo.. ich wollte nachsehen wie es dir geht"
Dass Raphael ziemlich scheiße aussieht muss man ja nicht erwähnen :)D). Dass dies auch bei fast allen anderen der Fall ist, ist ja auch nichts neues. Leise schließt sie die Tür wieder hinter sich und geht dann zu Raphaels Bett. "Ich hab dir Schokolade aus dem Café mitgebracht" kaum gesagt holt sammelt sie aus ihrer Tasche ca eine Hand voll kleiner Schokoladenrippchen, die man normalerweise zu einem Kaffee dazugelegt bekommt.
Raphael zu sehen tut gut, aus welchem Grund auch immer, und so vergisst sie für die paar wenigen Momente ihre restlichen Sorgen und wirkt tatsächlich nicht mehr ganz so angeschlagen wie die ganze Zeit über schon.
"Du siehst nicht so gut aus.. wie gehts dir denn?" von dem Vorfall im Café erwähnt sie zunächst nichts.
Das Gefühl dass ihre Beine einfach gleich nachgeben weil sie zu wenig Kraft hat holt sie allerdings schnell wieder ein, so dass sie sich auf die Bettkante sinken lässt.
 
"Man tut was man kann im Krankenhaus! Ich glaube die Langeweile überwiegt im Kampf gegen das Nichtwohlsein!!
Er stopft sich zwei der Schokoladenstückchen in den Mund und kaut genüssöich.

"Tut mür laid dasch isch füa sofüal Ärga gesohrgt habe!"

Mit einem verschmitzem Lächeln auf den Lippen schluckt er und schüttelt kurz den Kopf.

"Ich weiß auch nich, ich glaube die wollen mich in die Klapse stecken... Selbstmordversuch und so weiter... naja vielleicht wäre das gar nicht so schlecht, dann hätte ich da vielleicht etwas Ruhe... und wo sonst kann man kreativer Schreiben als in ner Klapse?"

Er lächelte erneut schien sich dabei allerdings nicht ganz der Folgen dessen was er gerade sagte bewußt zu sein.

"Und sonst so?"
 
Die Folgen seiner Worte sind schnell auf ihrem Gesicht abzulesen. Selbstmord? Noch mehr Tod? Und so wirklich will ihr auch im ersten Moment nichts dazu einfallen. Ihre Mundwinkel haben sich wieder etwas nach unten verzogen. Es dauert eine Weile bis sie wieder etwas sagt
"Und wann weißt du was sie mit dir machen wollen?" Eine dumme Frage, aber was hätte sie sonst sagen sollen? "Ich denke wenn Greg wüsste dass ich hier bin hätte er dir seine Grüße ausrichten lassen." das hört sich doch alles nur blöd und falsch an Sie seufzt leise und hebt bei seiner letzten Frage die Schultern. Wie soll sie ihm etwas erklären was sie sich selbst nicht erklären kann? Diese Antriebslosigkeit, dieses schwach fühlen.. alles im Moment eben "nichts neues.. ich weiß nicht.. läuft eben alles an einem vorbei" Ein schiefes Lächeln ist alles was sie hinbekommt
"Wie lange gehen hier die Besuchszeiten? Weißt du das?"
 
"Wenn man sich unterm bett versteckt wenn die Schwester kommt so lange man will... ansonsten bis Acht! Greg wollte eigentlich selber kommen... naja mal schauen!" Raphael dreht sich auf die Seite um die neben ihm sitzende Melody besser sehen zu können.
"Ich weiß nich wann ich das weiß...ich denke mal das sie bei der heutigen Untersuchung vielleicht mehr sagen können..."
 
einen Augenblick lang starrt sie an die gegenüberliegende Wand ehe sie mit ihrem Blick wieder seine Augen sucht. "Warum hast du das gemacht? Ich mein, willst du in die Klapse? Soviel ich weiß kann man sich für einige Tage selbst einweisen. Aber wenn die das eh machen.." Sie verstummt wieder und blickt zurück an die Wand. Der Gedanke dass Raphael in die Klapse soll gefällt ihr nicht. Denn wenn Raphael weg ist. naja dann ist der einzige weg mit dem sie im Moment redet. Regeane hat kaum Zeit für sie und.. ach eigentlich ist es egal, aber es gefällt ihr eben nicht. "Wenn du hinmusst, nimmst du mich dann mit?"
 
Raphael lächelt, ist geschmeichelt trotz der abstrusen Art der Aussage, sieht jedoch den Hintergrund des Gedankens.

"Weißt du, es gibt Tage, die sind echt scheiße! In letzter Zeit scheint es diese Tage nur noch zu geben! Koks... macht das die Tage nicht mehr scheiße sind! Aber je beschissener so ein Tag ist, desto mehr Koks braucht es um ihn zu reparieren... und DAS war ein echt beschissener Tag!"

Er atmet tief durch und blickt kurz aus dem vergittertem Fenster.

"Ich weiß nicht ob ich dort hin will, vielleicht würde es mir Ruhe für ein paar Tage bringen... eine andere Welt... und wenn es dein Wille ist... ich nehme dich überall mit hin!"
 
Melody hat eine Idee, den plötzlich hellt sich ihr Gesicht wieder auf als sie ihn ansieht "Also wenn die nachher zur Untersuchung kommen, dann verstecke ich mich im Schrank. Und dann kann ich ja mithören was sie mit dir vorhaben. In die Klapse können wir immernoch gehen. Dann kann ich heute Nacht hier bleiben. Im Café ist es so kalt." Es ist nicht wirklich kalt dort, aber sie meint auch nicht die räumliche Kälte.. aber dann kommt ihr der Gedanke an Regeane, dass sie ihr vielleicht bescheid sagen sollte. Die kurze Euphorie bei dem Gedanken hilft ihr schnell das Handy rauszuholen und Regeane eine kurze SMS zu schreiben >>Hallo Regeane. Ich bleibe die Nacht über bei Raphael im Krankenhaus. Hier passiert mir ja nichts. Ich hab dich lieb, Melody<< Und bei den letzten Worten die sie eingibt lächelt sie sogar. Regeane würde sicher nicht böse werden.
"und was hältst du davon?" sie sieht Raphael wieder an
 
Auch Raphaels Gesicht hellt auf. "Das wäre wundervoll! Ab... Aber... ich brauche Stoff! Es kann mir nicht besser gehen wenn ich kein Koks habe! Kannst du mir welches besorgen? Ich müsste noch etwas im Cafe haben! Und wenn nicht kann ich dir vielleicht die Adresse eines Freundes aufschreiben oder so der welches hat! Ich gebe dir auch das Geld dafür!!!"

Es war ein Betteln, es war die Sucht die durch ihn sprach... wie kleine Kinder nach Süßigkeiten bettelte er um das Zeug das ihn vor kurzem fast getötet hätte!
 
"Ich soll.. haben die hier nichts was dir helfen kann? Das ist doch ein Krankenhaus." den Satz dass er doch versuchen soll es auszuhalten, lässt sie gleich weg. Sie hatte nie viel mit Drogensüchtigen zu tun, aber man hört und sieht ja genug davon. "Dir wirds immer scheiße gehen wenn du nicht aufhörst das Zeug zu nehmen. Vielleicht solltest du echt aufhören damit. Nen Entzug machen oder so.." Sie seufzt.. eigentlich ist es doch egal..
"Wenn ich jetzt loslaufe lassen die mich nachher nicht mehr rein. Dann bekommst du es eh erst morgen."
 
"Okay... dann... dann..." Raphael schien unruhig es fehlten zwei Dinge... Greg und Koks! "dann versteck dich lieber schon mal, die Schwester kommt sicher gleich!"

Raphael wühlte sich die Decke zurecht und tat so als wäre nie etwas gewesen.
Dann öffnete sich die Tür... und die Schwester trat herein. Sie schien deinteressiert, schautr nur kurz, frischte die Kanne mit Wasser auf und verschwand mit einem "Nacht" .
 
der Schrank ist eng und eigentlich auch unbequem, aber melody ist zierlich genug um darin Platz zu finden. Diese enge Dunkelheit hat etwas beklemmendes an sich.. Melody fasst mit den Händen in ihre nasse Kleidung und drückt sie fest zusammen. Wer sagt dir dass die Schrankwand hinter dir auch wirklich eine Wand ist? gleich könnte genausogut alles hinter dir wegbrechen und du irgendwo ins nichts stürzen. Nein, sie würde sich jetzt nicht umdrehen und sich davon überzeugen dass hinter ihr wirklich alles noch Schrankwand ist. Bilder aus ihren Träumen rasen durch ihren Kopf.. Bilder von Krankenhausfluren und vorbeirauschenden Bildern..
Um sich davon abzulenken lauscht sie nach draußen, und wartet bis sie das 'Nacht' der Krankenschwester hört und das Schließen der Türe.
Sie wartet noch bis Raphael ihr sagt dass sie rauskommen kann, dann öffnet sie die Schranktüre vorsichtig.. Alles wie vorher..
"Hast du ein trockenes Hemd hier? Mir wird langsam kalt" Sie steht noch immer im Schrank und sieht Raphael fragend an..
 
Ein gequältes Lächeln huscht über seine Lippen. "Ja schau einfach in dem Schrank neben dir! Da müssten noch Nachthemden liegen!"
 
Melody nimmt sich eines der Hemden aus dem Schrank und zieht sich zuerst Pulli und Jacke aus. Sie wartet noch kurz bis Raphael wegsieht, ehe sie auch den Rest auszieht und in das Nachthemd schlüpft "bist du sicher dass hier niemand mehr kommt heute nacht?" kommt es kurz etwas gedämpft als das Hemd noch über dem Kopf ist. mit nackten Füßen tappst sie über den kalten Boden zu dem Bett neben Raphael und macht es sich darin gemütlich..
Die kurze, kindliche Aufregung bewirkt dass sie für ein paar Momente nicht mehr ganz so niedergeschlagen wirkt, ja eigentlich fast gesund und normal. Lange hält es allerdings nicht an..
"Ich kann morgen schauen ob ich irgendwo etwas kriegen kann" Sie gähnt und blickt aus dem Fenster.. viel zu früh zum Schlafengehen eigentlich, aber sie ist müde.. unendlich müde ohne genau zu wissen weshalb eigentlich.. Nach einigen Momenten sieht sie wieder zu Raphael zurück und mustert ihn kurz "Das Wetter stimmt nicht. Es ist viel zu kalt für diese Jahreszeit.. und ich habe kaum jemanden auf der Straße gesehen.. Vielleicht ist es so im Krieg, so eine Stimmung.. vielleicht gibt es einen riesigen Krieg und wir bekommen es nur nicht gesagt" Ihre Stimme war zu Ende hin leiser geworden, fast nur ein flüstern.. die Decke hatte sie bis übers Kinn gezogen und die Beine angewinkelt
 
"Du machst dir zu viel Sorgen um andere Melody! Du hast eigene Probleme... jeder hat sie... kümmer dich nicht so stark um das Leid der anderen... für dich tut es auch niemand! Naja ich vielleicht!" Raphael lächelt die Decke an.
"Morgen werde ich hier raus gehen... ich schaff das schon... dann gehen wir zur Bank und sorgen für das beste Begräbnis das Finstertal je gesehen hat!"
 
"Begräbnis? Was meinst du damit?
Also wen Krieg ist betrifft es ja auch mich.. und dich.. und alle anderen.. aber auch mich.." Sie holt tief Luft und bläst ihren warmen Atem unter die Decke
 
"Ach was solls... ich halte am besten einfach meine Schnauze............ schön das du bei mir bist! Gute Nacht!"
 
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