[13.11.2015] Büroarbeit

Drakun

Pflanze
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Nachdem sie das Café verlassen hatte, begab sich Marta zu Fuß in Richtung ihrer Arbeitsstelle. Ihr Weg führte sie dabei durch eine Vielzahl kleinerer Gassen, was es einem eventuellen Verfolger erschwerte, die Spur nicht zu verlieren ohne dabei entdeckt zu werden. Eventuell war dabei das Wort, denn die Vampirin war sich recht sicher, dass niemand ihre Fährte aufgenommen hatte. Selbst wenn - ich gehe ja bloß noch einmal ins Büro. Und dort würde man nichts finden, was in irgendeiner Hinsicht belastend wäre.

Es dauerte nicht lange und Marta stand vor dem Eingang. Keine Seele war zu sehen, weder auf der Straße noch in den sichtbaren Büros. Irgendwo würde jemand vom Sicherheitsdienst seine Runden drehen, wenn er oder sie nicht gerade an einem anderen Objekt unterwegs war. Das wäre doch ein Job für einen Blutsauger. Sie selbst hatte damit keine Schwierigkeiten, immerhin besaß sie den richtigen Schlüssel.
 
Das Büro sah immer noch aus, wie sie es verlassen hatte. Ohne lange Zeit zu verlieren nahm sie Platz und fischte einen kleinen Stick hervor. Dieser wurde platziert bevor sie den Rechner einschaltete. Wenn Marta auch nicht genau wusste wie, das kleine Gerät diente sozusagen als Schlüssel, der Zugriff auf eine gesicherte Verbindung erlaubte. Jedenfalls braucht es deutlich länger als ohne... Genug Zeit daneben noch eines der tragbaren Geräte anzuschließen, sodass sie auch tatsächlich auf die firmeninternen Datenbanken zugreifen konnte. Nicht, dass das Ding groß schneller wäre...

Am Ende wurden die Gerätschaften in etwa zur selebn Zeit nutzbar. Zuerst sandte Marta eine Nachricht an Johann - oder an wen auch immer er im Moment dazu abgestellt hatte - in der sie kurze die eher spärliche Sachlage schilderte und nach eventuellen Informationen oder Indizien fragte. Vermutlich wissen die aber auch nicht mehr als du. Während der Übertragung, welche natürlich wieder ihre Zeit dauerte, konnte sie ein paar Akten nach Objekten oder Kunden durchforsten, die irgendwie in Verbindung mit den Anschlagsorten standen. Das kann ja heiter werden...
 
Johann der natürlich nicht vor Ort und eher von sich aus an Informationen interessiert war, gab ihr so gleich auch den Auftrag, ihn auf dem laufenden zu halten, bevor es an anderen Stellen auch brannte, damit er und seine Verbündeten eventuell Vorsichtsmassnahmen ergreifen konnten, bevor es bei ihnen zu Anschlägen kam.

Es gab eine ganze Reihe Objekte in der Stadt, die man sich besser für Terroranschläge vorstellen konnte, aber wer immer es gemacht hatte, er hatte darauf abgezielt, Zivilpersonen als Opfer zu haben, es war immer das schlimmste und dreckigste, wenn es die Attentäter auf Frauen und Kinder abgesehen hatten, denn damit versetzte man die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Wenn sie recht überlegte, waren ihr auf dem Weg auch kaum Passanten auf gefallen, viel schienen sich einfach nicht aus ihren Wohnungen zu trauen.
 
Wenn du hier Erfolg hast, beschützt Johann am Ende noch die Pegida... Bei der Ironie konnte man fast lachen - aber eben nur fast. Im Moment konnte er allerdings bloß die Augen offen halten und das musste sie ihm sicherlich nicht extra sagen. Immerhin dürfte sein Zuständigkeitsbereich auch nicht weit unten auf der Liste der möglichen Ziele stehen. Also zurück zu Finstertal.

Offenbar ging es den Verursachern um weiche Ziele, ein Angriff nicht auf Einzelpersonen sondern Personengruppen. Riecht nach Fanatikern... Doch selbst diese blieben Menschen und hinterließen manchmal ein Muster, einfach nur aus den Umständen. Eine Gegenprobe konnte hilfreich sein. Marta überprüfte weitere Veranstaltungen für den heutigen Abend, laufend, abgeschlossen oder auch ausgefallen. Dasselbe wiederholte sie für die kommenden Tage.
 
Wenn sich Martha auf die Ebene von Fanatikern begab, so sah sie fürs Wochenende jede Menge Ziele, die interessant sein könnten. Angefangen vom Fußballspiel bis zu Diskotheken, einem Flohmarkt und einigen anderen Veranstaltungen, die schon länger geplant waren, ganz vom Bahnhof, den Hochschulen oder dem Flugplatz abgesehen, eine Bombe im Stieed an einem Samstag-Abend hätte bestimmt eine grosse Opferkapazität.
 
Vielleicht solltest du in die Breite gehen? Es dauerte nicht lange, bis Marta einen entbehrlichen Stadtplan zur Hand hatte. Die Vampirin markierte die Anschlagsorte mit einem roten Textmarker. Dann kam der Kugelschreiber an die Reihe. Zuerst setzte sie in der Nähe das Bahnhofes auf. Tinte rollte auf Papier bis ein vollendeter Kringel das Hammer einrahmte. Sie setzte ab, beinahe von selbst bewegte sich die Spitze zum nächsten Ort, und zum nächsten - und zum nächsten. Auf diese Weise arbeitete sie alle vergleichbaren Veranstaltungen für den heutigen Abend ab. Fanatiker mochten vielleicht willkürlich handeln, doch ohne es selbst zu bemerken, trafen manche Menschen ihre Entscheidungen meist nach einem Muster.
 
Wenn man dann sich die Ergebnisse ansah, konnte man durchaus, davon ausgehen, dass eines der nächsten Ziele das Black Hammer sein könnte oder der Stieed sein dürfte, ob es sich dabei um Helenas Club oder einen der anderen Geheimtips handelte, am Wochenende war da immer alles voll und es würde auf jeden Fall nicht nur eine Lokalität betreffen, da alles dicht an dicht bebaut war und es außer Hinterhöfen zum Parken wenig Freiflächen, die nicht genutzt wurden.

Wenn da etwas passierte, würde es nicht bei ein paar Toten bleiben.
 
Leider fand sich nichts brauchbares. Es wäre sicherlich hilfreich gewesen, wenn sie einen Hinweis hätte, warum heute eben genau diese Ziele über andere ausgewählt worden waren. Wäre auch ein Sechser im Lotto... Zumindest Ort und Zeit gaben hier nicht die passenden Informationen. Was nicht hieß, dass der Ansatz zum Scheitern verurteilt blieb. Sicherheitsvorkehrungen, Mitarbeiter, ... Dinge auf die sie hier keinen Zugriff hatte. Die Diskothek kannte sie ebenfalls nicht, konnte sich also kein Bild von der ursprünglichen Situation machen. Könnte sein wie anderswo auch. Es gab immerhin noch einige Lokalitäten, die sich als Ziel eigneten, auch wenn sie bezweifelte, dass diese in der nächsten Zeit auch nur annähernd die üblichen Besucherzahlen erfreuen würden. Die Herde war nun aufgeschreckt und wachsamer als gewöhnlich. Dummerweise betraf das auch ihre eigene Jagd.

Damit konnte sie von hier wohl nicht mehr tun. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass die Zeit bereits fortgeschritten war. Hoffentlich ist Stella noch nicht im Bett. Die Chance bestand, immerhin pflegte die inoffizielle Chefin der Antifa einen recht flexiblen Tagesablauf. Und vermutlich dreht sie sich auch gerade im Kreis und versucht etwas zu erfahren. Vielleicht hatte sie ja mehr Glück. Marta sandte eine entsprechende Nachricht, bevor sie sich anschickte, den Arbeitsplatz wieder entsprechend aufzuräumen.
 
Es dauerte ein wenig, bis eine Antwort kam, ja, Stella war noch wach und Stella war vorallem, vorort in der Stadt.
 
Wieder mal typisch... Und hoch gefährlich - die meisten Bürger trauten sich nicht aus dem Haus und wer außerhalb zu sehen war, zog durchaus erhöhte Aufmerksamkeit auf sich. Wie Herr von Blaublut so wunderbar bemerkt hat. Doch jetzt war es zu spät. Eine weitere Nachricht wurde versandt, diesmal mit der Frage, ob und wo sie sich treffen könnten. Das unterlag natürlich gewissen Einschränkungen, hatte man unter diesen Bedingungen ja nicht gerade die besten Chancen auf ein Taxi. Und natürlich gab es da noch die andere Sache...
 
Stella nannte Marta eine Adresse von einem Cafe in der Nähe, die bestimmt leicht zu finden war, vorallem die konnte man auch gut dem Taxifahrer geben ohne gleich nach Katastrophen-Junkie auszusehen.
 
Wenn sie denn überhaupt ein Taxi nahm. Bestellen und warten dauerte vermutlich länger als der Fußweg, auch wenn sie sich Zeit ließ. Marta raffte ihre verbliebenen Sachen zusammen und bgab sich nach draußen. Sollte sie dort auf ein Taxi treffen, werde sie es nutzen, andernfalls laufen. In jedem Fall dürfte es keine zwanzig Minuten dauern. Das hieß, wenn sich keine Hindernisse auftaten.
 
Wie erwartet blieb der Weg ereignislos. Die meisten menschen hielten sich eben doch vo der Straße fern. Dummerweise traf dies auch auf Taxifahrer zu, sodass Marta gezwungenermaßen laufen musste. Dank ihres zügigen Schrittes - aber weit unter irgendwie verdächtigem Tempo. - kam sie allerdings zufriedenstellend zeitig am Ziel an. Und es sind tatächlich noch ein paar Leute hier. Vermutlich bestand die Hälfte auf Hilfsbereiten und Neugierigen, die andere aus Menschen die sich momentan lieber gegen den Heimweg entschieden hatten. Jetzt müssen wir uns nur noch finden. Marta ließ den Blick schweifen. Bei Stella wusste man nie - sie konnte ebenso gut inmitten einer großen Gruppe als auch allein in einem stillen Eckchen sitzen.
 
Nachdem sich Marta eine Weile umsah, würde sie die Gesuchte im Gespräch mit einigen Sanitätern finde, denen sie bei der Versorgung von einigen Verletzten half. Es war sogar fast ein Glücksfll, daß sie in dem Chaos nicht länger suchen musste. Nach hatte Stella sie nicht gesehen, aber auch das war kein Wunder, auch über den Platz rufen, wäre nicht so sehr sinnvoll.
 
Da bist du also. Eigentlich nicht verwunderlich, immerhin handelte es sich bei Stella nicht um eine Person, die unbeteiligt herum saß, wenn es Hilfsbedürftige vor Ort gab. Dass jedoch jetzt immer noch Verletzte vor Ort behandelt wurden, gab Anlass zur Sorge. Stella... du weißt doch, dass ich nicht gut mit Blut bin. Auch wenn sie dabei natürlich das andere Extrem annahm.

Trotzdem bewgete sich Marta auf die Gruppe zu, blieb dabei aber in respektvollem Abstand, bis sie sich sicher war, dass die Menge an Blut erträglich blieb. Die Vampirin hielt sich selbst zwar generell in einem Status relativer Sättigung, doch musste man ja nichts herausfordern. Und heute hatte sie noch nichts getrunken. Außerdem willst du ja auch nicht im Weg herumstehen.

"Stella!"
 
Stella drehte sich um und winkte, bevor sie sich dann von den Sanitätern verabschiedete und zu Marta trat, die dabei feststellte, daß auch an der Frau Blut war und sie dann die Jacke drüber schloss.

"Willst du auch helfen, das ist so eine Sauerei, was da passiert", schimpfte sie. "Ich habe vorhin mit einem jungen Muslim gesprochen, der auch geschimpft hat, weil er meint es wären Landsleute gewesen, die einfach keine Achtung vor den Menschen hätten und ... dann immer Unschuldige und Unbeteiligte."
 
Landsleute? Seit wann ist Islam denn ein Land? Dass Stella ihr dieses verschwiegen hatte, ließ sie unkommentiert. Man wollte ja nicht kleinlich sein. Und die Nachricht war schließlich angekommen. 'Muslime' also... verdammte Fanatiker...

"Wenn es geht. Ich bin halt nicht so gut mit Blut..."

Marta fühlte sich dabei nicht so gut, immerhin wollte sie sich ja nicht vor der Arbeit drücken - und noch viel weniger den Eindruck erwecken. Auf der anderen Seite tat sie den Verletzten sicherlich keinen Gefallen, wenn sie sich um sie 'kümmerte'.

"Keine Achtung... oder Verblendung. Wurde schon etwas bekanntgegeben, oder woher wusste der das?"

Immerhin: Wenn man daran glaubte, dass Unschuldige in den Himmel kamen - tat man ihnen dann nicht etwas Gutes, wenn man sie vorzeitig dahin beförderte?
 
"Schon gut, besser wenn du nicht umfällst und auch noch Behandlung brauchst." Stella grinste frech. "Ahmet ist bei mir im Kurs und er meint, es ist das übliche Muster, es würde ihn wundern wenn es jemand anderer gewesen wäre. Man hatte vor einem Jahr versucht ihn auch anzuwerben und ihn dann mehrmals zusammen geschlagen, weil der sich nicht dem gerechten Weg anschliessen wollte."

Sie zuckte die Schultern.

"Oder hast du was anderes gehört?"
 
Also keine Gewissheit aber ein starker Verdacht. Und nicht gerade ein abwegiger. Wenige Gruppen profitierten von derartigen Unternehmungen. Und jene die es taten, schienen sich geradezu um die Verantwortung zu streiten. Vermutlich bekennt sich in den nächsten Tagen irgendeine Gruppe dazu. Oder auch zwei. Vermutlcih galt so ein Anschlag als zweifelhafte Demonstration von Stärke.

"Nein, und es klingt logisch. Trotzdem kann man es halt nicht sicher wissen."

Marta spiegelte Stellas Geste. Eine kleine Spur gibt es noch..

"Sag mal,hat man damals etwas gemacht? Oder wurden die bloß als Spinner angesehen?"
 
"Ich weiss es nicht", erwiderte Stella. "Vielleicht wolltest du ihn mal selber fragen, das war in Berlin und er hatte mir nur gesagt, daß er sie angezeigt hatte, da sie ihn krankenhausreif geschlagen hatten und er nur knapp mit dem Leben davon kam."

Sie sah sich um. "Er redet da drüben noch mit einem der Polizisten." Wenn Marta dem Blick folgte würde sie einen jungen Araber in Jeans und Windjacke sehen.
 
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