Einfluss [13.05.2008] Doppelmond

rv122

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Die Nacht war angenehm warm und man konnte fast in kurzen Sachen den klaren Nachthimmel genießen. Malik schaut nach oben und betrachtete die zahlreichen Sterne, die kein menschliches Auge jäh ohne Hilfe sehen konnte. Durch die ganzen Lichter der Stadt war es für ihn auch nicht einfach alles zu sehen, doch durch seine übermenschlichen Sinne war dies nur ein kleines Hindernis.

Die Sterne hatten eine beruhigende Wirkung auf die Geißel und er merkte, wie sein Blutdurst etwas zurückging. Nun vielleicht lag es auch an dem Punk, der ihn dumm angemacht hatte und nun im Gras seinen Rausch ausschlief. Die Geißel war nicht sehr sanft mit ihm umgegangen und vielleicht hatte er ein oder zwei Rippen gebrochen, doch da der Malkavianer wusste was er macht, würde er es überleben.

Malik ließ seine Knochen knacken und reckte sich in der Nacht und schnupperte in der Luft wie ein Jagdhund. Mh…eine gute Nacht zum Jagen. Gönnen wir uns noch etwas spaß! Mit einem Grinsen verschwand der Schwarze von der Straße und begab sich in die dunklen Gefilde der Stadt Finstertal. Hehe…eher die finsteren Gefilde von Finstertal. Die Geißel musste über dieses kleine Wortspiel tatsächlich lachen, wobei er nicht einmal wusste, ob er selber es gedacht hatte.

Seit einer kurzen Zeit hatte der Ahn eine neue Methode zu jagen. Er öffnete seinen Geist und jagte Gedanken und Gefühle. Es war am Anfang etwas befremdlich gewesen, doch mit jedem Mal genoss er es mehr. Früher hatte er sich sein Opfer nur mit seinen 5 Sinnen ausgesucht, doch nun hatte er eine neue Ebene gefunden. Es war für Malik schon lange nicht mehr befriedigend gewesen nur mit den Augen zu suche. Er hatte nur noch selten Gefallen daran eine Frau zu verführen. Sicher eine hübsche Frau konnte immer noch seine Aufmerksamkeit erregen und ihn dazu bringen ihr Blut trinken zu wollen, doch galt dies auch mittlerweile für Männer. Irgendwann hatte er bemerkt, dass er genauso von dem Gedanken erregt war, einen Mann zu jagen wie eine Frau. Sicher ging er hier anders vor und es kam meist zu einer Prügelei oder einer anderen Form des Wettkampfes, doch war es das gleiche Gefühl. Das Gefühl der Dominanz und Überlegenheit!
Zuerst hatte er sich darüber Gedanken gemacht und war fast in eine Depression gefallen. Wie konnte es sein, dass er sich zu Männern hingezogen fühlte? Das war nicht richtig! Doch Malik war noch nie ein großer Denker und so akzeptierte er diesen Umstand irgendwann. Er war über 100 Jahre alt! Warum sollten für ihn also noch die alten menschlichen Regeln gelten? Und schließlich wollte er nicht mit ihnen schlafen, also was sollte! Oder sollte er es einmal versuchen?

Der Schwarze schüttelte energisch den Kopf und verdrängt diesen Gedanken wieder. Dies wäre wirklich nicht natürlich! Er wollte nur ihr Blut und den Augenblick des Triumphes! Als er fast ins Grübeln geriet, schmeckte er einige Gedanken und sein Tier bleckte gierig die Zähne. Es war an der Zeit zu jagen und wie ein Schatten huschte der Malkavianer zu seiner Beute. Mh…eine Gruppe von Männern…eine Gruppe…mh…warum nicht?

Malik griff nach ihren Gedanken und war fast etwas zu überschwänglich, denn er sah, wie sich der ein oder andere schüttelte und kurz ängstlich umblickte. Ruhig Malik ruhig, sonst verscheuchst du die Schafe noch. Die Geißel lächelte und beobachtete aus dem Schatten seine Beute. Heute standen Gangster auf dem Plan!
 
Es war ganz offensichtlich ein ganz banaler Raub, eine Erpressung oder eine der sonstigen fiesen Gemeinheiten, die hier ablief, wie sie Finstertals nächtliche Straßen eben nun einmal für etwas weniger bedachte oder naivere Zeitgenossen übrig hatten. Zwei Schläger drängten einen Dritten zwischen sich hin und her, schubsten ihn, traten ihn, aber sie hatten noch lange nicht damit begonnen, wirklich Ernst zu machen. Ganz offensichtlich spielten sie noch mit ihm, wie eine Katze, die mit einer Maus spielt um sich Appetit zu holen.

"Höhö... na, hätteste nich' gedacht, dass Du uns heut' hier triffst, was?"
"Den wollt' ich schon immer mal treffen... zwischen die Augen... höhö..."
"Johnny... was meinst du? Aufschlitzen und ausbluten lassen, oder lassen wir ihn seine Gedärme bis ins nächste Krankenhaus in Händen tragen und schauen, ob er es schafft?"
"Ich weiß nicht, Mikey... was hältst Du von diesen Elektroschockern? Der Bulle damals in München hat ganz schön gezappelt, sobald er so ein Teil an den Eiern hatte..."
"Bitte... meine Herren... wir können doch über alles reden... hier ist zum Beispiel mein Geld..."
"DEIN Geld? FALSCH! Unser Geld..." Rascheln war zu hören.
"Ja... also... ich habe da noch mehr Wertgegenstände, die natürlich alle Ihnen gehören..."
"Verdammt richtig, Knilchi, die gehören alle schon uns! Du kannst uns also nichts anbieten, was uns nicht ohnehin schon gehört!"
"Dein Arsch inklusive... höhö..."
"Aber... ich habe... Wertsachen... ein Bankschließfach... meine Herren, Sie wollen sich das doch nicht entgehen lassen, oder?"
"Eigentlich geht's mir um den Spaß... oder was meinst Du, Mikey?"

Die beiden Gestalten fuhren fort, den Hilflosen zwischen sich hin und her zu schubsen, als plötzlich Stöckelschuhe das Pflaster hinabklackerten und Malik ein vertrautes Gefühl in seinem Geiste wahrnahm. Wie eine kleine Scherbe des Mondes reflektierte der Geist, der sich hier näherte die Gefühle seiner Umgebung wie ein Prisma, schillerte in allen nur denkbaren Farben und... schien ihm, als kenne er ihn bereits. Es war das Aroma des Wahnsinns, das sich näherte.

"Uh uh... das ist nicht gut, Mikey..."
"Gar nicht gut, Johnny... Mama hat uns gefunden..."
"Wenn ich dann vielleicht gehen dürfte.... ?"
Beide Gangsterstimmen einstimmig: "Halt's Maul!"
Verschreckte Stille. Nur die Stöckelschuhe näherten sich weiter, gnadenlos wie ein Uhrwerk und scharf wie Maschinengewehfeuer.

"Ihr beiden Rumtreiber von verfluchten Taugenichtsen! Ihr bekackten Amateure! Nicht einmal einfachste Befehle kann ich Euch anvertrauen! Welchen Teil von 'Bleibt zu Hause (Punkt) Geht nicht fort (Punkt) Baut keinen Mist (Punkt) Blamiert mich nicht (Punkt) Begeht keine Verbrechen, die ich Euch nicht ausdrücklich befohlen habe (PUNKT!!!!)' habt ihr zwei mentalen Nullleiter nicht verstanden? Ich kann sie gerne noch einmal für Euch wiederholen!"
Es war eine Frauenstimme, die eigentlich einer jungen Dame, höchstens einer Mittzwanzigerin gehören hätte dürfen, die aber mit der absoluten Autorität eines Drillsargeants durch die Nacht schnitt. Nicht einmal laut oder weitklingend. Aber vehement. Befehlsgewohnt. Absolut.

"Ihr zwei lassst diesen verfluchten Saftsack jetzt sofort in Ruhe und kommt mit nach Hause!"
"Aber Mama, wir wollten nur ein klein wenig Sp...."
"Ihr hattet genug Spaß in München, ich habe genug Ärger wegen Euch beiden Nullpen bekommen, ihr habt mir das Geschäft, das ich mir dort in den letzten zwanzig Jahren mühsam aufgebaut habe mit einer einzigen 'Spaß-haben-Aktion' den Bach runter gehen lassen! Jetzt ist Schluss! Eure Ration für diesen Monat könnt ihr vergessen!"
"Moment mal, Mama, das war alles Johnnys Idee, Du weißt, dass ich nicht bis fünf denken kann, er hat sich das alles ausgedacht, ich...."
"Klappe! Alle beide!"

"Werte Dame, vielen Dank, diese beiden Räuber..."
Ein fleischiges Reißen, gurgelnde Geräusche. Das kupferige Aroma von Blut in der Luft. Ein lebloser Körper, der zu Boden fällt.
Wieder die Frauenstimme: "Macht das da weg. Ihr habt keine Ahnung, was Ihr mir heute Nacht eingebrockt habt. Über Eure Bestrafung reden wir zu Hause. Jetzt nehmt das da mit und verschwindet!"

Hektisches Gewusel. Die dicke Männergestalt zieht einen schweren Plastiksack aus einer Jackentasche, beide Gestalten stopfen die Leiche hinein, dann machen sie sich mit ihrer traurigen Last hinfort. Eine Müllhalde oder eine ruhige Flussmündung suchen, um die Leiche verschwinden zu lassen. Gretchen steht weiter neben dem Blutfleck auf dem Boden, blickt ihren beiden Lieblingsvolltrotteln hinterher. Schnauft angewidert. Schnuppert. Schnüffelt. Ist das schon wieder Pfefferkuchen? Ein sanfter Federflaum scheint Maliks lauschenden, suchenden Geist zu streifen. Gretchen dreht sich zu ihm um, blickt ihn direkt an. Tritt aus dem Licht hinaus auf ihn zu, in den Schatten. Bleibt wenige Meter vor ihm stehen, knickst, senkt das Haupt.

"Ehrenwerter Primogen, ehrenwerte Geissel. Verzeiht, dass Ihr das mit ansehen musstet."
 
Malik beobachtete die Szene mit ruhiger Gelassenheit. Es war nicht das erste Mal, dass er Zeuge eines Verbrechens war und meistens hatte er sie nach einer gewissen Zeit auch beendet. So hatte er es auch heute vor und wartete nur auf den richtigen Augenblick. Ein Lächeln bildete sich auf seinen Gesicht heraus, als er sich vorstellte, wie die beiden Kleinkriminellen wohl schauen würden, wenn er plötzlich auftauchen würde und...

Die Geißel stockte in seinen Gedanken und spitzte die Ohren. Hatte er da nicht ein exotisches Zwitschern gehört? Er lauschte wieder und da hörte er es oder besser spürte es wieder. Es nährte sich ihm ein Paradiesvogel, der mal wieder ein neues Gewand angezogen hatte. Dann vernahm er das klacken der Stöckelschuhe und wartet nun gespannt, ob er in seiner Vermutung recht lag oder ein neues Kind in seine Domäne gekommen war.

Belustigt schaute er zu den beiden Männern, die es nun scheinbar mit der Angst zu tun bekamen. Mh...ob ich einen von ihnen als Pfand verlange? Als Gretchen dann die kleine Bühne betrat, nickte der Schwarze vor sich hin. Also doch der junge Paradiesvogel, interessant!

Als die Malkavianerin dann ihre Standpauke losließ, zog Malik vor Überraschung beide Augenbrauen hoch. So eine Stimme hätte er dem Vögelchen nicht zugetraut. Im Schatten stehend beobachtete er weiter und war dann wieder etwas überrascht, dass Gretchen das Opfer tötete. Warum? War das nötig gewesen? Hätte er es verhindern können oder sollen?

Die Geißel zog den Geruch des Blutes ein und auch den des Schweißes der beiden Lakaien. Ob das wohl ihre Ghule sind oder nur Blutsklaven? Malik schaute zu, wie die Leiche abtransportiert wurde und überlegte sich gerade den Beiden zu folgen, als das Vögelchen zu ihm geflogen kam und wieder eine neue Stimme zur Schau stellte.

"Soso Mama also, ich muss sagen deine Kinder sehen dir äußerlich jedenfalls nicht ähnlich." Ein leichter Hohn streift in der Stimme von Malik mit, als er auf die Begrüßung von Gretchen reagiert. "Sie müssen dir wirklich etwas bedeuten, wenn du einen Mord vor meinen Augen für sie begehst. Warum hast du ihn getötet?" Der Hohn war immer mehr aus der Stimme des Primogenen gewichen und der letzte Satz war in einer eisigen Kälte gesprochen und er war nun nur noch knapp einen Meter von ihr entfernt.
 
Gretchen blickte überrascht auf, schaute der Geissel mit großen runden Augen ins Gesicht, der Mund ein lautloses "Oh!" des Erstaunens. Dann hatte sie ihre Miene wieder im Griff. Sie hatte bereits vollkommen rationalisiert, dass dies ein notwendiger "Sauberwisch-Mord" gewesen war, der zur Aufrechterhaltung der Maskerade getan werden musste, und das machte auch Sinn. Warum wollte ihr die Geissel Gewissensbisse einreden? Was hatte er davon, wenn sie dadurch geschwächt war? Wollte sie das mit sich machen lassen? - Nein.

Innerlich stählte sie sich, um nicht doch noch Zweifel aufkommen zu lassen und begann zu argumentieren. "Er hatte zu viel gesehen, mein Primogen. Meine beiden Guhle waren bereits zu weit gegangen und ich konnte nicht sicher sein, was sie nicht schon alles ausgeplappert hatten. Ich mag vielleicht zu großzügig und zu weichherzig meinem Kindergarten gegenüber sein, aber ich werde niemals zulassen, dass durch deren Unvorsicht unsere Existenz offenbar oder unsere Gesellschaft einer Gefahr ausgesetzt wird! Wenn ich oder einer meiner Diener unvorsichtig sind, so werde ich mir nie zu fein sein, mir die Fingerchen schmutzig zu machen, um die Maskerade zu wahren!"

Das kam fast einem kleinen Ausbruch gleich, die Vehemenz mit der sich der kleine Mondsplitter hier vor ihm rechtfertigte. Aber auch eine tiefe Überzeugung und Devotion sprach daraus. Sollte Malik die Szene noch einmal vor seinem inneren Auge Revue passieren lassen, so würde ihm auffallen, dass Gretchen keinen Augenblick lang gezögert hatte sondern sofort handelte - und dass der Tod, den sie dem Mann gebracht hatte, eine Gnade war im Vergleich zu dem, was ihre Guhle mit ihm angestellt hätten. Vielleicht war das ja ihre Art, die Tat zu verarbeiten und zu rationalisieren, ohne einen Teil ihrer selbst dabei zu verlieren.

Gretchen richtete sich wieder auf, hob den Kopf. Legte ihn schief und blickte Malik neugierig an.
"Ehrenwerter Primogen, spült uns der Zufall gemeinsam an diesen Strand oder hat unser Treffen heute Nacht eine tiefere Bestimmung, einen inneren Zweck? Ich spüre schon die ganze Nacht den Hauch von..." Pfefferkuchen! "... Bestimmung, Absicht und Endgültigkeit in der Luft. War unser Treffen vorherbestimmt?"

Nunja. Wie sie das Thema wechselte, wusste sie.
 
Malik nickte nur kurz und ging dann an Gretchen vorbei. Ihre Ghule also... Als er bei der Blutlache angekommen war, ging er in die Hocke und streckte seine Hand nach ihr aus. Doch bevor er sie berührte hielt er inne und spürte die schnell entweichende Wärme des Blutes. Was für eine Verschwendung...

"Ich kann dich beruhigen, deine beiden Guhle haben nichts ausgeplappert, sonst hätte ich mich darum gekümmert." Langsam schaute der Schwarze von der Blutlache weg nach oben. Keine Fenster zu sehen...gut! "Vielleicht ist unser Treffen vorbestimmt." Die Geißel schaute wieder auf das Blut und wendete der Malkavianerin immer noch den Rücken zu. Seine Stimme klang etwas Gelangweilt, doch irgendetwas schien hinter dieser Langeweile zu lauern.

"Ein Mord ist in unserer heutigen Zeit nicht mehr so leicht zu verschleiern wie früher. DNA-Spuren, Kameras..." Malik stockte kurz und winkte dann ab. "Du weißt was ich meine und ich bin mir sicher, dass war nicht das erste Mal, dass so etwas passiert“ Kurz schwieg der Ahn und schien über etwas zu grübeln. „München...was war das für eine Spaß-haben-Aktion?" Nun drehte er sich langsam um und schaute sie fragend mit einem leichten Lächeln an. "Und was war das für ein Geschäft mein Vögelchen?"
 
Gretchen knurrte wie ein gereizter Bär, aber dem Primogen war schnell klar, dass nicht er das Ziel ihrer Wut war. "Die beiden Idioten hatten genau dieses Spielchen hier abgezogen, nur, dass ich diesmal nicht dazwischen kam, um weitere Dummheiten zu vereiteln. Sie hatten einem Burschen den Bauch aufgeschlitzt, ihm seine Gedärme in die Hände gedrückt und ihn um die Wette mit der Zeit zum Krankhaus laufen lassen. 100m vor der Notaufnahme brach er zusammen und verblutete - und meine zwei Vollpfosten standen lachend und gröhlend daneben. Anschließend ließen sie sich auch noch bei der Beseitigung der Leiche erwischen und ich musste ein ernstes Wörtchen mit dem zuständigen Wachtmeister reden. Leider war der aber das private Spielzeug des Prinzen selbst... und der legte mir nach einem sehr emotionalen Ausbruch nahe, dass ein Ortswechsel angebracht wäre..."
 
Malik Lächeln verschwand so schnell wie es gekommen war und er richtete sich wieder auf. "Dann solltest du überlegen, ob du sie nicht lieber vernichtest." Die Geißel schaute Gretchen kurz stumm an und winkte sie dann zu sich.
"Und wir sollten wohl auch hier verschwinden, es sei denn du willst das Blut noch wegwischen und mach dir keine Gedanken darüber, dass ich das hier gesehen habe." Mehr sagte der Schwarze nicht dazu und machte sich dann daran den Ort zu verlassen, wenn Gretchen nicht noch saubermachen wollte.

"Also auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole. Was treibt jemanden wie dich nach Finstertal? Ich nehme nicht an, dass du aus reiner Herzensgüte hier her gekommen bis um den einheimischen Kainskindern beizustehen oder? Besonders wenn man in Gesellschaft solcher zwei überaus friedliebender Ghule reist."
 
Gretchen ging tatsächlich zu der Blutpfütze, kniete sich hin und streute mehrere Hände voll Erde vom kleinen Grünstreifen darüber, bis die Erde das Blut aufsog. Dann langte sie in ihre Handtasche, holte eine Illustrierte hervor und kehrte damit die Erde zurück in den Grünstreifen. Ein letzter, kritischer, viel zu erfahrener Blick, ein Nicken. Dann wandte sie sich um, stopfte die Illustrierte in eine Mülltonne, putzte sich die Hände ab und stöckelte zurück zu Malik. Wie selbstverständlich hakte sie sich bei ihm ein und schritt an seiner Seite durch die Nacht.

Leise begann sie zu sprechen, wobei das laute Stakkatoklackern ihrer Stilettos für Zuhörer den Großteil ihrer Worte schlucken würde.

"Finstertal war nur eine von mehreren Optionen, das stimmt. Ich wollte auch tatsächlich einen alten Freund besuchen, der zuletzt hier gewohnt hat, aber unsereins entscheidet nicht anhand solch oberflächlicher Banalitäten, das wissen wir beide, mein Primogen. Was den Ausschlag gab, war die hohe Kriminalitätsrate, fast so hoch wie in Hamburg oder Berlin, aber bei weitem weniger Spieler. Oh, und Kontakte hatte ich hier auch schon. Ich bin ein guter Spieler, in diesem Spiel, ein kleiner Mittelfeldregisseur. Mike und Johnny mögen ihre Nachteile haben, aber sie sind Naturtalente, sie erkennen ihresgleichen und werden von ihresgleichen ebenfalls erkannt, respektiert und gefürchtet. Instinktiv. Ab und an brauchen sie etwas Freilauf, die zwei kleinen Spiegelsplitter, wie kleine Hundewelpen, die sich austoben müssen, und meistens geht das auch ganz gut. Und wenn nicht, ist meistens Mama Gretchen da, um aufzuwischen..."

Gretchen legte den Kopf schief und blickte mit ihren 1,65m schräg zu Malik auf.
"Du bist selbst ein Spieler, mein Primogen. Ich habe deine schwarzen Finger schon gespürt, wie sie Fäden ziehen. Aber Du machst das noch nicht so lange, im Milieu der schweren Jungs, oder? Ich will Dir da nicht hineinwerkeln... aber ich könnte Dir helfen. Ich habe hier ein paar Kontakte und meine zwei Spiegelsplitterchen haben ihre Erfahrungen in der Münchner Unterwelt gemacht. Sie wissen, wie man funkeln muss..."

Gretchen hielt an, stellte sich auf die Zehenspitzen und fischte ein Fussel von Maliks breiter Schulter. Blickte ihm kurz in die Augen. Das Sternenmeer, das sich ihm darin bot machte ihm klar, dass sie selbst auch schon ein gewisses Alter erreicht hatte. Ein Bauchgefühl sagte ihm, dass auch sie schon im dreistelligen Altersbereich angelangt war. Dann unterbrach sie den Blickkontakt, senkte sittsam die Augen, hakte sich wieder bei ihm ein und stöckelte weiter. Sie schwieg, denn sie wartete auf seine Antwort.
 
Malik wartete noch auf Gretchen und schaute ihr dabei zu, wie sie die gröbsten Spuren vernichtete. Wenn sie Glück hatte, würde es dadurch wirklich einige Zeit dauern, wenn sogar ewig, bis man den Ort des Mordes fand.
Als sie sich dann bei ihm einhackte ließ er es geschehen und machte sich dabei auch keine großen Gedanken. Er war zwar jetzt ein Primogen und die Geißel der Stadt, doch war er dies nun wirklich nicht sehr lange und sah sich daher noch nicht auf einem sehr hohen Podest.

Der Schwarze hörte aufmerksam zu und sah nun, dass er seine Begleiterin scheinbar ziemlich falsch eingeschätzt hatte. Nun wahrscheinlich lag dies an ihren vielen Seiten und daran, dass er nicht gerade der Aufmerksamste in den letzten Nächten war.
"Nun ich versuche mich hin und wieder al Spieler, auch wenn es nicht immer so läuft, wie ich es mir wünsche. Doch bin ich es meist sehr schnell leid nur an den Strippen zu ziehen und abzuwarten." Ja Malik hatte nicht gerade viel Gedult, auch wenn sie mit dem Alter zugenommen hatte. "Und hier in Finstertal habe ich mich erst einmal umgesehen. Meine Ämter haben mich in den letzten Nächten sehr in schach gehalten.

Daher ist es eine erfreuliche Begebenheit, dass wir uns heute unter diesen Umständen treffen. In meiner sterblichen Zeit war ich nicht immer sehr verbunden mit dem Gesetz, doch ich nehme an, dass sich seither einiges geändert hat. Es würde mich daher freuen, wenn du mir ein wenig helfen könntest." Malik lächelte nun leicht zu Gretchen hinunter, während sie durch die Nacht liefen.
"Im Gegenzug bin ich dazu bereit meine schützende Hand über dich und deine Ghule zu halten, wenn ihr nicht zu weit geht. Ich bin ja nicht der Sheriff der Domäne, doch natürlich ist es meine Pflicht gegen diejenigen vor zu gehen, die die Ordnung ob kainitische oder menschlich in der Stadt gefährden. Wenn dir also ein Kainit im Zuge deiner Pläne auffällt, der diese Ordnung gefährdet, lass es mich doch wissen." Scheinbar würde Malik Gretchen nicht nur schützen, sondern auch Konkurrenten aus dem Weg räumen, wenn sie ihn darum bat. Keiner sollte schließlich sagen, dass es sich nicht lohnt mit der Geißel einen Packt zu schließen.
 
"Hm... Recht und Ordnung... auf diesem Gebiet bin ich tatsächlich ein wenig schwach... ich habe da zwar einen kleinen Ordnungshüter an der Leine, aber die Konkurrenz ist durchaus groß im Fischpool... als kleiner Fisch muss man da gehörig aufpassen... Wenn ich Dich großen Hai da an meiner Seite hätte, würde ich Dir noch viel lieber in meinem Geschäftsbereich zur Seite stehen als ohnehin schon..."

Und die Schützenhilfe von offizieller Kainskinderseite würde sie natürlich fraglos ebenfalls annehmen. Der Abend entwickelte sich ja hervorragend!
 
"Das ist schön zu hören." der Schwarze lächelte kurz, wobei seine weißen Zähne zum Vorschein kamen, die im klaren Kontraste zu seiner sonst schwarzen Haut standen.

"Du sollst auch wissen, was ich von dir brauche. Ich habe zurzeit kein großes Interesse irgendeine Organisation zu unterstützen oder aufzubauen. Doch wie du sicher weißt, ist die Unterwelt ein perfekter Ort um unterzutauchen oder irgendwelche Anschläge vorzubereiten. Daher will ich meine Ohren auf der Straße haben um solche Leute aufspüren zu können.

Wenn du mir dabei helfen könntest, wäre ich mehr als zu frieden.“
 
Gretchen nickte freundlich. "Das ist doch nahezu selbstverständlich. Wir Kinder des Mondes sollten stets zusammen heulen, ein Chor klingt immer schöner als ein Solist..."


Die nicht mehr all zu junge Malkavianerin im Mädchenkörper schien eine Weile darüber nachzusinnieren. Plötzlich war ihr anzumerken, dass sich ihre Stimmung schon wieder änderte. Ihre Haltung, ihr Gesichtsausdruck wurden viel steifer, kühler. Fast schon... leidender? Nein... das nicht. Aber sie rang mit etwas.
Es war kein schlichtes Ringen, ihr Körper schien mit etwas zu kämpfen und sie schien regelrecht körperliche Schmerzen ob ihrer Gedankengänge zu haben.
Schließlich weichte ihre Haltung erneut auf, eine aufrichtige, besorgte, fürsorgebedürftige junge Frau schien vor Malik zu stehen und in zutraulicher, sanfter, flehender Stimme sprach sie zu ihm:

"Ich wurde aufgefordert, mit einem weiteren Spiegelkind im Chor zu singen. Doch ich fürchte mich davor, Malik. Sein Choral ist ein verschlungener, undurchsichtiger Kanon und er selbst zu alt, um es zu benennen. Er fordert meine Mitarbeit und die kleine Spiegelscherbe Gretchen weiß nicht, wie lange sie dem Spiegelmeister widerstehen kann... er lockt und treibt und fordert und schreit. Und ich biege mich wie eine Weider im Winde und versuche nicht, willenlos zu Boden zu sinken und meine Schwäche in Tränen zu ersticken..."

Gretchen schwieg wieder betroffen. Sie wusste, sie musste Malik mit diesen Worten zutiefst alarmieren.

"In meinen klaren Momenten erkenne ich die Gefahr... ich bin zu oft zu viele Verschiedene, um einen einheitlichen Schutzmechanismus entwickeln zu können, mein Primogen. Er wird stets manchmal funktionieren aber nie perfekt, denn von jetzt auf gleich bin ich eine andere und bin erneut mit einer anderen, frischen Schwäche geschlagen, die er meisterhaft ausnutzt. Noch hat er mich nicht verführt..."

Das 'Aber es wird nicht mehr lange dauern' lag nur all zu deutlich in der Luft.

"... und ich glaube auch nicht, dass er alle meine ichs kontrollieren können wird... doch ich möchte nicht.... Schaden anrichten..."

Gretchen biss sich auf die Lippen.
Wieder durchlief ein Zittern diesen scheinbar jungen Körper der dem Nacktposter einer Zeitschrift mit pubertärem Zielpublikum entsprungen hätte sein können.
Das Verhalten der Malkavianerin war nun kühl, kalt, geschäftlich. Fordernd.

"Wie kann ich gegen einen Alten bestehen, der MICH fordert, der von mir verlangt, auf seiner Seite zu stehen?!
Wer kann mir helfen, Malik?
Du bist mein Primogen, Du musst mir helfen! Wie können wir uns ihm entsagen? Nicht mehr lange, und er fordert Dich!"
 
Gretchen hatte Recht, sie beunruhigte Malik stark, doch war dieser zu Stolz dies zu zeigen. Als sie ihn um Hilfe bat und nach einem Weg fragte den Alten zu wiederstehen, lächelte der Primogen traurig und gleichzeitig anerkennend in sich hinein. Das Schmuckstück muss Karl scheinbar ganz schön aus dem Konzept bringen...Er schaute zu der Malkavianerin an seiner Seite. Nur kann ich ihr nicht wirklich davon erzählen...

"Ich nehme an, du meinst Karl mit dem Anderen." Der Schwarze stockte kurz. "Damit meine ich den Gitarrenspieler von Gestern. Ich hätte nicht gedacht, dass er so schnell wieder in Aktion tritt." Die Geißel schien kurz zu grübeln und sprach dann weiter.

"Wenn die Welle über uns beiden zusammenbricht, können wir nur eins tun und zwar mit dem Strom schwimmen. Keiner von uns hat alleine die Kraft stehen zu bleiben und ihr zu trotzen. Er ist nicht allwissend Gretchen, auch wenn er vielleicht sehr viel weiß. Schwimm mit dem Strom und warte dann auf eine Gelegenheit dich ans Ufer zu retten.
Ich weiß nicht was er vorhat, doch ich werde es herausfinden und dann werde ich entscheiden, ob er vernichtet werden muss oder einfach ein weiterer Splitter ist, der wie so viele andere versuchen das große Bild wieder zusammen zu setzten. Wenn er wirklich nur ein Gehennaprophet ist, so soll er seine Worte nach draußen Schreien und du wirst sehen, dass sie irgendwann verhallen werden." Damit war schon mal klar, dass die Geißel nicht wirklich an Gehenna glaubte.

"Es ist gut, dass du zu mir gekommen bist und ich würde dich darum bitte, es wieder zu tun, wenn er etwas von dir verlangt. Falls er wirklich einen Sturm entfesseln will, sind wir vielleicht die einzigen, die lange genug bestehen können um die Domäne zu retten." Und da war auch wieder Maliks unerschütterliches Selbstvertrauen, was wie ein Panzer ihn umgab. Doch auch wenn Panzer schützen, so können sie auch blind machen.

"Es gibt Wege sich gegen seine Einflüsterungen zu schützen, doch sie machen dich auch Blind. Leider kann ich dir nicht sagen, was das für Wege sind oder sie mit dir Teilen, da ich selbst erst seit kurzem über diese Macht verfüge und sie nicht einmal meine eigene ist. Vielleicht kann ich in ein paar Nächten mehr sagen." Malik musste sich nun unbedingt noch einmal das Amulett ansehen.

"Doch hab vertrauen Gretchen, wir werden am Ende immer noch hier sein." Dann blieb der Ahn stehen und schaute zu ihr hinunter. „Sag einmal, wie viel weißt du über das Wahnsinnsnetzwerk und bist du schon in ihm gewandert?“
 
"Du meinst die Kanäle des Wahnsinns die zwischen uns pulsieren und fließen?
Bei meinem Eintreffen hier in Finstertal hast Du mich darüber gerufen und ich bin gefolgt. In einem wesentlich geringeren Maß existieren sie auch zwischen uns Malkavianer-Domitoren und unseren Guhlen... ab und an rufe ich darüber meine Jungs zurück an die Leine, aber mit anderen Mondskindern kommuniziere ich nur sehr... unzureichend... bisher... Es ist irgendwie... so privat... als würdest Du ohne anzuklopfen in jemandes Schlafzimmer stehen..." Gretchen sinnierte kurz.
"Aber ich glaube ich könnte das... ja..."
 
"Genau das meine ich." Malik ging wieder weiter und schwieg kurz. Irgendwie hatte er gerade den Faden verloren...doch dann konnte er ihn wieder aufgreifen.

"Es ist nur eine Idee, doch ich glaube, das darin der Schlüssel liegt, wie wir ihn vielleicht besiegen...nein nicht besiegen...eher überwinden können. Die letzten Male hat er immer versucht uns geistig zu erreichen und ich bin mir sicher, dass er dazu das Netzwerk benutzt. Der Vorteil den wir gegenüber den anderen Kainiten haben, ist das wir uns der Existenz dieser Verbindung bewusst sind. Einige andere wissen vielleicht auch darüber Bescheid, doch werden sie es nie wie wir begreifen...

Was ich sagen will ist, dass selbst er in diesem Netzwerk nur ein Fisch im Ozean ist, ein ziemlich großer Fisch zwar, doch im Großen und Ganzen gesehen ist er auch nur ein Fisch. Wenn wir es schaffen genug kleine Fische zu sammeln, sind wir vielleicht Fähig ihn zurück zu drängen, so dass er uns erst einmal nicht überwinden kann." Der Ahn zuckte mit den Schultern. "Wie gesagt, es ist eine Idee."

"Wie war es, als er dich gefragt hat, ob du mit ihm singst?"
 
"Nun, zuerst einmal hat einen Helfer vorgeschickt, mit mir zu verhandeln, diesen Yoshida Adrian-San. Es scheint wohl, als sei sich der schon sicher, dass er für den Glitzerspiegel als Spiegelscherbe arbeiten möchte... ihm gegenüber habe ich mich abwägend verhalten, doch dann hat... Karl nanntest Du ihn?... dann hat Karl direkt in mir gesprochen. Meinen Hunger geweckt... und...mir genau das vor die Nase gehängt, auf das ich gerade Appetit hatte. Er ist gut... er ist so verdammt gut..."
 
"Adrian also." überraschender Weise schwang eine gewisse Trauer in Maliks Stimme mit, als er den Namen sagte. Jeder den ich achte verrät mich also über kurz oder lang...

"Karl ist ein harter Brocken und wie gesagt, bin ich mir selber noch nicht sicher, ob er ein Gegner ist oder ein Freund. Daher müssen wir vorsichtig sein." Die Geißel schwieg wieder kurz und fuhr dann in einem unbeschwerten Ton fort.

"Also, was sind deine Pläne für die finstertaler Unterwelt?" Der Schwarze war sich zwar nicht sicher, ob Gretchen ihn alles erzählen würde, doch hatte er gerade keine Lust mehr über den Alten zu reden.
 
Gretchen hörte zu, blieb ruhig und gruselte sich. Der Primogen sprach da so ganz beiläufig darüber, dass da ein Uralter eben mal in der Stadt war! Entweder wollte er sich profilieren und durch sein Verhalten behaupten, er hätte keine Angst, oder er war dumm genug, tatsächlich keine zu haben!

Dann wechselte Malik jedoch das Thema und brachte die Sprache auf dei Geschäfte in Finstertal.
Gretchen kickte eine auf den Gehweg gefallene Eichel aus dem Weg - eine Geste, die gerade wegen ihrer Kleidung und der noblen Schuhe seltsam fehl am Platz wirkte.
"Nun, ich möchte hier weiter Fuß fassen. Kontakte knüpfen, alte wiederbeleben. Das Übliche. Wenn meine zwei Schlägertrottel sich nicht gerade dämlich anstellen, dann sind sie eigentlich recht gut darin, Leute ihres Schlages anzuziehen und zu führen. Und mit ein bißchen Fingerspitzengefühl für die Ordnungsbehörden kann man da sicherlich einiges drehen, denke ich.
Erst einmal muss ich jedoch herausfinden, wie die Zuständigkeiten bisher verteilt sind - und wo ich Platz finden kann. Ich bin dabei relativ variabel: Ich kann nahezu alles machen, ob nun Drogen beschaffen und verticken, Schutzgelderpressung, Waffenhandel... ich habe da ein knappes Jahrhundert Erfahrung. Wobei... das mit dem Waffenhandel sollte ich hier lieber gar nicht erst beginnen. Dazu hat Finstertal ganz eigene Regeln..."

Grete blickte dem schwarzen Malkavianer in die Augen.
"Wenn Du fragst und das wissen möchtest, hast Du eigene Pläne. Wie stellst Du Dir eine Zusammenarbeit vor?"

Irgendwie war ihr gerade nach Direktheit zu Mute.
 
"Ich will ein paar Ohren auf der Straße. An dem großem Business bin ich nicht interessiert. Vielleicht kann ich mir einige Beutelschneider gefügig machen oder ich hole mir eine kleine Organisation oder so. Ich habe gehört, die Russen sind hier und auch das Cali-Kartell hat hier einige Leute. Falls es möglich wäre dort eine kleine Gruppe zu kontrollieren oder vielleicht mit Hilfe eines anderen Kainiten die gesamte Organisation, wäre mir sehr geholfen."
Nach kleinem Business hörte sich das zwar schon nicht mehr an, jedoch war Malik auch schon ein Ahn seines Clanes und so fiel klein eben manchmal etwas größer aus.

"Da ich aber kaum Zeit haben werde, alleine diese Organisationen zu beobachten und zu übernehmen, wäre etwas Hilfe nicht schlecht. Außerdem wirkt es nicht gerade vertrauensvoll, wenn die Geißel über so eine Organisation direkt herrscht." Malik hatte den Blick von Gretchen die gesamte Zeit erwidert und nun lächelte er verwegen.

"Kurz gesagt, ich will dich an der Spitze und mich im Schatten."
 
Gretchen lauschte wieder aufmerksam und blickte Malik dabei mit einer so hohen Intensität an, dass es fast schon wie ein Starren wirkte. Was er ihr anbot klang auf den ersten Blick verlockend und auf den zweiten abschreckend.

Was Du möchtest, Malik, ist mich als Prellbock zwischen Dir und dem anrollenden Rapetrain, falls etwas schief geht... eine kleine, glitzernde Spiegelscherbe, die das Auge der Gegner ablenkt und Dich unbemerkt im Schatten versteckt stehen lässt...

"Der Mond lacht in unser beider Blut, deshalb ist es nur zu recht, dass wir eine Zusammenarbeit anstreben. Das Verständnis, das wir einander gegenüber aufbringen können, wird kein anderer Clan erreichen. Du möchtest eine Führungspersönlichkeit, hinter der Du im Schatten stehen und die Fäden ziehen kannst. Aber bedenke, dass ich das nicht bin. Ich bin vieles auf einmal und abwechselnd aber nie nur eine Persönlichkeit. Ich bin selbst ein Puppenspieler mit einer ganzen Kiste voller verschiedener Gretchens, die er zu den jeweils passendsten und unpassendsten Momenten hervorholt und tanzen lässt, um das Auge des Betrachter abzulenken und wo anders zu handeln und zu agieren. Ich kann repräsentativ und vorzeigbar sein aber nie nur auf eine Art, wie sie andere Clans als angebracht empfinden würden, sondern stets nur auf meine - unsere - eigene."

Gretchen blickte wieder tief in Maliks Augen, ihr Geist schien den seinen ganz kurz zu streicheln, zu stimulieren.

"Wenn Du mich hier um Hilfe bittest, bin ich die letzte, die das ablehnen wird. Du bist mein Primogen und von meinem Blut. Wir sind im Wahnsinn verwandter als es Geschwister körperlich je sein könnten. Ich werde selbst beginnen, eine Organisation aufzubauen und mit anderen Organisationen ein paar Gefälligkeiten auszutauschen. Ich werde stets schwanken, zwischen unsichtbar im Hintergrund stehen und schillernder, nicht ernst zu nehmender Führungspersönlichkeit. Das ist meine Natur. Wenn Du als Patron Deine Hand über mich halten möchtest um von meinem Wissen und meiner Aktivität zu profitieren, nehme ich dies gerne an."
 
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