11.4.04 - Memento mori

Während im Hintergrund gerade halblaut Carlos Peron mit 'More Sweet Torture' läuft, krault Meyye mit flinken Fingern einmal Tatjanas Hals bis nach hinter die Ohren (wobei sie aufpaßt, dem verletzten nicht zu nahe zu kommen) und mit der anderen Hand über ihre Brust. Zufrieden sieht sie, dass sich ihre Freundin wohlfühlt und muß kichern, als sie trotz reflexhaftem, aber eben zu spätem Kopfwenden abgeschleckt wird. Und irgendwie ist sie auch gerührt von diesem wölfischen Liebesbeweis. "Vollschlabbern gilt nicht." sagt sie grinsend und fährt fort mit ihrem Tun, das sie durchaus noch bis Sonnenaufgang durchhalten kann. Allzu lange haben sie bis dahin ja auch nicht mehr.
 
Es war einfach herrlich so eine Nacht ausklingen zu lassen. Meyye merkte, dass es wohl sehr bald wieder heller werden würde. Tatjana hob ihren Kopf, sprang vom Sofa und stand recht schnell wieder als Mädchen vor ihr. "Danke nochmal für alles! Ich geh dann noch duschen ... Sie lächelte und sah zu ihrer Freundin. "Wenn du dann immer so daliegst habe ich jedesmal Angst, dass du nicht mehr aufwachen würdest ..." Den letzten Satz sagte sie sehr leise.
 
Tatjana spürt es wohl, wie Meyyes Bewegungen, mit denen sie ihr über das Fell streicht und ihre kraulenden Finger ein wenig fahriger werden, während die Müdigkeit heraufdämmert, die der Tag zu ihresgleichen bringt. Gerade erscheint der Gedanke, dass sie jetzt wirklich aufhören muß, wenn sie nich mittendrin umfallen will, als die Wölfin sich erhebt und verwandelt. "Ich heut abend duschen." erwidert sie und macht sich daran, die Hose loszuwerden.

Darin hält sie doch nochmal inne, als sie den leisen Nachsatz hört und wieder aufsieht. Sie hat diese Gerüchte gehört über Ahnen, die sich in eine lange Starre begeben haben um Jahrhunderte zu verschlafen. Aber selbst wenn das wahr ist und sie sich vorstellen kann, dass sie dem Nachtleben ebenfalls einmal so überdrüssig sein könnte, Tatjana wird wohl nicht mehr erleben, dass es soweit kommt. "Darüber mach dir mal keine Sorgen. Dass ich wieder aufwache ist sicherer als bei den meisten Lebenden." sagt sie trocken und glaubt, die Sonnenstrahlen auf die Wand des Gebäudes fallen zu fühlen wie Blei. Zumindest ihre Augenlider fühlen sich so an. Schnell und ungeschickt streift sie die Hose ab und legt sich hin. "Heut abend bin ich wieder da..." sagt sie, schon im Halbschlaf.
 
Tatjana half Meyye noch rechtzeitig aus der Hose herauszukommen. Leise sagte sie noch. " ... und ich freu mich schon darauf ..." Sie nahm eine Decke und deckte ihre Freundin damit zu. Das machte sie oft. Dann drehte sie die Musik etwas lauter, zog sich aus und ging ins Bad. Nach einer ausgiebigen Dusche hörte sie noch etwas Musik, machte dann die Stereoanlage aus ... Wieder ging ihr Blick zu Meyye. Ob sie wohl träumte?

Dann setzte sie sich auf das Bett, kuschelte sich in die Decke und schlief schon bald ein.
 
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